Erwartungsvoll sah er zum Eparchos - würde er dafür sorgen, dass die Gefangenen redeten? Oder war das die Aufgabe der Phylakes, die die beiden umringten?
Gerichtsverhandlung IUD ALEX I/DCCCLVIII – Alexandria vs. Quintos Alexandreus & Sabos
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Die Angeklagten waren verstockt und das schien Germanicus Corvus wenig Vergnügen zu bereiten.
Man sah, wie er sich auf seinem Stuhl versteifte und als der Angesprochene partout nicht reden wollte, fuhr er ihn an:
“Wenn du dich nicht dazu äußerst, dann wertet dieses Gericht dein Schweigen als Schuldeingeständnis.“ -
"Wir sind nicht schuldig!" schrie Quintos Alexandreaus. "Wir haben passiven Widerstand geleistet... Und was mit diesem Sohn einer Hündin passierte, den DU Ankläger zum Priester der Musen ernannt hattest, weiß ich nicht. Das wussten nur unsere Oberen, die dank euch Schweinen nicht mehr am Leben sind."
Er wusste, dass das das Todesurteil war, für beide.
"Wir wollen hier in Frieden leben, ohne römische Besatzung. Wir wollen keine Abgaben mehr machen und unser Getreide bei uns behalten... ICH FORDERE EUCH AUF, IM NAMEN ALLER EINHEIMSCHEN, DIE STADT UNVERZÜGLICH ZU VERLASSEN. IHR KÖNNT UNS TÖTEN, ABER NICHT ALLE."
Nun schloss er die Augen, öffnete sie und spuckte in Richtung des römischen Herrn von Aegypten.
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Nikolaos hörte sich die Suada des Angeklagtens ruhig an. "Damit ist ein weiteres Geständnis überflüssig. Deine Worte beweisen alles, da durch sie bereits, vor den Augen hunderter Zeugen, Hochverrat verübt wurde. Doch erkläre mir, was in deinen Augen passiver Widerstand ist? Wie kann man Widerstand leisten, ohne etwas zu tun? Ist es etwa ein Nichtstun, Entführungen und Morde und Erpressungen zu planen? Ist es eine Untätigkeit, sich in einem Haus zu verschanzen und von dort aus gewaltsame Übergriffe auf Soldaten des rhomäischen Stratos und Phylakes der Stadtwache zu verüben, die kommen, um dem Recht seine Geltung zu verschaffen?", fragte Nikolaos und sah Quintos direkt an. "Oder möchte vielleicht Sabos darauf antworten?"
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Das Gesagte brachte Quintos zum Lachen. "Ich spreche für uns, denn ich bin sein Vorgesetzter."
Er strafte den Sabos mit bösem Blick, da dieser grade etwas antworten wollte.
"Nikolaos Nerykes. Ein Grieche also. Dein Volk wird von den Römern ebenfalls unterdrückt. Und was machst du anstatt dich zu wehren? Du stellst dich in den Dienst dieser Sklaventreiber. Nun frage ich dich, du bemitleidenswerter Heuchler: Wer von uns hat sein eigenes Volk verraten? Wer von uns sollte her wegen Hochverrat angezeigt sein?"
Nun blickte er zum obersten Richter dieser Provinz:
"Stratos, ich habe etwas gefordert. Nimmst du meine Forderung an und verlässt mit deiner Legion diese, UNSERE, Provinz? Solltest du das nicht tun, so schwöre ich beim allen Göttern, dass du die nächste Woche nicht überleben wirst."
Nun grinste er breit.
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Eine Morddrohung. der Primus Pilus gab ein Handzeichen, woraufhin neun Legionarii und sein Optio zum Praefecten stürmten und sich hinter diesem positionierten und auf Anweisungen warteten. Zudem verteilten sich die restlichen Legionarii unter dem Volk, um einen möglichen Attentäter aufhalten zu können. Ein Bote wurde sofort nach Nikopolis entsendet um zwei weitere Centurien in Bereitschaft zu versetzen...
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Selten hatte Germanicus Corvus einen Mann gesehen, der sich im Angesicht seiner nahen Verdammnis dermaßen um Kopf und Kragen redete.
Äußerlich blieb er gelassen und angesichts der getroffenen Vorkehrungen, konnte er das vielleicht auch sein. Er blickte in das Publikum, ob sich dort irgendwo Zustimmung für den Angeklagten regte. Seine Männer würden bereit stehen, jeden Aufruhr im Keim zu ersticken und dazu wartete eine Abteilung Reiterei nur darauf einzugreifen, wenn es nötig war. Nein, die Worte dieses Mannes schreckten ihn nicht.“Das genügt, Angeklagter!“, war alles, was der von ihm zur Antwort erhielt.
Dann sah er zum Ankläger und fragte: “Nikolaos Kerykes, hast du noch weitere Fragen an diese Männer?“
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Nikolaos hatte den Verwünschungen des Angeklagtens gefolgt und war zunehmend unruhiger geworden, was er allerdings nach außen verbarg. Er hatte zwar keine Sympathie für diesen Quintos empfunden, dazu war Quintos zu grob in seinen Augen, doch ein gewisses Verständnis machte sich bei Nikolaos breit. Der Mann hatte, wenn man von den Taten absah, die er begangen hatte und vom hasserfüllten Ton, in dem er es sagte, auf eine für Nikolaos beunruhigende Weise recht. Er schauderte. Er hatte recht. Zwar war Nikolaos in seinem jungen Alter bereits zu erfahren und somit abgestumpft, um sich an den pathetischen Äußerungen des Mannes berauschen zu können, das Schicksal seines Volkes (was auch immer das sein sollte, Nikolaos kannte kein Volk, dem er angehörte, er war Athener der Herkunft nach, Alexandriner des Wohnortes nach und der Politie, Hellene in seiner Verehrung der Götter, doch er konnte mit dem Begriff Griechisches Volk nichts anfangen.) war ihm ziemlich gleichgültig. Doch wenn er darüber nachdachte, musste er sich verachten, denn er war, so aufgeblasen er tat und so würdevoll und wichtig er sich gab, im Grunde nur eine Figur in einem satirischen Theaterstück, bei dem der Eparchos Regie führte, wobei dieser wiederum vom Basilieus gelenkt wurde. Nikolaos hatte sich angepasst, der Bequemlichkeit halber, denn die Angst vor dem Tod brächte ihn in eine unbequeme Lage. Dieser Quintos war weniger klug gewesen. Auf einer höheren Ebene jedoch vielleicht aufrichtiger als Nikolaos. Er biss innerlich die Zähne zusammen. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Gleich würde er die härteste aller Strafen fordern, die Strafe, die nicht mehr aufgehoben werden konnte, wenn sie einmal begonnen war.
"Ich habe keine Fragen mehr an Quintos Alexandreus. Sabos soll jedoch dem hohen Gericht und mir Antwort auf die Frage geben, ob er schuldig im Sinne der Anklage ist. Falls er dies nicht zu sein meint, soll er sich verteidigen. Bei Quintos Alexandreus erübrigt sich die Verteidigung. Er hat keinen Zweifel an seiner Schuld gelassen.", sagte Nikolaos. Er bemühte sich, seine Stimme fest klingen zu lassen. -
“So soll es sein. Das Gericht fordert den Angeklagten Sabos auf, dass er sich selbst zu den Anschuldigungen gegen ihn äußert. Sprich, Angeklagter, oder dein Schweigen wird auch bei dir als Eingeständnis der Schuld gewertet.“
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"Mein Vorgesetzter hat für mich gesprochen. Es ist alles so wie er sagt."
meinte er mit einer festen Stimme, wie er sie noch nie benutzt hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich gut, mit dem was er tat und das was mit ihm getan werden würde.
"Jedoch verlange ich, dass wir auf diesem Platz, jetzt und hier vor den Augen der Bevölkerung hingerichtet werden. Lasst uns nur diese Würde im Umfeld von denen, die wir lieben zu sterben und nicht in irgendeinem Keller."
Er endete mit einem ernsten Blick.
Quintos nickte im zu. So hatte er ihn noch nie erlebt.
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“Du hast nichts dergleichen zu verlangen, Angeklagter, und über dein weiteres Schicksal entscheidet dieses Gericht am Ende dieser Verhandlung.“, entgegnete Germanicus Corvus barsch.
Dann wandte er sich einmal mehr an den Ankläger und sagte: “Ich denke, wir können damit die Beweisaufnahme schließen. Die Fakten und der Leumund der Angeklagten scheint ausreichend geklärt. Ich bitte deshalb jetzt um das Resümee der Anklage.“
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Nikolaos nahm eine würdevolle und gewichtige Haltung an. Innerlich jedoch war sein Stand keineswegs fest. Etwas in ihm war aufgewühlt. Er betrachtete die beiden Angeklagte, die im Grunde schon Verurteilte waren. Er hatte kein Mitleid. Eine Art von Scham war es, die ihn beschlich. Ich bringe das nun hinter mich und vergesse es schnell, dachte er, grimmig mit sich selbst. Ob nun ich ihre Verurteilung fordere oder ein anderer, das macht keinen Unterschied.
"Im Namen des Alexandrinischen Volkes fordere ich, dass diese gemeinen Verbrecher zur schärfsten Strafe verurteilt werden, die es gibt. Sie haben nicht nur hinterhältige Morde und Entführungen an unschuldigen, aufrichtigen und ehrbaren Bürgern geplant, sondern auch das Leben von Männern des römischen Heeres und der Stadtwache gefährdet. Ohne Rücksicht auf ihre Nachbarn, auf Einwohner der Stadt Alexandria, haben sie sich in einem Haus verschanzt und ihre Nachbarn gefährdet. Am schwersten jedoch von all ihren Vergehen wiegt der Frevel am göttlichen Basileus. Sie haben ihn vor aller Augen und Ohren verhöhnt. Die Ordnung und Sicherheit in Alexandria haben sie nicht nur leichtfertig für ihre niederträchtigen Vorhaben gefährdet, sondern absichtlich angegriffen. Selbst im Angesicht ihrer Richter lassen Quintos Alexandreus und Sabos vom Frevel nicht ab. Nur wenn die beiden sterben, und nur dann, kann dieser Frevel bereinigt werden."
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Während Quintos den Kopf senkte und nun mit seinem Leben abgeschlossen hatte, barg das Gesicht von Sabos ein helles Lächeln. Nun drehte er sich zum Volk.
"Seht ihr das? Seht ihr wie gnädig sie mit ums Umgehen? Diese römische Brut mit ihrem griechischem Geschwür. MEINE BRÜDER, MÖGE DIE RACHE GRAUSAM SEIN UND NIEMALS ENDEN."Er lachte während er sprach. "Der Tod ist nicht das Ende, dass wisst ihr alle. Wir beide werden bald bei den Pharaonen sein, die unser Land tausende Jahre geführt haben und sie werden gefallen finden, an dem was wir an ihrem Volke und Land getan haben. Mein Brüder. Folgt mir nach!"
Und das waren die letzten Worte, die je wieder über Sabos Mund kommen würden.
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Rufinus sah zu, wie diese Bastarde die ganze Zeit redeten, hörte die Ankläger und auch die anderen zu. Diese Beiden hatten wirklich den tot verdient, doch sollte dieser so grausam sein,wie es nur irgendwie möglich war. Vielleicht sollte man sie langsam von Löwen zerfleischen lassen, so würde man es zumindestens mit den Verurteilten in Rom machen. -
Wenn der Primus Pilus etwas wusste, dann dass er heute noch zwei Menschen sterben sah, womöglich durfte er sich die Hände schmutzig machen. Naja vielleicht wohl eher doch nicht, denn als Stabsoffizier wurde man wohl eher nicht für so etwas bestimmt...
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So langsam verlor Germanicus Corvus die Geduld mit diesen Männern.
“Wenn ihr noch etwas zu eurer Verteidigung zu sagen habt, Angeklagte, dann tut es jetzt. Weitere aufrührerische Reden oder Drohungen gegen wen auch immer, wird das Gericht jedoch nicht länger dulden. Also?“
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Leonidas saß weiter in seinem Richterstuhl und fragte sich, ob Aristophanes ihm heute Abend Schwein, Rind, Geflügel oder doch alles zusammen servieren lassen würde.
Entzückt stellte er fest, dass der Eparchos tatsächlich kurzen Prozess machte und diesem Abschaum kein Podium zur Selbstdarstellung bot. Diese Verrückten! Rom Widerstand leisten? Womit denn? Mit ein paar abgemagerten Heloten? Es lief doch alles perfekt! Rom sorgte für Ordnung und Frieden und rissen den Griechen alles aus den Händen, was sie produzierten! Es gab wirklich keinen Grund zur Unzufriedenheit!
Leise ächzend wechselte er den Arm, der seinen Kopf abstützte und sah hinunter in die Menge.
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Beide schwiegen und blickten den Römer hasserfüllt an.
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Als nur eisiges Schweigen die Antwort war, verkündete Germanicus Corvus:
“Das scheint nicht der Fall zu sein. Also schließe ich hiermit die Anhörung und das Gericht wird sich zur Urteilsfindung beraten.“Er beugte sich in Leonidas Richtung vor und murmelte: “Hegst du irgendwelche Zweifel an ihrer Schuld in allen Punkten der Anklage?“
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Damit war die Sitzung also so gut wie beendet. Auf die Frage nach dem Strafmaß erwiderte Leonidas
"Nein, Eparchos, natürlich nicht. Dieser Abschaum muss aus unserer Gemeinschaft getilgt werden!"
Er fragte sich nur, wie die beiden Burschen sterben würden...aber das überließ er lieber dem Eparchos.
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