lustratio senatorum - De Zoch kütt!


  • An zehn Altären begutachteten zehn Haruspices aus dem staatlichen Kollegium die Innereien, wanden die glitschigen Fleischstücke in ihren Händen, begutachteten sie überaus akkurat, nicht nur visuell, sondern betasteten sie auch rundherum auf Knoten im und Verdickungen des Gewebes, rochen daran und bei zwei oder dreien schien es fast für einen Augenblick, als würden jene das Fleisch kurz mit der Zunge berühren, den Geschmack zu testen. Von Rechts nach Links schlussendlich bekundeten die Haruspices das Ergebnis der Eingeweideschau.
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."


    Fabius Antistes, Rex Sacrorum des Imperium Romanum, durchaus ein Mann stahlharter Nerven, fiel ein Stein vom Herzen in der Größe des kapitolinischen Hügels, denn im Falle des Scheiterns und der Notwendigkeit einer weiteren lustratio hatte er bereits sein Amt in Gefahr gesehen, denn obgleich der Rex Sacrorum vom Collegium Pontificium und dem Pontifex Maximus selbst wurde eingesetzt, so wäre ein geschlossener Beschluss des Senates sicherlich ausreichend, ihn abzusetzen.


    "Litatio!"
    fasste Fabius Antistes das rundum geglückte Opfer zusammen und bedeutete mit einem Wink den Priestern, die Opfergaben an die Götter dem Feuer zu übergeben.
    "Götter des Imperium Romanum! Unsterbliche Ewige, endlos umfassende di immortales, unsere Gaben für Euer Wohl, unsere Gaben für Eure Gunst. Di consentes, Schirmherren unseres Volkes, Wahrer unseres Lebens, Euch gebührt unser Dank, wie den allgegenwärtigen Göttern, Überirdischen und Unterirdischen und all jenen in allen Welten dazwischen!"
    Der Geruch verbrannten Fleisches durchmischte sich mit dem vorherrschenden Odeur der Räucherung, während die Flammen zischend die vitalia verschlangen und sie somit ins immaterielle Reich der Götter überführten.


    Nach einer Reinigung der Senatoren durch das obligatorische Besprengen mit klarem Wasser, war das Opfer und gleichsam die Entsühnung beendet. Die Leiber der geopferten Rinder wurden zerteilt und fortgeschafft, um sie in den Küchen des Cultus Deorum zu kochen und hernach am Forum Romanum der Bevölkerung auszugeben, so dass auch diese an der lustratio ihren Anteil würde haben.


    Auch manch Senator wurde hernach regelrecht hinfort geschafft, da er kaum noch in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Bei den meisten dieser überaus wichtigen Männer des Staates hatte diese Entsühnung sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen - zumindest, was die kommenden Tage betraf.




  • Macer hätte nichts dagegen gehabt, die Lustratio am Ende nicht mit einer leichten Besprenkelung mit Wasser zu beenden, sondern mit einer kräftigen Dusche. Während der Begutachtung der Eingeweide hatte sich sein Puls zwar etwas beruhigen können und das drückende Gefühl auf der Schulter wich einer allgemeinen Taubheit in den Muskeln, aber Abkühlung konnte er trotzdem noch eine Menge gebrauchen.


    Mit dem Abschluß der Zeremonie konnte er sich wenigstens endlich an seiner Kleidung zu schaffen machen und das Schulterpolster, welches ihm gute Dienste geleistet hatte, entfernen und sich damit noch etwas mehr Luft am Oberkörper verschaffen. Jetzt, wo er im Gegensatz zur Zwischenpause auch keine Rücksicht mehr auf seine Blase zu nehmen brauchte, ließ er sich eine große Portion Wasser reichen und trank in großen, gierigen Schlucken, um wieder nachzufüllen, was seinen Körper bisher als Schweiß aus allen Poren verlassen hatte.

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