"Ich glaube, jeder Mensch vermisst seine Heimat irgendwie - auch wenn die wenigsten es wirklich gerne zugeben. Selbst mein Herr vermisst Hispania, dort ist er aufgewachsen, aber er spricht nicht darüber, man merkt es nur an sehr wenigen, kleinen Dingen, woran er denkt und wonach er sich sehnt," erklärte Straton und atmete leise ein. Er kannte Aquilius gut genug, um diese kleinen Zeichen zu erraten, die von den wenigsten Menschen sonst gelesen wurden, und er wusste auch sehr gut, dass es ihm nicht behagen würde, dass es überhaupt jemand vermochte. Wie die meisten Flavier wusste sich sein Herr gut vor anderen Menschen zu verbergen, sie trauten den wenigsten, und noch weniger legten sie ihre Gedanken offen.
"Wenn Dein Herr irgendwann einmal nach Achaia reisen sollte, kannst Du ihn ja bitten, Dich mitzunehmen - ich bin mir sicher, Dir würde meine Heimat gefallen. Viele Menschen haben schon über den Reiz Achaias geschrieben, und Dichter sind jene, die es mit den schönsten Worten tun. Sie beschreiben fremde Orte mit einer Melodie in ihren Worten, die jeder vestehen und hören kann, und durch ihre Kunst erfährt man mehr über anderes, als man es selbst ausdrücken könnte."
Straton nahm noch ein Bröckchen Käse, nickte dem Händler bei der würzigeren Sorte zu, dass er ihm davon etwas einpacken möge, und zeigte schließlich auf kleine, winzige Käsekleckse mit der intensivsten Sorte, dass er auch diese zu probieren wünsche. Auch Siv bekam nun gleich vom Händler ein Stück dieses wirklich sehr außergewöhnlich stark schmeckenden Käses gleich auf die Hand, und mit halb geschlossenen Augen kostete der Grieche, ob auch dieser Käse es wert wäre, ihn seinem Herrn zu bringen.
"Das klingt nach einem sehr wilden, rauhen Land, aus dem Du stammst. Sind die Winter sehr kalt? Schnee habe ich bisher nur einmal gesehen, es fällt schwer, sich viel davon vorzustellen, wenn er so selten ist wie hier." Die germanischen Worte konnte Straton natürlich nicht verstehen, aber er entnahm dem Klang ihrer Worte, dass sie die Erinnerung an ihre Heimat bewegen musste, dass es starke Bilder waren, die sie vor sich sah, sie konnte sie nur noch nicht ausdrücken. "Ich kann mir ein Land mit viel Regen nur schwer vorstellen - in Achaia und Hispania ist es im Sommer trocken, und auch hier in Italia regnet es nicht sehr viel, mehr im Winter denn im Sommer. Wie seltsam musst Du Dich hier fühlen, da doch so vieles anders zu sein scheint."