Aha,´n Fischkopp also! Und der Vadder hat den Fang gleich weiterverarbeitet! Auch praktisch! Da spart man sich doch glatt den Zwischenhändler! Nur Kacke, wenn dann Piraten vorbeischaun!
"Wat Piraten? Is ja heiß!" Mhhm, ich war ja noch nie am Meer! Bin vorher nie aus meinem Provinznest raus gekommen. Meer kenn ich nur aus Erzählungen.
"Ey weißte, da wo ich her komm, gibt´s kein Meer. Nur größere Hugel und kleinere Berge und ganz viel Wald! Wie isses denn so, am Meer?"
Tja, so vor hundertfuchzich Jahr´n als die Ollen noch oben auf´m Oppidum Bibracte gelebt ham, muß es richtig gut gewesen sein! Von da oben hatteste´n irren Ausblick! Kann nich verstehn, warum die ollen Römer uns umgesiedelt ham!
Was, der hat noch hunger? Achso ob ma hungern muß im Winter. "Ey Alter, keinen blassen Schimmer, war im Winter noch nich hier, weißte!"
hortus | Sklavin trifft Sklave
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"Ja, heiß", bestätigt Sertorio gleichgültig. Piratarie war'n Gewerbe wie jedes annere auch, Piratn konnte man buchen, quasi, warn Dienstleister und man wurde ja auch von allen anneren übers Ohr gehauen.
'Hügl, Berge un' Wald hamma auch', sagt sich Sertorio. Wie soll Meer schon sein? Wasser bis anne Enden der Erde halt.
"Wenne gerade auf's Meer schaust, siehste nu' eine riesige blanke Fläche Wasse' ohne nix sonst. Kein Ende in Sicht. Weite. Unendlichkeit. Un' wenne auf'm Meer bist, haste Unendlichkeit überm Kopf, untern Füßn und um Dich 'rum. Du has' keine Grenze, für nix. Das Meer riechste schon meilenweit, das Meer schmeckste, ohne davon zu trinkn, das Meer spürste, selbst wenne nich' auf'm Meer bis'. Das Meer is' Dein bester Freund un' Dein größter Feind, 's is' der Vater aller Dinge, alles kommt aus'm Meer, das Meer macht lebendich und tötet." Sertorio gestikuliert, spannt seine Arme um die Weite des Meeres, die Höhe des Himmels und die Tiefe der See, mit der Wurst inner Hand.
"'S Meer is' in Dir drin, 's läßt Dich nie mehr los" sagt Sertorio un' verstummt. Hat ziemlich viel geredet, findet er. Ach, 's Meer.
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Nee,´ne! Allein die Tatsache, das der Kollege mehr als drei zusammenhängende Sätze heraus brachte, haute mich fast von´nen Socken!
So war also das Meer, ewig weit, blau, unendlich. Ich weiß nich, was ich davon halten soll! Mann, der war voll bei der Sache. Ich beobachtete ihn. "Sach ma, du liebst das Meer, was?" Das was er so erzählte, riß mich voll mit!
"Ey, weißte, ich würd ja auch gern ma ans Meer! Da war ich noch nie!" Sehnsüchtig blickte ich in die Ferne.
Ein Gedanke kam mir! Sertorio und ich zusammen am Meer! Mann, das Meer war doch hier gar nich so weit weg! Das wär´s doch!
"Ey, sach ma, würdest du ma mit mir ans Meer fahr´n?"
Keine Ahnung, was Bärchen Ursus von meinen Sehnsüchten hält! Wahrscheinlich gar nix! -
'Sach ma, sach ma, weißte, sach ma ...' Schnalle, bin ich'n rhetor oda was?
Das Meer. Mein Meer. Unsa Meer. Das Meer. Meer. Mare. Blau. Grün. Grau. Schwarz. Weiß. Rot. Gelb. Glitzernd. Stump. Gleißend. Hell. Dunkel. Klar. Trüb. Gelassen. Tobend. Meer. Mehr Meer. Noch mehr Meer. Nur Meer. Meer.
Ich. Er. Er. Ich. Wir.
Sertorio schüttlt den Kopf.
"Klar, mach'ma man. Vielleicht ham'wa mal ein, zwei freie Tage, wennix los is' oda so. N' Tag hin, n' Tag zurück, solange dauert's schon bis zur Küste." Sertorio schaut Caelyn vonner Seite an. Schwimmn kannse nich', also Strand, Küste. Füße, Beine ins Wasser. Kontakt. Kontakt mi'm Lebn. Wenigstns.
"Vielleich' ham'wa auch ma was in Ostia zu tun, nich? Is' sicher Zeit, dann 'hallo!' zu sag'n." Und dem Meer ein Opfer zu bringn, über die Welln streichln, die Schaumkronen küssn.
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"Hey super!" schrie ich. "Mensch, das wird sicher total verschärft! Du und ich am Meer!" Klar, war das verschärft! Aber erst mal hin kommen! Aber wie?
"Höma, soll ich ma den Ursus fagen?"
Klar, wenn wir den ma so´n bisschen Bauch pinseln, dann klappt´s bestimmt! Oh, Mann ey, das Meer! Ich konnte mir natürlich überhaupt nich vorstellen, wie das Meer so war. Vielleicht so, wie´n größerer See, oder so was. Auf jeden Fall freute ich mich schon, wie blöde drauf! -
Sertorio kratzt sich unter den Achsln, irgen'was juckt da, hoffntlich keine Läuse vonne Pennern in seinem Schlafraum. Bis gestern hatter noch keine gehabt, so viel is' sicher. Was schreit'n die jetzo?
"Wenner Aurelius Corvinus noch krank is', ansonstn müß'ma wohl Bär un' Rabe frag'n." sagt Sertorio.
"Schau'ma, daß'ma nach Ostia für Wa'en gehn. Das is' das beste, mi'm Karrn, das sin' zwei Tage un' kein freier Tag." Man muß den Herrschaftn nich' alles auf eimal herausleiern. Auch sein Vater war nich' begeistert, wenner mal einen Tach verpennt hat oder für nix auf's Meer rauswollte. Wer'n hier nich' anners sein.
"Du frachst, ich bin neu hier" stellt Sertorio klar. Außerdem isse 'ne Frau, die deichslt das leichter. Sons' denkn die, Sertorio hätt'n Fluchtplan. Oder denkn die das nich' sowieso? Verquere Denke wär' das, aber normal für Röme'. Kein Sinn fürs Praktische.
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"Nee, nee, laß ma! Den Raben übernimmst du oder wir lassen den außen vor! Das geht auch! Muß ja nich alles wissen! Ich frach einfach nur´s Bärchen! Da kann der doch nich nein sagen, oder?"
Seine Idee mit den Wa´en, was immer er auch damit gemeint haben sollte, hörte sich auf eine gewisse Weise ganz gut an.
"Ey Alter, wir schaffen das! Du und ich! Hast richtig gute Ideen! Muß man dir lassen. Aber ey, was sinn´en Wa´en?" Mann, der muße sich echt ma ´ne bessere Sprache anschaffen. Den konnste ja kaum versteh´n. Oder laberten die so in Hispania? -
"Will kein' Ärger" sagt Sertorio. Das Sonnenscheinchen is' vielleicht schnell beleidigt, wie alle diese Schnöslchen, wemma ihnen nich' genug Aufmerksamkeit gibt.
'Du un' ich' Was wird'n das jetz'? Sertorio stöhnt leicht innerlich. Jetz' klettet die sich an mich 'ran, super.
"Wa'en? Na, Wa'en halt. Sach'n, Klump, Essn, Wein, egal, wasser Händla halt verkauft am Markt un' was inne Hafn geschifft wird." Ob das so'ne gute Idee is'? Fraun, manchmal weiß'ma nich', was mit dene is'. Erst total klever, dann wieda völlich plemplem.
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Klar, das konnte man ja versteh´n. Kaum war er da, da wollte er ja nich gleich Zoff mit´m Chef haben. Doch da kam mir der zündende Gedanke! "Ey weißte was, ich frach Ursus, ob er nich Corvinus fragen könnte!" Na klar, so würd ich´s machen! Jo, und dann ab an die playa! Oder hieß es an den playa? Keine Ahnung, is ja auch Schnuppe!
Mann das würde echt total krass werden! Boa, freute ich mich!Jetzt kam auch die Erklärung für Wa´en! Jrtzt kapierte ich´s endlich! "Achso! Du meinst War´n! Na sach´s doch gleich!"
Irgendwie war´s manchmal echt schwierig, hinter seinen hispanischen Slang zu kommen. Aber man konnte ja miteinander reden!
"Ey weißte was, laß das ma meine Sorge sein! Kann ja verstehn, wenn de dich nich traust, oder so!" Klar, Caelyn macht das schon! -
"Ich hab' kein' Schiß. Denke nu', wemma sich vorstellt, sacht 'ma vielleicht nich' als erstes, daß'ma zwei Tage weg is', nich'?" Sertorio grinst schief. Ersta Eindruck un' so, halt.
"Aba 's beste wär', wir geh'n in Ostia auf'n Ma'kt, wegn War'n." Wieda was gele'nt, War'n sagt ma' in da, wo Kählin herkam. Irgendwo in Gallien, war das, nich'?
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"Ey,Alter! Weiß ich doch, das de kein Schiß hast!" Das die Kerle immer gleich Angst hatten, man würd ihnen was unterstellen!
Jo, der brachte mich aber auch jetzt auf´ne phänomenale Idee! "Genau! Wir müssen denen erzählen, dass wir was gaaaanz wichtiges in Ostia auf´m Markt hol´n müssen! Und denn frag ich, ob ich dich nich begleiten darf, oder sowas!" Das könnte vielleicht klappen. "Ey, sach ma, müssen wir da dann hinlaufen?" Das könnte ja noch richtig anstrengend werden. Aber der Weg war doch auch ´n Ziel! -
"Un' was? Sach' einfach, Du willst ma' nach Ostia auf'n Ma'kt mitgehn, un' dann kannste gleich frag'n ob was ansteht. Vielleich' ham'se ja mal Gusto auf'n groß'n Fisch, den ma' direkt da kauf'n könn', oda so."
Sertorio is' am Ende seiner Ideen. Eigentlich würd' er einfach zuwartn, bisser eben ma' nach Ostia kommt, aba Mädls wolln imma alles innem nächstn Augnblick. Keine Geduld halt.
"Wemma was transportiern, dann nehm'wa 'n Ferdekarrn, ansonstn halt laufn, was sonst?" Oda hätt' Madam lieba 'ne Sämpfte?
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Ey, super! Es geht doch wirklich nix über einen, mit richtig guten Ideen! "Weißte was, das mach ich! Werd ihn einfach ma frag´n!" Und ich würd ihn so frag´n, dass er unmöglich nein sagen konnte. Fraun wissen, wie so was geht! Einfach ma ganz lieb und unschuldig geguckt und schon können die Kerle nich mehr! So´n treudoofer Waldiblick war entwaffnender, als ´ne Kohorte Legionäre!
"Ey, super! ´Nen Ferdekarr´n. Sach ma, kannst du eigentlich mit Ferd´n? Ich mein, kannste reiten, oder so?" Wie alle kleinen Mädchen, war ich früher ganz versessen auf Pferde und Reiten. Vielleicht könnt man ja unterwegs ma´n bisschen reiten! -
"Kla'", sagt Sertorio ohne groß nachzudenken. Reitn kanner. Esl, Maultiere un' so'ne Viecher. Ferde sin' nu' größer, vielleich'n bißchn schnelle', aba sonst? War'n inner Hauptsache imme' für'n Acka da, halt kräftiger als Esl fürs Flügn un' so, auch zum ziehn für die Karrn.
"Wenn ma'n Karrn ham, müss'ma 's Pferd aba nich' reitn" erläutert Sertorio. Man sitz' einfach hinne drauf un' läßt sich ziehn. Schön bekwem un' ohne Eile.
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"Mensch Alter, is ja richtich gut! Logisch, wenn wer mit´m Karr´n unterwegs sin, müss´n wer nich reit´n, abber wir könnt´n´s wenn wer wollt´n! Verstehste?"
Ganz klar! Man müsste nur ma schnell den Karr´n abspann´n un schon könnt ma reit´n. Is doch gar kein Hexenwerk! Na, ob er das jetzt geschnallt hat? Wart´n wer´s ma ab! Kerle braucht´n da ja ma ab un zu en bisschen länger!
Tagträumerisch guckte ich zu Sertorio und grinste. Die Kälte machte mir ga nix mehr aus. Ich dacht halt nur noch an Ostia...und das Meer... und an Sertorio un mich....ahhh! Schön!
"Ey Alter, willste noch´n Stück Wurst?" Gelegentlich muss man sich eben selber aus´m Tagtraum rauszieh´n, bevor es andre mach´n! -
Sertorio schaut 'n bißchen leer zu Caelyn hin.
"Vastehe, un' wozu?" fragt Sertorio. Was soll ma' reitn, wemma sich zieh'n lassn kann.
"'N Karrn kamma nich' stehnlassn, des Viech zieht'n hin un' wieda zurück. Bom. Sertorio nimmt Caelyn mit 'nem Nickn die Wurst ausser Hand.
"'ke", sagt Sertorio und gibt ihr 'n Rest wieda.
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Mensch Kerl! Kapier´n tuste gar nix ´ne! Wozu, wozu? Na zum Spaß halt! Einfachso! Nix weiter!
"Mensch, reit´n kann man ma, wenn man ´ne Pause macht oder so! Zum Spass halt, verstehste?" Nee, hab ich mir gedacht! "Ich reit halt gern, kapierstes jetzt?" Ich hab zwar noch nie geritten, würd´s aber trotzdem ma tun. Braucht der ja aber gar nich zu wissen, dass ich das gar nit kann!
Jetzt nimmt der sich auch noch einfach die Wurst! Ja wo simmer denn hier? Ach, Mensch wat soll´s! Is doch Jacke wie Hose. Soller sich doch die Wurst ganz nehm´n.
Aber nee, er läßt´n Stück übrich und gibt´s mir dann wieder rübber.
"Da haste auch noch Brot!" Jaja, ich weiß, in der Not schmeckt die Worscht auch ohne Brot! Altes gallisches Sprichwort. Is was wahres dran! -
"Zum Spaß?" Sertorio schaut Caelyn an, als hätt'se vorgeschlagn, zum Spaß auf'nem Kanickl zu reitn. Kanickl sin' zum Essn da un' "Ferde sin' zum arbeitn da" sagt Sertorio.
Arbeitstiere, nich' Spaßtiere. Hunde sin' Spaßtiere, kamma mit jagn gehn. Reitn is' Arbeit, nich' Spaß, die Viecher sin' nich' gepolstert, da tut einem bald der Arsch weh un' man geht steif un' o-beinig. Kählin reit' gern. Soso. Fraun machn immer unnützes Zeuch gern. Nur das, was dann auch Jungs Spaß macht, da zickn se rum.
"Ich fick' halt gern" sagt Sertorio spontan ohne viel Nachzudenkn. Ferde ... Hengst ... Fickn, klare Assozi ... Assozialisation, nich'?
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"Na logisch zum reit´n! Ey ´n Ferd is´n Fortbewegungsmittel, ´ne! Da reitet man drauf um sich fort zu bewegen. Ja?!" Keine Ahnung, wie die das in Spanien machen? Abber bei uns reitet man auf´m Gaul, um von A wie Augutodunum bis L wie Lutetia zu kommen!
Was dann kommt, haut mich um! "Öhm, was machste gern?" fragte ich zögerlich. Das böse Wort mit F ließ mir doch glatt die Röte ins Gesicht schießen. Aber Alter, ich blieb ganz suverän. Wäre da nur nich die rote Farbe in mein´m Gesicht gewesen, die mich verraten hätt! "Jo, klar! Fick´n ey! Wie kommst´n drauf?" Versteht sich ja von selbst, dass ich mir jetzt nich die Blöße geb und sach, hab ich noch nie gemacht, was iss´n das? -
"Vagisses" sagt Sertorio, das Thema is' eigentlich durch, vom drüberreden hielt er eh' nich' viel.
"Bom. Schau'ma, daß'ma bei Gelegnheit nach Ostja komm'n. Kannst ja auf'm Gaul reitn, der'n Karrn zieht, nich'?"
Dürfte außadem'n netta Anblick sein, die Schnalle auf'm Ferd, warum nich'? Sertorio räkelt sich, Was jetz'? Irgndwie hätter sich sein' erstn Tag etwas anstrengender vorgestellt, stattdessn hockter auf'er Bank un' schwatzt sich dumm'n dusslig.
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