hortus | Ein Akt der Verzweiflung

  • Helena starrte in der Dunkelheit an die Decke ihres Zimmers und lauschte ihren eigenen Atemzügen. Mitternacht war schon lange vorbei und in der Villa war es still. Helena wandte langsam den Kopf und sah zur Tür. Die vergangenen Stunden waren seltsam gewesen. So viel ging ihr durch den Kopf, dass es unmöglich war einen klaren Gedanken zu fassen. Aber ihre Entscheidung stand fest. Es gab keinen Ausweg! Die gute Marina hatte gespürt, dass mit ihrer jungen Herrin etwas nicht in Ordnung war, aber Helena hatte Fragen in diese Richtung abgewehrt. Sie hatte Kopfschmerzen vorgeschoben und ihre Leibsklavin dann so schnell wie möglich aus dem Zimmer gejagt. Und nun lag sie schon seit Stunden wach und wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Es war eine sternenklare Nacht. Der Mond, fast voll, tauchte das Zimmer in ein silbriges Licht. Helena schloß kurz die Augen und richtete sich dann auf. Ihre nackten Füße verursachten kein Geräusch als sie zu der Truhe hinüber ging und sie vorsichtig öffnete. Sie schob die Kleider zur Seite, bis sie auf dem Grund der Truhe angekommen war und ertastete das kleine Bündel, das sie am Vortag dort versteckt hatte. Helena nahm es an sich, ohne den Inhalt noch einmal zu überprüfen. Sie wusste genau was sich dort drin befand: ein Dolch, ein Krug Wein und eine kleine Pergamentrolle. An den Dolch zu kommen war einfacher gewesen als sie vermutet hatte. Dieses Mal war es vorteilhaft gewesen, dass Marcus so selten zu Hause war. In einem unbeobachteten Moment hatte Helena sich in sein Arbeiteszimmer geschlichen und dort den Dolch von dem kleinen Gestell entwendet, dass in einem der Regale stand. Er war nur als Zierde gedacht, aber Helena hatte sich vergewissert, dass er scharf war. Scharf genug für das, was sie vorhatte.


    Das dünne, weiße Nachtgewand schützte Helena kaum vor der Kühle der Nacht. Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen, doch sie achtete nicht darauf. Stattdessen trat sie vor ihren Spiegel und musterte das Bild, das sie dort sah. Eine junge Frau, durchaus schön zu nennen, wäre da nicht die Leere in ihren Augen. Die Haare fielen ihr sanft über die Schultern, frisch gewaschen, das war ihr irgendwie wichtig gewesen. Marina hatte ihren Körper eingeölt und nun stieg ihr der leichte Duft von Rosen in die Nase. Helena schloß kurz die Augen und wandte sich dann aprubt ab. Sie fasste das Bündel fester und verließ ihr Zimmer. Selten war es so ruhig gewesen. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte es ihr vielleicht einen Angstschauer den Rücken hinunter gejagt, doch jetzt erschienen ihr die weiten Gänge und Hallen der Villa nur leblos und trist. So wie ihr Leben. Auf dem Weg durch die Gänge war nur das leise Tapsen ihrer nackten Füße zu hören. Schnell hatte sie die Tür erreicht, die sie in den Garten führen würde. Leise öffnete Helena die Tür und huschte hindurch. Im Gegensatz zur Villa herrschte hier Leben. Grillen zirpten, in der Nähe miaute eine Katze und vom Teich her war das Quaken der Frösche zu hören. Genau dorthin führten nun Helenas Schritte. Sie hatte sich die Stelle genau ausgesucht, als sie am Tag zuvor im Garten spazieren gegangen war. Der Teich war von der Villa aus nur schwer einzusehen, so dass sie vor einem flüchtigen Blick aus dem Fenster geschützt war. Am Teich angekommen bleib Helena einen Moment stehen. Es war ein schöner Anblick, der seltsamerweise irgendetwas in ihrem Herzen berührte. Die Sterne und der Mond spiegelten sich in dem ruhigen Wasser, nur unterbrochen von den Seerosen, deren Blüten nun aber geschloßen waren.


    Nachdem ihr Blick einen Moment auf diesem Bild geruht hatte setzte sie sich in der Nähe unter einen Baum und lehnte sich an den Stamm. Ihr Atem ging ruhig und zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich wirklich entspannt. Es stahl sich sogar ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Nur noch wenige Minuten und ihre Verzweiflung würde für immer verschwunden sein. Eine Erlösung! Das Bündel lag neben ihr auf dem Boden, doch noch rührte sie es nicht an. Stattdessen schloß sie die Augen. Das Gras auf dem sie saß war feucht und durchnässte ihr Kleid. Ein leichter Lufthauch strich über ihre Haut wie eine zärtliche Liebkosung. Nun ließ sie auch die Erinnerung an das Gespräch zu, dass sie hierher gebracht hatte. Ich bin nicht der, den du dir wünscht! Der Schmerz, der sich so tief in sie gebohrt hatte, fand nun seinen Weg an die Oberfläche. Ein verzweifeltes Schluchzen drang über Helenas Lippen und stille Tränen rannen über ihre Wange. Ich möchte die Helena haben, die du, hm, vorher warst. Ihre Hand wanderte zum Bündel und griff nach dem Weinkrug. Es war ein guter Wein, immerhin war es auch ein besonderer Anlass. Sie hatte schon von vielen Seiten gehört, dass Alkohl Schmerzen betäuben würde. Ausprobiert hatte sie es noch nie, aber es würde schon funktionieren. Helena entfernte den Verschluß und nahm einen tiefen Schluck. Wahrscheinlich war es nur pure Einbildung, aber es ging ihr gleich besser. Sie setzte den Krug erneut an ihre Lippen und nahm mehrere Schlücke hintereinander. Doch sie musste aufpassen, denn wenn der Wein zu schnell seine Wirkung tat, würde sie das, was sie vor hatte nicht mehr tun können. Den Krug auf ihren Beinen balacierend nahm sie die Pergamentrolle aus dem Bündel. Eine Weile hielt sie sie regungslos in der Hand, den Blick in die Ferne gerichtet. Sie kannte jede Zeile auswendig.


    Marcus,
    ein Leben ohne Liebe ist grausam. Aber ein Leben überschattet von einer unerfüllten Liebe ist mehr als ich ertragen kann. Du kannst mich nicht lieben, du willst es nicht und ich kann nichts dagegen tun. Ich wünsche dir, dass du irgendwann die Frau findest, die so für dich empfindet wie ich es tue und das ihr zusammen glücklich werdet. Bitte vergiss mich nicht! Trotz allem.
    Helena


    Es waren nur wenige Zeilen, obwohl sie ihm so viel hätte sagen können. Aber was nutzen viele Worte? In dem Brief stand alles was er wissen musste. Helenas Blick klärte sich und sie legte die Pergamentrolle neben sich ins Gras. Der Dolch war das Letzte das sie nun aus dem Bündel holte. Man sah ihm an, dass er nicht dafür gedacht war menschliches Blut zu schmecken. Die Rubine am Griff funkelten im Licht der Sterne fast schwarz. Helenas Finger fuhren fast zärtlich über die Klinge. Auf eine Art und Weise, die sie sich nicht erklären konnte, musste es einfach Marcus' Dolch sein. Sie ließ den Dolch sinken und nahm wieder den Weinkrug zur Hand. Sie konnte sich Zeit lassen, denn bis zum Sonnenaufgang waren es noch ein paar Stunden. Der Krug war bis zur Hälfte geleert, als sie die ersten Auswirkungen spürte. Ein leichter Schwindel hatte von ihr Besitzt ergriffen. Nun war es also soweit! Seltsam ruhig stellte Helena den Weinkrug ab und sah auf den Dolch hinunter. Ihre Hand zitterte nicht als sie danach griff. Fest umschloßen ihre Finger den Griff, der die Kälte der Nacht angenommen hatte. Sie hob ihren linken Arm, holte einmal tief Luft und ließ die Klinge über ihr Handgelenkt gleiten. Als der Stahl ihr Fleisch durchschnitt zuckte ein heißer Schmerz durch ihren Körper. Helena stöhnte auf und krümmte sich kurz zusammen, die Augen fest geschloßen. Doch sie begrüßte den Schmerz und schon kurze Zeit später richtete sie sich wieder auf. Fasziniert beobachtete sie, wie sich das Blut auf ihrem weißen Kleid ausbreitete. Wie eine erblühende Rose. Ihr eigenes Blut fühlte sich warm an auf ihrer kühlen Haut.


    Einige Augenblicke blieb Helena regungslos sitzen, bis der Schwindel sich verstärkte. Es wurde Zeit. Langsam stand sie auf, aber erst nachdem sie den Dolch, nun befleckt durch ihr Blut, auf die Pergamentrolle gelegt hatte.Sie schwankte ein wenig als sie den kurzen Weg zum Teich hinüber ging. Das Wasser hatte die gespeicherte Wärme des Tages schon abgegeben und war nun empfindlich kalt. Doch das störte sie nicht weiter. Helena ging weiter, bis das Wasser fast ihre Schultern berührte. Dann ließ sie sich langsam nach hinten fallen. Das Wasser umfing sie und gab ihr das Gefühl zu schweben. Ihr Blick war auf den Mond gerichtet, der sich fast direkt über ihr befand. Plötzlich fiel ihr ein Lied ein, dass ihre Mutter früher des Öfteren für sie gesungen hatte. Bald würde sie sie wiedersehen. Helena lächelte schwach und hob ihren unverletzten Arm, als wollte sie den Mond berühren.


    "Es waren zwei Königskinder,
    Die hatten einander so lieb,
    Sie konnten zusammen nicht kommen,
    Das Wasser war viel zu tief.


    "Herzliebster, kannst du nicht schwimmen?
    Herzlieb, schwimm herüber zu mir!
    Zwei Kerzen will ich hier anzünden,
    Und die sollen leuchten dir."


    Das hört eine falsche Norne,
    Die tat, als ob sie schlief.
    Sie tat die Lichter auslöschen,
    Der Jüngling ertrank so tief


    Es war an ei'm Sonntagmorgen
    Die Leut' waren alle so froh
    Bis auf die Königstochter,
    Sie weinte die Äuglein rot.


    "Ach Mutter, herzliebste Mutter,
    Der Kopf tut mir so weh;
    Ich möcht so gern spazieren
    Wohl an die grüne See."


    Die Mutter ging nach der Kirche,
    Die Tochter hielt ihren Gang.
    Sie ging so lang spazieren,
    Bis sie den Fischer fand.


    "Ach Fischer, liebster Fischer,
    Willst du verdienen großen Lohn?
    So wirf dein Netzt ins Wasser,
    Und fisch mir den Königssohn!"


    Der Fischer wohl fischte lange,
    Bis er den Toten fand.
    Nun sieh' da, du liebliche Jungfrau,
    Hast hier deinen Königssohn.


    Sie schloß ihn in ihre Arme
    Und küßt' seinen bleichen Mund:
    "Ach, Mündlein, könntest du sprechen,
    So wär mein jung Herz gesund."


    Sie schwang um sich ihren Mantel
    Und sprang wohl in den See:
    "Gut' Nacht, mein Vater und Mutter,
    Ihr seht mich nimmermeh'!"


    Da hörte man Glockengeläute,
    Da hörte man Jammer und Not,
    Da lagen zwei Königskinder,
    Die waren beide tot."


    Helenas Stimme wurde immer leiser, bis sie vollkommen erstarb. Die Hand, die gerade noch nach dem Mond gegriffen hatte, zitterte und sank dann hinunter. Während sich das Wasser um sie herum rosa färbte wurde es um Helena herum schwarz.


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    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

    Einmal editiert, zuletzt von Aurelia Helena ()

  • Es war ja schon erstaunlich genug, dass Corvinus tatsächlich die aktuellen Unterlagen herausgerückt hatte. Ursus hatte nicht wirklich damit gerechnet. Und er erwartete eigentlich, dass ihm die Einsicht in diese Unterlagen sehr bald wieder entzogen würde. Daher arbeitete er nun schon seit mehren Tagen in jeder freien Minute daran, sich gründlich einzuarbeiten. Dazu hatte er sich auch die Unterlagen aus Cottas Büro und einige aus der Bibliothek geholt. So hatte er während der Arbeit alles griffbereit.


    Natürlich tauchten immer wieder Fragen auf. Fragen, die Corvinus ihm sicherlich schnell hätte beantworten können. Doch Ursus hatte keine Lust, sich auch noch als Dummkopf hinstellen zu lassen, nur weil er Corvinus Fragen stellte. Der suchte doch nur nach Vorwänden, ihn weiterhin dumm und klein halten zu können. Und so erarbeitete Ursus sich die benötigten Antworten selbst, was teilweise sehr mühsam und zeitraubend war. Andererseits lernte er gerade dadurch natürlich eine ganze Menge.


    Auch an diesem Abend hatte Ursus mal wieder kein Ende finden können. Er hatte mehrere Lampen und Kerzen aufgestellt, um genügend Licht zu haben. Und sich dann in die Aufzeichnungen vertieft, unzählige Notizen und Fragestellungen auf Wachstafeln notiert, nur um sie am Ende noch einmal durchzugehen und gezielt nach den jeweiligen Antworten zu suchen. Das meiste war einleuchtend und klar strukturiert, das Prinzip nicht weiter schwer zu begreifen. Doch nicht allein die Systematik interessierte ihn, sondern auch die Vorgänge, die dem Ganzen zugrunde lagen. Und so verglich er die nackten Zahlen mit Vorgängen im Schriftverkehr und mit Berichten der einzelnen Verwalter.


    Dazu versuchte er sich ein Bild über die laufenden Kosten zu machen, die hier im Haushalt so anfielen. Über mehrere Jahre ging er zurück und notierte sich, wann wofür wieviel Geld ausgegeben worden war, versuchte nachzuvollziehen, warum in manchen Monaten besonders hohe Kosten angefallen waren und in anderen erstaunlich wenig. Wieder machte er sich Notizen, verglich sie anschließend mit den anderen Notizen, stellte so die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Bereichen her.


    Viele Stunden rannen so dahin, ohne dass Ursus dies auch nur bemerkte. Bis ihm irgendwann doch die Augen von der langen Arbeit bei unzureichendem Licht schmerzten. Der junge Aurelier reckte sich und stand auf, um die steifen Glieder ein wenig zu lockern. Er hatte heute wirklich viel geschafft. Sowohl für sein Amt, als auch bei der Einarbeitung in die Familiengeschäfte.


    Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm einen sternenklaren Himmel. Der fast volle Mond erhellte die Nacht und ließ den Garten verlockend daliegen. Ja, ein paar Schritte an der frischen Luft würden ihm jetzt gut tun. Einfach etwas Ruhe und Frieden tanken – und dann schlafen gehen.


    Still war das Haus um diese Zeit. Friedlich und ruhig. Und so rechnete Ursus natürlich nicht im geringsten damit, dass sich außer ihm noch jemand im Garten aufhielt. Umso erstaunter war er, als er eine Stimme vernahm. Jemand sang. Traurig und wunderschön! Eine weibliche Stimme und ganz gewiß nicht Cadhla, deren Singstimme er ja seit dem Totenfest der Sklaven kannte.


    Neugierig, aber ohne Eile, ging er näher heran. Aus der Richtung des Teiches kam der Gesang, der nun bedauerlicherweise verklang. Der Teich kam gerade in Sicht. Das fahle Mondlicht spiegelte sich auf der Wasseroberfläche zwischen den Blättern der Seerosen. Seine Augen suchten aber eigentlich das Ufer ab, wo er nichts entdecken konnte. Und schon wollte er sich abwenden, in der Annahme, die Sängerin sei schon wieder weg, da bemerkte er etwas im Wasser. Einen hellen Widerschein, wie von weißem Stoff… Ein Gewand… Ein Mensch! Da war ein Mensch im Wasser! Unter Wasser!


    Keinen Augenblick zögerte Ursus. Er rannte zum Teich, - rannte hinein in das unangenehm kalte Wasser und griff nach dem Menschen. Eine Frau… Schlaff und kalt fühlte sie sich in seinen Armen an, als er sie ans Ufer beförderte, wo er sie vorsichtig ins Gras legte. Nun erkannte er sie auch. "Helena!" Schnell kontrollierte er ihren Atem, konnte aber nichts feststellen. Doch er wusste, manchmal war der Atem so schwach, dass man ihn nicht gleich bemerkte. Herzschlag, das war aussagekräftiger. Und ja, das Herz schlug. Ganz schwach, aber er konnte es spüren.


    Lange konnte sie nicht im Wasser gelegen haben. Er hatte sie doch noch singen gehört! Es konnte nicht sein, dass sie in so kurzer Zeit ertrunken war! Es konnte nicht sein und durfte nicht sein!


    Nun war er froh, dass er in Griechenland auch viele Philosophie-Vorlesungen besucht hatte, die sich mit Medizin und dem menschlichen Körper befasst hatten. Er bog ihren Kopf nach hinten und lagerte ihn halb auf die Seite. Dann ergriff er ihre Hände, um sie auf den unteren Brustkorb zu drücken. Damit wollte er eventuell eingeatmetes Wasser aus ihr herausdrücken.


    Doch als er ihre Handgelenke ergriff um dies zu tun, erfühlte er an ihrer linken Hand eine warme, klebrige Flüssigkeit. Blut! Geschockt blickte Ursus auf die Wunde am Handgelenk, aus der langsam Blut sickerte. "Was hast Du getan?", rief er voller Schreck, ohne daran zu denken, dass sie ihn wohl ohnehin nicht wahrnahm.


    Eiligst riss er sich einen Streifen Stoff von der Tunika und umwickelte mit fliegenden Fingern fest das Handgelenk, damit nicht noch mehr kostbarer Lebenssaft aus ihr herausfließen konnte. Er musste sich beeilen, denn auch das Wasser musste aus ihr raus, bevor es sie erstickte. Kaum war die Wunde notdürftig verbunden, drückte er auf ihren Brustkorb. Und wieder… Und wieder…


    "Oh, ihr Götter, ich bitte euch: Laßt sie nicht sterben", flehte er. Ausgerechnet Helena! Die liebe, sanfte Helena! Warum nur? Warum nur hatte sie das getan? Warum wollte sie ihr Leben wegwerfen? Was konnte sie so unglücklich gemacht haben?


    "Helena… Helena, komm zu Dir, - bitte!" Die Gegenstände unter dem Baum bemerkte er nicht. Noch nicht. Im Moment hatte er nur Augen für die blasse, schöne, junge Frau, die sich auf der Schwelle zwischen Tod und Leben befand und sich nun für das eine oder andere entscheiden mußte, so sie denn konnte.

  • Der Schmerz war verschwunden, so als hätte es ihn niemals gegeben. Das Gefühl des Schwebens verstärkte sich. Helena meinte immer noch die Geräusche des Gartens zu hören, nur irgendwie wirklicher, lauter. Sie senkte den Kopf und sah auf ihren eigenen Körper hinunter. Doch sie war nicht alleine. Jemand war bei ihr und zog sie in diesem Moment aus dem Wasser. Ursus? Als ob Helena eine Beobachterin wäre, blickte sie nun aus einiger Entfernung auf ihren eigenen Körper. Ihre Gefühlen waren zutiefst aufgewühlt, denn sie konnte erkennen, wie Ursus sich bemühte sie wiederzubeleben. Doch bevor sie diesen Eindruck näher fassen konnte, fand sie sich plötzlich in einem engen Raum wieder, in dem sie in rasender Geschwindigkeit nach oben schoß. Helena bekam Angst, große Angst, denn die Wände waren schwarz, und sie versuchte sie zu berühren. Aber es gelang ihr nicht und sie stieg weiter auf. Während ihrer Angst schaute sie sich um und dabei entdeckte sie oben in der Ferne einen weißen Punkt. Je weiter sie aufstieg, desto heller wurde der Punkt.


    Geblendet schloß Helena die Augen und als sie sie wieder öffnete fand sie sich an einem anderen Ort wieder. Verwundert sah sie sich um. Überall erstrahlte weißes Licht und ihre Angst war verschwunden. Stattdessen spürte sie ein tiefes Gefühl von Liebe und Frieden. Plötzlich tauchten in der Entfernung andere Wesen auf. Sie näherten sich ihr, um sie zu begrüßen und ihr zu helfen. Helena sah die Gestalt ihrer Mutter, unendlich schön, doch als sie die Hand ausstreckte konnte sie sie nicht berühren. Auch ihr Vater war anwesend und lächelte ihr gütig zu. Und noch ein Wesen, wie sie es noch nie gesehen hatte, erschien in ihrer Nähe. Es strahlte Wärme und Glück aus. Dieses Wesen stellte ihr, ohne Worte zu gebrauchen, eine Frage, die sie dazu bewegte, ihr Leben als Ganzes zu bewerten. Helena sah Szenen ihrer Kindheit. Sie spielte im Garten mit ihrer kleinen Schwester, saß neben ihrer Mutter, während diese ihr vorlas. Aber auch Bilder aus Hispania und Germanien rauschten an ihr vorbei. Helena nahm erneut die Gefühle dieser Augenblicke wahr. Sie spürte Trauer, Glück, Eifersucht, Angst.


    Das Bild änderte sich erneut und Helena fand sich in einer wunderschönen Landschaft wieder. Sie wusste nicht wo sie war, denn die Felder, durch die sie nun schritt waren ihr unbekannt. Sie sah eine breite, riesige Straße, die mit funkelndem Sand gebahnt war und leuchtete wie Diamanten. Die Straße war so weit, daß man kaum ihr Ende sehen konnte. Sie sah ein Tor und eine lange Mauer zum Tor, die von sechs Löwenstatuen beschützt zu werden schien. Hinter dieser Mauer befand sich ein Garten mit den wunderschönsten Blumen, die sie je gesehen hatte. Auch eine kleine Hütte konnte sie sehen, doch bevor sie die Tür erreichen konnte stand sie plötzlich auf einer Klippe. Weit unterhalb lag ein grünes Tal. Die Luft war so klar, ein herrlicher blauer Himmel, und ein schwacher Hauch einer warmen Brise. Es war ein sehr schöner Tag. Die Felder schwangen mit einem Gemisch aus Farben. Sie sahen aus wie weicher goldener Hafer oder Weizen mit Flecken aus leuchtend farbigen Blumen. Und noch immer war da dieses Licht und das überwältigende Gefühl der Liebe.


    Doch mit einem Mal änderte sich alles. Helena hatte das Gefühl als ob sie sich einer Art Barriere näherte, die offenbar die Scheidelinie zwischen dem irdischen und dem folgenden Leben darstellte. Mit aller Kraft versuchte sie diese Barriere zu durchdringen. Sie wollte nicht zurück! Sie sträubt sich gegen den unerbittlichen Sog in die falsche Richtung. Ein unangenehmer Druck lastete auf ihrer Brust und plötzlich war auch der Schmerz wieder da. Mit einem Mal fand sie sich in ihrem eigenen Körper wieder. Helena bäumte sich schwach auf und würgte einen Schwall kalten Wassers hervor. Ein rasselnder Atemzug folgte, der ihr fast den Brustkorb zerrisss. Sie hörte eine Stimme, konnte sie aber nicht einordnen. Helena, komm zu dir! Nein, sie wollte nicht! Nicht mit diesen Schmerzen! Ihre Augen flackerten leicht, doch noch war ihr Blick bei weitem nicht klar genug um etwas zu erkennen. Stattdessen versuchte sie sich krampfhaft an die Klippe zu erinnern. Möglicherweise half dieser Erinnerung um dorthin zurückzukehren.

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Siv hatte schon lange den Wunsch verspürt, in der Nacht nach draußen zu gehen, weil sie oft lange brauchte bis sie einschlief, und dann nur selten einen ruhigen Schlaf hatte. Aber bisher hatte sie es nicht gewagt, weil sie sich im Haus noch nicht sonderlich gut auskannte. Und sie wollte vermeiden, wieder in den Gemächern irgendeines Römers zu landen, der dann was wusste sie was annahm und ihr befahl zu bleiben und sich seltsam aufführte… Und… Nein. Diese Erfahrung wollte sie nicht wiederholen, danke. Überhaupt versuchte sie momentan eher, sämtliche Erinnerungen an dieses Erlebnis zu verdrängen. Zu sehr stritten in ihr die verschiedenen Seiten – er war ein Römer, einer von ihnen, auch wenn er zugegebenermaßen anders war als alle, die sie bisher kennen gelernt hatte, aber gleichzeitig hatte sie sich… so gut gefühlt. Nun, in jedem Fall konnte sie nicht schlafen, nicht sonderlich gut, nicht in diesem Haus. Bei ihm schon… Siv hatte die Stimme einfach ignoriert. Es würde ihr jedenfalls nicht wieder so schnell passieren, dass sie sich verlief und auf einmal in einem fremden Zimmer stand. Jetzt kannte sie den Weg von den Unterkünften zum Garten sogar gut genug, um ihn auch im Dunkeln zu wissen.


    Sie hatte sich also nach draußen geschlichen, als alle schliefen, mit ihrer Decke unter dem Arm, und hatte sich einen Baum, ihren Baum, gesucht. Für einen Moment hatte sie überlegt, es sich in einer der Astgabeln bequem zu machen, wie sie es zu Hause immer getan hatte, wenn sie im Wald übernachtet hatte. Aber sie hatte kein Seil dabei, um sich festzubinden, also entschied sie sich dagegen und kuschelte sich stattdessen dicht neben den Stamm, in eine Mulde zwischen zwei Wurzeln. Und schlief. Sie schlief tief und fest, ganz anders als drinnen, in diesem Haus, dessen Wände sie erdrückten, in diesem Bett, das mit Sicherheit eines der schlechtesten im Haus war und ihr trotzdem noch viel zu weich. Sie schlief, auch dann, als auf einmal eine Gestalt in den Garten kam. Sie schlief, während die Gestalt sich hinsetzte, herumhantierte, und schließlich in den Teich ging. Und sie schlief auch noch, als der Gesang vom Wasser herüberschwebte, zart, aber doch deutlich, getragen von der stillen Nachtluft. Die Stimme wob sich sanft in Sivs Träume hinein, und obwohl Worte und Melodie fremd waren, störten sie ihren Schlaf nicht. Erst als eine weitere Gestalt auftauchte und anfing zu sprechen, lüfteten sich die Nebel des Schlafs, durch die Siv trieb, und entließen sie schließlich.


    Langsam setzte sich die Germanin auf, und noch während sie versuchte, ganz in die Welt der Wachen zurückzufinden, zog schon etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich. Zwei Gestalten, eine über die andere gebeugt, am Teich. Siv runzelte die Stirn, während sie sich vergeblich bemühte, einen Sinn darin zu erkennen. Schließlich stand sie auf und ging näher heran, und schon bald konnte sie im Mondlicht mehr erkennen – eine junge Römerin lag am Boden, reglos, in einem weißen Kleid, das einige tiefdunkle Flecken aufwies, und daneben ein Mann, auch ein Römer, der offenbar verzweifelt auf ihr herumdrückte. Sivs Stirnrunzeln vertiefte sich. Sie näherte sich noch mehr, und jetzt sah sie, dass die Frau nass war, dass ein Handgelenk mit einem Stoff umwickelt war, der sich ebenfalls dunkel färbte… Ohne zu überlegen überwand Siv die letzte Entfernung und kniete neben dem Mann nieder, der – wie sie jetzt begriff – versuchte, das Wasser aus der Frau herauszubekommen. Siv handelte ohne nachzudenken. Sie kannte nicht konkret diese Situation, aber ähnliche – sie war einige Male dabei gewesen, wenn im Winter Menschen im Eis eingebrochen waren und sie gerettet werden mussten, oder Kinder im Sommer sich übernommen hatten, beim Schwimmen. Und mehr noch kannte sie Wunden aller Art und wusste, wie man sie versorgen musste. Das Leben in Germanien, in einer kleinen Sippe nahe beim Wald mit all seinen Gefahren brachte so etwas mit sich. Für einen Moment beobachtete sie den Römer, und als sie sah, dass er zurechtkam, nickte sie nur leicht und griff nach dem Handgelenk. Der Stoff war fest darum gezurrt, aber es reichte nicht, um die Blutung zu stoppen. Mit fliegenden Fingern riss sie einen breiten und einen schmaleren Streifen aus ihrer Schlaftunika, so dass ihr diese nun nicht einmal mehr bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichte. Ebenso schnell wickelte sie den breiten Streifen zu einer festen Rolle zusammen. Als sie damit fertig war, löste sie den inzwischen blutschweren Stoff um das Handgelenk, und sofort sprudelte Blut daraus hervor. "Bei Hels düsteren Geschöpfen", fluchte Siv auf Germanisch, als sie sah, wie sauber die Schlagader getroffen war. Genau in diesem Moment bäumte sich die Römerin auf, und das Blut spritzte auf Sivs Hände, ihre Tunika, sogar auf ihr Gesicht. Wieder fluchte die Germanin, wesentlich farbenfroher als noch zuvor, aber sie zuckte nicht zurück, sondern drückte ungerührt die Rolle fest auf die Wunde, um diese dann mit dem schmalen Streifen festzubinden. Sie wusste, dass das nicht reichen würde. Die Wunde musste genäht werden, wenn die Blutung dauerhaft gestoppt werden sollte…

  • Die Zeit schien stillzustehen, alle Bemühungen schienen fruchtlos zu sein. Sie lag einfach da, todesblass, einen friedvollen Ausdruck auf dem schönen, von nassen Strähnen umrahmten Gesicht. Schon wollte Ursus seine sinnlos scheinenden Bemühungen aufgeben, da endlich zeigte sie Lebenszeichen, bäumte sich sogar leicht auf. Es ergoß sich unter Würgen Wasser aus ihrem Mund, sie regte sich, - und der wunderbar friedvolle Ausdruck wandelte sich zu einem Ausdruck unendlichen Schmerzes! In diesem kurzen Moment war sich Ursus nicht mehr sicher, ob er das richtige getan hatte. Doch dieser Zweifel währte nur einen Augenblick. Sie war seine Cousine und er würde doch nicht tatenlos zusehen, wie sie starb!


    Noch schien sie ihre Umgebung nicht wahrzunehmen. Ihre Lider zitterten, als seien sie unschlüssig, ob sie sich wirklich öffnen sollten. Ihr Atem war unregelmäßig und noch rasselnd. Vorsichtig hob Ursus sie in seine Arme, lehnte sie gegen seine Schulter, damit sie das restliche Wasser leichter heraushusten konnte. Er streichelte über Helenas Rücken, um es ihr zu erleichtern. Und auch, um ihr Wärme, Geborgenheit und Halt zu geben. "Es wird alles gut, Helena. Es wird alles gut, Du wirst schon sehen", sagte er leise und sanft, ohne zu wissen, wie er eben das bewerkstelligen sollte.


    Erst jetzt gewahrte er Siv, die direkt neben ihm kniete. Bisher hatte er noch nichts mit ihr zu tun gehabt, aber natürlich wusste er, wer sie war. Noch eine von Corvinus’ Sklavinnen. Sie hatte die Wunde ordentlich verbunden, mit mehr Druck auf die verletzte Ader, als es ihm in der Eile möglich gewesen war. "Sehr gut", lobte er die Sklavin mit hörbarer Erleichterung in der Stimme, denn damit hatte sie sicherlich verhindert, dass Helena noch größere Blutmengen verlor. Anscheinend hatte sie Fachwissen, was die Versorgung von Wunden anging, etwas, was er sich merken und wozu er sie später noch genauer befragen wollte.


    Aus irgendeinem seltsamen Grund erschien es ihm gar nicht eigenartig, dass die Sklavin sich mitten in der Nacht hier im Garten aufhielt, noch dazu so leicht bekleidet trotz der Kühle. Er war einfach froh, dass sie da war und ihm so helfen konnte. Allerdings war er sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt verstand, denn sie hatte bisher nur ihre eigene Sprache benutzt, die er wiederum nicht verstand. Er musste es eben einfach versuchen, langsam und deutlich. "Sie muß in ihr Bett und braucht trockene, warme Kleidung. Und ganz dringend braucht sie einen Medicus. – Siv, bitte lauf mir voraus, öffne mir die Türen und dann wecke," er überlegte einen Moment. Caelyn kannte sich nicht aus, kam also nicht in Frage. Wer war noch da? Er brauchte jemanden, der handfest und zuverlässig war… "Cadhla. Sie soll dafür sorgen, dass der Medicus mit einem Chirurgen eiligst herkommt. Danach musst Du mir helfen, Helena umzukleiden und warm einzupacken." Daß er selbst ebenso durchnässt und durchkühlt war, merkte er gar nicht. Noch hatte die Dringlichkeit der Situation die Oberhand und ließ keinen Gedanken an ihn selbst zu.


    Während Ursus Helena auf seine Arme nahm und mit ihr aufstand, fiel sein Blick auf die Sachen, die unter dem Baum lagen. Später… später war bestimmt Zeit, danach zu sehen. Vielleicht fand sich bei diesen Dingen etwas, was verriet, warum Helena hatte ihrem Leben ein Ende setzen wollen.


    Ob sie wohl mittlerweile wahrnahm, was um sie herum vorging? "Ich bringe Dich jetzt rein, Helena. Dann hast Du es gleich wieder trocken und warm. Und alles andere… das klärt sich dann."

  • Helena spürte wie man sie anhob und gegen etwas lehnte, doch noch war sie nicht in der Lage dazu zu reagieren. Sie hatte keine Gewalt über ihren Körper und ihr Geist ruhte noch nicht vollständig wieder im hier und jetzt. Sie konnte die Klippe vor ihrem inneren Auge sehen, aber das Bild verblasste immer mehr, je angestrengter sie versuchte es festzuhalten. Irgendjemand hatte sich an ihrem Arm zu schaffen gemacht. Es war schmerzhaft gewesen, sehr sogar, aber obwohl sie versucht hatte den Arm wegzuziehen hatte sie sich nicht gerührt. Und sie hörte Stimmen. Zwei Stimmen, eine männliche und eine weibliche. War Ursus wirklich bei ihr? Und wer war dann die Frau? Warum konnten sie sie nicht einfach in Ruhe lassen?! Sie gehen lassen, so wie sie es wollte! Helena versuchte zu sprechen, doch alles was dabei herauskam war ein keuchender Husten, der ihren ganzen Körper durchschüttelte und ihr das bißchen Kraft wieder raubte, das sie gesammelt hatte.


    Einen Moment lang musste sie wohl das Bewusstsein verloren haben, denn als sie ihre Umgebung wieder wahrnahm hatte sie sich verändert. Es dauerte einige Augenblicke bis sie es erkannte. Man hatte sie hochgehoben und nun bewegten sie sich. Wahrscheinlich auf die Villa zu, auf Marcus zu! "Nein!" Ihre Stimme klang rauh und gepresst und nun endlich öffnete sie auch die Augen. Sie sah Ursus Kopf über sich schweben und hörte seine beruhigenden Worte. Sie wollten einen Medicus holen, aber Helena wollte keinen Medicus! Sie wollte zurück in den Teich, zurück zu ihrer Mutter und zurück zu dieser Klippe. Warum verstand das denn keiner? Leicht wandte sie den Kopf und warf einen Blick zurück zu dem Baum, unter dem sie gerade noch gesessen hatte. Der Dolch, der Krug, der Brief...alles lag noch dort. Helena wollte den Arm danach ausstrecken, aber er fiel nur schlaff an ihrer Seite herunter.


    Plötzlich fing sie an zu zittern. Ihr war schrecklich kalt. Die Kälte schien in ihr Innerstes zu kriechen und sich dort auszubreiten. Helenas Atem ging flach und eine seltsame Taubheit nahm von ihrem Körper Besitz. Doch das wollte Helena nicht zulassen. Sie wusste nicht, was Ursus nun mit ihr vorhatte, aber sie musste unbedingt verhindern, dass Marcus sie sah. Helena sammelte ihre ganze Kraft und bäumte sich erneut auf. Unruhig warf sie sich hin und her. "Lass mich los!...Bitte...Ich will nicht...lass mich gehen!...Bitte!" In ihrem geschwächten Zustand hatte sie keine Chance sich aus Ursus Griff zu lösen. Zudem weckte die Bewegung den Schmerz wieder. Helena stöhnte auf und ein schwarzer Nebel drohte sie zurück in die Bewusstlosigkeit zu drängen. Sie kämpfte dagegen an, doch der Nebel wollte sich nur langsam zurückziehen. Die Verlockung war groß sich ihm einfach hinzugeben. Erneut hob Helena eine Hand und griff nach Ursus Kragen. Er wollte ihr helfen und er war sehr besorgt, das konnte sie an seinem Gesicht sehen.


    "Du..verstehst das nicht! Ich...bring mich nicht zu ihm zurück! Ich...Bitte!"


    Etwas rann über ihre Wange. Es fühlte sich heiß an auf ihrer kalten Haut. Die Träne suchte sich einen Weg und blieb schließlich in ihrem Mundwinkel hängen. Sie weinte still, wie noch kurz zuvor unter dem Baum. Helena hatte so gehofft, dass die Zeit der Verzweiflung nun vorbei war, doch es war viel schlimmer gekommen. Nun konnte sie sich nicht wehren, war ausgeliefert und niemand konnte ihr helfen. Niemand!

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Siv nickte nur knapp, als der Römer mit ihr sprach. In diesem Moment kam es ihr weder in den Sinn zu widersprechen noch nachzufragen, was ein Medicus oder ein Chirurg war. Widerspruch kam nicht in Frage – vor ihr lag eine Verletzte, und in diesem Augenblick war ihr gleichgültig, ob sie eine Römerin war oder nicht. Trotz ihres Zorns hatte Siv im Grunde ein weiches Herz, und einem Verletzten – selbst wenn er diesem Volk angehörte, dass sie verachtete – nicht zu helfen, wenn sie dazu imstande war, stand einfach nicht zur Debatte. Vielleicht hätte sie gezögert, hätte sie nachgedacht, aber sie dachte nicht nach, sondern handelte nur. Und was die Worte anging – jetzt war nicht die Zeit, um Fragen zu stellen. Sie musste sich einfach darauf verlassen, dass Cadhla mit diesen Begriffen etwas anzufangen wusste. Die Germanin überprüfte ein letztes Mal den Verband um das Handgelenk der Römerin, bevor sie sich auf den Weg machte.

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