Zum Einkaufen einen Korb...

  • Als Tilla wieder begann zu gebärden, schaute ich wieder auf. So, Cadhla war wohl auch zur Leibsklavin aufgestiegen. Ich mußte über Tillas kindliche Naivität schmunzeln, als sie sich wunderte, warum die anderen jetzt wohl sauer auf Cadhla waren. Das war schließlich der Preis den man bezahlen mußte. Mir ging es doch genauso. Doch das störte mich nicht mehr. Mir war alles so furchtbar egal geworden. Eigentlich lebte ich gar nicht mehr.
    Luca? Was er macht? Er rettet lebensmüde Sklavinnen aus dem Gartenteich, wollte ich ihr schon antworten, doch ich besann mich noch rechtzeitig.


    Luca geht´s gut. Ja, ab und an spricht er von dir und ja ich glaub schon, daß er dich mag.


    Wieder versuchte ich zu lächeln. Sie war noch so jung und so unschuldig . Mir kam es in diesem Moment so vor, als wäre ich schon steinalt. Was war nur passiert? Was hatte ich getan, das all dies über mich hereinbrechen mußte?

  • Die Konversation der beiden jungen Frauen verwirrte ihn zusehends.


    "Wer ist denn dieser Luca, von dem ihr ständig sprecht? Ein weiterer Sklave?" fragte er, an beide gewandt.

  • Der arme Micipsa hatte überhaupt keine Ahnung, worüber wir uns unterhielten. Woher sollte er auch? Schließlich hatte er zu dem Zeitpunkt, da Tilla und Luca sich getroffen hatten, auf dem Podest des Sklavenhändlers gestanden.


    Nein, kein Sklave. Das ist Cnaeus Flavius Lucaus, genannt Luca. Tilla hat ihn an dem Tag kennengelernt, an dem Aquilius dich gekauft hat. begann ich ihm zu erklären.


    Luca war einer der wenigen Flavier die durchweg verträglich waren. Es gab zwar einige Irre in diese Familie, doch glücklicherweise auch Menschen die den Blick für die Realität behalten hatten.

  • Ihm gings gut. Tilla lächelte erleichtert und freute sich noch ein bisschen mehr. Er sprach tatsächlich von ihr. Oh du meine Güte.. was bloss sprach er über sie? Danke.bedankte sie sich bei Bridhe für die Informationen und legte die kleine Taschentuchfigur in den Korb. Bei Micipsas Frage runzelte sie die Stirn, schüttelte den Kopf. Nein.. kein Sklave und siehe da. Die ältere Frau bestätigte es auch schon. So ist es. bestätigte Tilla ihrerseits und konnte es sich nicht verkneifen wieder an Luca zu denken und zu lächeln.

  • Sie sah irgendwie so zufrieden, ja fast schon glücklich aus, als ich über Luca sprach. war sie etwa.. verliebt? In Luca? Ob sie wußte, worauf sie sich da einließ?


    Tilla, ich..ähm ich möchte dich ja nicht enttäuschen, doch mache dir nicht allzuviel Hoffnungen! begann ich vorsichtig zu erklären, denn ich wollte sie keinesfalls kränken.


    Er ist zwar ein wirklich lieber Kerl und so ganz anders zu uns, als so manch anderer, doch er ist eben.. nicht einer von uns. Verstehst du?


    Ich wollte ihr einfach den Kummer ersparen, der mich zur Zeit auffressen wollte. Sie war ein so lebensfrohes, nettes Mädchen. Nicht auszudenken, was mit ihr würde, wenn sie unglücklich verliebt wäre.


    Glaube mir, ich weiß wovon ich spreche. Wenn der Liebeskummer dir das Herz zerfrißt, ist das nicht sehr angenehm!


    Über meine plötzliche Offenheit gegenüber Tilla und Micipsa war ich selbst erstaunt. Tilla wußte von all dem nichts, doch bei Micipsa war ich mir nicht so sicher. Sicher hatten die anderen Sklaven schon mit der Tratscherei begonnen.

  • Dieser Lucanus gehörte also zu den Flaviern. Gut zu wissen.
    Doch wenn Tilla es auf diesen abgesehen hatte, war sie wirklich zu bedauern. Das Leben als serva war ihr anscheinend noch recht neu.

    Allerdings fragte sich Micipsa, ob Bridhe sich selbst immer an ihre weisen Ratschläge hielt. Zumindest konnte man daran nach dem, was in den Gängen und Zimmern der villa flavia über sie, Severus und Aquilius getuschelt wurde, zweifeln.


    "Ein kluger Rat, den du beherzigen solltest, Tilla. Bridhe befolgt ihn selbst sicherlich auch."


    Das klang vielleicht etwas provozierend, aber die Keltin zu bemitleiden erschien ihm auch unpassend.

  • Ich soll enttäuscht sein? Aber warum denn? Nein, das verstehe ich nicht. erwiderte Tilla prompt. Und ja, er ist ein lieber Kerl. Warum soll er da nicht anders sein dürfen? ereiferte sie sich gebärdend. Nur weil du über etwaigen Liebeskummer Bescheied weisst, muss es bei mir doch nicht genau so sein wie bei dir. Schau doch hin... ich bin auch anders. Tilla packte den Korb und erhob sich. Sie sah Micipsa kopfschüttelnd an. Was willst du mir denn sagen? Du kennst mich doch gar nicht... Sie kletterte hinter Bridhes Rücken vorbei wieder auf den Boden und lief die Gasse wieder hoch bis zur Straßenecke. Dort stehend schaute sie zu beiden Erwachsenen zurück. Die Hoffnung starb zuletzt.. so erzählte man es sich doch in fast allen Geschichten. Tilla setzte sich auf den Eckstein. Warum nur sollte sie nicht für Luca schwärmen dürfen?

  • Ich fuhr richtig zusammen, als ich Micipsas letzten Satz hörte. Etwas pikiert drehte ich mich zu ihm um. Was hatte man ihm denn schon alles über mich erzählt?
    Tillas Reaktion auf unsere beiden Kommentare, war voraus zu sehen. Das, was wir ihr sagen wollen, hatte sie falsch verstanden. Beleidigt stand sie auf, lief wieder zur Straße hin und blieb auf einem Eckstein sitzen.
    Derweil wendete ich mich wieder Micipsa zu. Das wollte ich doch jetzt genauer wissen!


    Wie ich sehe, hat man dir über mich schon berichtet! Was haben sie dir denn alles erzählt?


    Ohne länger auf seine Antwort zu warten stand ich auf und lief zu Tilla. Ich wollte ihr klarmachen, daß ich ihr nichts böses wollte.


    Tilla, bitte! Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Als ich zum ersten mal verliebt war, ging es mir nicht anders. Es ist etwas sehr schönes, wenn man so viel für einen anderen Menschen empfindet, egal wer oder was er ist. Doch leider ist es auch sehr bitter, wenn man enttäuscht wird.


    Ich versuchte sie zu trösten, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie meine Worte an sich lassen wollte. Sie mußte eben ihre eigenen Erfahrungen machen, auch wenn diese schmerzlich für sie sein würden!

  • Bridhe hatte sich bereits zu Tilla begeben, um sie zu besänftigen. Dennoch beantwortete er noch die an ihn gerichtete Frage.
    „Du sollst ein gern gesehener Gast in Aquilius' Schlafzimmer sein. Von Severus ganz zu schweigen. Aber das geht mich natürlich im Grunde nichts an.“

  • Noch während ich zu Tilla eilte, um die zu trösten, hörte ich Micipsas Worte. In der Tat, man hatte ihn schon informiert und das was man ihm erzählt hatte, brachte er auf ziemlich trocken Weise hervor.
    Ich schnaubte vor Wut!


    Glaubst du etwa auch, was sie tuscheln? Ich wäre eine .. Haben sie dir auch erzählt, warum ich ein gerngesehener Gast in Aquilius Schlafzimmer bin? Mhhm? Na, dann werde ich dich mal aus erster Hand sozusagen, aufklären. Ja, ich teile Aquilius´ Bett, weil er es so wünscht. Doch Severus habe ich wirklich ge... das ist vorbei!


    Ja, vorbei! Nachdem ich meine Worte Micipsa mehr ider weniger ins Gesicht geschledert hatte, ging es mir nicht besser. Im Gegenteil, es tat noch mehr weh .

  • Tilla wusste nicht was sie antworten sollte. Es erschreckte sie, dass es laut Bridhe Enttäuschungen geben sollte. Wenigstens meinte die Ältere, dass es schön sei in jemanden verliebt zu sein egal wer oder was es war. das widerrum beruhigte sie wieder. Dennoch sprachen die Gefühle in ihr gegeneinander, brachen in einen Widerstreit aus. Schweigend sah sie zu den Erwachsenen rüber, die einen Disput miteinander austauschten und verhielt sich still. Worum ging es eigentlich? Bridhe liebte den großen Blonden oder hatte ihn geliebt und teilte zugleich mit einem anderen Mann das Bett, weil er es ihr befohlen hatte. Was sollte sie dazu sagen? Die alte weisshaarige Frau und der alte Mann hatten es irgendwie geschafft die Aufmerksamkeit des Herrn von Tilla abzulenken sodaß er gar nicht erst auf den 'einen' Gedanken kam.

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