Das Fest

  • Balbus trank einen Schluck Met. Die Frage des Probatus war zwar ein klein wenig unangebracht, doch Balbus beantwortete sie trotzdem.


    "Lediglich eine private Angelegenheit." sagte er. "Von der Ersten gibt es bisher nur gute Nachrichten."

  • Nun, gräme dich nicht, Präfekt. Dies hier ist ein Fest der Freude, lass dich anstecken von der Stimmung und genieße den Abend. Wie ich meine Verwandten kenne, werden sie auch mit allerlei germanischem Brauchtum aufwarten. Du wirst sehen, die Brabaren sind weit weniger barbarisch als man in Rom denkt.


    Quintus zerkaute eine Olive und spülte sie mit einem Schluck Met herunter.


    Dass von der Ersten nur Gutes kommt, ist eine ausgezeichnete Nachricht. Hoffentlich kann Decurio Albius Decius die Probleme in Borbetomagus bald zufriedenstellend lösen. Wenn erst die Kunde um den Goldfund in Magna um sich greift, wird der Limes bald von beiden Seiten bestürmt werden.

  • Welche allerdings ihn zuerst sahen. Gerade als Loki seine Rede gehalten hatte und sich durch die Reihen händeschüttelte, erblickte er den Caecilier.


    "Salve Caecilius Metellus, freut mich dass du auch gekommen bist. Möchtest du etwas trinken?", verwies Loki auf ein gerade vorbeigetragenes Tablett mit Getränken.

  • Oh, ich habe es von einigen anderen Probati gehört, die davon sprachen, die Ala zu verlassen, um Gold zu schürfen. In einem Fluss östlich des Rhenus und unweit des Limes soll Gold gefunden worden sein. Im Gebiet der Marser war es, glaube ich. Wenn das erst die Runde gemacht hat, werden wahrscheinlich viele Leute dorthin wollen, um Gold zu suchen und dabei reich zu werden. Ich schätze, wir werden viel zu tun bekommen, und die Legio hier in Mogontiacum auch.


    Quintus zog eine Augenbraue hoch.


    Mich wundert, dass du noch nichts davon gehört hast. Bei den Händlern scheint es bereits die Runde gemacht zu haben. Mein Vetter Lando weiß es auch schon.

  • "Mhh.." machte Balbus. "Das ist wirklich interessant. Vielleicht sollte ich meinen Posten auch an den Nagel hängen und Gold suchen gehen." sagte er scherzend.


    "Ich habe tatsächlich noch nichts davon gehört, aber das ist nicht so ungewöhnlich, denn ich habe viel zu tun und mit Händlern komme ich eher selten zusammen."

  • Eigentlich machte man mit sowas ja keine Scherze. Gerade die Marser waren nicht gerade als freundlich bekannt und Quintus sah die Überfälle geradezu vor seinem inneren Auge. Er vertrieb die Schatten einer möglichen und ungewissen Zukunft und trank den letzten Schluck aus seinem Becher.


    Nun ja, wenn es die Händler wissen, dann sollte es den Magistraten doch auch bereits bekannt sein. Ich dachte, man hätte dich vielleicht informiert, Herr. Schließlich könnte es gut sein, dass es in dieser Gegend zu einem Exodus ärmerer oder einfach nur gieriger Gestalten kommt.


    Lanthilda kam mit einem Tablett vorbei, auf das der junge Germane schnell seinen Becher abstellte, ohne diesen guten Geist des Hauses aufzuhalten.


    Ich persönlich denke ja, dass sich dort nicht viel finden lässt. Um das wenige aber werden sicherlich blutige Kämpfe ausbrechen. Menschen sind unberechenbar, wenn es um wertvolle Dinge geht. Vor allem dort, wo es niemanden gibt, die Schwachen zu schützen und Lex und Juris durchzusetzen.

  • "Ich vermute mal, die Magistrate von Confluentes haben vergessen mich diesbezüglich zu informieren. Die wirken in letzter Zeit sowieso immer ein wenig überarbeitet auf mich." sagte er. Über das, was so ein Goldrausch mit sich bringen konnte, wollte er jetzt gar nicht nachdenken. Im schlimmsten Fall würden vermutlich enttäuschte Goldjäger anfangen ihren Frust an der Bevölkerung auszulassen. Und das war keine sonderlich erfreuliche Aussicht.


    "Ohne dir und deiner Familie nahe treten zu wollen, so finde ich doch, dass die Germanen es selbst verschulden, wenn sie in einer rechtlosen Gesellschaft leben. Würden sie sich endlich dem römischen Recht unterwerfen, so könnten wir sie auch beschützen. Doch es gibt nun mal viele Stämme, die auf solch schädliche Individuen wie diesen Modorok hören und sich von ihm zum Widerstand anstacheln lassen statt sich unter die heilsbringende Herrschaft unseres göttlichen Kaisers zu stellen."

  • Oh, so ganz ohne Recht und Gesetz ist das freie Germanien auch nicht. Es gibt durchaus Formen von Rechtsprechung, sie ähnelt allerdings stark dem, was man unter Tyrannen erwartet. Und wenn ein Stamm in den Krieg zieht, wird der Zug durch einen Rat der Ältesten vorbereitet, der aus den erfahrensten Kriegern, dem Herrscher des Stammes und den Priestern besteht. Im Vergleich zur Vielfalt des römischen Rechts ist die Rechtsprechung im freien Germanien jedoch recht einfach geartet, gibt es doch letztlich nur zwei Strafen, Verbannung und Tod.


    Quintus verzog ein wenig das Gesicht, um seine Missbilligung solcher Sitten auszudrücken. Er war halt doch ein sehr römischer Germane.


    Tja, wenn man halt Angst hat, seine Kultur zu bereichern. Da kann Rom dann auch nichts dazu, wenn es immer wieder zu Streitigkeiten kommt.

  • "Verbannung und Tod. Zwei Alternativen, die meiner Meinung nach nicht allzu leichtfertig gewählt werden sollten." sagte er.


    "Was die Sache mit der Angst angeht, so ist sie doch recht unbegründet. Es gibt viele Völker, die unter Roms Herrschaft erst richtig aufgeblüht sind und manche von ihnen haben erst dann wirklich eine Kultur entwickelt."

  • Nun ja, mein Vater war Ubier, also von jenem Stamm, den der große Caesar zu seiner Zeit in der Gegend der Colonia Agrippina angesiedelt hat. Meine Mutter ist eine Amsivarierin, und die Nähe zu Rom dieses Stammes kannst du hier in dieser Casa sehen. Ich bin in Germania Inferior geboren und aufgewachsen, ging in eine römische Schule, lernte Latein, Lesen, Schreiben und Rechnen. Ich habe sogar ein wenig über Philosophie und Religion gehört. Dennoch bestanden meine Eltern darauf, dass ich auch mein germanisches Erbe erlernte und pflegte. Ich bin also ein Kind zweier Kulturen, die gegensätzlicher nicht sein könnten und sich dennoch verbinden lassen. Vieler der Stämme in Magna erkennen aber gerade dies nicht und wollen sich ihren althergebrachten Lebenswandel erhalten. Das Gedenken der Ahnen ist den Germanen sehr wichtig, so wichtig, dass Traditionen nur schwerlich beiseite gelegt werden. Sie sind eben auch stur, drüben im freien Germanien.


    Quintus zuckte mit den Achseln und steckte sich einen Mandelkern in den Mund.

  • Gefolgt von einem grossen Schluck Met liess Balbus mehrere Oliven in seinem Mund verschwinden und nickte leicht.


    "Ich kenne diese Situation durchaus. Zwar wurde ich in Rom als Sohn eines Römers geboren, doch eigentlich stammt meine Familie nicht einmal aus Italia. Es ist noch nicht sehr lange her, da lebten wir noch in Achaia, natürlich gibt es zwischen römischer und griechischer Kultur mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, aber die wenigen reichen dennoch um von manchen nicht als echter Römer akzeptiert zu werden."


    Eine weitere Olive fand ihren Weg.


    "Meine Geschwister und ich wurden, wie auch unser Vater und seine Brüder und vor ihnen auch mein Grossvater und seine Schwestern, so erzogen, dass wir niemals vergessen wo wir herkommen. Wir mussten die griechische Sprache so gut beherrschen wie die lateinische und wurden hart bestraft falls dem nicht so war. Du siehst also, stur und kulturbewusst sind auch jene, die sich schon vor langer Zeit unter römische Herrschaft begeben haben. Und dennoch gibt es keine Probleme, da man sich der überlegenen Kultur untergeordnet hat."


    Das war zwar jetzt recht beschönigt gesagt, aber er war sicher, dass der Duccier verstand was er meinte.

  • Zitat

    Original von Tiberius Duccius Lando
    Welche allerdings ihn zuerst sahen. Gerade als Loki seine Rede gehalten hatte und sich durch die Reihen händeschüttelte, erblickte er den Caecilier.


    "Salve Caecilius Metellus, freut mich dass du auch gekommen bist. Möchtest du etwas trinken?", verwies Loki auf ein gerade vorbeigetragenes Tablett mit Getränken.


    Tiberius hatte kaum mit der Suche begonnen, da fand ihn der Gastgeber selbst schon.


    "Salve, Duccius Lando. Gerne kam ich der Einladung nach, bietet es doch für mich eine treffliche Gelegenheit mich unter die Gesellschaft der Regio zu mischen."


    Er blickte auf das gewiesene Tablett und griff zu einem mit Wein gefüllten Pokal; Das ebenfalls dort dargebotene Bier verschmähte er.


    "Guten Wein bin ich niemals abgeneigt, danke."


    Er verwies mit einem kurzen Rundumblick auf die Awesenden.


    "Eine hübsche Anzahl Gäste..."

  • Latein war für mich immer eher eine Fremdsprache, da es bei mir daheim immer nur gesprochen wurde, wenn es um die Kampfübungen mit meinem Vater ging, seine alten Legionskameraden oder andere Gäste da waren oder wir uns in der Öffentlichkeit bewegten. Zu allen anderen Zeiten wurde germanisch gesprochen.


    Albin trug vorsichtig ein Tablett an den beiden Soldaten vorbei. Der Geruch von heißem Kräuterwasser stieg ihnen in die Nase, und Quintus griff sofort zu. Er wollte sich ein wenig mäßigen, was den Alkohol anbelangte. Später würde auch noch Zeit für ein Bier oder einen Becher Wein, von dem er überzeugt war, dass man ihn in diesem Hause kaum verdünnte, sein.


    Das grundlegende Problem aber, das die meisten Leute haben, die hinter vorgehaltener Hand von Aufstand murmeln, ist die Verwechslung von Ignoranz mit Arroganz. Viele der Magistraten, die direkt aus Rom hierher nach Germanien kommen und auch einige der hohen Offiziere bringen recht wenig Verständnis für die hier heimische Kultur beziehungsweise für die entstandene Mischkultur auf. In den meisten Fällen aus Unwissenheit über die Gepflogenheiten in den germanischen Provinzen. Sie versuchen dann häufig ihre Unsicherheit mit übertrieben römischem Gehabe zu verdecken. Dies aber wirkt auf die Einheimischen arrogant, da sie ja nicht wissen können, dass sich der römische Beamte, Soldat, Lehrer oder was auch immer nicht auf das Leben hier vorbereitet hat oder vorbereiten konnte.


    Quintus zuckte die Schultern und nahm einen Schluck aus seinem Becher.


    Und so kommt dann unter gewissen Umständen eines zum anderen und schon steckt man mittendrin in einem Aufstand. Und wenn man dies jetzt auf Magna überträgt, verbreitert sich die Kluft zwischen Verständnis und Missverständnis um mehrere hundert Meilen, kommt doch allein schon die Sprachbarriere hinzu.

  • Nun, nachdem der Duccier seine kleine Ansprache gehalten hatte, geleitete ich meine Gattin zum Buffet.... sie hatte sicher Hunger und ich selbst konnte auch einen Happen vertragen.


    Erstmal aber, galt es auszuspähen, was es alles Köstliches gab....

  • "Allerdings.", antworte Loki, ein klein wenig Stolz eine so ausgeglichene Mischung aus Freunden und Würdenträgern zusammenbekommen zu haben. Und dennoch waren nicht alle da, die hätten da sein können.


    "Hast du dich mittlerweile an die Regio gewöhnt, die dir nun unterstehen wird? Es soll Menschen geben die brauchen länger um mit unserem Wetter klarzukommen... was ist das für eine Region, aus der du stammst? Rom? Latium?"

  • "Och ja, ich konnte mir einen schönen Überblick verschaffen, auch wenn es noch einigen Zeitaufwand erfordern wird mir alle Details zu erschließen. Aber das wird mir sicherlich keine Schwierigkeiten machen.
    Was das Wetter angeht, nun ja, da bin ich allerdings anderes gewöhnt. Man warnte mich vor meiner Abreise vor den klimatischen Verhältnissen hierzulande, doch gab ich auf diese Warnungen nicht viel. Nun ja, der Frühling wird ja wohl bald kommen."


    Er nahm einen Schluck aus dem Weinbecher und stellte erfreut fest dass auch deiser Tropfen alles andere als ein billiger Fusel war, auch wenn er lange nicht an die Qualität des Weines von den Hängen des Mons Vesuvio heranreichte.


    "Ich stamme aus Latium, ja. Eine wundervolle Gegend. Du bist dort wohl noch nicht gewesen?"

  • Na, hatte er es doch geahnt, daß es erst eine Rede geben würde, bevor man sich zu essen nehmen durfte. "Jetzt darfst Du zuschlagen", raunte er seiner Schwester verschmitzt grinsend zu. Hatte sie doch eben noch darüber geklagt, daß sie Hunger hätte.


    Und was es alles für herrliche Sachen gab! Als Legionär bekam man so etwas gutes nur allzu selten zu essen und so zögerte Valerian nicht, sich einen Teller mit Leckereien zu füllen.


    Als der Legat mit seiner Frau an das Buffet kam, trat er natürlich respektvoll beiseite und stellte seinen Teller ab, um Haltung annehmen zu können. "Salve, Legatus Vinicius", grüßte er und fragte sich, ob es jetzt richtig war, die Gattin ebenfalls zu grüßen, auch wenn er sie nicht persönlich kannte. Doch er entschied sich dann doch dafür. "Salve, Aelia Paulina", sagte er also in respektvollem Ton und in der Hoffnung, keine Höflichkeitsregeln verletzt zu haben.

  • Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    .....


    Als der Legat mit seiner Frau an das Buffet kam, trat er natürlich respektvoll beiseite und stellte seinen Teller ab, um Haltung annehmen zu können. "Salve, Legatus Vinicius", grüßte er und fragte sich, ob es jetzt richtig war, die Gattin ebenfalls zu grüßen, auch wenn er sie nicht persönlich kannte. Doch er entschied sich dann doch dafür. "Salve, Aelia Paulina", sagte er also in respektvollem Ton und in der Hoffnung, keine Höflichkeitsregeln verletzt zu haben.


    "Salve, Legionarius!" grüsste ich den Mann, der öffensichtlich Soldat war "Nur keine Umstände, wir wollen uns hier einfach nur unterhalten, wir brauchen hier kein militärisches Verhalten!" fügte ich mit einem Lächeln hinzu

  • "Doch, schon. Aber nicht lange. Die Versammlung der Socii Mercatorum Aurei zog mich und einen Freund für ein paar Tage nach Ostia, aber nicht für lange, die Verpflichtungen in der Heimat ließen nicht auf sich warten. Eine schöne Gegend, in der Tat, allerdings war das Wetter beinahe abartig warm.. und die Sonne stand so viel höher. Eine seltsame Gegend, wenn ich das bemerken darf.", erwiderte Loki, der sich immernoch am Met gütlich tat.

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