cubiculum Helena | Krankenbesuch

  • Erstaunt blickte Ursus sie an. Sie wollte sich mit Politik befassen? Schon wollte er einwenden, daß dies wohl keine angemessene Beschäftigung für eine Frau sei, doch er hielt sich damit dann doch noch zurück. Warum sollte eine Frau sich nicht damit befassen? Er brauchte nur an Decima Lucilla zu denken, die an allem interessiert war und daher auch sicherlich auch in der Lage war, ihrem Mann nicht nur zuzuhören, sondern vielleicht auch mal einen Rat zu geben. Außerdem gab es Helenas Leben vielleicht etwas mehr Inhalt. Sie brauchte etwas zu tun. Ewig nur dasitzen und plaudern und sticken, was war das für ein Leben? Da war es doch kein Wunder, wenn sie sich nach dem Tod sehnte.


    "Die meisten Beratungen des Senates sind öffentlich. Man darf dabei zuhören. Und wenn Du hin und wieder das Forum aufsuchst, wirst Du kaum noch verhindern können, daß die Politik sich in Deinen Wissensschatz schleicht. Tu das, Helena. Auch wenn manche Leute sagen, daß eine Frau sich mit so etwas nicht befassen sollte. Ich verstehe nicht, warum. Wenn ich einmal heirate, würde ich mich gerne mit meiner Frau über Politik austauschen können. - Aber das wird wohl Wunschdenken bleiben." Die meisten Frauen wurden eben doch eher so erzogen, daß sie mit Politik eher nicht in Berührung kamen. Und es war schon schwer genug, eine Patrizierin zu finden, mit der er sich verstand und die aus einer Familie kam, mit der die Aurelier damit eine günstige Verbindung eingehen würden.


    "Ich werde Minervina sagen, daß Du Dich über einen Besuch freuen würdest. Ich bin sicher, sie wird sich auch sehr darüber freuen, daß sie Dir willkommen ist." Sie würde dann nicht so einsam sein, wie er es viele Wochen lang war, nachdem er hier angekommen war.


    "Wir sehen uns also nachher beim Essen?" Ursus erhob sich und lächelte sie an. "Ich freue mich wirklich sehr darüber." Seiner Meinung nach sah sie durchaus repräsentabel aus. Aber Frauen waren ja, was so etwas anging, wesentlich empfindlicher als Männer, also enthielt er sich einer Bemerkung darüber.


    Als sie ihn umarmte und ihm abermals dankte, erwiderte er ergriffen die Umarmung. "Weißt Du Helena... Auch ich habe Dir zu danken. Denn dank Dir fühle ich mich endlich wieder als Teil der Familie. Und ich fühle mich nicht mehr so einsam, unwillkommen und überflüssig. Ich bin sehr froh, daß ich in jener Nacht zufällig zur Stelle war. - Ich bin sehr froh, daß es Dich gibt."

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