Apotheka tes Philotantos

  • Es sieht alles sehr reichhaltig aus, was er hier zu bieten hat. Das wäre doch gelacht wenn du nicht all deine Sachen hier bekommen würdest.


    Veratius wühlte in den Gewürzen herum auch wenn er sich nicht ganz so gut auskannte wie Cursor.


    "Wir können ja auch andere Gewürze mitnehmen, die wir noch nicht kennen.
    So können wir sie mal ausprobieren oder was meinst du Cursor?"

  • Cursor hörte nur mit einem Ohr, was Veratius sagte, so sehr war er damit beschäftigt, zu riechne, zu prüfen, zu befühlen und zu kosten.


    "Wichtig ist, daß ich die Gewürze und Kräuter bekomme, die auf der tabula sind. Deine Idee, zusätzliche Kräuter mitzunehmen, ist nicht von der Hand zu weisen. Vor allem schon deswegen, weil mir der calo versprochen hat, mir noch weitere Rezepturen zu verraten."


    Und schon hielt sich Cursor ein weiteres Kraut vor die Nase.

  • Cursor kannte sich wahrlich besser aus als Veratius, dennoch erkannte er, dass dieses Angebot mehr als reichhaltig war.


    "Nimm einfach mit, was du denkst gebrauchen zu können Cursor, etwas Geld habe ich auch noch dabei, von daher brauchst du dir keine Gedanken zu machen.
    Wenn wir einmal hier sind, müssen wir das auch ausnutzen. Wer weiß wann wir wieder mal hierher kommen."


    Nun wühlte auch Veratius in den Gewürzen herum und probierte dies oder jenes aus.

  • Cursor und Veratius "tummelten" sich im wahrsten Sinne des Wortes in den Kräutern und Gewürzen.


    Währenddessen hatte sie der Händler nicht aus den Augen gelassen. Bisher hatte er kein Wort gesagt.


    Er ging auf Cursor zu, hielt ihm dessen tabula und einen großen Korb entgegen, der bis obenhin mit allem und möglichen gefüllt war.


    "Ist das alles, was auf meiner tabula stand?"


    fragte er.


    Keine Antwort!


    Der Händler deutete auf seinen Mund und öffnete ihn.


    Cursor erkannte sofort, daß bei dem Händler da, wo sonst eine Zunge ist, nichts war.


    "Mensch, Veratius",


    er fing leicht zu stottern an,


    "siehst Du auch, was ich sehe?"

  • Veratius hatte bis dahin den Händler gar nicht so recht ernst genommen oder besser gesagt beachtet.
    Zu sehr war er damit beschäftigt in den Kräutern und Gewürzen zu wühlen.


    Als Veratius merkte, dass Cursor mit dem Händler zu kommunizieren versuchte, der Händler aber durch eine sprachliche Behinderung seinerseits nicht antwortete, fiel es Veratius auch auf.


    Zitat

    Original von Titus Decimus Cursor
    "siehst Du auch, was ich sehe?"


    "Cursor, du meinst..... er hat keine Zunge, er kann gar nicht sprechen?"


    Veratius schaute etwas genauer hin, konnte aber nichts entdecken, schließlich lief ja der Händler auch nicht mit offenem Mund durch die Gegend.

  • Cursor nickte.


    "Der Händler hat keine Zunge. Vielleicht hat er auch keine Zunge mehr. Aber was geht das uns an?"


    Dann wandte er sich zu dem Händler, der der Unterhaltung der beiden etwas betreten beiwohnte.


    Cursor nahm seine tabula.


    "Ich deute auf ein Gewürz auf der tabula und du zeigst mir das betreffende in deinem Korb, hast du verstanden?"


    Der Händler nickte bestätigend.


    Cursor deutete auf die Aloe, der Händler hielt sie ihm hin ...
    ... auf die Myrrhe, den Safran, die Sennesblätter bis hin zur Angelica ...


    Es war alles da, was angefordert war. Nun ging es ans Bezahlen.


    In seiner offenen Hand hielt Cursor dem Händler ein paar Münzen hin. Der Händler schüttelte den Kopf und bog Cursors ausgestreckte Finger nach innen.


    "Willst du mir damit sagen, daß ich nichts zu bezahlen habe?"


    fragte er den Händler.


    Dieser nickte, zeigte auf seinen Mund und verschloß ihn mit seinem Zeigefinger.


    Cursor dankte dem Händler und verstaute den Inhalt des Korbs in seinem bereitgehaltenen Mantelsack. Dann meinte er zu Veratius:


    "So wie ich den Händler verstanden habe, war der froh, daß wir ihn nicht danach gefragt haben, wie seine Zunge "abhanden" gekommen ist. Und so hat er uns alles geschenkt. Ich habe auch die Preise auf den Schildchen angesehen, aber so teuer wäre das sowieso nicht gewesen.


    Und damit können wir den "offiziellen" Teil unseres Marktbesuchs abhaken. Wollen wir ins castellum zurück und dort noch einen heben oder hast Du einen anderen Vorschlag?"

  • Veratius schaute derweil in der Gegend herum, während Cursor den kauf abwickelte.


    Zitat

    Original von Titus Decimus Cursor
    Wollen wir ins castellum zurück und dort noch einen heben oder hast Du einen anderen Vorschlag?


    "Ist eigentlich eine gute Idee Cursor, so ein Marktbesuch macht durstig. Außerdem sind wir ja schon eine ganze Weile hier.
    Hast du alles beisammen?"

  • Cursor strahlte.


    "Ich habe nicht nur alles, sondern ich habe mehr als alles.


    Und nun schlage ich vor, wir reiten ins castellum zurück, denn da sind wir sozusagen vor Ort und können uns überlegen, ob wir in die thermae gehen oder uns nach einer kurzen Erfrischung auf unserer Stube dem Tranke widmen.


    Egal, wie das dann ausgeht; eine Liege in der Nähe sollten wir auf alle Fälle in Betracht ziehen!"

  • Cursor zögerte nicht mehr lange und saß auf Incitatus auf.


    "Und jetzt Richtung Heimat!"


    rief er Veratius zu, und als ob ihn sein Vierbeiner verstehen würde, fiel er gleich in einen schnellen Trab ein.

  • Cursor warf Veratius noch einen Blick zu.


    "Und wenn wir dann wieder im castellum sind, dann geht`s erst richtig los: Ich versuche mich bei der nächstbesten Gelegenheit mit der Mixtur!"


    Ohne daß ihn Veratius hören konnte, murmelte er noch vor sich hin:


    "Vielleicht ist es doch besser, noch mal bei dem calo vorbeizuschauen. Es soll ja nicht gleich beim ersten Mal danebengehen!"

  • Leonidas betrat sein Lagerhaus. Man hatte inzwischen einen Teil leergeräumt. Nur der Duft hunderter Gewürze erinnerte noch daran, dass hier üblicherweise Gewürze gelagert wurden. Jetzt jedoch hatte man verschiedene, typische Tauschwaren wie Keramik aus Gallien, Felle aus Germanien, Textilien und Ähnliches. Alles war säuberlich in Kisten verpackt worden. Der Grammateus war sichtlich gefordert, als er mit einem Zulieferer stritt, der gerade die Vorräte für die Reise lieferte. Hauptsächlich Brot, ähnlich dem der römischen Legion auf Märschen und Dörrfleisch. Aber man würde auch die ein oder andere lebendige Ziege mitnehmen - so hielt das Fleisch immer noch am besten.


    Unterdessen sprach Leonidas in einer anderen Ecke mit einem dicken Ägypter, dessen Boot der Grieche mieten wollte. Es war alles ein wenig heikel, denn einerseits wollte er rasch aufbrechen, andererseits Geld sparen. Sie diskutierten und feilschten bereits mehrere Minuten, doch eine Einigung schien fern.


    "Diesen Preis kann ich unmöglich bezahlen! Dafür kann ich meine Waren ja mit dem Kamel nach Diospolis bringen lassen!"


    "Meine Mannschaft muss auch bezahlt werden. Und die Wegzölle sind durch den Krieg auch nicht weniger geworden. Weiter werde ich dir keinesfalls entgegenkommen."


    meinte der Ägypter nur und lächelte ohne Freundlichkeit. Leonidas kratzte sich am Kopf. Die Hitze in der Halle ließ seine Schminke verlaufen.


    "Ich kann mir auch einen anderen Kapitän suchen. Die Flotte der Rhomäer spuckt doch pensionierte Kapitäne aus wie die Nilquelle Wasser!"


    Der Kapitän wirkte weiter selbstsicher. Sein Lächeln keineswegs aufgebend meinte er


    "Schon, aber nicht für diesen Preis. Mein Angebot ist sowieso schon eine Beleidigung für mein Geschäft. Wenn das die anderen erfahren, bringen sie mich vermutlich um. Schlag also ein, oder ich gehe wieder."


    Leonidas war fast versucht, tatsächlich einzuschlagen. Aber andererseits bekam man auch als Nilschiffer nicht jeden Tag die Möglichkeit, das ganze Schiff auf einen Schlag für eine Reise bis nach Theben vollzukriegen. Und Leonidas hatte viel Fracht...möglicherweise würde er sogar ein zweites Boot brauchen...aber andererseits hatte er keine Lust, seine Ladung zu teilen. Und der Preis war wirklich bereits deutlich heruntergegangen...


    "Also gut, meine Ladung, meine Männer und ich."


    Der Ägypter verzog das Gesicht. Tatsächlich hatte Leonidas gerade sich und seine Leute in den Preis inbegriffen und ihn damit indirekt gedrückt.


    "Von den Männern war nicht die Rede! Ich bin doch kein Passagierkreuzer! Die kosten extra!"


    "Ich schicke doch meine Leute nicht mit einem Extra-Schiff hinterher! Außerdem nehmen die ja wohl kaum viel Platz weg! Und sinken wird dein Boot deswegen schon nicht. Ich habe das ganze Boot gebucht, also werde ich da doch nicht extra zahlen! Ich bitte dich!"


    Sie feilschten noch weitere fünf Minuten um die Handvoll Männer, die Leonidas gleich aus Alexandreia mitnehmen wollte, dann wurde man sich einig. Die Männer würden jeder den geradezu symbolischen Preis von einer Drachme pro Kopf zahlen. Für dieses Geld konnte man auch über den Styx fahren!


    Gerade als Leonidas das Boot klargemacht hatte, erschien Kallimachos, der Sohn des Didymos. Er entwickelte sich prächtig und war von Leonidas zum Nachrichtenoffizier ernannt worden. Immerhin konnte der Bursche recht flüssig lesen und schreiben.


    "Leonidas, Leonidas! Der Brief aus Diospolis ist da! Die Karawane ist gebucht!"


    Ein Papyrus in der Hand schwenkend rannte er herbei und reichte den Brief an seinen Herren weiter. Naja, ein bisschen Zurückhaltung und Ernsthaftigkeit musste man dem Burschen noch beibringen, soviel war klar.


    Bald konnte die große Reise losgehen...

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