• Ursus bemerkte ihr Schmollen durchaus, auch wenn er es geflissentlich ignorierte. Und auch ihr Strahlen bemerkte er, als sie herankam, um ihre Vorstellungen kundzutun. Er lächelte leicht und betrachtete sie, wie sie eifrig erklärte und gestikulierte.


    "Gut. Dann also einen Mantel aus diesem Stoff und eine Tunika aus jenem Stoff. Nicht zu vergessen eine Toga - aus welchem Stoff?" Denn noch immer hatte sie keinen ausgesucht. Anscheinend war es ihr zu langweilig zwischen weißen Stoffen zu wählen. Dabei waren die Qualitäten völlig unterschiedlich.


    "Was für einen Stoff würdest Du mir empfehlen?", fragte er daher den Schneider und nickte ihm auffordernd zu. Der hatte seinen brummeligen Gesichtsaudruck wieder abgelegt, nachdem er begriffen hatte, daß ihm hier tatsächlich ein größerer Auftrag ins Haus stand.


    Er eilte natürlich gleich an das Regal und zog zielsicher einen Ballen heraus. "Dieser Stoff ist das edelste, was ich momentan zu bieten habe. Gern genommen wird allerdings auch dieser Stoff." Er zog noch einen zweiten Ballen hervor und legte ihn daneben. Von beiden wickelte er etwas Stoff ab und ließ die Enden der Bahnen vom Tisch herunterhängen, damit man sehen konnte, wie er fiel.

  • Na wenigstens gefielen ihm die Stoffe, die ich ausgesucht hatte! Gleich gab er dem Schneider seine Aufträge weiter, der jetzt erst abraffte, dass er heute an dem Mann hier´n Heiden Geld verdienen würde. Wenigsten guckte er auch nich mehr so belämmert, sondern kam voll in die Gänge, holte seine angeblich besten Stoffe aus dem Regal.
    Na, das wollte ich aber ma seh´n ! Wie mechanisch ging ich auf den Nadel-und-Faden-Fritzen zu und untersuchte die beiden fast identisch aussehenden, blütenweißen (und total langweiligen) Stoffe. Schön, der Typ hatte zumindes keinen Müll geredet. Das Zeuch war wirklich ganz gut! Aber ich wollte ihn noch´n bisschen ärgern! Der sollte was tunfür sein Geld!
    "Sach ma, biste sicher, dass das hier dein edelster Stoff is? Guck ma, der is ja hier an der Stelle ganz unregelmäßig gewebt!" Ich deutete auf eine Stelle, an der sich tatsächlich ein winzig kleiner Webfehler befand, der allerdings dem bloßen Auge verborgen geblieben wäre, wenn nich ich aufgetaucht wäre!
    Der zweite Stoff, sah eigentlich auch völlig akzeptabel aus, doch ich schüttelte nur wortlos den Kopf.
    Ja, ich weiß! Ich kann ganz schön fies sein, besonders bei so Armleuchtern, wie dem Schneider hier. Aber hey! Das war total lustig.

  • Der Schneider eilte heran und untersuchte den Stoff an der Stelle, auf die sie gedeutet hatte. Er wurde blaß und rot und wieder blaß. Ein Webfehler in einem seiner Stoffe! Noch dazu in einem derart edlen Stoff! Das war einfach unerträglich für einen Perfektionisten wie ihn.


    "Das... das ist ja... Bitte verzeiht. Ich werden meinen Lieferanten... Ich habe noch einen Ballen von diesem Stoff. Ich hole ihn sogleich." In Windeseile klemmte sich der Schneider den Stoffballen unter den Arm und eilte in einen hinteren Raum. Es dauerte eine ganze Weile, bis er zurück kam. Vermutlich hatte er sich erst davon überzeugt, daß dieser Stoff garantiert keinen Webfehler oder ungleichmäßige Färbung aufwies.


    "Bitte, dieser Stoff ist einwandfrei." Er legte den Ballen auf den Tisch und ließ wieder ein Stück herunterhängen. Kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Was für eine Schande!


    Er konnte nur hoffen, daß der Stoff nun dem ausgesprochen kritischen Auge dieser Sklavin standhalten würde. Nur ungern würde er die Aurelier als Kundschaft verlieren.

  • Tja Kumpel, da kommste ganz schön ins schwitzen, was!
    Der Schneider lief wie´n verrücktes Huhn durch sein´n Laden und verschwand dann, um ´nen anderen Ballen des gleichen Stoffes zu holen.
    Ich genoss sichtlich die Situation und schaute erwartungsvoll zu Ursus rüber. Echt, ich hätte jetzt zu gern gewusst, was der jetzt dachte!
    Als der Schneider nach ´ner Weile wieder kam, schaute ich mir gleich den neuen Stoff an. Alles was ich von mir gab, war´n kritisches "Mhm!" Mit meinem "geschulten" Auge konnte ich zwar nichts entdecken, was zu beanstanden gewesen wäre. Aber das sagte ich natürlich nich. Stattdessen sah ich zum Schneider auf und fragte nur "Was soll´n der kosten?"

  • Ursus schmunzelte leicht, als er sah, wieviel Spaß Caelyn mittlerweile daran hatte, den armen Schneider herumzuscheuchen und mit ihrer Kritik in den Wahnsinn zu treiben. Doch sein Mitleid mit dem Mann hielt sich in Grenzen. Immerhin wurde er gut bezahlt, da sollte er auch das bestmögliche liefern. Als Caelyn zu ihm herüber sah, nickte er ihr zu. Abgesehen davon, daß ihre Sprache während der Verhandlungen wieder arg nachgelassen hatte, war er mit ihr durchaus zufrieden. Sollte sie den Schneider ruhig zum Schwitzen bringen!


    Der zuletzt herbeigebrachte Stoff schien vor den Augen der überaus kritischen Sklavin bestehen zu können und so nannte der Schneider den üblichen Preis, der allerdings ein ziemlich stolzer war. Doch er beeilte sich zu versichern: "Bei einer großen Bestellung", und von einer solchen ging er nach den bisher gemachten Äußerungen aus, "kann ich natürlich beim Preis etwas entgegenkommen."


    Jetzt war Ursus ja mal gespannt. Nun würde sich zeigen, welches Verhandlungsgeschick Caelyn an den Tag legte. Und ob der Schneider einer Frau, die bereits die Härte der Straße erlebt hatte, gewachsen war.

  • Klar, hatte ich´s bemerkt, als Ursus mir zunickte. Das war für mich so ´ne Art Bestätigung!
    Also eigentlich war der Preis ja ganz angemessen für das edle Stöffchen. Aber, da ich ja heute´n neues Hobby für mich entdeckt hatte, nämlich Schneider in´nen Wahnsinn treiben :D, konnte ich das nich so steh´n lassen!
    "Hör´ma, das is ja wohl nich dein ernst, oder?" fuhr ich den Schneider entrüstet an, nachdem er mir den Preis genannt hatte. Was sollte eigentlich dieses blöde Gerede, von wegen bei ´ner Großbestellung und so?
    "Ma langsam mit de jung´n Ferde! Wat meinst´n mit "große Bestellung"? Soll´n wa de ganze Villa mit dem Stoff ausstaffier´n oder wie meinste das? Also ma im ernst Kumpel, dat Zeuch is höchstens die Hälfte wert! Bei der Qualität! Wenn ich mir ma die Zeit nehm, find ich sicher noch´n paar Webfehler!"
    Mit ´nem vernichtendem Blick, bei dem jeder andere wahrscheinlich die Flucht ergriff´n hätt, sah ich den Schneider an.
    Mein früheres Geschäft war´s zwar, Geld zu klau´n, aber ich hatt auch gelernt, knallhart zu verhandel´n, wenn man mich ließ! Der Schneider würde trotzallem immer noch´n Reibach machen, auch wenn er den Stoff billiger hergab!

  • Das Gesicht des Schneiders lief wieder rot an. Er schluckte schwer und verteidigte sich, ohne sich dabei im Ton zu vergreifen. "Dieser Stoff ist einwandfrei. Und der Preis ist absolut gerechtfertigt. Außerdem wollt ihr ja wohl fertige Kleidungsstücke erstehen und nicht nur den Stoff, wenn ich das richtig verstanden habe? Dann unterhalten wir uns doch lieber erstmal darüber, was ihr gefertigt haben wollt und reden dann später über den Endpreis." Immerhin wollte er ja vor allem seine Arbeit bezahlt haben.


    "Also aus diesem Stoff eine Toga." Der Schneider, der einfach diese Preisdiskussion auf später verlegen wollte, legte den Ballen zu den anderen drei, die schon ausgewählt worden waren. "Aus diesem eine Tunika und aus jenem einen Mantel. Was ist mit diesem Stoff? Auch eine Tunika? Sie könnten dann auch problemlos übereinander getragen werden, würden aber auch einzeln beide einwandfrei farblich zu dem Mantel passen." Sein fragender Blick wanderte von Caelyn zu Ursus, der nun wieder näher herangetreten war.


    "Was meinst Du, Caelyn?", fragte Ursus sie und es machte ihm Spaß zu beobachten, wie der Schneider ein wenig enttäuscht dreinsah und wieder Caelyn anblickte.

  • Mann, der Kerl konnte einem echt leid tun! Aber da mein zweiter Vorname "Erbarmungslos" war, lies ich nich locker.
    "Moment ma! Wir müss´n uns doch vorher ma über´n Preis unterhalt´n können! Nachher, wenn de alles fertig genäht hast, isses ja wolh zu spät, oder?!" Ich unterstellte zwar dem Knülch nich, dass er Ursus übers Ohr hau´n würde, doch ich fuhr mit meiner Strategie fort - solange nerven , wie´s irgendwie geht und dann den "Bitte-geh-freiwillig-Preis" absahnen!
    "Und übrigens, vorhin hasste ja auch behauptet, das wär´n 1a Stoff und dabei war´n lauter Webfehler drin!" Ja, ja, schon mein Großvater hatte seiner Zeit immer wieder geklagt, du mußt immer das letzte wort haben!
    Aber gut, der Schneider hatte nun alle vier Stoffe beienander gelegt und wollte jetzt wissen, was er daraus mach´n sollte.
    "Na, is doch völlig klar, oder? Aus dem Weißen machste ´ne Toga, aus dem dunkleblauen Stoff machste den Mantel, und aus dem mit dem Muster drin, machste ´ne Tunika. Is doch wohl logisch oder!" Ohne Rücksicht auf Ursus Meinung sagte ich dem Schneider, wo´s lang ging!
    "Was, un jetzt noch ´ne blaue Tunika? Ach nee! Da wird er ja vielleicht noch ganz depressiv! Nee, was helleres, jetzt für´n Frühling! So was wie das da!" Ich deutete auf ´nen Ballen mit zartem lindgrünen Stoff! Ja, das war´s! Was nettes für´s Frühjahr!

  • "Ich dachte eher daran, über den Preis zu verhandeln, wenn feststeht, was ihr aus welchem Stoff gefertigt zu haben wünscht", meinte der Schneider nun sichtlich bemüht ruhig und wickelte einige Meter von dem weißen Stoff ab. "Bitte, überzeuge Dich selbst davon, daß dieser Stoff fehlerfrei ist." Und er war fehlerfrei, das hatte er vorhin sorgfältig überprüft, deshalb hatte er so lange gebraucht, ihn zu holen.


    Ursus trat nun näher und schaute zweifelnd auf den lindgrünen Stoff. "Lindgrün? Caelyn, Deinen guten Geschmack in allen Ehren, aber lindgrün ist wirklich nicht meine Farbe." Er schüttelte entschieden den Kopf. "Aber wenn Dir die Farbe so gut gefällt, können wir gerne eine Tunika für Dich daraus machen lassen." Lindgrün! Man würde ihn für einen Liebhaber von Männern halten, wenn er so auf die Straße ging! So dachte er zumindest.


    "Was sagst Du zu diesem dunkleren Grün?", fragte er dann und zeigte auf einen anderen Ballen. Die Farbe gefiel ihm schon viel besser.

  • "Ja, ja, ja! Das mach ich auch! Darauf kannste Gift nehm´n!" blaffte ich den Schneider an.
    Aus der ander´n Ecke kam dann auch gleich´n Kommentar zu meiner Auswahl. Was lindgrün war nich seine Farbe? Aber warum nich? Mann, das war doch totchic! Lindgrün war echt stark im kommen! Jeder, der was auf sich hielt, trug lindgrün in diesem Frühjahr! Doch als Ursus mir dann noch mit dunkelgrün kam, sah ich ihn an und wollte mir absolut sicher sein, dass er mich jetzt nich verladen wollte! "Dunkelgrün? Nee ´ne? Das is jetzt nich dein ernst, oder? Mensch, dunkelgrün tragen doch nur die alten n´Säcke, die´n ganzen Tach in´ner Taverne hocken und kein´n mehr hoch...öhm, ja, das hat was! Aber dir steht sowas nich! Nimm lieber sowas hier!" Glücklicherweise wurde mir noch rechtzeitig bewußt, wo wir war´n, sprich wer zuhörte und mit wem ich sprach! Um die Situation nich noch verfahrener zu machen, als se eh schon war deutete ich auf ´nen Stoff, der ins fliederfarbene ging.
    Sein Angebot, mir aus dem lindgrünfarbenen Stoff eine Tunika machen zu lassen, hatte ich ganz im Eifer des Gefechtes überhört! Schließlich konnte ich ja den Mann hier nich mit ´ner dunkelgrünen Tunika herausspazier´n lassen!

  • Der Schneider erwiderte nichts, sondern legte den Stoff bereit, damit Caelyn ihrer Drohung auch nachkommen konnte. Dann zog er sich wieder einige Schritte zurück und lauschte interessiert der Diskussion um die Farben.


    "Flieder? Caelyn... Ich bin kein Liebhaber von Männern. Und ich möchte auch nicht für einen gehalten werden. Bedenke, daß ich in der Ämterlaufbahn noch weiterkommen möchte. Da kann ich nicht als Modegeck herumlaufen. Lindgrün kann ich mir an Dir sehr gut vorstellen. Auch Flieder. Aber an mir kann ich mir das wirklich nicht vorstellen. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich es mir auch gar nicht vorstellen." Er lächelte amüsiert und war ihr keineswegs böse. Doch solche Farben würde er ganz sicher nicht tragen! Egal, ob die nun der letzte Schrei waren im kommenden Frühjahr oder nicht.


    "Was hältst Du hiervon?", fragte er und deutete auf ein paar Stoffe in verschiedenen Grün- und Blautönen. Langweilig, aber anständig.

  • "Was?" ungläubig schaute ich Ursus von der Seite an. "Liebhaber von Männern? Geht das denn? Öhm, ich mein, wie kommsten da drauf?" Irgendwie hatte ich in Augustodunum was verpasst!
    Na schön, flieder und lindgrün wären wahrscheinlich nächstes Jahr schon wieder megaout! Klar, lieber was zeitloses! Er deutete auch gleich schon auf einige andere Stoffe, die eher in die Kategorie zeitlos-langweilig passten.
    "Na ja, vielleicht den da oder der hier!" Ich zeigte auf zwei Ballen, der eine war ein farngrüner Stoff, der andere war smaragdgrün. Meiner Meinung nach, waren die Farben noch einigermaßen annehmbar!
    Öhm, moment! Was hatte er noch gesagt? Flieder und lindgrün kann ich mir an dir gut vorstellen. "Meinste wirklich, mir würde so was stehen?" Das machte mich ja schon ´n bisschen verlegen! Aber ja, gefallen würde mir so was schon!

  • Der smaragdgrüne Stoff sagte Ursus schon deutlich besser zu als ihre vorherigen Vorschläge. Zumal in diesen Stoff eine feine Struktur eingewebt war, die recht edel wirkte. Also nickte Ursus.


    "Gut. Aus diesem Stoff noch eine Tunika." Er machte eine Geste, auf die hin der Schneider den Ballen sogleich zu den anderen ausgewählten legte.


    Derweil musterte Ursus seine Sklavin mit schiefgelegtem Kopf und hielt ihr erst den lindgrünen Stoff und dann den fliederfarbenen an. "Mir persönlich gefällt der fliederfarbene an Dir besser. Aber such Dir die Farbe selbst aus. Du sollst ebenfalls eine neue Tunika erhalten."


    Er lächelte, denn er war sicher, daß ihr dieser Teil des Einkaufs am besten gefallen würde. "Und Du kannst schon mal anfangen, mich zu vermessen, während sie noch wählt", sagte er zu dem Schneider, der auch gleich mit einer Schnur herbeigeeilt kam und Ursus vermaß. Er machte Knoten an verschiedenen Stellen der Schnur. Wie er diese Knoten später auseinanderhielt, war Ursus ein Rätsel. Aber eben eines, das zu lösen er nicht wirklich den Ehrgeiz hatte. Der Schneider war gut, das wußte er. Und daher würde er schon wissen, was er tat.


    Das Ausmessen ging zum Glück schnell, denn Ursus haßte so etwas. Nachdem das beendet war, ruhten die Blicke aller wieder auf Caelyn. "Und? Aus welchem Stoff soll Deine Tunika hergestellt werden?"

  • Komisch! Warum er nich auf meine Frage geantwortet hatte! -.^ Vielleicht war das ja was, worüber man nich sprach, schon gar nich in Gegenwart, von so´nem Nadel-und-Faden-Fritzen, der eh alles herumtratschte.
    Ganz geschickt hatte er sich dann den Stoffen wieder gewidmet. Der smaragsgrüne, also! Na besser als der blöde dunkelgrüne, den er vorher schon für sich entdeckt hatte!
    Tja und dann war ich wohl an der Reihe! Vergleichend hielt er mir den lindgrünen und den fliederfarbenen Stoff an. Ich hatte mich ja schon gefragt, welcher von beiden ihm am meisten zusagte. Schließlich musste er mich ja in den Klamotten ständig anschauen. Aha! Flieder also, mhm! Na schön, dann eben flieder! Hätt mich früher einer in fliederfarbenen Klamotten gesehn, wär ich tot gewesen, gesellschaftlich tot, versteht sich! Aber ok, schließlich war Augustodunum ´ne Ewigkeit weg von hier!
    Na ja , ich sah mich noch ´n bisschen um, doch ich musste ständig zu Ursus rüber blinzeln, denn das Beste kam ja noch! Nämlich als Ursus vermessen wurde! Beinahe hätt ich mich ja schiefgelacht. Aber ich kriegte mich grad noch so ein!


    Auf seine Frage hin, welchen Stoff ich mir nun ausgesucht hätte, hatte ich, wie immer, auch prompt ´ne Antwort.
    "Na, wenn du meinst, flieder sieht gut an mir aus, dann nehm ich eben flieder!", antwortete ich ganz bescheiden. "Ach ja, danke auch!" schickte ich noch schnell hinterher, sonst hieß es vielleicht noch undankbare Caelyn, oder so!

  • "Gut, dann also der fliederfarbene", nickte Ursus und lächelte Caelyn an. Mit Geschenken schien sie noch nicht viel Erfahrung zu haben. Doch er war sicher, daß sie damit schon sehr bald sehr gut zurecht kommen würde.


    Ursus war fertig vermessen. Und somit war Caelyn nun dran. Ein wenig zögernd näherte sich der Schneider der jungen Frau. "Wenn ich bitten darf", meinte er und forderte sie mit einem Nicken auf, sich so hinzustellen, wie Ursus kurz zuvor. Immerhin hatte der Schneider einen guten Ruf zu verteidigen und die Tunika sollte so perfekt sitzen, wie es nur möglich war.


    Dieses mal war es an Ursus, amüsiert dreinzuschauen. Er war wirklich gespannt, wie Caelyn auf dieses neue Ansinnen des Schneiders reagieren würde. Schließlich war die Vermessung für die Herstellung der Kleidungsstücke eine zwingende Notwendigkeit.

  • Alles was man im Leben tut, rächt sich einmal, hatte meine Mutter immer gesagt und ja, damit sollte sie auch heute wieder recht behalten!
    Kaum hatte der Schneider von Ursus abgelassen, näherte er sich mir auch schon auf ´ne zurückhaltende Art. Offensichtlich wußte er schon, wolang der Hase lief! Trotz allem zuckte er plötzlich sein Maßband.
    Nee ´ne, jetzt der gleiche Terz, nur mit mir? Ach du dickes Ei! Tja, das konnte ja echt lustig werd´n! Jetzt hatte Ursus seine Freude dran!


    "Hey, wehe du fasst mich an oder begrabschst mich! Ich schwör dir, ich kratz dir die Aug´n aus!" Das klang nich nur bedrohlich, das war auch ´ne Drohung! Damit wir uns auch richtig verstanden, formte ich meine Finger zu gefährlichen Krallen und hielt sie ihm unter die Nase. Ich haßte es, von irgend ´nem fremden Kerl angefasst zu werd´n! Der Tätowierer damals, konnte auch ein Liedchen davon singen! Nach unserer Begegnung schaute er ganz schön blauäugig aus!

  • Ursus unterdrückte ein amüsiertes Schmunzeln, als Caelyn den Schneider derlei bedrohte. Auch wenn er es ganz witzig fand, so konnte eine aurelische Sklavin natürlich nicht einfach jemanden schlagen. Schon gar nicht in seiner Anwesenheit!


    "Caelyn", ermahnte er sie daher nur kurz in scharfem Tonfall und warf ihr einen warnenden Blick zu. Sollte sie es wagen, dem Schneider gegenüber handgreiflich zu werden, würde er nicht nur die Bestellung der Tunika wieder streichen. Sondern dann war es das letzte mal, daß Caelyn außerhalb des Hauses einen Auftrag bekam. Auch wenn Ursus persönlich einigen Spaß mit der ungewöhnlichen Art seiner Sklavin hatte, so war er nicht gewillt, den Ruf der Familie durch ihr Verhalten schädigen zu lassen.


    Der Schneider vermaß Caelyn sorgfältig und gab sich dabei allergrößte Mühe, sie nicht anzufassen. Leichte Berührungen ließen sich aber nun einmal nicht verhindern, da er ja das Band hier und da anhalten mußte. Und so schwitzte der arme Mann Blut und Wasser, da er durchaus fürchtete, daß die junge Frau ihre Drohung trotz der Anwesenheit ihre Herrn wahrmachte und also auch eine Strafe in Kauf nahm.

  • Alles lief bestens! Ich hielt den Schneider in Schach, der bereits Schweißperlen auf der Stirn hatte. Doch dann drang dieses markerschütternde Caelyn an mein Ohr. Ich lenkte meine Blicke zu Ursus, der gar nich mehr so amüsiert drein schaute. Nee, der schaute richtig sauer aus! Mein Gesichtsaudruck in diesem Moment mußte wirklich Bände sprechen! Eine Mischung aus Verwunderung, Hilflosigkeit und Enttäuschung lag darin und mir blieb nix anderes übrig, als mich wort-und tatenlos zu ergeben.
    Ich ließ den Kerl seine Arbeit machen und schaute allerhöchstens noch etwas zornig drein, wenn er mich mal unabsichtlich streifte. Die Angst des Schneiders konnte man sozusagen immer noch riechen. Der dachte doch wohl wirklich, ich wäre blöd und würde mich wegen ihm ins Unglück stürzen. Nee, echt nich, das war´s mir nich wert! Ich ergab mich ganz meinem Schicksal und mir wurde mal wieder ganz deutlich gemacht, was ich verloren hatte!
    Ursus hingegen würdigte ich keines Blickes mehr! Wirklich, ich fand mich so verraten. Mir war völlig egal, was jetzt noch passierte. Auch wenn er jetzt den Auftrag für meine Tunika rückgängig machen würde, wäre das Jacke wie Hose für mich gewesen! Pah, mein Leben hing nich an so ´ner Tunika, die auch noch fliederfarben war!


    Als der Schneider endlich fertig war, stellte ich mich schmollenderweise und mit verschrenkten Armen, in eine Ecke und hoffte, dass alles bald vorrüber sein würde und wir endlich gehen konnten. Ich hatte echt keine Lust mehr und wollte einfach nur noch nach Hause! Dass mein Verhalten in diesem Augenblick mehr als kleinkindmäßig war, blieb mir vorerst verborgen. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, im Recht zu sein!

  • Manchmal war sie wirklich wie ein Kind. Er nahm ihr das nicht wer weiß wie übel, immerhin hatte sie nie die Gelegenheit gehabt, ein reiferes Verhalten zu lernen. Jetzt hatte sie die Gelegenheit und sie würde es nach und nach schon begreifen, wo die Grenzen zwischen Spaß und Peinlichkeit waren.


    Da sie schmollte und ganz offensichtlich die Freude an der Sache verloren hatte, ging Ursus daran, einen vernünftigen Preis mit dem Schneider auszuhandeln. Das dauerte nicht lange. Ursus war kein Geizhals, ordentliche Arbeit sollte auch anständig bezahlt werden. Und der Schneider kein Halsabschneider, denn er wollte sich die Aurelier ja als Kunden erhalten. So waren am Ende beide zufrieden mit dem Ergebnis der Verhandlung.


    Ursus wandte sich Caelyn wieder zu. "Dann können wir ja gehen", meinte er und bedeutete ihr mit einer Geste, ihm zu folgen. Sie verließen den Laden des Schneiders und schlenderten zum Markt herüber. An einem Stand mit frisch gegrillten Würstchen, lecker eingelegten Oliven und frischem Brot blieb er stehen. "Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich habe Hunger. Möchtest Du auch etwas?" Ob sie die Schmollerei wohl jetzt aufgeben würde? Wenn nicht, war es ihr eigenes Pech. Er würde sich den Tag dadurch nicht verderben lassen.

  • Während Ursus das Geschäft mit dem Schneider abschloß, stand ich immer noch in der Ecke und tat so, als gehörte ich nicht dazu. Erst als er den Laden verlassen wollte und mir ein Zeichen gab, folgte ich ihm widerwillig. Trotz meines Verhaltens, war er doch bei recht guter Laune. Ich hingegen trottete wortlos hinter ihm her und hatte die Nase gestrichen voll! Irgendwann bemerkte ich dann auch, dass wir nicht zur Villa zurück gingen. Noch einmal wollte er also über den Markt schlendern. Na schön, wenn´s denn sein muss!
    Mittlerweile mußte es schon weit nach Mittag gewesen sein, denn die Sonne stand schon hoch am Himmel. So langsam meldete sich auch mein Magen zurück. Als wir dann schließlich an einem Stand vorbei kamen, an dem es lecker roch, wurde dieses Gefühl in meinem Bauch nicht besser. Mhhhm, wie das duftete! Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Gebratene Würstchen!
    Tja, das war jetzt echt blöd! Hunger hatte ich ja, aber ich schmollte ja auch noch!
    Meine Augen klebten mittlerweile an den Würstchen und mein Magen rumpelte. Mhm! Ach, was soll´s, dachte ich!
    "Wenn ich was bekomme!" beantwortete ich knapp und schnippig seine Frage. Ich war ja gar nicht so nachtragend! Immer noch schaute ich säuerlich drein. Warum hatte der nur eine so gute Laune? Das machte mir ja direkt Angst!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!