• An seinem ersten Tag hatte Ursus nichts weiter von Sertorio verlangt, damit er alles kennenlernen und sich zurechtfinden konnte. Doch heute brauchte er eine Aufgabe. Und da Corvinus immer noch zu krank war, sich um solcherlei Dinge zu kümmern, oblag dies Ursus.


    Er hatte sich zuvor davon überzeugt, daß im Haus soweit alles in Ordnung war und sich auch bereits mit Matho besprochen. Natürlich war er versucht gewesen, es dem Majordomus zu überlassen, den neuen Sklaven mit Aufgaben zu versehen, doch dann schien es ihm doch richtiger, das selbst zu tun. Man sollte dem Personal nicht alles überlassen, dann behielt man selbst einen besseren Überblick und verlor auch nicht den nötigen Kontakt zum Gesinde.


    Einer der Sklavenjungen bekam den Auftrag, Sertorio zu Ursus zu bringen, der sich momentan im Atrium aufhielt, wo er am Hausaltar betete und ein kleines Opfer darbrachte.

  • Gestern Abend hatte Sertorio ohne zu fackeln die Matratze entsorgt, sich'n Strohsack aufs Bett geschmissen und war darauf innerhalb von Sekunden eingepennt. Bestens ausgeruht schwang er seine Beine auf den Boden, kurz darauf krähte ein Hahn, der Mond schien zum Fenster hinein und beleuchtete die Gesichter seiner Zimmergenossen, die er kurzerhand weiterknacken ließ. Morgens war ihm halt noch nich' so nach reden. Er wusch sich im Küchenhof, zog wieder die Tunika an, die Kordel, und kämmte sich sein Haar: nach hinten, nach links, nach recht und nach vorne, Ende.


    Inner Küche war wieder schon wer zugange, ein Kessl mit Puls war wieder aufgesetzt und in einem Eimer schwappte immernoch die Milch. Sertorio grunzte diesmal nichts, klatschte sich wieder Puls inne Schüssl und schöpfte wieder einen Becher Milch ab. Mit der Beute schlurfte wieder er zu einem freien Platz (er hatte natürlich wieder die völlig freie Auswahl), mit'm Rückn zur Wand, den Raum im Blick. Nach knapp drei Minuten wischte er sich mit dem Handrückn übern Mund, blieb aber noch 'ne Weile sitz'n und wischte mit'm Zeigefinger in der Schale herum.


    Was'etz'? Den Kanickln beim wachsn zuschaun? Blätter klaub'n?


    "Und?" die Köchin, die Sertorio und Caelyn gestern versorgt hatte, hat sich vor ihm aufgebaut. "Noch was?" deutet Niki auf die leere Schale Puls. Sertorio schiebt die Tonschale kratzend über'n Tisch. "Selbst ist der Mann" erwiedert Niki.


    Sertorio stützt die Arme auf'n Tisch, erhebt sich und trottet zum Kessl, wo er die Schale wieder klatschend mit'm Pamps füllt.


    "Gut", sagt Sertorio. "Ach?" meint Niki mit leicht spöttischer Augenbraue, dreht sich dann wech un' hantiert herum, Sertorio schlurft zurück an seinen Platz, setzt sich aber nich', sondern holt sich auch noch Milch. Langsam kommen die anderen Sklaven, "moin" sagt der eine zur anderen, "moinmoin" wird von den Redseligeren erwidert. Sertorio stopft sich'n Puls innen Mund und kaut, feuchtet mit Milch an, kaut, schluckt. "Moinmoin!" trompetet ein kleiner Mann mit schütterem rothaarigen Haar frohgelaunt und setzt sich Sertorio gegenüber. "Ich bin Enoch - und Du?" Sertorio schaufelt weiter den Puls in sich hinein, "ich putze im Haus das Silber und poliere die Goldgeschirre, wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, die Herren zählen auf mich" trompetet Enoch in Sertorios Richtung und versprüht kleine Spucketröpfchen.


    "Fickdich", murmelt Sertorio ohne aufzublicken, einer der Jungs lacht. "Dannich', liebe Suse", sagt Enoch leichthin und fängt an zu essen, wirkt aber beleidigt.


    "Sätorrioo?" krächzt jemand im Stimmbruch durch den immer voller werdenden Raum. "Sätorrioo?" Sertorio schluckt 'runter, nimmt die inzwischen leere Schale und den Milchbecher, steht auf und entdeckt einen zu dünnen Knaben, der sich suchend umschaut. Ihre Blicke treff'n sich. "Machloss, Aurrelliuss Urrrsuss willdich sseh'n!" Sertorio trinkt aus, umkurvt Tische, Bänke und Menschen, stellt sein Geschirr ab und folgt dem Dürren.


    'Im Empfangsbereich möchte ich Dich zu Beginn nicht sehen' hatte Aurelius Ursus gestern gesagt, und jetzt wird Sertorio ins atrium geführt.
    "Kommmschon" knarrt der Junge und macht eine Bewegung: zackzack. Wenn das atrium nicht der Empfangsbereich ist, was dann? Aber über die Konsequenz seiner Mitmenschen hat Sertorio sowieso eine eigene Meinung.


    Sertorio kommt zum stehen, hält respektvoll Abstand, weil er erkennt, daß Aurelius Ursus seinen morgendlichen Dienst für die Vorfahren, die Lahren, oder für andere Hausgötter verrichtet. Der dürre zieht sich zurück.


    Sertorio steht und wartet.

  • Der Duft verbrannten Weihrauches erfüllte das Atrium und zeugte von dem gerade vollzogenen Opfer. In aller Ruhe beendete Ursus nun seine Gebete, die er schließlich dann doch mit der üblichen Körperdrehung nach rechts beendete.


    Er blickte sich um und stellte mit einer gewissen Befriedigung fest, daß Sertorio anwesend war und sogar einigermaßen manierlich aussah. Das war doch schon mal ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zum Vortag.


    "Guten Morgen, Sertorio. Ich gehe mal davon aus, daß Tilla Dir gestern das Haus gezeigt hat und Du mittlerweile die anderen Sklaven im Haus kennengelernt hast. Also spare ich mir eine Führung und zeige Dir nur die Bereiche, auf die es ankommt."


    Er machte eine Geste, die sehr deutlich zeigte, daß Sertorio ihm folgen sollte. "Dein Herr ist noch immer krank. Also weise ich Dir Deine Aufgaben zu." Wenn Corvinus später anderes mit Sertorio vorhatte, konnte er die Anweisungen ja schließlich widerrufen.


    "Dein Hauptaufgabenbereich ist zunächst einmal die Küche. Da Du ja entsprechende Vorkenntnisse besitzt, wirst Du Niki gewiß gut unterstützen können. Lerne von ihr. Ein zweiter fähiger Koch im Haus kann nur von Vorteil sein." Er ging einfach mal davon aus, daß Sertorio mit der Zubereitung allzu raffinierter Speien eher nicht vertraut war. Doch da er Grundkenntisse besaß, würde er die Feinheiten sicher schnell erlernen können. Mit etwas Mühe.


    "Zusätzlich wirst Du ab sofort für das Feuerholz zuständig sein." Ursus trat in den Garten hinaus und führte Sertorio in den Wirtschaftsbereich des Gartens. Hier befand sich auch das überdachte Holzlager. "Wie Du siehst, sind die Vorräte zur Zeit gut gefüllt. Aber das Holz muß noch zerkleinert werden, - auf ungefähr diese Größe." Er deutete auf eine Vorratskiste, in der nur noch wenige Holzstücke der richtigen Größe lagen. "Wann immer Du Zeit dafür hast, wirst Du diese Kiste auffüllen."


    Ursus blickte Sertorio an. "Hast Du dazu noch Fragen?"

  • "Domine", sagt Sertorio und neigt seinen Schopf zu Gruß, als sich Aurelius Ursus umdreht.


    'Tilla was? Nee, geh' ma nich' wirklich davonaus. Aba'n Gartn unne Ställe, 's balneum unne Küche unne Schlafräume hab' ich gesehen', denkt sich Sertorio, das reicht schon erstmal. ''Ne weitere Führung wär' auch sinnlos gewesn, weil das nich' die Bereich gewesn wär'n, auf die's ankommt. Aba jetz', nich?'


    Sie gehen auf einem anderen Weg hinaus in den Garten, vorbei anner Bank, wo er gestern mit Caelyn saß, währenddessen redet Aurelius Ursus unaufhöhrlich weiter. Inhalt: inner Küche arbeitn.


    Die Küche kennt Sertorio schon und Niki auch. Der Mann is' klever, ohne Frage, hat'n Händchen für Aufgabenverteilung. Inner Küche is' Sertorio am liebstn, wenn er nich' auf'm Meer is. Meer is' nich', also Küche, supa. Vielleicht kanner da ja auch schlafn nachts.


    Sertorio geht hinter Aurelius Ursus her und beobachtet ohne weitere Gedanken dessen Hintern, Rücken, Nacken und zurück.


    Als sie vor dem Holzhaufn stehn, den er kleinmachen soll, kommter sich halbwegs wie zuhause vor, wenn es nich' so überhaupt nich' nach Meer riechn würde. Holzhackn war immer gut. Zack, einer wech, zack, noch einer. Wenner echten Frust hatte, hater aufn Scheit 'n Gesicht gemalt und zugehaun, daß die Hälftn flogn. Hilft ungemein. Den ersten Scheit wird er dem Piratenkapitän widmen, den nächst'n dem alten Stinker, der ihn als erstes an Bord gevögelt hat unne'n Drittn dem Sklavenhändler. Aller guten Dinge sin' drei, vergebn, vergessn.


    "Hast Du dazu noch Fragen?" Ne, wieso? Was'n daran unklar?


    "Magst Du Fisch, domine?" fragt Sertorio stattdessen.

  • Viele Worte machte der Mann wahrhaftig nicht, doch das war eigentlich kein Fehler. Sklaven sollte man kaum sehen oder hören. Man sollte nur sehen können, daß sie ihre Arbeit ordentlich verrichteten. Sertorio schien willig und nicht dumm zu sein. Vielleicht konnte man im Laufe der Zeit seine Intelligenz ein wenig mehr herausfordern.


    Fragen zur Arbeit hatte er offensichtlich nicht. Dafür stellte er andere Fragen. Auch gut. "Ja, ich mag Fisch sogar sehr gerne. Und das bringt mich auch gleich auf die nächste Aufgabe für Dich. Du sagtest, daß Du frische Nahrungsmittel zu erkennen in der Lage bist. Ich möchte, daß Du die jeweils zum Einkaufen eingeteilte Sklavin auf den Markt begleitest. Es ist in Rom nicht immer leicht, wirklich frische Waren zu erhalten. Und die Händler sind findig darin, halb verdorbene Waren frisch aussehen zu lassen." Das war sicher eine Aufgabe, die Sertorio gerne ausführte.


    "Und übrigens wird im Laufe des heutigen Tages ein Tätowierer hier erscheinen. Er wird Dir ein Zeichen in den Nacken tätowieren, der Dich ausweist als Angehörigen dieses Haushalts. Es ist nur eine kleine Markierung und es wird nicht lange dauern." Hoffentlich stellte sich Sertorio deswegen nicht so an wie Caelyn. Ihre Markierung war dann doch recht teuer geworden.

  • "Ja, domine", sagt Sertorio und nickt. Da hater vadammt recht, der Aurelius Ursus. Wär' blöde, wenn alle Aurelier urplötzlich unter Krämf'n verreckt wär'n, un' sich herausstellt, daß man schlechtn Fisch faarbeitet hat. Ups, so'n Prech. Gäb' aba'n schlechtes Licht auf die Küche.


    "Ich geh' mit" bekräftigt Sertorio, noch war'n ihm seine Herren nich' im Weech, un' schlechte Ware wollte er selbst nich' fakochn oda essn. Berufsäthos, halt. Daß Aurelius Ursus Fisch gerne ißt, nimmt Sertorio befriedigt zur Kenntnis. Fisch schmeckt für viele nach nix, darum wolln'se lieber Esel, Pferd oder Wild. Auch gut, aber stumpft die Zunge irgen'wann ab.


    Tätowierer hier in Rom? Geil. Dachte, die gibt's nur im Hafn, wundert sich Sertorio, und krempelt seinen linken Tunika-Ärmel hoch:


    "Kein Problem, Domine. Den da hab' ich mir vor drei Jahr'n machen lassen" lächelt er leicht und fährt sich mit der Zunge über die Lippen. Ein plastischer, sechszackiger Stern, einem sidus Iulium ähnlich, prangt auf Sertorios Oberarm. Leicht verzogen, weil die Haut sich damals noch ausgedehnt hat, Sertorio wuchs noch ein paar Zentimeter. (Jene Tracht Prügel, die er von seinem Vater dafür bekam, hatte mehr geschmerzt, als die Tätowierung selbst.)


    Die Schlange auf Sertorios Rücken zischelt heimlich, die wird nur der Tätowierer zu sehn krieg'n.


    "Was für'n Motiv, Domine? Ein Leo?" fragt Sertorio neugierig, er erinnert sich an die vielen Darstellungen des aurelischen Wappens im Haus.


    [SIZE=7]edit:/ sidus Iulium = sechszackig tsts.[/SIZE]

  • Kein Theater. Das nahm Ursus wieder befriedigt zur Kenntnis. War doch gar kein so übler Kauf, den Corvinus da getätigt hatte. Auch wenn der Mann das schrecklichste Latein sprach, das Ursus je gehört hatte. Doch wenn man sich erst daran gewöhnt hatte, verstand man ihn ganz gut. Und einiges von dem, was er von sich gab oder eher, wie er es von sich gab, fand Ursus sogar recht amüsant. Doch das konnte er sich natürlich auf keinen Fall anmerken lassen.


    Was ihm zunehmend schwer fiel, vor allem als Sertorio so freimütig das Kunstwerk auf seinem Arm entblößte und stolz vorzeigte. Ursus besah sich den Stern und erwiderte dann trocken: "Nicht schlecht. Schade, daß er leicht verzogen ist. Na, dann sehe ich ja, daß Du in dieser Beziehung nicht zimperlich ist. Und was das Motiv angeht: Du kannst es bei jedem Sklaven und jeder Sklavin im Haus bewundern."*


    Der Stern war wirklich ganz nett, - wenn man so etwas an sich mochte. "Gibt es noch mehr solcher Kunstwerke an Deinem Körper?" Er wußte, daß Seeleute dazu neigten, ihren Körper so "verzieren" zu lassen. Wobei sie sich wohl eher selten auf nur ein Motiv beschränkten. Und als ehemaliger Fischer war Sertorio ja wohl so etwas wie ein Seemann. Natürlich fragte Ursus nicht nur aus reiner Neugierde. Besondere Merkmale von Sklaven waren schon eine wichtige Information. Falls sie mal vorhaben sollten, sich auf und davon zu machen.



    Sim-Off:

    *Diese Tätowierungen hat Corvinus eingeführt. Über das Motiv hat er sich nie geäußert. Und bevor ich was falsches sage, warten wir doch lieber, bis er wieder da ist :D

  • "Tätowierung'n wachs'n mit, das is' nun mal so. Wie bei Narben." erwidert Sertorio. Gesehen hatte er n'ch keine Tätowierung, entweda wa'er er blind oda die war'n zu weit unt'n unter'm Stoff. Sertorio muß dem Tätowierer sag'n wo er das Teil hinmach'n soll, er will sich seinen Rück'n nich' verschandeln lass'n mit Scheißarbeit. Aba da er schon einige Motive hat mach'n lass'n, wird der Nadler schon mit Respekt 'rangehen. Sonst war das dessn letzta Job, das war kla'. Scheißarbeit macht ma nu' einmal im Leb'n und nie wieda.


    "Klar, domine",sagt Sertorio. Da kannste' einen drauf lassn, Aurelius Ursus, daß das nich' meine einzige is'.
    "Aber nich' alle Motive sin' an einer jugendfreien Stelle", jetzt grinst er. Sein Sternzeichen 'cancer', Krebs, hängt anderthalb Handbreit unterhalb seines Bauchnabels.
    "Auf'm rechten Arm is'ne Pilgermuschel, die bei u.ns in der Gegend vorkommt, und auf'm Herz'n ein kleiner Segler in volla Fahrt" Naja, un' eben seine Unvollendete auf'm Rück'n. Un'n kleines Monogramm inner Leiste. Was sich so ansammelt ...

  • Ursus konnte nun ein Schmunzeln wirklich nicht mehr unterdrücken. Er war davon überzeugt, daß sich noch einige weitere Tätowierungen am Körper des Sklaven befanden. Doch die drei, die er genannt hatte, würden für eine Identifizierung auch schon völlig ausreichen, sollte so etwas einmal nötig werden. Was Ursus bezweifelte. Der Bursche schien eigentlich ganz willig zu sein und schien auch schätzen zu wissen, daß er hier eine ordentliche Unterkunft hatte und gut zu essen bekam. Schlecht behandelt wurde das Personal in diesem Haus ja auch nicht, warum sollte man da fliehen wollen?


    "Nicht ganz jugendfreie Stellen, ja?" Das Schmunzeln vertiefte sich. "Na, wer in diesem Haus sie wohl als erstes zu sehen bekommt?" Partnerschaften zwischen den Sklaven waren schließlich im allgemeinen nicht verboten.


    "Zumindest die Motive scheinen demnach jugendfrei zu sein", ließ Ursus sich gar zu einem kleinen Scherz hinreißen. Solange die Tätowierungen nicht zu offensichtlich waren, hatte er keine Probleme damit. Vermutlich würde Sertorio damit das Interesse der Sklavinnen im Haushalt wecken können.


    Ursus selbst würde seinen Körper natürlich niemals dermaßen verschandeln lassen. Die Bildchen mochten ja für eine Weile ganz nett sein, doch wie Sertorio schon sagte: Sie veränderten sich mit dem Körper. Und niemand konnte verhindern, daß der Körper irgendwann zu altern begann. Spätestens dann sahen diese Bildchen alles andere als schön aus. So war zumindest die Meinung des Aureliers. Außerdem war so etwas absolut unangemessen für einen Patrizier.

  • 'Weiß nich', wenn'de artich fragst ...' denkt sich Sertorio, wischt den Gedankn aba wech wien Kreidestrich auf'ner Wachstafl. Sonst hätter mehr seh'n woll'n, mehr seh'n woll'n, wo.


    "Hmpft" grunzt Sertorio unbestimmt, er denkt kurz an Caelyn, scheiße, das war ja woh' schiefgelaufen. Is' auch nich' wichtich, Aurelius Ursus sieht nich' so aus' als ob ihn das eh' wirklich interessiert.


    "Nee, Schweinkram, naja, nicht Jugendfreies macht man nich', 'n ernsthafter Tätowierer würd' sich weigern." Die Rose von Jericho zählt nich', das is' Kunst un' auch nich' off'nsichtlich.

  • Dann gab es also sogar unter den Tätowierern so etwas wie Berufsehre? Das war ja wirklich erstaunlich. Man lernte eben nie aus. Doch das Thema war für Ursus nun wirklich ausreichend erörtert. Mehr als ausreichend.


    Da Sertorio ja nun wußte, was ihn an Arbeit erwartete, schlenderte Ursus wieder in Richtung Haus, davon ausgehend, daß der Sklave mitkommen würde. "Wie sieht es eigentlich mit Kampfesfertigkeiten aus? Bist Du in dieser Richtung auch in irgendeiner Weise geschult?" Seeleute waren doch schließlich als Raufbolde verschrien. Ob allerdings ein Fischer so sehr mit anderen Seeleuten in einen Topf geworfen werden konnte, das wußte Ursus nicht so genau.


    "Prügeln kannst Du Dich doch sicher ganz ordentlich, oder nicht? Und wie sieht es mit Waffen aus? Kannst Du damit umgehen?" Er warf dem Sklaven einen neugierigen Blick zu. Sertorio war noch jung, doch er war nach allem bisherigen Anschein ein sehr handfester, praktisch denkender Mensch. Und solche Menschen wußten sich im allgemeinen ihrer Haut zu wehren.

  • "Neja, nich' wirklich, also ich meine, nur im Spiel unter Freunden. Retiarius mit'm alten Netz, Holzstange und Holzschwert und so am Strand." Sertorio muß unwillkürlich lächeln, während er mit dominus Aurelius Ursus erstaunlicherweise wieder ins Haus geht. Hätter jetz' nich' anfangen soll'n mit was, oder wie? Aber die Erinnerung an den heißen Sand unter den nackten Füßen, die verschwitzen sandverklebten Körper, der Spurt ins kühle Wasser, Tauchen, Kraulen, an Land, weitermachen, dann um ein Feuer hockn, die untergehende Sonnenscheibe anschaun un' froh sein bis es zu kalt is'.


    "Ansonst'n für'n Hausgebrauch, wie'ma so sagt. Gibt immer Leute, die unbedingt Ärger haben wollen" Sertorio zuckt mit den Schultern, wennse Ärger wolltn kriegtn se ihn. Kein Problm, nich' dafür. Besoffene, die im Wirtshaus vom Vater Streit anfingen, irgendwelche Jungs im falschen Revier, Wichtichtuer, Ärsche noch un' nöcher, die nich' kapiertn, was "nein" oder was Ehre heißt.

  • Nun, dann besaß er wenigstens insoweit Grundkenntnisse, daß er in er Lage war, sich wirksam zu verteidigen. Und vemutlich konnte er auch gut improvisieren. "Hmm, ich verstehe." Nun, Ursus hatte das nicht zu entscheiden, doch wäre er sein Sklave, würde er ihn in diesen Fertigkeiten ausbilden lassen. Doch das erwähnte er natürlich nicht. Es war allein die Sache von Corvinus und da redete Ursus ihm bestimmt nicht drein. Und er würde auch dem Sklaven keinen Floh ins Ohr setzen.


    Sie betraten das Haus und Ursus führte Sertorio nun bis kurz vor die Küche. "Ich nehme an, daß Niki Dich zu dieser Zeit gut brauchen kann. Du weißt ja jetzt, was Du zu tun hast, wenn sie Dich nicht braucht. Melde Dich nun bei ihr, damit sie Dir Arbeit gibt. Solltest Du irgendwelche Probleme haben, kannst Du Dich damit an Matho, den Maiordomus, wenden. Oder an mich, sollte er nicht greifbar sein."

  • 'Prima, n' Versteher is' er. Prima, Aurelius Ursus' denkt sich Sertorio. 'Un' jetz' hatter genuch Konwasazion gemacht un' hat keine Böcke mehr. Also abmarschmarsch, hurtich, Arbeit ruft.' Uff, also wieda zurück.


    "Ja, dominus" sagt Sertorio. Wenn's Probleme gab, würd' er die selber lösn. Niki sah nich' blöd aus, keine Römerin jednfalls. Das würd' schon gutgehn, man schaut halt mal, was geht.


    Sertorio neigt kurz seinen Schopf und verschwindet inne Küche. Wahrscheinlich würd' er erstmal holzhackn gehn, sinnvolle Tätigkeit nach der ganzn Fragerei und Antworterei ohne richtiges Ziel. Die Römer sin' seine Dienstherrn, und gut is'.

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