Nachrichten verändern Leben


  • Mit einem Nicken mit zusammengepressten Lippen lässt sich der Caesar nach hinten sinken in eine angenehmere Liegepostion. Stumm starrt er in Richtung Decke.


    "Ich lasse ebenfalls Anweisung geben. Jede Reise muss mit einem Schritt beginnen und wenn ich daran, denke, was man Vater alles bereist hat, so ist der Weg von hier nach Rom geradezu lächerlich kurz. Aber ich muss noch mit meiner Frau darüber sprechen."


    Der Abend klingt aus und der nächste Tag vergeht in ungewöhnlicher Geschäftigkeit. Eilig werden Vorbereitungen getroffen und ein großer Reisewagen geeignet hergerichtet, um dem geschwächten Caesar die lange Reise so angehm wie möglich zu machen.


    Alle Nachrichten und alle Boten, die nur einen Tag später oder danach eintreffen, erreichen ihn schon nicht mehr und müssen ihm nachgesandt werden oder hinterher reisen. Die Route ist bekannt und auf jene wird auch Aelius Quarto geschickt, um seinem Bruder zu folgen.

  • Quartos Enttäuschung war groß, als er erfuhr, dass sein Bruder bereits nach Rom abgereist war und er ihn nur um wenige Tage verfehlt hatte.


    Doch das war nicht sein einziger Kummer. Tags darauf wurde er krank. Es war eine starke Erkältung, die er sich wohl auf dem Weg über die Berge im zugigen Wagen geholt hatte.
    Mit fiebriger Stirn und hartnäckigem Husten musste er das Bett hüten. Der Lagerarzt verbot ihm eindringlich, dass Krankenlager zu verlassen und Valerianus sofort hinterher zu reisen.
    Da halfen alle Proteste nichts.
    Zunächst versuchte Quarto, sich über die ärztliche Anweisung hinweg zu setzen. Aber dann stellte er fest, dass der Lagerpräfekt – angeblich auf Anraten des Medicus – seinen Begleitern bei Strafe verboten hatte, schon jetzt mit ihm aufzubrechen.
    Erbost ließ er nach dem Präfekten schicken, wurde jedoch immer wieder vertröstet und erhielt nur zur Antwort, man werde für seine sichere Weiterreise sorgen, sobald er wiederhergestellt sei. Das aber dauerte.


    Nach einiger Zeit fühlte Quarto sich deutlich besser. Doch der Medicus, der ihn jeden Tag aufsuchte, schüttelte noch immer sorgenvoll den Kopf. Täglich ließ er sich von Quarto eine Probe seines Urins geben. Die begutachtete er dann genau, roch daran, steckte den Finger hinein und lutschte diesen sinnierend ab. Immer legte er daraufhin die Stirn in Falten und murmelte etwas von "trüb", "unrein" und "besorgniserregend".
    Quarto wusste nicht, wie sein Urin hätte schmecken müssen, damit der Arzt sich endlich zufrieden gab. Aber er hatte das undeutliche Gefühl, als wolle man ihn länger als nötig aufhalten.


    Der Präfekt hatte eigens für ihn einige Wachen abgestellt und ihm mit einem leer stehenden Tribunenhaus eine durchaus komfortable Unterkunft zugewiesen. Trotzdem, und obwohl der Lagerarzt sich von seinem Patienten scheinbar gar nicht mehr trennen wollte, fühlte Quarto sich nicht willkommen. Wurde er nicht skeptisch beobachtet? Hielt man ihn nicht wie einen Gefangenen und waren die Männer, die man zu ihm ließ, nicht merkwürdig einsilbig?


    Endlich – mehrere Wochen waren seit seinem Eintreffen in Singidunum vergangen – beschied ihm der Medicus eines Tages, dass er gesund sei und am nächsten Tag aufbrechen könne.


    Quarto war sehr erleichtert. Endlich würde er nach Rom zurückkehren, in sein Haus, zu seinem geliebten Eheweib und er würde seinen Bruder wiedersehen, dem nun – wie er glaubte – mächtigsten Mann der Welt.

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