Sontjes und Phelans Zimmer

  • Sontje schien es zu gefallen, dass ihr Bruder seine wenige Zeit die er hatte bis er wieder arbeiten musste für sie aufwand, auch wenn sie anfangs etwas irritiert wirkte. An dem Wohlklang ihrer Stimme, während sie ihm von Ferun erzählte, erkannte er das es ihr besser zu gehen schien, was auch nicht verkannbar war, da Zwillinge sich nur zusammen gut fühlen konnten.


    Mit geschlossen Lippen lachend dachte er über ihre Worte nach "Es ist gut, wenn sie sich ablenken konnte, ich denke ihr fehlt es dort an nichts, wir sind vermutlich das einzige was ihr fehlt, wenn wir ihr überhaupt noch fehlen." er drückte seine Schwester fest mit dem Arm, den er über sie gelegt hatte und ihre Hand ergriff "Sie spürrt es, das wir hier in Sicherheit sind und in unserem neuen Leben Fuß gefasst haben, da bin ich mir sicher. Wir werden sie wieder sehen, spätestens, wenn einer von uns beiden heiratet, nicht wahr?"

  • "Ja.. es ist gut wenn sie sich ablenkt." plapperte Sontje Phelans Satz leicht verändert nach und hatte dazu ein gutes Gefühl im Bauch. Genau so musste so sein anders ging es gar nicht. Eine trauernde, sich grämende Mutter zu Hause.. undenkbar! "Mhm.. sprich mir nicht vom Heiraten.. ich mag noch nicht dran denken. Ich fühl mich gut wie ich hier bin und sein darf. Irgednwie suche ich immer noch und gleichzeitig bin ich zufrieden mit dem hier und jetzt." Phelans brüderliche Umarmung tat gut. Sontje wischte sich hastig ein paar Tränen aus dem Gesicht und atmete tief durch. "Darfst du denn noch Bier und Wein trinken wenn du Priester und Gode bist?" fragte sie gerade heraus ohne Nachdenken.

  • Es war ja so klar, dass seine bessere (oder in dem Fall eher die schlechtere) Häfte ihm nachplappern musste. Schmunzelnd drückte er sie neckisch und lauschte ihr weiterhin.


    "Es wird noch dauern, aber eins ist sicher, du wirst irgendwann mal vor mir heiraten!" das war klipp und klar fest und vorgeschrieben, so wirds gemacht und nicht anders! Eher würde Phelan sterben, als sich vor seiner Schwester zu vermählen.


    "Schwesterherz, du solltest mich kennen.." fuhr er fort "wäre dem so hätte ich mir eine andere Berufung ausgesucht." herzhaft lachte er und unterstrich somit seine Untertreibung :D.

  • "Kannst du das bitte denen da oben überlassen wer von uns zuerst heiraten wird? Ich mag einfach nicht an meine Hochzeit denken..." brummelte Sontje und piekste Phelan in die Taille...


    "Achja.. was hättest du denn gemacht, wenn du deine Kurse im fernen Rom nicht bestanden hättest, hmmm? Du hättest sicher nicht die Silva Nigra Taverne genommen.." Sontje hatte keine Ahnung.. sie versuchte zu nehmen was sich anbot, lehnte aber auch manches ab, weil es nicht in ihren Kram passte, egal ob wegen Zeitmangel oder eigenem Interesse. "Vielleicht würdest du Leif nacheifern...den Leif aus dem Stall."

  • Wenn die das da oben denn nur entscheiden könnten .. einfach reine Liebe, gelenkt durch die Hand der Götter, durch der Götter Schicksal zusammengeführt. Nein, es würde doch so auslaufen, dass man "verheiratet" wurde. Antworten tat er nicht, das Thema fallen zu lassen war wohl das beste.


    "Ich wäre so lange geblieben bis ich es geschafft hätte und hej .. wenn ein blöder Römer das schaffen kann, schafft ein Germane das doppelt!" sagte er stolz, er hatte manch komische Gestalten in Rom gesehen, die ebenfalls mit ihm eine Ausbildung angefangen hatten, was wohl aus denen geworden ist?


    "Die Taverne ist nicht so meins, genau wie der Stall .."

  • "Ganz bestimmt hättest du des so gemacht.. und ich hätte noch länger bei Mutter auf deinen Brief warten müssen und wäre dann sicher von ihr aus woanders hin verheiratet worden." mutmaßte Sontje, pikste Phelan zur Errinnerung an seine Ankunft und ihre freudige Begrüßung sachte in die Taille. "Was denn? Der Stall enthält genauso viel Natur wie der Wald zu Hause. Du solltest mal wieder mit Bogen und Pferd jagen gehen.. so wie früher." schlug Sontje vor und kuschelte sich noch ein bisschen tiefer in die Bettdecke hinein.

  • Jedem Familienmitgleid, das der junge Gode brauchte, hatte er eine Nachricht aufs Bett gelegt die da lautet:



    Heilsa Sontje!


    Komm doch bitte heute Abend zur achten Stunde ins Kaminzimmer, es gibt etwas zu besprechen.
    Ich hoffe dir kommt nichts dazwischen.


    Kuss Phelan


    kurz und knapp.


    Seine Schwester bekam ebenfalls diese Nachricht, da er schon früh aus dem Haus gegangen war, um zu arbeiten.

  • Irgendwann waren sie in der Casa angekommen. Wie durch einen Nebel sah sie den duccischen Stammbaum an sich vorbeiziehen und spürte wie Phelan sie die Treppe hochtrug. Eine Tür wurde geöffnet und hinter ihnen geschlossen. "Ins Bett.. bitte." murmelte sie leise und fand sich asbald auf diesem wieder. Sontje zog ihre Kleidung gar nicht aus, sah lieber zu schnell unter die Bettdecke zu kommen und sich in diese einzukuscheln.


    Die versorgte Wunde schmerzte bei den wenigen Bewegungen aber die Schmerzen waren nicht störend. Zitternd versuchte sie zur Ruhe zu kommen, doch der Schock hielt sie in seinen Klauen fest. "Ich hätte gar nicht mit ihm sprechen sollen, sondern einfach meine Arbeit tun sollen." warf sie sich vor. Dicke Tränen rollten über Sontjes Wangen und nässten den Stoff des Kissen ein. "Er war genauso nett wie der andere Mann, den ich kennengelernt habe. Ich dachte, es würde ein schöner Abend werden.. und mich auf meine Belegschaft verlassen können. Diese Männer.... warum nur kamen sie?"

  • Schnellen Schrittes und mit größter Vorsicht, die seine Arme geben konnten, brachte er seine Schwester auf ihr gemeinsames Zimmer. Auf ihren Wunsch hin trug er sie direkt ins Bett, was er eh getan hätte. Während sie sich in die Bettdecke kuschelte, suchte er in ihrem Schrank nach einer weiteren Decke. Ein Schock vorursachte einiges. Einem wurde kalt und man zitterte, die Angst war fast noch genauso pregnant wie beid er Sache selbst und Verwirrung, ja die gabs auch.


    Phelan deckte seine Schwester mit einer weiteren Decke zu, und schob die Ränder tief unter die erste Decke, damit sie auch ja gut eingepackt war. Dann setzte er sich neben sie und streichelte ihre noch angstschweißnasse Stirn.


    "Sschh.." alles was sie jetzt brauchte war Ruhe, darüber reden wäre falsch, zumindest in diesem Moment.


    "Beruhig dich erstmal, du bist jetzt hier, bei mir, du bist in Sicherheit." würde dieser Kerl noch leben, der Sontje das angetan hatte, würde ihr Bruder ihn an einer Wand aufhängen und ihm giftgetränkte Pfeile in alle Glieder schießen, damit er langsam vom Gift unter Schmerzen krepieren würde.

  • Da war ein Gesicht. Die junge Frau keuchte auf und wich mit dem Oberkörper so weit es ging Richtung Wand zurück. Sie war einfach zu geschockt, um Phelans Gesicht bewusst einordnen zu können. Erst ihr Bruder ihre Stirn streichelte und Sontje den vertrauten Duft durch die Nähe aufspüren konnte, erkannte sie nach erneutem Blinzeln, wer da vor ihr saß. Sie nickte, immer noch gedanken verloren, sah Phelan aber nicht direkt an. Die Hand beließ sie wie versteinert an ihrem Platz unter der Decke.


    Sontje fühlte sich gar nicht gut.. überhaupt nicht gut. Phelans Worte drangen zwar halbwegs zu ihr durch, dennoch konnte sie die beruhigend gemeinten Ansätze nicht verstehen. Die Tränen flossen schneller. Sontje schniefte, den Blick hielt sie auf die Bettkante gerichtet. Ihre Hände umfassten den Deckenrand und sie versuchte tiefer einzuatmen, um sich zu beruhigen - aber dazu war es bereits zu spät. Die Bilder vom Überfall waren wieder da und sie würden auch so schnell nicht weggehen, dass wusste sie. Den Geruch des Geiselnehmers würde sie nicht mehr vergessen. Sontje blinzelte, sah weg von der Bettkante und zu Boden, biss sich unbewusst fest auf die Unterlippe. Das durfte niemals wieder passieren. Nie. Die Panik beim Gedanken an den Überfall kroch schon wieder eiskalt den Nacken hinunter, sie zitterte weiterhin "Nein... nein... nein..." murmelte sie ganz leise, ballte eine Hand zur Faust und ignorierte die Tränen die in Strömen über ihr Gesicht flossen.



  • Ad:
    Marcus Aurelius Corvinus
    Provincia Italia
    Roma | Villa Aurelia


    Salve Corvinus,


    Ich hoffe die Tage in Rom sind noch nicht all zu heiß und du bist somit noch von dem Gestank den das hitzige Klima mit sich bringt verschont verblieben. Du erinnerst dich noch an deinen letzten Brief?
    Es ist endlich soweit! Ich habe dem Ordo Decurionum alles vorgetragen, die katalogisierten Schäden und im Namen des Ordos darf ich dir einen imensen Dank zukommen lassen. Deine Großzügigkeit wird natürlich mit einer Schrifttafel gekührt werden.


    Hier die Liste der Schadenskatalogisierung:


    ____


    Schadenskatalogisierung
    (ANTE DIEM IX KAL MAI DCCCLIX A.U.C. (23.4.2009/106 n.Chr.)


    Die kapitolinische Trias


    - Fundament an manchen Stellen Risse
    - II. und IV. Säule neigen sich vom nötigen Standpunkt weg
    .. - Stein brüchig und nicht standfest
    - Dachgebälk und Schindeln komplett erneuerungsbedürftig


    Kosten: ~5000 Sz.


    Mars


    - Sockel beschädgit
    - Fundament scheint abzusacken


    Kosten: ~250-750 Sz.


    Apollo


    - zwei Säulen unsanierbar, müssen neugebaut werden
    - an den stützenden Wänden bröckeln Steine heraus


    Kosten: ~1000 Sz.


    Augustus


    - weist keinerlei Mängel auf


    Isis und Mater Magna


    - Bagatelschäden am Dach


    Kosten: ~50-100 Sz.


    ____


    Ich würde mich sehr darüber freuen, näheres von dir über dieses Vorhaben zu hören. Die Bauarbeiten beginnen ab dem morgigen Tage, es wird aller höchste Zeit, denn ich musste den Tempel der kapitolinischen Trias sofort nach dem Gutachten schließen lassen. Die Gefahr für die Mitbürger war zu groß, als das man noch behütete Opfer dort hätte abhalten können.



    In freudiger Erwartung auf deine Antwort verbleibe ich mit einem germanischem Gruß der Freundschaft.


    Iuno möge über dich und die deinen Wachen.


    [Blockierte Grafik: http://img22.myimg.de/unterschriftverus45e8e.png]
    ___________________________________________________________
    Decimus Duccius Verus | Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Superior
    Sacerdos Publicus pro Germania | Magistratus pro Mogontiacum

    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]

  • Es war zum Verzweifeln, als das Phelans kleine nicht schon genug Probleme hätte, nun würde sie auch ein langwieriges Trauma davon tragen. Tun konnte er eigentlich nichts. Nur nach ihr sehen und für sie da sein. Allerdings auf eine Weise, die anders ist, als wenn man jemanden trösten wollte.
    Ihre Angst gegenüber Männern .. gewachsen, ihr Vertrauen gegenüber jenen .. gebrochen.


    Besonders merkte er das, als sie von seinem Anblick erschrak. Phelan hatte keine Ahnung was er tun sollte, so blieb er einfach vor dem Bett sitzen und half durch seine Anwesenheit, vielleicht würde sie bald einschlafen.

  • Das ihr bekannt vorkommende Gesicht nahm sie wahr, löste die starre Faust und bewegte sie zu einer Hand Phelans hinüber, um diese dann richtig fest festzuhalten, so fest sie konnte, um den Halt nicht zu verlieren im Strudel der Tranen und Panik. Sontje blieb zitternd an Ort und Stelle liegen. Sie schlief nach mehrmaligem 'Nein'-Flüstern wenig später ein. Das stete Weinen hatte sie erschöpft, ihre Augen und Lippen waren ganz trocken durch den Flüssigkeitsverlust. Langsam löste sich der Griff um Phelans Hand. Ganz sicher würde sie aufschrecken, wenn etwas zu hören war, was den Geräuschen und Worten in der Taverne ähnelte und erneut zu weinen anfangen.



  • Ad:
    Manius Aurelius Orestes
    Provincia Italia
    Roma | Villa Aurelia


    Salve Amicus!


    Ich freue mich imens für dich, dass sich die neuen Wege deines Lebens so prächtig verlaufen. Zunächst beruflich, dein neues Amt als Augur und die Aufnahme in den Cursus Honorum sind bewundernswert, gratulatio!
    Und auch privat, eine Tochter aus dem Hause Tiberia! Orestes das ist fabelhaft! Recht ansehnlich sagst du? Ich bin mir sicher, dass sie wunderschön ist, aber was viel wichtiger ist, ihr seid beide nicht abgeneigt, aus diesen Zeilen erfahre ich also, dass du sie magst, du hast das Glück, welches nicht viele Männer genießen können. Es wird nicht eine Ehe sein, um das Band eurer Familien enger zu schnüren oder politische Vorteile daraus zu ziehen, es wird eine Ehe die ihr beide wollt. Ich hoffe doch, dass du mich einlädst? Meine Zeit in Rom ist jetzt fast ein Jahr her, zu gern würde ich die Tempel sehen und auch Corvinus, dich und Gracchus besuchen.
    Hier ist auch viel passiert, mein Vetter Lando hat die Tochter des Sippenführers der Mattiaker, ich bin mir sicher dieser Name ist dir ein begriff, geehelicht. Auch meinem Vetter Witjon wurde die Ehe zu teil, er hat Prudentia Callista, die Nichte des Prudentius Balbus, meine Schülerin, geehelicht. Es war sehr interessant beide Hochezeiten, eine germanische und eine römische mit ein paar germanischen Riten, so kurz aufeinander erfahren zu haben. Ich bin immer noch dabei, beide Kulte enger aneinander zu führen, ich hoffe mein Vorhaben wird nicht als lächerlicher Versuch scheitern.


    Nach diesen wenigen Worten der Freude nun das geschäftliche.
    Im Namen der erwähnten Verwandten darf ich dir mitteilen, dass wir das Erbe antreten werden. Helenas private Sachen haben wir verbrannt beziehungsweise anderweitig darum gekümmert und wir wollen nicht, dass das letzte bisschen was noch mit ihrem Namen verbunden wird in der römischen Staatskasse endet, ich hoffe du verstehst das.



    In der Hoffnung bald wieder von dir und deiner Liebsten zu hören, warte ich gespannt auf Antwort.


    Mögen die Götter dir weiterhin deinen Weg weisen, damit dein Leben des weiteren Erfolges nicht verschont bleibt.


    [Blockierte Grafik: http://img9.myimg.de/unterschriftverusb0dff.png]
    ___________________________________________________________
    Decimus Duccius Verus | Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Superior
    Sacerdos Publicus pro Germania | Magistratus pro Mogontiacum

    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]

  • Sontje schlief die ersten Stunden nach dem Überfall mehr schlecht als recht, schreckte hin und wieder kurzzeitig hoch, nur um dann wieder aufs Lager niederzusinken. Sie war in ihrem Zimmer, welches sie sich gemeinsam mit Phelan teilte.. alles war gut. Und doch war nicht alles gut!


    Sie war von einem Fremden, dessen Namen sie nicht kannte, verletzt worden und er hatte sich nicht mal entschuldigt. Böse Menschen entschuldigen sich wohl nie für ihre (Un)-Taten, dachte Sontje bedrückt. Sie wälzte sich auf die andere Seite mit dem Gesicht zur Wand und berührte die verbundene Stelle. Es tat nicht mehr schlimm weh, sie gewöhnte sich allmählich an den Schmerz. Sontje seufzte, drehte sich zurück und merkte, dass sie austreten musste. Leise setzte sie auf und stand wenig später auf den eigenen Füßen. Auf bloßen Füßen tapste sie in die Ecke, wo der Nachttopf stand und hockte sich hin. Sie dachte an nichts, kümmerte sich um ihr Geschäft und tapste zurück zum Bett.


    Kurz vor dem Einsteigen merkte sie wie trocken ihr Hals war.. Wo war die Wasserkanne? Suchend sah sie sich um, bewegte sich mit ausgestreckten Händen durch den Raum. "Aua.. autsch.. warum haben wir so viele Stühle?" fluchte Sontje und versuchte einen ovalen Gegenstand vor dem Umfallen zu bewahren. Ausgerechnet jener Gegenstand entpuppte sich als die Wasserkanne. "Klirrdschingdablingkling..." Sontje hielt mit den Händen ihre Ohren zu. Was für ein Krach! Etwas Feuchtes, eklig Kaltes erreichte ihre nackten Füße. Nein, das war jetzt zuviel! So hatte sie es, das Trinkwasser suchen, nicht vorgestellt! Sontje drehte sich um und floh aus der Tür zur Diele hinaus.

  • Sontje führte Callista bis zur Zimmerschwelle und stiess die Tür langsam auf. Wie immer waren die bunten Fenstergläser das erste was sie zu aller erst in Augenschein nahm und es faszinierte sie immer aufs Neue. Diese Farben im Glas waren wunderbar und zauberten wunderbare Lichtspiele an die kahlen Wände. "Gefällt es dir?" fragte sie die Ältere auf Lateinisch und trat ein. "Komm rein."


    Sie zeigte auf das große breite Bett "Da schlafe ich... mit Phelan. Wir stehen selten zusammen auf. Hier der Waschtisch und Tücher, da steht meine Truhe. Oh..warte mal.. ich habe eine Idee..." Sontje setzte sich auf das Bett, klappte die Truhe auf und holte das Schreibzeug hervor. Behutsam legte sie das Papier auf einem Holzbrett zurecht und malte die eßbaren Gegenstände auf, die sie in der Küche benannt hatte, schrieb die Wörter unten drunter dazu. Lächelnd reichte sie Callista die Zeichnungen. "Da.. das ist für dich.. ich meine, meine Idee." Callista konnte ja je nach Bedarf das "Bilderwörterbuch" selbst ergänzen wenn was neues dazukam.

  • "Danke." Callista trat ein und sah sich um. Bis auf Witjons Zimmer hatte sie hier noch keins gesehen, aber sie entdecke schnell die Übereinstimmungen. Es gab ein Bett, einen kleinen Tisch, einen Stuhl, zwei Truhen, alles sehr sorgsam gearbeitet und von guter Qualität. Allerdings nicht so protzig wie es römische Möbel gerne waren, kaum Zierrat und Schnörkel, stattdessen sprach die Machart für sich selbst.


    "Du tust was?" fragte die Römerin verdutzt und sah Sontje mit großen Augen an. Sie schlief im gleichen Bett wie ihr Bruder? Verwirrt und etwas peinlich berührt runzelte Callista die Stirn. Sowas wäre absolut undenkbar, dort wo sie herkam! Die Zeichnung nahm sie, immer noch mit den Gedanken woanders, dankbar lächelnd entgegen.

  • "Was denn? Was tue ich?" fragte Sontje zurück und warf sich bäuchlings auf das große Bett und sah mit den Armen aufstützend zur Frau hinüber. "Mensch Callista, Phelan ist mein Bruder. Wir haben schon immer zusammen geschlafen. Das waren fürchterliche Nächte, als Phelan von zu Hause fort gegangen ist. Ich habe bis dato noch nie ohne ihn im Bett gelegen..." Sontje sah nachdenklich drein. "...einsam waren die Nächte, als er mit den anderen zur Wahrsagerin fortgeritten ist. Einsam sind die Nächte, wenn er spät vom Tempeldienst heimkommt und ich ganz fest schlafe und von daher nicht bemerke, wann er zu mir in unser Bett krabbelt." Langsam setzte sie sich auf.

  • "Aber ... das ... schickt sich nicht." Callista schaute sie völlig perplex an und machte große Augen. Selbst wenn sie nur mit ihrer Mutter aufgewachsen war, wußte sie sehr wohl (oder vielleicht gerade deshalb!?) was sich gehörte und was nicht. Nur schien es, als hätte man in Germania wirklich eine ganz andere Idee davon. In keinem römischen Haus, in dem sie bisher gewesen war und bei keiner römischen Familie, die sie kannte, hätten Geschwister im selben Bett geschlafen, nun gut, Schwestern vielleicht. Aber niemals Bruder und Schwester. Nicht mal Eheleute schliefen im gleichen Bett, nicht mal im gleichen Raum! Das war ... einfach ... unsittlich. Bilder von Inzest und Verrat und alldem waberten durch ihren Kopf und sie hielt sich einen Moment an der Stuhllehne fest. Durch regelmäßige Atmung versuchte sie ihren beschleunigten Puls zu beruhigen und schaute auf Sontje, die völlig entspannt und bequem da lag. Mit einem absolut ruhigem Gewissen. Natürlich nahm Callista nicht an, dass die beiden etwas unschickliches miteinander taten, nein, bei allen Göttern! Das taten sie nicht!


    Aber ... aber ... aber! Sie schüttelten den Kopf und fragte sich ernsthaft, warum hier anscheinend völlig unterschiedliche moralische Vorstellungen herrschten. Besser, sie sagte nichts mehr dazu.

  • "Was.. schickt sich nicht?" fragte Sontje und strich sich die Haare abermals hinter die Ohren. "Calli.. nun sprich dich aus.. bitte. Alles was hier drinnen gesprochen wird, bleibt in unseren vier Wänden hängen." Oder musste sie annehmen, dass Phelan mit Callista über seine Schwester gesprochen hatte? Sie stand auf und berührte Callista am Arm. "Ist dir nicht gut? Nun setze dich doch... ich hole Trinkwasser." Geschwind eilte sie zum Wassertisch, wühlte im Becherberg nach einem sauberen Trinkbecher und füllte ihn für ihre Besucherin. "Hier zieht es manchmal. Soll ich die Fenster aufmachen? Oder die Tür schliessen?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!