[Barbetomagus]Das Umland

  • Merowech hörte die Hufschläge und dachte sich sehr wohl, dass es sich vermutlich um seine Kameraden handeln würde, doch konnte man nie sicher genug sein. Er schlüpfte zu Brigio ins Versteck und harrte dort, die Hand auf dem Griff seines Schwertes, wer nun wohl des Weges kommen mochte.

  • Der Duplicarius gab das Zeichen zum Anhalten. Ein Handzeichen musste ausreichen, schließlich machten die Pferde schon genug Lärm. Er blickte sich um, konnte in der Dämmerung, die langsam dem Dunkel der Nacht wich, nicht viel erkennen.


    Und hier soll der Treffpunkt gewesen sein? fragte er leise Quintus, der auf dem Pferd neben ihm saß.


    Wenn der Waldweg einigermaßen richtig in die Karte eingezeichnet war, dann müssten wir an der Stelle sein.


    Der Eques stieg vom Pferd und besah sich den Boden genauer. Die Erde war aufgewühlt und es gab Spuren von Hufschuhen. Er konnte allerdings bei diesen Lichtverhältnissen weder sagen wie viele Pferde hier entlang gekommen waren, noch in welcher Richtung genau sie sich bewegt hatten.
    Plötzlich wurde Fuhon ein wenig unruhig. Quintus hielt seinen Fuchs fest am Zügel, damit er nicht ausbrach. Er wusste, worauf ihn sein Hengst aufmerksam machen wollte, er hatte das leise Rascheln auch gehört. Und war da nicht eine Bewegung abseits des Weges?
    Instinktiv glitt seine linke Hand hoch zum Griff des Gladius, der auf seinen Rücken geschnallt war.


    Herr, wir sind hier nicht allein, raunte er dem Duplicarius zu.


    Der quittierte das mit einem Nicken und gab ein paar Handzeichen an die Eques hinter sich. Recht langsam und schwerfällig setzten sich die lautlosen Befehle durch die kleine Gruppe fort, aber schließlich hatten sich die Reiter so ausgerichtet, dass ihre Hastae auf den Wald zu beiden Seiten des Weges zeigten, jeweils eine auf das Dickicht und die nächste halbhoch, um auch die Bäume abzudecken.


    Hier spricht der Duplicarius der Turma IV der Ala II Numidia. Ihr da, die ihr im Wald versteckt seid, kommt heraus und haltet eure Hände so, dass ich sie sehen kann!


    Der Duplicarius sprach laut genug, dass man ihn hören konnte, er war jedoch weit von einem Brüllen entfernt. Dennoch fand Quintus, dass jeder Laut zu laut war. Sie wussten nicht, wer dort im Wald lauerte, konnten nur darauf hoffen, dass es Merowech, Brigio und die halbe Erste waren. Schlimmstenfalls waren es einige der Banditen. Und was sollte das mit den sichtbaren Händen? Quintus konnte ja kaum bis zum Dickicht sehen! Wirklich putzig diese Römer...

  • Brigio stand auf und gab sich zu erkennen, schließlich hatte das Versteckspiel keinen Sinn mehr.
    Er grüßte, nun da er laut sprechen konnte, seine beiden Kameraden Merowech und Eburnus sowie den Duplicarius der IV. und machte diesem kurz Meldung.
    In diesem Moment kamen die zwei Späher zurück, die die verdächtigen Gestalten beobachtet hatten. Sie gaben Brigio kurz Bericht und dieser gab es dem Duplicarius weiter.
    "Herr, diese beiden Kameraden haben vor ca. einer halben Stunde mehrere Personen beschattet, die im Wald gesichtet wurden. Sie sagen, daß es sich um junge Germanen handelt, die offensichtlich gut gelaunt seien. Sie sind feixend und schwatzend in westliche Richtung gegangen. Ein paar Brocken konnten sier aufschnappen, "Fest" oder "Feier", "Götter" und "Dorf des Wigand" sind gefallen.
    Merowech sagte, wir sollen zurück ins Lager reiten. Wenn das ein unumstösslicher Befehl ist, sollten wir uns beeilen. Aber nach allem was ich gehört habe, könnte unser Decurio in der Nähe dieses Dorfes sein. Liegt dieses Dorf näher von hier als das Lager? Wie lauten deine Befehle?"

  • Sim-Off:

    Da der Duplicarius ein von Romanus freigegebener freier NSC ist, simme ich den jetzt einfach mal mit... Sollte Romanus hier mitmischen wollen, kann er ihn ja dann wieder übernehmen... :)


    [Blockierte Grafik: http://i193.photobucket.com/albums/z233/trooper1127/avatar2.jpg]| Duplicarius Turma IV
    Nun, der Befehl des Centurio war recht eindeutig. Ihr sollt ins Lager zurückkehren und von dort zusammen mit der Zweiten und Dritten die Legio beim Angriff auf das Lager der Banditen unterstützen. Es war wohl im Dorf dieses Wiegand, wo Cupidus Leute die Lage des Unterschlupfs dieser Halunken ausfindig gemacht haben. Wir sollen nach Decius suchen, der wohl, wie Eburnus beim Verhör des Gefangenen herausgefunden hat, den germanischen Göttern geopfert werden soll. Wahrscheinlich ist das dann das Fest, von dem die Späher gehört haben.



    Quintus nickte.


    Auf der Karte waren zwei mögliche Gebiete für das Lager eingezeichnet. Wahrscheinlich befindet sich an dem einen die Opferstätte und an dem anderen der Unterschlupf. Ich denke also, dass wir schon bald wieder aufeinander treffen werden. Es muss schließlich einen Pfad zwischen den beiden Plätzen geben.


    Der Eques legte seinen Kameraden Brigio und Merowech jeweils eine Hand auf die Schulter.


    Wir werden den Decurio finden, ich bin ganz sicher.

  • Brigio hatte mit Schrecken gehört, daß Decurio Lucius Albius Decius geopfert werden sollte.
    Er war zwar selbst Germane, aber einen so grausamen Stamm wie der, mit dem sie es zu tun hatten, war ihm in seiner Heimat nicht vorgekommen.
    Er stimmte den anderen zu, sie sollten sich beeilen.
    Zum Rest der Turma I sagte er:
    "Männer aufsitzen. Wir reiten zurück ins Lager nach Borbetomagus. Alles weitere erfahren wir dort."
    Danach saßen alle auf und Brigio wandte sich an Merowech und Eburnus um während des Rittes zurück noch nähere Einzelheiten zu erfahren.

  • Quintus reichte seinen Kameraden Brigio und Merowech noch einmal die Hand und klopfte beiden auf die Schulter.


    Seid versichert, Kameraden, wir werden den Decurio finden. Viel Glück bei der Erstürmung des Unterschlupfs dieser Banditen, und mögen euch die Götter begleiten!


    Er sah zu, wie die Männer der Ersten aufsaßen und dann in die Richtung davonritten, aus der die Vierte gekommen war. Schließlich drehte er sich zum Duplicarius um.


    Und nun?


    Der Duplicarius sah sich mit zusammengekniffenen Augen um.


    Zunächst einmal brauchen wir ein paar Späher, die vorsichtig vorausgehen, und eine Nachhut, die uns den Rücken deckt. Eburnus, du kennst dich am besten mit den Gebräuchen des Feindes aus. Wo wird dieser Opferplatz sein?


    Quintus dachte kurz nach.


    Ich denke, dass der lichte Hain zwischen den großen Felsen der ideale Ort für einen Altar ist. Die Formation müsste von hier aus in eher nördlicher denn westlicher Richtung liegen. Eine Opferzeremonie stellt den Höhepunkt einer großen Zusammenkunft dar, entsprechend haben wir es wahrscheinlich mit weniger Gegnern zu tun, wenn wir bald zuschlagen können. Wir müssen uns aber darauf gefasst machen, dass über einen Pfad, der von dort zum Hauptlager der Räuber führt, schnell Verstärkung nachrücken kann.


    Ich verstehe. Gut, ihr zwei geht vor! Kommt in raschen Abständen zurück und berichtet. Versucht einen Weg zu finden, den wir mit den Pferden nehmen können.


    Die zwei Reiter stiegen ab, salutierten und verschwanden zu Fuß im Wald. Man konnte kaum einen Laut von ihnen hören, aber ihre Gestalten waren noch einige Zeit schemenhaft sichtbar, denn der Mond ging gerade auf und sandte silbrige Strahlen zwischen den kahlen Bäumen hindurch. Lediglich der Schatten von Tannen würde auf Dauer sichere Tarnung bieten.

  • Merowech ritt neben Brigio her und erklärte ihm auf dem Weg ins Lager, was man alles durch den Gefangenen erfahren hatte, wo sich der Unterschlupf befinden sollte und dass die Turma I am Angriff teilnehmen soll.
    "Du siehst also, Brigio, es wird uns nicht viel Zeit bleiben uns auszuruhen."


    Durch das Gespräch war der Rückweg zum Lager kürzer erschienen als er eigentlich war. Denn schon hörte man, wie dort der Angriff vorbereitet wurde.

  • Bald darauf kehrten die Späher zurück. Sie hatten tatsächlich einen Pfad gefunden. Der war allerdings so schmal, dass die Reiter der Turma IV nur hintereinander reiten konnten. Der Duplicarius teilte drei Männer für die Nachhut ein. Sie blieben ein wenig zurück, während sich der Rest der kleinen Gruppe auf den Weg in den Wald machte.


    Mittlerweile war der Mond höher gestiegen und die Landschaft in ein silbriges Licht getaucht. Es war hell genug, um alles auch ohne Fackeln sehen zu können, da der Schnee auf und am Boden zwischen den Bäumen das Mondlicht reflektierte.


    Die Späher eilten wieder voraus, um etwaige Gefahren zu finden, ehe diese die Reiter der Ala finden konnten...

  • Etwas später, der Mond stand mittlerweile schon hoch am Himmel, erreichte der Hauptteil der Gruppe den Rand einer Felsformation.
    Aus einer torbogenartigen Öffnung kamen die beiden Späher auf die Gruppe zu.


    Und? fragte der Duplicarius.


    Nur drei Wachen und ein alter, bärtiger Mann, Herr. Sie befinden sich in der Mitte eines sehr lichten Hains, der von den Felsen umschlossen wird. Wir haben auf der rechten Seite noch eine Öffnung gesehen. Da könnte noch ein Pfad sein.


    Gut. Eburnus, was nun?


    Quintus stieg ab und kam zu den Spähern und dem Duplicarius herüber. Er sah die beiden Reiter fragend an.


    Der Decurio? Was ist mit dem Decurio?


    Da war niemand, Eburnus, nur die Wächter und der alte Mann.


    Dann muss der Decurio noch im Lager der Banditen sein. Der Alte ist wahrscheinlich ein Priester oder ein Schamane oder sowas.


    Der Duplicarius nickte. Er sah sich um, konnte aber keinen anderen Weg in den Hain als durch die Felsen entdecken.


    Gut, dann machen wir es folgendermaßen: Ihr zwei sitzt wieder auf. Zusammen mit der Nachhut reitet ihr direkt nach rechts, um dort den Fluchtweg abzuschneiden. Der Rest greift die Feinde an. Ich bin nicht wirklich scharf darauf, einen Priester zu töten, also versucht, ihn gefangen zu nehmen. Alles verstanden? Gut, dann warten wir auf die Nachhut.

  • Schließlich tauchte auch die Nachhut auf. Der Duplicarius erklärte auch ihnen noch einmal den Plan, dann saßen alle Reiter wieder auf.
    Der Mond stand in ihrem Rücken, was bedeutete, dass die am jenseitigen Ende der Passage einen Schatten werfen würden. Das war sehr gut, denn so konnte sich die kleine Schar Soldaten noch entsprechend dem Plan aufbauen konnten, ehe sie zum Angriff losritten.
    Die Passage war eng, und während zu Fuß noch zwei Männer nebeneinander hindurch gepasst hätten, war der Platz für einen Reiter schon knapp bemessen.


    Als Quintus die Passage hinter sich ließ und auf den mondbeschienenen, lichten Hain blicken konnte, sah er sogleich das Dilemma. Während sie auf die Nachhut gewartet hatten, hatte sich die Zahl der Gegner verdreifacht, wobei es sich nur um dreimal drei Wachen zu handeln schien. Die restlichen vier Personen machten sich an einem großen, flachen Findling zu schaffen, der wohl den Opferstein darstellte. Wenn ihn seine Augen nicht täuschten, was bei der Entfernung von gut 25 Schritt und den derzeitigen Lichtverhältnissen durchaus sein konnte, waren es der Schamane und drei Frauen oder Knaben.


    Der letzte Reiter hatte den Durchgang in den Felsen passiert. Sie standen nun in einer Reihe nebeneinander und warteten auf den Befehl des Duplicarius.


    Wie Donner hallte der Ruf von den Felsen wieder: Equites, in phalanx aggredite!

  • Die Pferde machten einen Satz nach vorne. Sofort trennte sich ein Teil der Gruppe vom Rest und sprengte nach rechts auf den zweiten Ausgang zu, um den Gegnern den einzig möglichen Fluchtweg abzuschneiden.


    Die Germanen sahen auf. Die Wächter griffen nach ihren Waffen, während am Opferstein Gegenstände entsetzt fallen gelassen wurden und polternd zu Boden krachten.
    Während drei der Wächter die linke Seite des Altarbereichs abzudecken versuchten, stellten sich die anderen sechs der Hauptgruppe der herangaloppierenden Soldaten entgegen. Am Opferstein stieß jemand in ein Horn, worauf ein tiefer, schwingender Ton erklang.


    Die Equites senkten ihre hastae und ritten die sechs Wachen in einem ersten Sturmangriff nieder. Schon waren sie über die blutigen Leiber hinweg und vor dem Altar. Der Duplicarius warf einen Speer nach dem Hornbläser, den er nicht nur traf, sondern durch die Wucht auch noch von den Füßen riss. Es war in der Tat ein Jüngling gewesen, der mit dem Stoß ins Horn wohl Hilfe hatte herbeirufen wollen.


    Quintus lenkte Fuhon so, dass er dirket vor dem Alten, hinter dem sich jetzt die zwei anderen Gestalten versteckten, die vormals am Altar gearbeitet hatten, zum Stehen kam. Die Spitze seiner hasta zeigte auf seine Brust.


    Bigebasi! Euch wird nichts geschehen, wenn ihr euch ergebt.


    Derweil erklang im Hintergrund das Geklirr von Metall auf Metall. Es waren wohl doch nicht alle Wachen beim ersten Angriff getötet worden...

  • Narr! Ihr Römlinge seid alle Narren! Glaubt ihr ernsthaft, diesen Landstrich zu beherrschen? Eure Götter sind hier nichts wert und eure Gesetze kümmern uns nicht! Wir sind Germanen! WIR herrschen zwischen Albi und Rhing, und bald auch wieder jenseits des großen Wassers!


    Gestrafft und stolz stand der Alte vor Quintus, doch in seinen Augen glühte der Wahnsinn. Er ignorierte die hasta völlig, deren Spitze unheilvoll vor seiner Brust schwebte. Das einzig sinnvoll nachvollziehbare in seiner Haltung waren die Arme, die er zu den Seiten ausgestreckt hatte, um die beiden Frauen hinter sich zu schützen.
    Jene drängten sich dicht hinter den alten Mann, so dass Quintus nicht genau sehen konnte, was sie taten. Er ging davon aus, dass ihm von ihnen die geringste Gefahr drohte.


    Ergebt euch einfach und euch wird nichts geschehen.


    Der Alte lachte nur über Quintus Worte, und dann ging alles ganz schnell. Eine der Frauen, die auf der linken Seite von Quintus aus, ließ sich zur Seite fallen. Der Eques reagierte, erkannte die Falle aber zu spät. Gleichzeitig hatte die rechte Frau ausgeholt und warf etwas nach ihm. Es glitzerte im Mondlicht...


    * * *


    Derweil hatte der Rest der Turma andere Sorgen. Insgesamt drei der Wächter hatten überlebt, aber sie stellten das geringste Problem dar. Mit einem Mal surrten Pfeile durch die Luft. Sogleich fielen zwei der Reiter getroffen vom Pferd.
    Der Duplicarius sah sich um. Wo kam der Beschuss denn jetzt auf einmal her? Er würde sich die Späher nach dem Gefecht vornehmen müssen, sie hatten weitere Wachen übersehen. Andererseits hatte er selbst den Felsring nicht als Falle erkannt.


    Ausschwärmen und die Bogenschützen ausschalten! Je zwei Mann zu den Zugängen und sichern!


    Er gab seinem Pferd die Fersen und sprengte auf eine Quelle des Pfeilhagels zu. Die Equites taten es ihm gleich. Da die Pfeile scheinbar nur aus vier oder fünf Richtungen kamen, musste sich niemand alleine darum kümmern.
    Schützend hielt er die parma vor sich, um nicht von den Pfeilen getroffen zu werden, deren Zielgenauigkeit jetzt zugunsten einer höheren Beschussgeschwindigkeit abnahm. Es konnte sich also maximal um zwei Bogenschützen handeln, die dort im Schatten der Felsen gelauert hatten. Der erste Angriff der Turma IV hatte sie wohl überrascht.
    Schon erkannte er zwei Gestalten vor sich. Die linke ließ ihren Bogen fallen und zog ein Schwert. Der Duplicarius stürmte darauf zu, wollte den Feind mit der hasta aufspießen. Dieser jedoch wich geschickt nach links aus und entkam so der Lanze, die sich in eine Spalte im Fels bohrte und abbrach.


    Der Eques, der mit dem Duplicarius geritten war, hatte seine hasta längst verloren. Mit gezogenem spatha ritt er auf den zweiten Bogenschützen los. Der aber senkte seine Waffe nur ein wenig und schoss auf das Pferd des Reiters. Der Pfeil surrte die kurze Distanz zwischen den beiden Gegnern durch die Luft und traf. Das Pferd bäumte sich laut wiehernd auf, der Eques verlor den Halt und beide stürzten zu Boden...

  • Das glitzernde Etwas flog auf Quintus zu. Es würde ihn treffen, da gab es gar keinen Zweifel. Was der Eques jedoch nicht bedacht hatte, war, dass Fuhon, sein Pferd, das Glitzerding ebenfalls auf sich zukommen sah. Alle Ausbildung war in diesem Moment dahin. Das Tier scheute und bäumte sich auf. Quintus wurde nach hinten geworfen, konnte sich zunächst kaum noch, dann gar nicht mehr halten.
    Alles um ihn herum schien unendlich langsam zu geschehen. Das Glitzerding war ein Messer, dass immer noch schnurgerade auf ihn zuflog. Die hasta flog in hohem Bogen nach hinten weg. Fohon machte einen Satz nach vorn, die Hufe mit den schweren eisernen Hufschuhen schlugen in den Körper des Alten ein. Quintus fiel weiter dem Boden entgegen. Er drehte den Kopf nach links, damit ihn dass Messer nicht im Gesicht erwischen würde.
    Dann war der Moment vorbei. Der Eques schlug hart auf dem Waldboden auf. Seine rechte Wange fühlte sich warm und feucht an. Fuhon machte noch einen kleinen Satz und stand nun neben dem Schamanen, der regungslos dalag. Die Frauen rannten schreiend davon...


    * * *


    Während der Eques noch am Boden lag, zog der Duplicarius sein spatha. Er wollte dem Germanen, der nun ein Schwert hielt nachsetzen. Für nur einen Moment war seine Achsel ungedeckt. Ein Moment, der für den Bogenschützen mehr als ausreichend war.
    Mit einem hässlichen Geräusch schlug der Pfeil in den Körper des Duplicarius ein und brach dann ab, als dieser seinen Arm wieder senkte.
    Der Unteroffizier spürte den Schmerz zunächst kaum, er lenkte sein Pferd herum und griff den Schwertträger an, den er drei Hiebe später auch schon schwer getroffen und ausgeschaltet hatte.


    Hinter ihm hatte der Bogenschütze einen neuen Pfeil eingelegt und zielte auf den Rücken des Duplicarius. Er spannte die Sehne noch ein wenig weiter, wollte gerade den Pfeil loslassen, auf dass er sein tödliches Werk verrichten würde, da traf ihn etwa schwer in die Magengrube. Er ließ los, hatte aber verrissen und traf so nur den linken Arm des Offiziers.
    Aus dem Bauch des Germanen aber ragte ein Wurfspieß, der ihn nicht nur getroffen, sondern gänzlich durchbohrt hatte. Es war ein seltsames Gefühl, ganz heiß und brennend. Dann schmeckte er Blut, während ihm die rote Flüssigkeit bereits zum Mund herausquoll. Schließlich sackte er leblos zusammen.


    Der Eques sturzte zum Duplicarius herüber, der mittlerweile vom Pferd gefallen war.


    Herr, Herr? Ist alles in Ordnung? Herr?

  • Ough...


    Stöhnend setzte sich Quintus auf. Sein Rücken schmerzte und seine rechte Wange blutete stark. Fuhon stand unweit entfernt und graste.


    Alles in Ordnung, Eburnus?


    Erst jetzt bemerkte er, dass einer seiner Kameraden bei ihm war und ihn stützte. Er nickte dem Eques zu und stand dann mit seiner Hilfe auf.


    Was ist passiert?


    Du bist vom Pferd gefallen. Hässlicher Schnitt, den du da hast. Hier, dein Helm. Nächstes mal solltest du ihn auch zusammenbinden.


    Quintus nickte. Er nahm seinen Helm entgegen.


    Was ist mit den Germanen? Und wo ist der Duplicarius?


    Der Kamerad zuckte die Schultern. Er deutete auf den Alten, der immer noch neben dem Opferstein lag.


    Alle tot. Den da hat wohl dein Pferd erschlagen, als es scheute. Die Wachen hatten wir schnell besiegt. Die Frauen haben sich selbst umgebracht. Die eine hat sich in ein Schwert gestürzt, die ander hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten. Ich wusste bislang nicht, dass sowas überhaupt möglich ist.


    Und was ist mit dem Duplicarius?


    Der liegt da drüben. Wurde von zwei Pfeilen getroffen. Die eine Spitze steckt im Arm, die andere in der Schulter oder so. Lucius kümmert sich drum.


    Lucius, das war gut. Lucius war der Sohn eines Arztes. Er hatte seinem Vater oft geholfen, ehe er zur Ala gekommen war.
    Gemeinsam gingen die beiden Reiter hinüber. Der Duplicarius war bewusstlos, und Lucius schnitt gerade mit scharfer Klinge am Arm des Unteroffiziers herum.


    Wie sieht es aus?


    Ich hab die Spitze gleich... Da! Hier ist sie. Eine Sorge weniger, aber an die im Körper komme ich nicht heran. Sie ist durch die Achselhöhle eingetreten. Der Pfeil brach ab und die Spitze wanderte weiter in den Körper, als der Duplicarius sich bewegte. Er braucht dringend einen Arzt.


    Quintus nickte, wobei einige dicke Blutstropfen zu Boden fielen. Lucius blickte auf.


    Das sieht ja böse aus. Ich mach was drauf, wenn ich den Arm des Duplicarius verbunden habe.


    Gut, du schaffst ihn am besten ins Lager zurück. Dort müsste ein Arzt sein. Nimm noch drei Leute mit, nur zur Sicherheit.


    Quintus drehte sich zu seinem anderen Kameraden um.


    Haben wir Verluste?


    Zwei, Runald und Arinorix. Wir haben sie schon auf ein Pferd gebunden. Ich reite mit ins Lager zurück und nehme die Toten auch mit. Wir haben auch ein Pferd verloren... Meinst du, du schaffst es, hier das Kommando zu übernehmen?


    Das wird schon gehen,... denke ich.

  • Die Salbe, die Lucius auf die Wunde geschmiert hatte, brannte höllisch, vom Gestank einmal ganz zu schweigen. Der kleine Lappen über der Wunde wurde durch das Zusammenbinden der Wangenschilde unterhalb des Kinns fixiert.
    Quintus blickte sich in dem Felsenrund um. Er hatte die Toten Germanen beim Opferstein in der Mitte zusammenschleppen lassen und dann jeweils drei Wachen für die beiden torartigen Öffnungen eingeteilt. Die verbliebenen drei Eques und Quintus selbst durchsuchten nun die Opferstätte nach einem Versteck, in dem der Decurio oder andere Gefangene gehalten werden konnten. Sie trafen sich schließlich wieder am Opferstein.


    Und?


    Nichts. Hier ist niemand mehr. Sie müssen den Decurio noch in ihrem Lager haben. Was machen wir jetzt?


    Quintus sah sich den Opferstein an, während er nachdachte. Der Alte und seine Helferinnen und Helfer hatten einige römische Rüstungsteile wie Helme und Stücke von Kettenhemden sowie schon recht alte römische Waffen, einige Birkenzweige und ein paar Knochen und Fleischstücke zusammengetragen und rund um den Findling drapiert. In einem etwa fünf Schritt weiten Kreis um den Stein herum steckten große Fackeln im verschneiten Boden.


    Wir können nichts machen, so mies das auch klingt. Wir können das Lager nicht alleine angreifen, das wäre Selbstmord. Wir müssen darauf warten, dass die Legio los schlägt, dann können wir zum Kampfgetümmel dazu stoßen und und uns einer der anderen Turmae anschließen. Ich schätze, sie werden zum Abriegeln der Umgegend eingesetzt werden, damit keiner der Banditen entkommen kann.


    Der Eques sah seine Kameraden an. Die ließen die Köpfe ein wenig hängen. Sie wären lieber sofort aktiv geworden und hätten zum Sturm auf den Unterschlupf der Räuber geblasen, aber sie sahen ein, dass sie zu zehnt keine Chance hatten den Kampf gegen einen Gegner von zahlenmäßig unbekannter aber in jedem Fall überlegener Stärke.


    Macht die Pferde bereit und sucht unsere hastae zusammen. Vielleicht haben wir noch genug, die heil geblieben sind.


    Und was machst du?


    Ich benutze den Opferstein und biete den Göttern etwas an, vielleicht sind sie dann ja mal auf unserer Seite.


    Nunja, zumindest über Fortunas Gunst konnten sie sich bislang nicht beschweren. Quintus holte etwas Essen aus seiner Ausrüstung und klaubte die Waffen der Germanen zusammen. Bei dem Alten fand er etwas Weihrauch. Er legte alles auf den Findling und entzündete die Räucherklumpen, bis diese ihren Dienst taten. Dann nahm er eine demütige Haltung ein und begann zu flüstern:


    Ihr Götter, alle die ihr auf uns schaut, Götter der Römer, Götter der Germanen, Götter der Kelten. Mars und Jupiter, Teiwaz und Wodan, Teutates und Belenus, steht uns bei in dieser schweren Stunde. Wir stellen unsere Waffen in euren Dienst und weihen unsere Feinde euch zum Geschenk, auf dass der Frieden, die Ruhe und die göttliche Ordnung der Dinge wieder Einzug halten mögen in Germania Superior. Und wacht bitte auch über den Duplicarius, der verwundet und geschwächt darniederliegt, und über den Decurio Albius Decius, wo immer er auch sein mag...

  • Die Zeit verging und noch immer war nichts von irgendwelchen Kämpfen zu hören. Um den Tatendrang der anderen etwas zu bremsen und sie zu beschäftigen, hatte Quintus sie so eingeteilt, dass zwei von ihnen vorsichtig die nähere Umgebung ausspähten, zwei ständig um den Felsring patrouillierten und zwei die Zugänge zum Ring bewachten. Die restlichen drei Eques konnten sich etwas Schlaf gönnen. Alle paar Stunden würden sie die Positionen wechseln.
    Der einzige, der sich keine Ruhe gönnte, war Quintus selbst. Er versorgte die Pferde und überlegte, mit welcher Taktik sie am ehesten zur Hauptstreitmacht stoßen konnte, ohne Gefahr zu laufen, von den anderen Eques oder der Legio angegriffen zu werden. Aus seinem Gedächtnis hatte er eine Kopie der Karte in einen Schneeflecken gezeichnet. Und nun brütete er schon seit Stunden darüber. Ihm persönlich kam es vor, als wären es schon Tage...

  • Die Reiter stellten sich langsam aber sicher darauf ein, in dem Felsenring eine Art permanentes Lager einzurichten, als plötzlich Schreie durch den Wald gellten. Kriegsgebrüll, Waffenlärm, ein Ruf: Hinterhalt!
    Alles klang sehr nah, gerade so, als ob es hinter der nächsten Biegung desjenigen Pfades geschehen würde, der von dem vermeintlichen Opferplatz wieder wegführte.
    Die Männer sahen sogleich zu Quintus, die Schlafenden waren hochgeschreckt, die Pferde wurden unruhig...


    Also gut, klaubt die Ausrüstung zusammen und dann aufgesessen!


    In Windeseile machten sich die Equites kampfbereit und stiegen in ihre Sättel. Die beiden Späher waren derweil auch zurück.


    Und?


    Weiter vorn gibt es Kämpfe, aber da wird der Wald sehr dicht.


    Gut, wir reiten in drei Reihen, vier - drei - drei, auf dem Pfad und dem lichten Streifen daneben. Los!

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