Cubiculum - Iunia Urgulania
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Mit Argusaugen überwachte ich den Transport meiner Cousine vom Atrium in ihr Cubiculum. Scheinbar hatten meine warnenden Wort gefruchtet, denn die beiden Sklaven behandelten die Trage mit der schlafenden Urgulania wie einen Korb mit rohen Eiern. Ebenso sanft, wie vorsichtig, wurde sie dann von der Trag auf das breite, mit Kissen fast überladene Bett gelegt.
"Geht, ich will Wasser, etwas Wein, Obst, duftendes Öl und Weihrauch! Dann will ich eine Sklavin die immer hier ist und Jemanden der einen Palmwedel bedienen kann!"
Flink wie die Wiesel waren dann auch alle verschwunden, um das Gewünschte herbei zuschaffen.
Einen Korbstuhl zog ich mir an ihr Bett, setzte mich hinein, nahm ihre Hand und began damit sie zärtlich zu streicheln.
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Wie ein grosser Sack Weizen liess sich mein bewusstloser Körper durch die Gegend tragen und auf dem Bett platzieren. Die einzige Reaktion, die ich zeigte, war ein kurzes Stöhnen als ich abgelegt wurde. Das Mittel, dass der Medicus mir verabreicht hatte, tat seine Arbeit und ich schlief tief und fest. Wann ich wieder aufwachen würde, wussten nur die Götter und der Medicus.
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Eine Sklavin brachte Weihrauch. Sein Duft erfüllte sofort den Raum. Noch eine lange Zeit saß in meinem Korbsessel und hielt schweigend die Hand Urgulanias. Dann schlief auch ich ein.
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Ungezählte Stunden später erwachte ich aus meinem langen Schlaf. Langsam und vorsichtig schlug ich die Augen auf und blinzelte ein wenig, bevor ich mich umsah. Ich wusste nicht wo genau ich war, lediglich, wo man mich hinbringen sollte. Und wenn die Anweisungen des Praefecten korrekt ausgeführt worden waren, musste ich mich nun im Haus meiner Familie befinden.
Kaum hatte ich die Augen geöffnet, war auch eine Sklavin, die scheinbar die ganze Zeit im Zimmer rumgestanden hatte, zu mir gekommen und lächelte mich ein wenig an.
Wasser...
sagte ich und die Sklavin verschwand nach einem knappen Nicken aus meinem Blickfeld, um wenige Augenblicke später mit einem Becher Wasser zurückzukommen. Sie gab mir den Becher und ich trank vorsichtig. -
Mir wurde sofort mitgeteilt das Urgulania erwacht ist. In ihrem Cubiculum sah ich das Urgulania zwar wach, aber immer noch sehr schwach war. Leise ging ich zu ihrem breiten Bett, setzte mich wieder in den Korbsessel, sah sie schweigend an und legte dann meine Hand sanft auf ihre zarten Schultern.
"Willkommen daheim.", sagte ich leise und mit einem traurigen Lächeln.
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Ich blinzelte und wandte mich der wage bekannten Stimme zu. Auf meine alten Tage hatte man ja sowieso schon Probleme damit Menschen zu erkennen, doch heute war das alles noch viel schlimmer, immerhin war ich gerade erst aufgewacht. Ich versuchte zu lächeln.
Varilia? Bist du das? fragte ich mit etwas zittriger Stimme. -
Schwach klang ihre Stimme. Krank und unendlich Müde sah sie aus.
"Ja ich bin es, Varilia."
Erstaunlich das sie mich erkannt hatte, obwohl wir uns schon länger nicht mehr gesehen und gesprochen hatten.
"Sprich nicht, erhol Dich. Dir soll jeder Wunsch erfüllt werden. Wir haben später, wenn Du wieder Gesund bist, noch soviel Zeit uns zu unterhalten. Aber jetzt musst Du dich schonen. Der Medicus hat Dir Ruhe verordnet.".
Nur mühsam konnte ich meine Neugier unterdrücken. Was war gesehen? Wer hatte ihr so etwas angetan? Ich kannte Urgulania nur als gütiges Wesen. Obwohl wir Cousinen sind, hätte sie vom Alter her meine Mutter sein können. Daher hab ich Urgulania immer mit Respekt behandelt.
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Ich nickte, hatte aber keinen anderen Wunsch als aufzustehen, denn mittlerweile schmerzte mein Rücken ein wenig. Doch wenn der Medicus mir Ruhe verordnet hatte, dann würde ich mich fügen.
Andererseits gab es soviel zu erzählen, so viel zu fragen. Und Hunger hatte ich.
Kannst du mir etwas zu Essen holen lassen? -
Scheinbar kehrten die Lebensgeister allmählich zurück.
"Alles was Du dir wünschst. Was darf ich Dir zum Essen bringen lassen?"
Ich war froh das sie Hunger hatte, das schien mir ein gutes Zeichen zu sein.
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Irgendetwas kleines.
sagte ich. Es war mir tatsächlich total egal, was es zu Essen gab, solange es irgendetwas gab. -
Die bereitstehende Sklavin nickte und meinte, dass der Koch eine kräftige Fleischbrühe gekocht habe. Ob das recht wäre.
Mir erschien das genau richtig.
"Dann also die Brühe und etwas Fleisch, aber nicht zu kräftig gebraten!", so schickte ich die Sklavin zum Koch, "Ich hoffe das ist Dir recht? Möchtest Du dich besser etwas aufrichten?"
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Ich nickte und beantwortete damit gleich beide Fragen. Vorsichtig begann ich mich aufzurichten und vertraute darauf, dass Varilia mir helfen würde.
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Sofort war ich bei Urgulania. Half ihr hoch und sorgte mit ein paar großen Kissen dafür, das sie gut, sicher und vor allem bequem saß.
"Ich freu mich das es Dir langsam besser geht. Wenn Du etwas gegessen hast geht es bestimmt noch einmal so gut."
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Ich nickte während ich mich bequem an die Kissen anlehnte. Hoffentlich hatte Varilia Recht, denn ich hatte nicht sonderlich viel Lust auf ewig an das Bett gefesselt zu sein. Dafür gab es viel zu viel zu tun.
Ich hoffe du hast Recht. sagte ich. Als die Sklavin mit dem Essen wiederkam, machte ich mich daran langsam zu essen. Es schmeckte gut, aber ich glaube in dieser Situation hätte mir fast alles geschmeckt.
Seit wann bist du eigentlich in Alexandria? fragte ich. Das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, war doch in Hispania, oder? -
Mit Freude sah ich, das es Urgulania zu schmecken schien. Das machte Appetit. Von dem bereitstehenden Obstteller, nahm ich mir ein Feige.
"Erst ein paar Tage. Dafür ist die Aufregung aber schon riesig.", ein Lächeln umspielte meinen Mund, "Wir haben uns tatsächlich zuletzt in Hispania gesehen. Ich glaube das war ich noch pikelig und mit langen Zöpfen.".
Die Feige war sehr saftig und schmeckte hervorragend. -
Ich schmunzelte etwas und betrachtete meine kleine Cousine. Es war schön sie zu sehen und ich fühlte mich schon fast wie zuhause, auch wenn am Rande meiner Gedanken schon wieder die Sorgen aufzogen.
Davon bist du ja mittlerweile weit entfernt. Gut siehst du aus, Kleines. Dir laufen die heiratswilligen Männer sicherlich hinterher.
Ich beendete mein Essen und liess mir noch etwas Wasser geben, dass dem Essen in meinen Magen folgte.
Wer ist denn noch alles hier? Der Statthalter sagte was von Silanus? -
Vermutlich hatte ich mich verändert, zumindest hatte ich keine Pickel mehr.
"Silanus ist hier, genau wie Varus. Beide sind aber bei der Legion und selten im Haus. Bisher war ich oft alleine, aber jetzt bist Du hier. Ich freue mich so Dich hier zu haben."
Sanft streichelte ich ihre Hand.
"Was die heiratswilligen Männer angeht ... die können warten. Soooo schnell will ich nicht heiraten. Und Schlange stehen die Herrn keineswegs."
Lachend dachte ich daran, das ich eigentlich nur den Octavier kennegelernt hatte. Von dem Blick des Statthalters sprach ich besser mal nicht. Genauso wenig wie davon, das seine Gattin diesen Blick bemerkt hatte.
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Als Varilia meine Hand streichelte legte ich meine zweite Hand auf die ihre und hielt sie fest.
Naja, allein bist du sicherlich nicht. Es gibt hier doch jede Menge Sklaven und Angestellte.
Ich war mir sicher, dass Varilia wirkliche Einsamkeit gar nicht kannte, schliesslich war sie in einem wohl behüteten Haus aufgewachsen und lebte stets mit vielen Menschen unter einem Dach. Ich lächelte sie an.
Jetzt bin ich ja hier, dann wird das mit den Männern auch klappen. Glaube mir, ich kenne mich da aus.
Es war schliesslich mein Beruf und daher war ich mir sicher, dass das kein Problem sein würde. -
Sie war so lieb und zärtlich. Auch wenn ich sie so lange nicht mehr gesehen hatte, hatte ich trotzdem das Gefühl, das wir uns gut verstehen würden.
"Na ja, ein Kandidat hat sich wohl schon vorsichtig angemeldet. Du hasst ihn vielleicht schon gesehen. Der Centurio der Dich hierher brachte, will unbedingt wieder kommen. Den Blick dabei hättest Du sehen sollen."
Ich erinnere mich daran, das er fast flehentlich geschaut hatte, damit ich nur ja nicht nein sagte.
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