[Senaculum] Auspicia

  • Es war wieder einmal so weit: Der Senat wurde einberufen! Und obwohl Tiberius Durus schon oft Senatssitzungen beigewohnt hatte, war diese etwas Besonderes: Er berief sie in seiner Funktion als Praetor Urbanus zum ersten Mal selbst ein!


    So hatte er sich an das Collegium Augurum gewandt, denn vor einer jeden Sitzung mussten Auspizien eingeholt und die Zustimmung der Götter zu der Sitzung erfragt werden! Damit wurde gleichzeitig die Zustimmung der Götter zu den diskutierten Punkten (und Durus' Gesetzesvorschlag bezüglich der Macht der Proconsuln) eingeholt.


    Ein wenig aufgeregt stand er daher vor der Curia Iulia, in der die Senatoren zusammenkommen würden, angetan mit der Toga Praetexta, begleitet von seinen Liktoren...fehlten nur noch die Auguren!

  • Noch war es früh am Tage, doch die meisten Senatoren waren vermutlich bereits seit einigen Stunden auf den Beinen. Abgesehen von jener Dauer, welche (hoffentlich) auf die allmorgendliche Körperreinigung und das Ankleiden verwendet wurde, hatten sie entweder die morgendlichen Pflichten der Aufwartung bei ihrem Patron oder aber des Besuches ihrer Klientel zu erfüllen, manche gar beides. Gracchus selbst genoss derzeit den Vorteil, dass sein Patron fern Roms weilte und so eine Aufwartung nicht notwendig war, doch deplorablerweise weilte auch dessen Sohn fern der Stadt, so dass Gracchus das römische Klientel seines Patrones umsorgen musste und so kaum weniger Zeit am Morgen damit verbrachte denn mit seinem eigenen Klientel und der Aufwartung bei seinem Patron zusammen. Der klare Himmel über der Curia Iulia kündete von einem kalten Tag, obgleich sich die Sonne im Osten müßig ein wenig empor hatte geschoben und langsam hinter dem Esquilin hervorlugte. Kälte jedoch war im Ausharren auf das Erscheinen der Auguren weit besser zu ertragen denn Regen und mit Sicherheit auch eine günstigere Voraussetzung für die Vogelschau, daher grüßte Gracchus wohlgemut die bereits anwesenden Senatoren, unter ihnen auch den Praetoren Tiberius.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Schon auf dem Weg zum Senat hatte sich Macer mit zwei anderen Senatoren getroffen und befand sich in einer einigermaßen regen Unterhaltung mit ihnen, als sie die Curia erreichten. Sie kamen häufiger gemeinsam, weil sie meist schon gemeinsam losgingen. Sie besuchten sich zwar nicht morgens als Klient und Patron zur gegenseitigen Aufwartung, aber sie hatten schlicht weitgehend denselben Weg von ihren Häusern hinab zum Forum und da bot es sich einfach an, die Strecke nicht alleine zurück zu legen. Die Klientenschar, die ihnen gefolgt war, verstreute sich zum Teil zu seinen eigenen Geschäften weiter über die Stadt, während sich die Männer unter die anderen Senatoren mischten und auf die traditionelle Anhörung des göttlichen Urteils zur heutigen Sitzung warteten. Man konnte sich die Zeit prima damit vertreiben, schon einmal die Tagesordnung inoffiziell zu besprechen, was den späteren offiziellen Teil nicht selten durchaus effektiv abkürzte.

  • Seit seiner Zeit bei der II. wusste Victor jetzt zwar dass es Provinzen gab in denen es noch kälter im Winter war, als in Rom was ihn aber nichtsdestotrotz nicht daran hinderte zu den Auspicien zu erscheinen. Auch wenn er ganz schön fror und ein verbissenes Gesicht machen musste, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Er musste sich eindeutig wenigstens ein bisschen mehr Speck zulegen... mehr trainieren sowieso. Wenigstens hob die aufgehende Sonne aber die Stimmung, wenn auch nicht die Temperatur.

  • "Salve Octavius Victor, hat dich der Zufall noch über weitere unnütze Paragraphen stolpern lassen?" grüßte Macer eben jenen gerade eingetroffenen Senator in Anspielung auf die letzte Senatsdebatte, in der er einen per Zufall gefundenen Paragraphen zur Abschaffung vorschlug.

  • Es dauerte nicht lang, bis Sophus eintraf. Die safrangelbe Amtstoga war gepflegt und zeichnete ihn bereits von weither als Augur aus. Die toga praetexta hatte er nicht angelegt, obgleich es ihm als Augur zustand. Er wollte sich nicht mit Senatoren gleichstellen.
    Ruhig ging er auf Durus zu, seinen ehemaligen Kollegen im Collegium und hob die Hand.


    "Salve." sprach er ruhig und leise, um die Senatoren nicht zu unterbrechen. "Wann soll es genau beginnen?"

  • Als der Augur endlich erschien - erfreut stellte er fest, dass es sich um Annaeus Sophus, seinen alten Amtskollegen handelte - , schickte er seine Liktoren auf Sicherheitsabstand. Er glaubte kaum, dass jemand die Frechheit besaß, inmitten einer Schar von Senatoren und deren Klienten ein Attentat auf den Praetor Urbanus zu unternehmen. Dann stieg er die Stufen der Curia Iulia hinab.


    "Salve, Annaeus! Wir können sofort beginnen."


    Er nickte den Alten zu. Dann ging er gemeinsam mit dem Priester die Stufen hinauf, um die Auspicia möglichst nahe des Ortes der gewünschten Handlung - der Curia Iulia - einholen zu können.


    Dann begann er mit einer formellen Anweisung.


    "Ich wünsche, den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfahren, ob es ihm gefällt, dass eine Sitzung des Senates abgehalten wird in der Curia Iulia."


    Ihn fröstelte ein wenig, dann jedoch konnte er zurücktreten und dem Auguren das Feld überlassen.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Salve Octavius Victor, hat dich der Zufall noch über weitere unnütze Paragraphen stolpern lassen?" grüßte Macer eben jenen gerade eingetroffenen Senator in Anspielung auf die letzte Senatsdebatte, in der er einen per Zufall gefundenen Paragraphen zur Abschaffung vorschlug.


    Angenehm überrascht drehte sich Victor in die Richtung der Stimme und bemerkte Macer. Vorübergehend machte er eine nicht sonderlich ernst gemeinte säuerliche Miene, dann lächelte er totz der Kälte, die seine Zähne zum Klappern bringen wollte.


    "Salve, Curator Aqaurum. Nun ich fühle mich zwar zur Zeit ein wenig unausgelastet, aber so schlimm, dass ich durch stundenlanges Studium der Codices den Zufall erzwingen will dann doch noch nicht. Nun, wie geht es dir und deiner Abteilung, Purgitius Macer?"

  • Schweigend nickte Sophus seinem ehemaligen Kollegen zu und trat an den Platz, an dem Durus um das Urteil der Götter gebeten hatte.
    Sein Stab lag fest in seiner rechten Hand, die er noch mit der linken umschlossen hielt. Sein Blick streifte in den Himmel, über die Dächer Roms und wieder zurück. Um die Kälte kümmerte er sich nicht. Jedenfalls nicht offensichtlich. Er maß dem Senat zu viel Bedeutung zu, um sich jetzt nicht sehr gut zu beherrschen.
    Langsam hob er dann mit beiden Händen den Krummstab ein wenig und wartete geduldig darauf, dass sich die Stimmen der anwesenden Senatoren senkten. Dies war immernoch ein wichtiger Ritus - so glaubte Sophus jedenfalls.

  • Zitat

    Original von Gaius Octavius Victor
    "Salve, Curator Aqaurum. Nun ich fühle mich zwar zur Zeit ein wenig unausgelastet, aber so schlimm, dass ich durch stundenlanges Studium der Codices den Zufall erzwingen will dann doch noch nicht. Nun, wie geht es dir und deiner Abteilung, Purgitius Macer?"


    "Nein, diese mühevolle Aufgabe kann man sicher Senatoren überlassen, die noch auf der Suche nach ihrem Profil sind", stimmte Macer zu, was die stundenlange Arbeit über den Codices betraf. Zweifellos gehörte nämlich auch Octavius Victor zu jenen bereits bekannten Senatoren, die sich durch solcherlei mühevollen Arbeiten nicht erst noch einen Ruf verdienen mussten. "Meiner Abteilung geht es bestens", beantwortete er dann die Frage. "Gelegentlich treibt stinkendes Wasser den Tiber herunter und alle vermuten, dass wir es schuld sind, aber bisher konnten wir keine Ursache feststellen. Und solange du mir jetzt nicht auch noch erzählen willst, dass bei dir das Wasser nur stockend durch die Leitung kommt, kann ich recht zufrieden sein." Letzteres hatten Macer zuletzt mehrere Gesprächpartner erzählt, so dass es ihn nicht einmal überraschen würde. Doch offenbar wollte gerade erst einmal der Augur mit seiner Zeremonie beginnen, die Macer natürlich nicht mit weiteren Ausführungen zu seinem Amtsgeschäften stören wollte.

  • Als Stille einkehrte begann Sophus, das templum in den Himmel zu zeichnen. Seine Hand zitterte ein wenig dabei - was man sowohl seinem Alter wie der Kälte anlasten mochte. Dennoch nahm er seine Aufgabe ernst und zeichnete das Rechteck vollständig und gerade mit dem Krummstab in das weite Grau über ihnen.
    Langsam senkte er die Arme und richtete seinen Blick nach oben, als bemerke er die Senatoren gar nicht mehr. Er suchte den Himmel nach Vögeln ab, die ein Zeichen der Götter sein könnten.


    Das Warten zog sich hin, obgleich Sophus wenig Zweifel daran ließ, dass er aufmerksam den Himmel betrachtete. Doch weder hatte er dafür gesorgt, dass Vögel aufstiegen - er hatte nicht vor, das Urteil der Götter manipulieren zu wollen - noch war dies natürlicherweise eine gute Jahreszeit, um den Vogelflug zu beobachten.
    Doch auch jetzt fanden sich Vögel in der Stadt und einer kreuzte nach einiger Zeit Sophus' Blickfeld. Es war eine Krähe. Kein spektakuläres Zeichen, doch sie war zu sehen und sie zog in der Ferne über den Horizont. Während Sophus nach Osten zur aufgehenden Sonne blickte, zog der Vogel von Norden nach Süden.
    Er beobachtete den Flug des Tieres, bis es wieder aus seinem Blickfeld verschwand. Dann nickte er langsam.


    "Die Götter heißen diese Sitzung des Senates gut. Ihr Zeichen ist wohlwollend."


    Er neigte den Kopf vor den Senatoren, dann noch einmal vor Durus, bevor er zur Seite trat. Seine Arbeit war getan.

  • Durus blieb ruhig stehen und wartete ebenso wie alle Anwesenden auf das Zeichen. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Sophus die Frechheit besitzen würde, seine erste Senatssitzung zu torpedieren - aber andererseits kannte er den Annaeer als verständigen Auguren, der sein Amt nicht politisch, sondern religiös wahrnahm...daher war die Gefahr doch da...


    Auch er suchte den Himmel ab und entdeckte die Krähe kurz nach Sophus, wie er meinte. Als ehemaliger Augur wusste er selbstverständlich auch, was dies bedeutete und konnte schon vor den übrigen Senatoren entspannt aufatmen.


    Nach Sophus wiederholte er die Worte als Bestätigung.


    "Nuntatio! Die Götter heißen die Sitzung des Senates gut. Gehen wir!"


    Damit wandte er sich um und betrat die Curia Iulia, wo er in Kürze die Sitzung eröffnen würde...


    Sim-Off:

    Diese wird sich noch ein paar Tage verzögern, da ich lernen muss ;)

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Meiner Abteilung geht es bestens", beantwortete er dann die Frage. "Gelegentlich treibt stinkendes Wasser den Tiber herunter und alle vermuten, dass wir es schuld sind, aber bisher konnten wir keine Ursache feststellen. Und solange du mir jetzt nicht auch noch erzählen willst, dass bei dir das Wasser nur stockend durch die Leitung kommt, kann ich recht zufrieden sein." Letzteres hatten Macer zuletzt mehrere Gesprächpartner erzählt, so dass es ihn nicht einmal überraschen würde. Doch offenbar wollte gerade erst einmal der Augur mit seiner Zeremonie beginnen, die Macer natürlich nicht mit weiteren Ausführungen zu seinem Amtsgeschäften stören wollte.


    Die Sitzung wurde also gutgeheißen, dass hieß also man konnte sich nicht wieder in die warmen eigenen vier Wände verkrümeln oder zumindest eine Caupona oder Therme aufsuchen, nein vielmehr würde man sich einen weiteren Tag damit von Wichtigerem ablenken, indem man auf eiskalten Mamorbänken in einer im Verhätnis zur Außentemperatur nur unwesentlich wärmeren Curie herumsaß. Es hieß aber auch, dass er jetzt wieder mit Senator Macer sprechen konnte.


    "Nunja, die Klagen über stinkendes Wasser von Leuten die freiwillig am Tiber wohnen kann man wohl nicht sonderlich ernst nehmen. Wann duftet er auch schonmal nach Ambrosia? Wo ich aber gerade schonmal die Gelegenheit habe, Curator, und zuviel Zeit... trage ich mich mit dem Gedanken wieder eine Factio aktiv zu unterstützen. Wäre es vielleicht möglich die deine zu, äh nunja... besichtigen?"

  • Von dem stinkenden Wasser während des Opfers zu den Tiberinalia schien der Senator nichts mitbekommen zu haben, stellte Macer fest. Was durchaus kein schlechtes Zeichen war, denn dann war es offenbar doch gar nicht so schlimm, auch wenn es wesentlich mehr als die direkten Tiberanwohner waren, die sich damals beschwert hatten.


    Ein überraschtes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Unsere Factio besichtigen? Nun, wir freuen uns natürlich über jeden, der sich an unseren Aktivitäten beteiligen will und es würde mich freuen, wenn du einmal mein Gast in unserem Factiohaus wärst. Bei den Rennen kann uns ja ohnehin jeder betrachten und anfeuern." Insofern stand eine Factio ja permanent zur Besichtigung zur Verfügung.

  • "Schön! Dann werde ich irgendwann in den nächsten Tagen vorbeischauen kommen."


    Die meisten der anwesenden Senatoren waren jetzt schon in die Curia verschwunden, weshalb auch Victor nun dorthin schielte.


    "Nun, ich denke es wird Zeit hineinzugehen. Ich danke dir für das Gespräch, Curator."

  • Der Göttervater hatte die Gestalt eines mehr als nur leicht griechischen Jünglings angenommen. Eine Erfolgsgestalt und oft bewährt.


    Natürlich hatte er nichts dagegen, wenn die Senatoren der Stadt zusammentraten. Grade in dieser schweren Situation, in der sich die Menschen befanden. Solche Sitzungen hatten ihn stets sehr amüsiert .....


    .... aber, was dort vorbeilief verhieß deutlich mehr Unterhaltung.

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