Tilla hatte lieber die Hände frei. Aber Niki hatte ihr diesen Korb regelrecht aufgedrängt. Äpfel, Birnen und Weintrauben sowie Mandeln, Nüsse und Rosinen sollte sie besorgen. Niki hatte von einem Sklaven ein Rezept bekommen und das wollte die Köchin nun unbedingt ausprobieren, 'Obstsalat' nannte man es. Die Köchin hatte mitkommen wollen und sie in letzter Minute alleine losgeschickt. Tilla lächelte still in sich hinein. Das Fehlen der Köchin passte ihr gut. Endlich wieder ganz alleine rausgehen. Eine Hand in der Nähe des kleinen Messer haltend, welches sie unter ihrem Umhang am Gürtel trug, eilte sie zum mercatus urbis und sah sich um. Nun, wo war dieser Händler? Tilla setzte die Ellenbogen einige Male unsanft ein, um durch das Gedränge zu kommen und eilte flink sogleich von dannen, um das Geschimpfe nicht zu hören. Ach herrjeh... warum musste es so voll sein. Und sie so klein? Sie wünschte sich die Fähigkeit an den zusammenhängenden Hauswänden entlangkrabbeln zu können... wie eine Spinne.. wie eine Fliege von Ort zu Ort zu fliegen.. Bums!! Tilla stiess mit einer Frau zusammen, stolperte und schreckte zurück. Herrjeh!! Wo war sie nur mit ihrer Aufmerksamkeit? Erschrocken sah sie die Frau an, dann jedoch überzog ein breites Lächeln ihr Gesicht. Bridhe? Du bist es? Entschuldige... es ging alles so schnell. Tilla sah Bridhe forschend an. Alles in Ordnung? Ich wollte dir nicht wehtun... entschuldige. beteuerte Tilla noch einmal, selbst noch etwas erschrocken, dass sie mit ihren Gedanken woanders gewesen war. Mit Bridhe zusammen bildete sie eine kleine Insel, die die Passanten nun umkurven mussten.
Zum Einkaufen einen Korb...
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Ich hatte die Gelegenheit an diesem Morgen genutzt, um endlich einmal wieder aus der Villa zu kommen. Ein Gang über den Markt, bei dem ich die verschiedensten Dinge einkaufen sollte, würde mir sicher gut tun und tröge sicher auch dazu bei, mir die Gedanken zu vertreiben. Immer lag noch so vieles im Argen! Die letzten Wochen, so mußte ich wirklich gestehen, waren die schlimmsten in meinem Leben gewesen. Ich hatte wirklich alles verloren, was mir wichtig gewesen war. Ich stand vor dem Aus, immer noch oder vielleicht schon wieder. Erst vor einigen Tagen, hatte mich Luca aus dem Wasser gesfischt, da ich meinem Leben in dieser Welt, ein Ende setzen wollte.
Gedankenverloren schlenderte ich über den Markt und ließ meine Blicke schweifen, über die exotischsten Obst- und Gemüsesorten, Kräuter und Gewürze. Ich liebte die Gewürzstände. Deren Duft verzauberten mich immer und ließen mich in ein niegesehenes fremdes Land entfliehen. Gerade hatte ich meine Augen geschlossen und wollte diesen intensiven Duft des sternartigen Gewürzes einatemen, als ich beinahe umgerempelt wurde. Konnten die Leute denn nicht ein wenig aufpassen? Ich hatte mich so erschrocken, daß ich beinahe rücklings umgefallen wäre! Nur durch gutes Glück, konnte ich mich auf den Beinen halten.
Kannst du nicht aufpassen! schrie ich mürrisch. Doch als ich mir den "Übeltäter" genauer betrachtete, erkannte ich in ihr das Mächen aus der Villa Aurelia, die ich kürzlich erst auf dem Sklavenmarkt gesehen hatte. Jetzt war es mir wieder peinlich, so aufbrausend gewesen zu sein.
Oh, Tilla! Entschuldige bitte. Ich hätte ja auch die Augen aufmachen können! Was machst du denn hier?
Ich lächelte verlegen und war doch froh, von ihr getroffen worden zu sein. Endlich hätte ich einmal die Gelegenheit, mit jemandem zu sprechen, der nicht zur Villa Flavia gehörte! -
Sie schreckte über den zornigen Ausruf zusammen, zog instinktiv den lästigen Korb näher an sich heran. Dann endlich erkannte Bridhe sie. Tilla lächelte zaghaft, sich noch nicht ganz sicher fühlend und atmete tief durch, um das bisschen aufsteigende Panik zu unterdrücken. Die Stelle, wo sie standen gefiel ihr absolut nicht. Erstens zu voll, zweitens zu eng und drittens zu laut. Da kamen auch schon diejenigen entgegen, die sie unsanft angestupst hatte, zeigten eine ungehaltene Miene. Tilla verzog das Gesicht. Nein, hier konnte sie ihrer zufälligen Begegnung nicht antworten. Komm... winkte sie Bridhe, deutete auf eine leerstehende Gasse und bahnte einen Weg zu diesem Ziel, darauf hoffend, dass Bridhe nachkommen würde. Im Gegensatz zur proppenvollen Straße war eine leere Gasse schon viel besser. Lud regelrecht zum Spazierengehen und tief Luft holen ein. Tilla drehte sich wieder zu der Älteren um und begann zu gebärden, wobei sie dies langsam tat. Auch damit Bridhe sie verstand. Einkaufen soll ich. Sogar mit Korb. Tilla verdrehte genervt die Augen, stellte den Korb ab. Ihre Hände zogen die Tafel hervor auf denen Abbildungen zu sehen waren, was sie einkaufen sollte. Laut Niki sollte sie diese Bilder dem Händler vorzeigen und sie würde es bekommen. Für die Küche. Neues Rezept. Köchin macht Obstsalat.. Das letzte Wort stand übrigens unter den Wörtern auf der Tafel, fasste das Endergebnis zusammen. Und was machst du? fragte Tilla die Ältere, legte den Kopf schief.
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Die Ärmste! Ich hatte sie richtig erschrocken! Doch dann begann sie, wenn auch nur zaghaft, wieder zu lächeln. Sie bedeutete mir, ihr zu folgen. Ja, das hier war wirklich kein guter Platz, um einen Plausch zu halten! So folgte ich ihr zu einem weitaus ruhigeren Platz,wo wir nicht von der Hektik der Einkaufenden mitgerissen wurden.
Auf ihrer Wachstafel konnte ich sehen, was sie einkaufen sollte. Obstsalat? Nie gehört! Aber gut, vielleicht war ja ihr Koch auch so eine Art Künstler. Doch jemanden einen Menschen wie Attalus zu wünschen, hieß, jemanden böses zu wollen. Dieser Mann war die Strafe der Götter!Ach weißt du, ich muß verschieden Sachen besorgen und ich darf mir auch neue Papyrusblätter besorgen.
Darauf war ich besonders stolz! Offenbar hattes es Aquilius gegfallen, daß ich meine Lieder aus der Heimat aufschrieb und sie ihm gelegentlich auch vorsang. In der letzten Zeit hatte sich meine Situation an sich verbessert, doch ich konnte die neuen Vorzüge nicht wirklich genießen!
Was hätte ich darum gegeben,eines morgens aufzuwachen und alle meine Gedanken und Erinnerungen wären verschwunden! Dann hätte ich noch einmal von Neuem anfangen können, völlig zwanglos und unbefangen. -
Boah. Hast du es gut. Das würd ich auch gerne haben. Zum Bilder und Menschen zeichnen. staunte Tilla, blickte auf ihre Wachstafel hinunter. papyrus bekam sie nur selten in die Finger, musste sich eigentlich immer mit den Tafeln abfinden, die sie vom Haus der Aurelier zur Verfügung gestellt bekam. Wenn sie papyrus in die Finger bekommen würde, dann würde sie auch viel öfter zeichnen und skizzieren: was sie sah, wie sie ihre Umwelt wahrnahm, die Augenblicke festhalten, die immer viel zu kurz waren. Und was machst du damit? fragte sie bei der Älteren nach. Sie erinnerte sich an eine Bemerkung Nikis, dass es höflich wäre andere zu fragen, wie es ihnen ginge. Kurz kaute Tilla auf den Lippen. Bridhe kannte sie auch nicht so gut. Gibt es etwas Neues von Euch... ähh... dir?? umschiffte sie mit ihren Gebärden die spitze Klippe. Sie entdeckte bei näherem Umsehen eine leergefegte Treppe. Dort konnte man sicher Pause halten, oder? Kurzerhand folgte Tilla ihren Impulsen, nahm ein dunkles Tuch aus dem Korb und legte es auf der Treppe aus. Komm... forderte sie erneut die Ältere auf, klopfte auf die zugedeckten Stufen und nahm mit dem Korb auf der einen Hälfte Platz, während die andere für Bridhe frei blieb. Ist noch gar nicht so lange her. Das Treffen. Jungen Mann namens Cnaeus. Was macht die 'Katze?' Tilla war nicht bewusst, dass Bridhe den Spitznamen für Micipsas noch nicht kannte.
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Es schmeichelte mir ein wenig, wie erstaunt sie war, daß ich mir Papyrus kaufen durfte. Ich beschloß kurzfristig, ihr nachher, wenn ich mir welches gekauft hätte, einen Bogen zu schenken. Es war doch schön, jemanden eine Freude machen zu können, auch wenn ich sie (noch) nicht so gut kannte.
Wir setzten uns auf eine Treppenstufe und unterhielten uns weiter.Ich schreibe meine Lieder von zu Hause auf, damit ich sie nicht vergesse. antwortete ich ihr und sah dabei vielleicht etwas stolz und gleichzeitig geheimnisvoll aus.
Doch ihre nächste Frage wollte mich schier aus der Bahn werfen! Sofort verfinsterte sich mein Blick und meine Traurigkeit und Verzweiflung, die mir die letzten Tage schon anheim war, trat wieder zu Tage. Aber woher sollte sie auch wissen, was geschehen war? Sie kannte mich schließlich nur als die freundliche, lebensfrohe Bridhe, die mit Severus befreundet war. Doch die Bridhe, die alles verloren hatte und bereits am Tor zur Anderswelt angeklopft hatte, kannte sie nicht.Etwas neues? Von uns, Luca... und der Katze?
Geistesabwesend sah ich sie an und erst die Katze, rüttelte mich wieder auf.
Welche Katze? fragte ich völlig ahnungslos.
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Lieder? Das Thema Musik war Tilla gänzlich unbekannt. Kam sie doch nur selten damit in Berührung. Durfte noch nicht einmal Fanfare spielen. Eben weil sie das Instrument noch nicht richtig spielen gelernt hatte. Eine Flöte hatte sie schon mal gehört, aber auch dieses Instrument gelangte nicht in ihre Hände. Pfeifst du die? Mit den Lippen? Sie deutete auf ihre Lippen, formte ein stummes 'o' bzw 'u'. Das Lippenbild sah gleich aus. Da sie zugleich auch Bridhes Mimik beobachtete, um ja nichts mitteilsames zu verpassen, bemerkte sie deren Stimmungsumschwung. Tilla befürchtete sogleich etwas falsches 'gezeigt' zu haben, fand an ihren Gebärden nichts 'schlimmes' und legte den Kopf schief.
Über die Irritation der Älteren schmunzelte sie verschmitzt. Die 'Katze'. Der schwarze Mann. Gekauft für eure Villa. Sagte Cnaeus, der nette junge Mann. Um Bridhe noch ein paar Anhaltspunkte über das letzte Treffen zu geben, fuhr sie fort. Auf dem Sklavenmarkt. Er hat mir eine Wurst spendiert. Und du hast getrunken aus seiner Flasche. Sie zog die Stirn in Falten, sah die Gasse hoch und runter. Die 'Katze' wird nun dein Aufpasser sein? Ist er hier? Cnaeus hat auch viel gefragt über Theater bei meinem Herrn. Jetzt war ihr Errinnerungsvorrat erschöpft. Nun war die andere Frau dran. Irgendwie dachte sie gerne an Cnaeus zurück. Aber jetzt saß sie bei Bridhe. -
Oh, nein nicht pfeifen! Ich singe sie. gab ich ihr zur Antwort.
Ich schrieb den Text der Lieder auf. Da sie in gaelischer Sprache waren, schrieb ich sie so auf, wie ich sie aussprach. Mein Volk kannte die Tradition des Aufschreibens nicht, alles wurde nur mündlich überliefert. Mittlerweile hatte ich auch damit begonnen, die Texte zu übersetzen.Ich konnte es nicht verbergen, daß nicht alles in Ordnung war und Tilla hatte meinen Stimmungswandel bemerkt. Doch sie überspielte dies, indem sie mir zu erklären versuchte, wer oder was die Katze war.
Ach so, Micipsa meinst du!
Jetzt erinnerte ich mich wieder! Genau, der Morgen, an dem wir uns auf dem Sklavenmarkt getroffen hatten. Luca war auch da gewesen und er hatte seine Späße über den schwarzen Sklaven gemacht. Er meinte, er würde nun mein neuer Aufpasser werden. Ob er da recht hatte, wagte ich da noch zu bezweifeln. Zu diesem Zeitpunkt war für mich die Welt zumindest fast noch in Ordnung. Nun war ich dankbar, daß Micipsa da war.
Ähm, ja Micipsa ist auch irgendwo. Wir treffen uns später wieder.
Wieder machte sich der betrübte Ausdruck auf meinem Gesicht breit. Wäre Luca nicht gewesen, wäre ich jetzt tot. Wäre Luca nicht gewesen, wäre ich jetzt frei von allem!
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Sie sang die Lieder und schrieb sie demnach auch noch auf papyrus auf. Ahso. Na denn... Cadhla singt auch. Nur verstehen tue ich ihre Lieder nicht. Es klingt jedenfalls schön. erwiderte Tilla. Und nickte eifrig als Bridhe begriffen hatte, wen sie meinte. Ja, den meine ich. Er sieht einer schwarzen Katze sehr ähnlich... versuchte sie Bridhe aufzumuntern. Leider musste ich dann auch schon wieder gehen. Hat Cnaeus noch viel gefragt wegen dem Theater? Bei uns im Haus? Sollte sie ihr verraten, dass sie Severus nun getroffen und in die 'dreidreidrei' sprich den alten Pferdestall eingeladen hatte? Die 'Katze' ist hier? Ja.. die anderen sollen auch irgendwo sein. Eigentlich sollte auch Cadhla mitkommen, aber die wurde aufgehalten.. ebenso die Köchin, die mir den Händler zeigen wollte. Jetzt bin ich alleine hier. 'plauderte' Tilla munter drauflos und fügte letztendlich hinzu was sie bemerkt hatte. Was ist los? Gehts dir nicht gut?
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Die vielen Menschen machten ihn ein klein wenig nervös. Wie ertrugen die Leute hier nur dieses Getümmel, den Lärm, die Vermischung unterschiedlichster zumeist wenig ansprechender Gerüche. Und das jeden Tag. Micipsa schüttelte resignierend den Kopf. Rom war eben doch eine andere Nummer als eine Provinzstadt in Africa. Größer, sicher; aber eben auch schmutziger, nervenaufreibender, gefährlicher.
Der Sklave hatte - mit Erlaubnis, man könnte auch sagen auf Anweisung – die villa flavia verlassen und sich auf den Weg gemacht. Man erwarte von ihm, sich künftig einigermaßen in der Stadt auszukennen, hatte man ihm gesagt. Und da seine Sklavenkollegin Bridhe sowieso Verschiedenes erledigen musste, hatte er sich ihr kurzerhand angeschlossen.
Er war nun also an den Ort zurückgekehrt, an dem seine bisherigen Erlebnisse in Rom seinen Ausgangspunkt genommen hatten: Die städtischen Märkte.
Zumindest war es für ihn verhältnismäßig einfach, sich durch die Menschenmassen zu drängen. Manche Marktbesucher wichen dem bedrohlich wirkenden Mann frühzeitig aus. Und wenn nicht, sah Micipsa auch kein Problem darin, ein bisschen mit seinen Armen und Beinen nachzuhelfen.Was ihn aber vor allem nervte, waren diejenigen unter den Händlern, Käufern und Herumtreibern, die ihn erstaunt anstarrten und mit dem Finger auf ihn zeigten.
Was sahen denn diese Leute in ihm? Ein wildes Tier? Eines dieser exotischen Viecher, die sie üblicherweise bei ihren merwürdigen Festen und Spielen zur Schau stellten?
Nein, hier gefiel es ihm nicht wirklich. Er versuchte deshalb, sich etwas von den größten Menschenansammlungen zu entfernen und schaute sich nach Bridhe um. -
Ach weißt du Tilla, es ist viel passiert, seit dem Samhain-Fest! antwortete ich ihr. Aber sollte ich weiter erzählen? Sie war doch immerhin fast eine Fremde für mich! Doch manchmal ist es gut, Personen, die einem nicht so nahe stehen, seine Sorgen mitzuteilen. So entschloß ich mich, weiter zu erzählen.
Ich hatte mit Severus einen Streit und jetzt sind wir nicht mehr zusammen. begann ich zu schluchzen. Ich war mir noch nicht ganz sicher, ob ich ihr die ganze Geschichte erzählen sollte, denn das alles war schließlich sehr persönlich.
Wieder schaute ich in ihr Gesicht. Sie war so nett! Sollte ich sie wirklich mit meinen Sorgen behelligen?
Nach Cnaeus hatte sie sich erkundingt. Das wäre eine gute Gelegenheit, um von mir abzulenken.Cnaeus? Ach Luca meinst du! Nun, nach dem Theater hat er nicht mehr gefragt, doch ich glaube, er mag dich! Kommt ihr zu den Saturnalien auch zu uns? Dann wirst du ihn ja wiedersehen!
Ich hatte am Rande mitbekommen, daß man einige Familien zum Saturnalienfest eingeladen hatte, unter anderem auch die Aurelier.
Mein Blick wandte sich wieder zu dem Menschenstrom, der etwas weiter von uns vorbei zog. Unübersehbar erkannte ich darin Micipsa, der sich durch seine Größe und sein Aussehen erheblich von der Masse abhob. Es schien so, als hielt er Ausschau nach mir.He, Micipsa! hier drüben bin ich! rief ich und begann mit beiden Armen zu winken.
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Tilla spitzte die Ohren. Streit mit Severus? Sie selbst wusste dank ihrem allerallerersten Metrausch nicht mehr, dass Bridhe beim Samhainfest ums Feuer tanzte, weil sie Fliegenpilz gegessen hatte. Zusammen sein? Oh.. ich.. mhm.. wart ihr.. Sie suchte nach dem richtigen Wort, runzelte die Stirn. ..öhm.. ein Paar? Jetzt.. keines mehr? Keinesfalls wollte sie die Aufmerksamkeit von Severus auf sich lenken. Nur.. somit war dieses Wissen jetzt ganz nützlich für das Treffen mit ihm. Nun heulte die Ältere. Und jetzt? Sollte sie sie trösten? Ist er.. sehr sauer? Vorsichtig legte sie eine Hand auf Bridhes Rücken, streichelte drüber hinweg und zog die Hand nach einer Weile zurück. Ihre Wangen röteten sich vor Verlegenheit. Wie? Der junge Mann mochte sie? Och komm... Luca hiess er auch noch, dass gefiel ihr besser als Cnaeus und er war die dritte ihr bekannte Person, dessen Namen mit einem 'C' als Anfangsbuchstaben begann. Echt wahr? Das.. das.. das ist schön zu wissen. 'stotterte' sie nun langsamer gebärdend. Saturn.. was? Aale? Ach.. die Saturnalien!!! Keine Ahnung.. ich hab nichts von einer Einladung zu Euch gehört. Öhm.. bestimmt ist er das.. also bei dem Fest meine ich. Herrjeh! Ihr Blick huschte zu der Menschenmenge, der sie vorhin entflohen waren, erfasste die 'Katze'. Da war er ja. Zurück zu Bridhe schauend zuppelte Tilla ein dunkelgraues Taschentuch hervor, reichte es ihr entgegen. Da.. für dich... deine Tränen. Tut mir leid, Ich fand.. ihn.. ehm.. ganz nett. Lesen kann er ganz gut.
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Micipsa hörte sie seinen Namen rufen und sah sich um. Es dauerte aber noch eine Weile bis er sie dann doch ausfindig gemacht hatte.
Auf einer kleinen Treppe etwas abseits des Gedränges hatte sich Bridhe neben einem jungen Mädchen niedergelassen.Er ging die Gasse entlang, bís er schließlich vor ihnen stand.
"Puh, endlich draußen aus dem Gewühl. Ich hoffe, ich störe euch nicht."
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Ja, wir waren ein Paar! antwortete ich Tilla und war beinahe den Tränen nahe.
Gerade erst hatte ich mir eine Träne aus dem Auge gewischt, als er plötzlich vor uns stand.
Schön das du uns gefunden hast, Micipsa.
Micipsa war zwar erst kurz in der Villa, doch wußte ich nicht, in wieweit er über die Geschehnisse der letzten Tage unterrichtet war. Sicherlich hatte es die Runde im ganzen Haus gemacht. Stell dir vor, Bridhe wollte sich umbringen! Er hatte mir gegenüber keinerlei Bemerkungen diesbezüglich gemacht. Doch vielleicht tat er das auch nur aus reiner Höflichkeit heraus.Als erstes stellte ich die Beiden miteinander vor und versuchte dabei wieder etwas freundlicher zu schauen.
Tilla, das ist Micipsa! Er ist neu bei uns im Haus. Micipsa, das hier ist Tilla. Tilla arbeitet bei den Aureliern und wir kennen uns von einem, nein, genauer gesagt von zwei Festen her. Ach ja, und Tilla kann leider nicht sprechen. Du mußt ihren Gebärden folgen, oder lesen, was auf ihrer Wachstafel steht.
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Tilla rutschte eine Stufe höher und versteckte sich hinter Bridhes Rücken. Denn dieser dunkelhäutige Mann, der da näher und näher kam, wurde größer und größer. Ihr schien, sie müsste den Hals recken, um überhaupt in sein Gesicht blicken zu können, aber Tilla vergaß für den Augenblick, dass sie auf einer Treppe saß. Scheu lugte sie hinter Bridhes Rücken hervor, traute sich ein bisschen wieder hervor, blieb aber dennoch dicht bei Bridhe sitzen. Die 'Katze' war ihr aus dieser Nähe ein wenig unheimlich. Es war auch eine ganz andere Situation als auf dem Sklavenmarkt.
Immer noch scheu dreinblickend lugte sie zu Micipsa auf und kaute auf den Lippen. Bridhe sprach schon für sie, stellte sie sogar mit ihrem Namen vor, erklärte zudem, dass sie stumm war. Dann war das schon mal geklärt... Das war also Bridhes Aufpasser. Wieso eigentlich bekam diese junge Frau einen solchen? *Hast du ihn bei dir, damit Severus dir nicht mehr wehtut?* kritzelte sie eilig auf die Wachstafel unter die Abbildungen der Köchin nieder, um dann hoffentlich mit der kommenden Antwort etwas schlauer zu sein. Zaghaft tippte sie Bridhes Arm an, zeigte ihre Frage vor. -
Als ich ihr Gekritzel auf der Wachstafel zu lesen bekam, senkte ich meinen Kopf und es war, als wolle mir das Herz zerspringen. Die Erinnerungen an jenen frühen Morgen, an dem ich Severus zum letzten mal getroffen hatte. Ich konnte wieder seine glühenden Augen vor mir sehen, diese unbändige Wut und dann die beiden harten Schläge in mein Gesicht. Das Wort Hure klang immer noch in meinen Ohren.
Seitdem hatte ich Severus nicht mehr gesehen. Er versuchte seinerseits mir nicht über den Weg zu laufen und mir ging es genauso. Nicht aus Angst oder Scham, vielleicht einfach nur, damit ich mich nicht rechtfertigen mußte, warum ich noch am Leben war.
Schließlich sah ich wieder zu Tilla auf, die sich mittlerwile hinter mir versteckt hatte und schüttelte leicht den Kopf.Tilla, du brauchst keine Angst vor Micipsa zu haben. Er ist wirklich sehr nett und begleitet mich heute nur beim Einkauf, damit er die Stadt besser kennenlernt.
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Sie bekam keine Antwort, konnte diese aber an Bridhes Mimik ablesen. Es musste wohl ein stummes 'Ja' sein oder der Streit war unerwartet verlaufen. Schweigend zog Tilla die Tafel wieder zurück und wischte weg, was sie geschrieben hatte. Nach Bridhes Worten setzte sie sich neben diese auf die Stufen. Die Stadt wollte die 'Katze' kennenlernen? Bei einem Einkauf? Nun denn... Und dann? Bringt er dich heim? Was machst du bei deinen Herren? fragte sie langsam gebärdend, beheilt Micipsas Reaktion im Auge.. sie wusste nicht, wie er auf ihre Zeichen reagieren würde. Es gab Menschen in dieser Stadt, die nahmen sie als Sprachzeichen wahr und andere nahmen sie als Ver-Zauberzeichen wahr. Ich helfe in der Küche, gehe mit Niki einkaufen und erledige auch Botengänge und darf viel den Herrinnen Aurelii helfen.
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Das Verhalten dieses Mädchens Tilla kam ihm merkwürdig vor. Auf den ersten Blick schien sie nicht nur stumm, sondern auch ein bisschen einfältig zu sein.
Sie wedelte mit ihren Händen umher, als ob sie ihre Götter beschwören oder böse Geister abwehren wollte.
Es sah so für Micipsa so absurd aus, dass er sich kurz von den beiden abwenden musste, um ein spöttisches Grinsen zu verbergen. -
Erst stutzte ich ein weing, da ich nicht so recht verstand, was sie meinte. Ob er mich nach Hause bringen würde?
Natürlich!Es war mir peinlich, in Micipsas Gegenwart über ihn zu sprechen. Ich empfand so etwas als sehr hochmütig und ich hatte wirklich keinen Grund, ihm gegenüberhochmütig zu sein. Schließlich teilten wir das gleiche Schicksal.
Sie betrachtete ihn immer noch mit einer gewissen Skepsis. Aber ganz ehrlich, war es mir nicht auch so gegangen, als ich ihn zum ersten mal in der Villa gesehen hatte? Doch wenn ich mir Micipsa so betrachtete, war mir auch klar, daß er über diesem Verhalten stand.Doch dann wandte ich mich erst wieder Tilla zu und beantwortete ihre Frage.
Ich bin für das cubiculum meines Herrn zuständig und alles, was damit zu tun hat.
Ich seufzte. Irgendwie wollte heute meine schlechte Stimmung nicht schwinden.Hast du alles bekommen, was du gesucht hast? fragte ich schließlich Micipsa, als ich mich zu ihm umgewandt hatte.
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Dann.. dann musst du bestimmt arg viel machen. Cadhla verschwindet auch neuerdings andauernd ins Zimmer von dominus Marcus. Ich verstehe gar nicht warum die anderen von uns da so sauer auf sie sind. 'plauderte' Tilla los und verriet damit eines der seltsamen Vorgänge im Haus. Seltsam ja.. so ganz wirklich verstand sie es nicht. Cadhla war viel seltener bei ihnen in den Schlafräumen, was Tilla schade fand. Den Zopf zu flechten hatte sie noch nicht ganz gelernt. Sie verfiel wieder ins Schweigen und verschränkte ihre Hände ineinander. Der zum Einkaufen mitgebrachte Korb stand zu ihren Füßen. Tilla hob das Taschentuch wieder auf und verknotete es zu einer kleinen Figur, während sie überlegte, was sie noch 'erzählen konnte. Tilla dachte an das Treffen auf dem Sklavenmarkt, grinste verschmitzt bei der Erinnerung an Lucas Trinkversuche. Und was macht Luca.. Sie nannte ihn jetzt so. ..den ganzen Tag? Hat er.. hm.. mein Taschentuch noch? Sie errötete einmal mehr und lächelte Bridhe verlegen an. Hat er wirklich gesagt, er mag mich? Raus waren diese Worte bevor sie nachgedacht hatte. Und das auch noch in Gegenwart eines anderen Mannes den sie nicht nicht einmal kannte.
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