Asny

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    Hannibal


    Stickig schien es auf dem Sklavenmarkt, hunderte von römischen Leibern, dicke Senatoren, dürre Schreiber im Schlepptau oder muskelbepackte Leibwächter, römische Matronen, die das Geld ihrer Ehemänner mit vollen Händen hinaus warfen, Sänften, die kostbare Jungfern durch das Treiben trugen, Sklaven, überall Sklaven, nicht nur auf der Bühne, sondern inmitten von all den Menschen. Hannibal sah von Cassander einen Augenblick durch die Menge, die am Abend verschwunden sein würde und nur noch Dreck und Abfall von all dem Leben und den Verkäufen deuten würde. Wenn die Sklaven einen Willen hätten, kein Römer in der ewigen Hauptstadt hätte eine Chance sich zu retten, sie wären alle dem Untergang geweiht. Jene Überlegungen aber auch die Worte von Cassander ließen das Lächeln auf dem Gesicht des flavischen Sklaven ersterben. „Ich mache mich nicht lustig...“, murmelte Hannibal, aber es ging in dem Treiben unter, das der Sklavenhändler mit seiner anderen Ware veranstaltete. Jegliche Freude und Frohsinn des Tages schwand ebenfalls. Doch Du bist nicht Aristides. Hannibal nickte. „Wohl wahr!“, murmelte Hannibal. „Dann wünsche ich Dir noch viel Erfolg, Cassander. Dort drüben beim Stand gab es auch Ägypterinnen, schöne Gestalten, die als Gesellschafterin dienen können.“ Doch damit war jegliches, gar falsch verstandene, Hilfeleistungen nicht mehr nötig. Außerdem war ihm Cassander etwas zu sehr betrunken, schon in der Frühe des Tages. „Vale, Cassander!“. Du bist nicht Aristides...Du bist nicht...Du bist...ein Sklave. Hannibals Mund verzog sich zu einem über sich selbst angewiderten Ausdruck, schon seit vielen Monaten schmeckte der Gedanke wie Galle, denn das Versprechen seines Herrn würde dieser niemals, das wusste Hannibal mittlerweile, wahr machen. Der Sklave wandte sich wieder der Tribüne zu und suchte danach, Selbstzweifel, Verbitterung und den stetig schwellenden Zorn in sich zu unterdrücken als die Fesseln von Asny herunter genommen wurden. Hannibal trat auf sie zu, umgriff sie an ihren Hüften und hob sie , wie leicht sie doch war!, von der Bühne herunter, setzte sie auf den Boden. Ein wenig größer war Hannibal, er trug eine einfache, grüne Tunika aus fester Wolle und dazu einen ledernen, braunen Gürtel. Der Dolch und sein Caecus war unter dem grau wollenen Überwurf, der seine halbe Schulter bedeckte, versteckt. Hannibal richtete etwas abwesend seine braunen, nussbraune, Augen auf Asny. „Komm, Kind.“ Asny erschien in Hannibals Augen kaum älter als die Tochter von Aristides zu sein, die Hannibal von klein auf selber mit aufgezogen hatte. „Lass uns erst mal von hier weg gehen. Du wirst bald Dein neues Heim kennen lernen...“ Er nahm ihre Hand und führte sie mit durch das dichte Drängen von Menschen, vorbei an einer Frau, die ihre braunen Haare hoch aufgetürmt trug und dazu leuchtend rote Tuniken trug, die bis zum Boden wallten. Eine penetrante Duftwolke umwehte die Frau und Hannibal rümpfte einen Moment die Nase als er des Gestanks Gewahr wurde. Augenblicklich erreichten sie die Murmel-schleudernde Dido, den hoch flavischen Lucanus und den geschädigten Lars.


    .....Dido derweil litt immer noch Höllenqualen, denn die drohende Peitsche stand weiterhin im Raume oder gar Schlimmeres. Was erzählte man nicht alles in den Sklavenquartieren von der Phantasie der Flavier, wenn es um Bestrafungen ging? Löwung war noch ein gnadenvoller Tod gewesen, den eine Sklavin vor vielen Jahren von dem alten Hausherrn, Flavius Felix, erlitten hatte. Wenn Dido an den Folterraum dachte, der angeblich im Keller der Villa Flavia war und vor kurzem von der edlen Flavia Leontia sogar noch aufgestockt worden war und wohl an dem Sklaven Daphnus erprobt wurde, da wurde es Dido ganz schlecht. Sie war auch schon gänzlich blass um die Nase, ihre Frisur hatte sich gänzlich gelöst, das Band war herunter gerutscht und die weizenblonden Haare flogen wild und unbändig in jede Richtung, Dido war den Tränen nahe und hatte das Gefühl, eine kleine Minute würde sich zu Jahren ausdehnen. Sie hörte in der Ferne Hannibal fragen, eine Frage, die er eindeutig an Asny gerichtet hatte. „Wie ist Dein Name, Kind? Und wie alt bist Du?“

  • Asny bemerkte, wie ihr Käufer sich ihr näherte, um sie scheinbar abzuholen, und nutzte die Gelegenheit ihres erhöhten Standortes, um den ruhigen Blick noch ein letztes Mal über den Sklavenmarkt schweifen zu lassen. Insgeheim vermutlich auch, um ihr Verhalten abschließend noch einmal mit dem anderer gleichen Schicksals vergleichen zu können. Es machte ganz den Eindruck, als hätte sie mit ihrem Sklavenhändler wirkliches Glück gehabt, an manch anderem Verkaufsstand gingen die Händler deutlich härter mit ihrer Ware um, welche sich teilweise jedoch auch nach Kräften zu wehren versuchte. Mit mildem Interesse aus schwach schimmernden Augen beobachtete Asny eine Frau ihr schräg gegenüber, die sich – aus welchen Gründen auch immer – wand, drehte und mit dem Kopf nach allen Seiten stieß, obgleich eigentlich schon das bloße Gewicht der klirrenden Ketten sie beinahe an den Boden ziehen mußten. Schließlich verpaßte ihr einer der beiden Männer, die sie auf die Bühne gezerrt und geschoben hatten, einen harten Faustschlag gegen den Wangenknochen, was sowohl die Frau wie auch den um sein Gut besorgten Händler aufschreien ließ. Während die Sklavin jedoch nur einen Herzschlag später wimmernd in sich zusammenfiel, drang die wütende Stimme des Händlers noch ein wenig länger über die Köpfe der sich unruhig bewegenden Menschenmenge.


    Nachdenklich, ihre Gedanken jedoch durch kein äußerliches Anzeichen offenbarend, neigte Asny den Kopf zur Seite, womöglich auch mehr aufgrund der wie stets sehr impulsiven Kommentare ihrer Schwester, als tatsächlich wegen der beobachteten Handgreiflichkeit. Schließlich nahm sie wahr, dass Hannibal sie inzwischen erreicht hatte, und wandte sich nur noch einmal von ihm ab, um Titus verabschiedend – und nicht allzu auffällig, wer wusste schon, ob dem Händler diese Geste überhaupt gefiel? – mit der freien Hand zuzuwinken. Vermutlich hatte dieser geschäftige Mann ihren Abschiedsgruß ohnehin nicht mitbekommen, und so trat Asny nun vollkommen zum Rand der Bühne, um sich widerstandslos von Hannibal hinunter heben zu lassen, eine Handlung, die sie als sehr freundlich einstufte (wenigstens zur Hälfte) und mit einem sanften „Vielen Dank, Herr“ sowie einem noch etwas sanftmütigeren Lächeln quittierte. Ohnehin wirkte sie nach wie vor in ihrer gesamten Art sehr ruhig und gelassen, angesichts der Situation beinahe schon ungewöhnlich liebenswürdig und höflich. In ihrem weich geformten Gesicht fand sich keine Spur von Furcht oder auch nur Unsicherheit, beinahe so, als wäre genau das eingetroffen, was sie erwartet hätte. Vielleicht mit einer kleinen Spur Neugier vermischt glitt ihr verträumt anmutender Blick über Hannibals Züge, interessiert, aber unaufdringlich, und selbst als ihre Augen die seinen direkt erwiderten schien es mehr, als würde Asny halb durch ihn hindurch sehen und sich auf etwas konzentrieren, das hinter den dunklen Pupillen lag.


    Asa freilich war an etwas vollkommen anderem hängen geblieben als das zugegeben ansehnliche Aussehen ihres Käufers... oder ebenetwas, das dahinter lag.
    Kind?! Hallo?! Geht’s noch?! Du hast hier eine... nein, ZWEI so gut wie ausgewachsene, fast reife, beinahe voll entwickelte Frauen vor dir! Oder bist du schon so uralt, dass deine Glupscher nachlassen?! Alter Mann Hannibal?!
    Asnys Lächeln steigerte sich bei diesen Worten ein wenig, was sie sich wohl in erster Linie deswegen erlaubte, weil sie bereits an Hannibals Hand geführt wurde und der junge Mann ihr Gesicht dabei nicht im Blick haben konnte. Ihre Augen begannen jedoch bald wieder nach Dido und ihrem Cerberus zu suchen, was aufgrund ihrer nun deutlich niedrigeren Position nicht ganz einfach war. Dies besserte sich jedoch, weil Hannibal offensichtlich recht direkt die kleine Sklavin als Ziel anpeilte. Ein leichtes Erstaunen funkelte jedoch in Asnys hellen Winterhimmelsaugen auf, als sie jene Absicht bemerkte und ihr Käufer begann, ihr Fragen zu stellen, anstatt dass er sich um Dido und ihre sicherlich unangenehme Lage kümmerte. Dennoch freute sie sich ob der Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde, und sollte ihre kleine Freundin schreien, würde sie es sie von ihrem jetzigen Standort sicherlich hören.
    „Asny ist mein Name, Herr“, begann sie zutraulich lächelnd und für ihre ruhigen Verhältnisse womöglich sogar mit einem Hauch Enthusiasmus, „ und ich bin fünf...“
    Sechzehn!
    „... zehn oder sechzehn Jahre alt. Vermutlich eher sechzehn. Ich wirke etwas jünger. Und danke für das Gebot. Ich hoffe, ich werde so viel Geld auch wert sein.“
    Und übrigens, wir sind kein Kind.
    Freundlich und geradezu lieb hatte Asnys Stimme geklungen, wenngleich sie auch ein wenig Mühe hatte, den Kopf nicht zur Seite zu drehen, um nach Dido Ausschau zu halten. Lagen ihr umgekehrt Fragen auf der Zunge, so ließ sie nichts davon durchscheinen.

  • Zitat

    Original von Dido


    Bunte Kreide, einige Sesterzen, Murmeln aus Glas und Ton, ein scharfkantiger Stein, ein alter Keks, ein kleines schartiges Messer, was die Kleine zu Tage förderte erinnert mich daran, was ich so in den Tiefen meiner Tunika mit herumschleppe; auch wenn keine Murmeln dabei sind, dafür hätte ich kaum Verwendung, so doch einige Kastanien vom Herbst, ein paar Vogelfedern, Münzen, zwei Datteln, einen Schmierzettel, Bindfaden, Schneuztuch, eine Garnele, die irgendwie von einem Mittagessen hineingeraten sein muß ... Ich stecke die Sachen in meinen Beutel, wo eigentlich mein PDA stecken sollte, den ich aber im officium in der Basilica noch liegen habe.


    Was soll ich jetzt mit ihr? Mir ist die Sache eigentlich lästig, das Kind ist noch so klein, Leute schauen schon. Ich lasse sie vorsichtig los, wegrennen wird sie ja wohl nicht. Hannibal hat sich schnell verdünnisiert, warum auch immer. Kein Wunder, das Kind braucht eine vernünftige Erziehung, nicht jemanden, der sich bei der besten sich bietenden Gelegenheit verdrückt ...


    Ich überlege ein wenig, Lars jammert noch theatralisch herum, scheint aber keinen weiteren Dachschaden genommen zu haben, aber ich werde ihn trotzdem untersuchen lassen müssen. "Naja, kleine Kriegerin, wer auf einen Wehrlosen mit Waffen losgeht, handelt ehrlos. Du bist jetzt eine ehrlose kleine Schützin" eine ziemlich gute, ehrlose kleine Schützin, zugegeben, "und Du solltest etwas dafür tun, damit Deine Ehre wiederhergestellt wird." Ob ein kleines Kind schon etwas über Ehre weiß? Dann sollte sie sich darüber Gedanken machen, finde ich, das kennenlernen.


    "Ich konfisziere das da" setze ich fort und klopfe auf den Beutel, in dem Didos Sachen verschwunden sind, "und Du kommst morgen mit Hannibal in mein cubiculum. Bis dahin möchte ich, daß Du Dir selbst eine Strafe für Dich überlegst, etwas, das für Dich richtig erscheint, damit Deine Ehre wiederhergestellt wid. Mache morgen ein würdiges und vernünftiges Angebot, da reden wir weiter. Vale!"


    Damit drehe ich mich von Dido weg, nicke freundlich meinem rector Aelius Callidus zu, der auch offenbar vorhat, an der Sklavin mitzusteigern. Viel Glück! Lars und ich gehen ins Büro zurück.


    [SIZE=7]edit:/ Tipp-Ex.[/SIZE]

  • Asinus lachte laut. Den Kopf und den Stiernacken nach hinten gebeugt, zuckten seine Schultern heftig, sein ganzer Leib erzitterte unter dem Gelächter und auf seinen Wangen rollten nur so die Lachtränen hinab, köstlich amüsierte sich der römische Bäcker, der einige Stunden und sogar Tage womöglich frei hatte, gezwungenermaßen, war doch der Betrieb seines Arbeitgebers, ein vermögender Eques, am gestrigen Tage geschlossen worden. Irgendetwas wegen einer Konfession oder so, aber Asinus war es egal, so lange er am Ende der Woche wieder den Teig auf dem hölzernen Tisch auswalken konnte und zu Brotleiber formen, schließlich brauchte er die Arbeit. Warum lachte Asinus? Es amüsierte ihn köstlich, was alles auf dem Sklavenmarkt geboten wurde, Ringereien auf der Tribüne, kindliche Schützen mitten zwischen den Zuschauern, Asinus ergötzte sich, immer wenn er Zeit hatte, an solch einfachen Vergnügungen. Aber wen interessiert schon Asinus? Wenden wir uns doch, werter Leser, wieder der kleinen Dido zu, die endlich von ihrem Häscher, oder sagen wir ehrlicherweise: Menschenverbesser, los gelassen wurde. Dido rieb sich die schmalen und schmerzenden Hände und starrte misstrauisch und vorsichtig zu Lucanus hoch. Keine Peitsche? Kriegerin? Sie? Didos Mund öffnete sich ein wenig und sie starrte Lucanus baff an, denn außer womöglich Serenus hat niemand sie auf diese Weise gesehen oder genannt. Oder machte sich Lucanus über die junge Dido nur lustig? Dido war sich dessen nicht ganz sicher, so schlich sich erneut ein argwöhnischer Ausdruck in ihre Augen. Ihr Mund stand schließlich offen, so dass ein ganzes Heer von Fliegen dort einen Eingang gefunden hätte, als sie die anderen Worte von Lucanus vernahm. Sie solle ihre Strafe selber ausdenken? „Äh!“, brachte Dido aus dem Konzept gebracht hervor, noch nicht mal Bedauern über ihre verlustig gegangene Zwille konnte sie mehr spüren. Meinte Lucanus das ernst? Zahllose, mehr harmlose Strafen fielen Dido ein, doch sie merkte, irgendwo war da ein Hacken an der Angelegenheit, was sie noch ergründen müsste. „Öhm....äh...ja, Dominus!“, meinte sie jetzt relativ brav zu ihm, die Verwunderung spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder und sie starrte dem Flavier hinter her.


    Am Rande vernahm Dido, dass Hannibal sich weiterhin mit Asny beschäftigte, sie wandte sich gerade um als Hannibal meinte: „Asny? Ein schöner Name, aber nicht Germanisch, oder?“ Dido beobachtete, dass ein verhaltenes Lächeln von Hannibal der weiß blonden Sklavin geschenkt wurde. „Aber Du brauchst mich nicht Herr zu nennen, Asny. Hannibal reicht. Ich bin genauso wie Du ein Sklave. Dein Herr wird von nun an Marcus Aristides aus dem Geschlecht der patrizischen Flavier sein. Er kämpft momentan noch als Soldat in Parthia für das römische Imperium.“ Das dröhnende Lachen von einem groß gewachsenen Mann drang zu Dido, sie musterte schnell den Bäcker, wandte sich ab und trat eilends auf Hannibal und Asny zu, drängte sich vorbei an einer Gruppe von jungen Männern, die über den Markt schlenderten und nach passender Ware Ausschau hielten. „Da bin ich wieder!“, quiekte Dido nach oben zu den beiden Erwachsenen und unterbrach damit den Satz von Hannibal, der gerade sich derart äußerte: „Aber keine Sorge, Du wirst erst mal...“ Hannibal wandte sich, derart gestört, zu Dido um und betrachtete die kindliche Sklavin. „Welche Strafe hast Du bekommen, Dido?“ Dido blinzelte einige Male und log dreist und ohne schuldig dabei zu wirken. „Gar keine, der werte Lucanus war ganz nett zu mir und meinte, ich solle das ja nicht noch einmal machen.“ Hannibals Augen bohrten sich in die von Dido, die den Blick starr erwiderte. „Wirklich?“ „Ja!“, flunkerte Dido ein zweites Mal dreist. „Hm?“ Und obwohl noch kein Hahn krähte, gab Dido schnell und ein drittes Mal in Form einer Lüge von sich. „Wirklich!“ Hannibal nickte zweiflerisch. Dido wandte sich eilends und aufgeregt Asny zu. „Jetzt gehörst Du auch zu den Flaviern, Asny! Und wir gehören beide auch dem selben Herrn!“ Begeistert strahlten Didos Augen. „Eigentlich gehöre ich dem Sohn von unserem Herrn, aber der ist in Baiae, aber den wirst Du bestimmt auch kennen lernen, der ist gaaaaaaaannnz toll und er hat einen großen Kampfhund und überhaupt...er ist der beste Herr der Welt und...“ Ehe der Redefluss weiterging wurde Dido dieses Mal von Hannibal gestoppt. „Das reicht, Dido! Wir kehren zur Villa Flavia zurück und dann können wir alles weitere bereden.“


    Irgendwas von einem Parther wurde schon von der Tribüne herunter gerufen und meinte Dido nicht, die erhabene Gestalt von Flavius Gracchus zu erkennen? Aber sie war einfach doch zu klein, um über alle Menschen hinweg spähen zu können. Doch in ihrem Eifer gebremst, nickte Dido folgsam. Sie hatte ja das, was sie wollte: Asny würde mit zur Villa kommen und womöglich fingen nun rosigere Zeiten für die vom Herrn verlassene Dido dort an. Dido lächelte breit wie ein Honigkuchenpferd, folgte dann jedoch Hannibal botmäßig, als er den beiden weiblichen Wesen, einmal Kind, einmal junge Frau, den Weg durch das Treiben des Sklavenmarktes bahnte und sie vorbei an dem trajanischen Markt in Richtung der noblen Villa Flavia führte.

  • Aus den Augenwinkeln heraus und so unauffällig wie möglich hatte Asny beobachtet, wie Dido zwar endlich aus dem unerbittlichen Griff ihres Züchtigers entlassen wurde, dieser jedoch noch ihre Habseligkeiten vom Boden einsammelte, die sie bei dem Geschüttele anscheinend verloren hatte. Ihre kleine, aber sehr effektive Waffe sowie die Munition würden nun womöglich den Weg alles Irdischen gehen, außer natürlich, dieser junge Mann neigte zwar zur Impulsivität, ließ seinen Zorn aber auch rasch verrauchen und gäbe der Kleinen ihre Besitztümer nach einer gewissen Strafe oder Zeitspanne zurück, in der Hoffnung, dass diese aus der Sache etwas gelernt hätte. Doch wenn Dido nur in Ansätzen Charakterzüge von Asa besaß, wüsste deren Zwillingsschwester bereits, dass derartige Maßregelungen eine durch und durch vergebliche Liebesmüh darstellten. Wenigstens hatte er sie aber nicht öffentlich geschlagen und Asa würde nicht seine Hand frühstücken müssen.


    Pflichtbewusst und auch neugierig, sowie beruhigt über den scheinbar glimpflichen Ausgang mit Dido wandte sich Asnys verträumter Blick nun wieder Hannibal zu, der sich gerade mit ihrem Namen beschäftigte. Knapp schüttelte sie den Kopf bei seiner Frage. Nein, ihr Name war nicht Germanisch, weswegen auch?
    "Nein, ich entstamme nicht dem Germanenvolk", warf sie deswegen mit ihrem üblichen, leichten Lächeln ein, während Asa scharf ergänzte:
    Hält Alter Mann Hannibal alle blonden und blauäugigen Menschen für Germanen?
    Obwohl sie ihrer Schwester für gewöhnlich immer alle notwendige Aufmerksamkeit schenkte, so interessierte sie sich doch auch sehr für die Information, die ihr Käufer nun bekannt gab, nämlich die ihres neuen Herrn. Ihre Augen zeugten von schwacher Verwunderung als Hannibal betonte, ein Sklave wie sie selbst zu sein. Auch unter Sklaven gab es Unterschiede und vom bisherigen Verhalten des jungen Mannes ausgehend genoss dieser mit Sicherheit mehr Vertrauen und Freiheiten als sie, die gerade erst gekauft worden war. Asny bezweifelte jedenfalls, dass man sie so bald mit fünftausend Sesterzen auf den Markt schicken würde. Aber die ließ keinen Einwand verlauten, sondern konzentrierte sich stattdessen nun endlich auf den Namen ihres Herrn. Ah, ein Flavier.
    Sind das nicht die, die ihren Sklaven bei jedem Fehler einen Zeh abhacken, und ihn ihren großen, menschenfressenden Hunden zum Fressen hinwerfen? Und die diese riesige, stinkende, mit dem Blut ihrer Sklaven überzogene Folterkammer in ihren Gewölben beherbergen? Mann, haben wir ein Glück!
    Asny dankte ihrer Schwester innerlich für diese bunten Informationen und musste zugeben, dass sie ähnliche Gerüchte gehört hatte. Kurz sank ihr Blick daraufhin auch zu Hannibals Füßen, an denen jedoch alle Zehen in vollständiger Anzahl vorhanden zu sein schienen, was bei dem Eindruck, welcher der junge Mann bislang gemacht hatte, auch nicht verwunderte.


    Die nun wieder hinzukommende Dido wurde ebenfalls einer derartigen, unauffälligen Inspektion unterzogen, doch, nun wirklich überraschend, auch hier waren die kleinen wackelnden Gesellen komplett. Also entweder, dieses Gerücht war wirklich nichts weiter als ein Gerücht, oder es wurden doch nicht alle Sklaven mit dem Hackebeil erzogen.
    Asnys Lächeln verstärkte sich freudig über den Anblick Didos und ihrer zehn Zehen, ehe sie schweigsam die Unterhaltung zwischen den beiden Sklaven mitverfolgte. Asa und sie waren sich auch recht schnell einig, dass die Kleine gerade ganz herzerfrischend log, was die schon verblichene Schwester gar mit einem Anflug von Stolz registrierte und auch von der lebenden außer mit einem kurzen Aufblitzen im blassen Blau ihrer Augen unkommentiert belassen wurde. Das Verhalten von kleinen Mädchen hatte sie in den letzten Jahren in ausreichendem Maße studieren können, um ein Gespür für Flunkereien zu bekommen, abgesehen davon, dass Lucanus, wie sie nun erfuhr, dass der Mann hieß, doch recht aufgebracht gewesen war für ein plötzliches Nettsein. Hannibals Zweifel waren zwar ebenfalls nicht zu übersehen, doch schien er diese Angelegenheit erst einmal ruhen lassen zu wollen.
    Aber Didos Themenwechsel hätte wohl sogar eine durchgehende Elefantenherde zu einem hastigen Richtungswechsel verleitet. Ihre Begeisterung wirkte mitreißend und Asny selbst freute sich sicherlich nicht weniger, obwohl sie dies deutlich zurückhaltender und sanfter zeigte. Ob die Gerüchte und Spekulationen um die Flavier der Wahrheit entsprachen, würde sie nun wohl aus nächster Nähe herausfinden können.
    Sie ergriff behutsam Didos kleine Hand, um sie im Gedränge des Marktes nicht zu verlieren, während sie Hannibal zur Villa Flavia folgten.

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