Erwacht aus einem eher unruhigen Schlaf fand sich die junge Ankhesenamun in ihren eher spärlich mit Utensilien bestückten Cubiculum wieder. Wie jeden Morgen war der Trubel auf den Straßen bis in ihre beschaulichen Räumlichkeiten zu hören. Ankhesenamun`s Familie gehörte zu den wenigen ägyptischen Einwohnern, die sich in dieser schweren Zeit übers Wasser halten konnten. Der immernoch bestehende Handel mit Getreide, Meerestieren oder Südfrüchten verhinderte es, dass ihre Familie noch nicht in die untere Schicht der ägyptischen Bevölkerung abgestiegen war. Deswegen hatte sie z. B. das Glück in einem richtigen Bett schlafen zu dürfen, das sich auf einem Art erhöhten Podest befand, um den darin Schlafenden vor Skorpionen oder anderen kriechenden Tieren zu schützen.
Dennoch verdrängte der griechische Stil dem des Ägyptischen, sodass die Häuser immer mehr von der ägyptischen traditionellen Bauweise verloren hatten. Aber auch wenn die Zeiten in deren ihre Ahnen, die mächtigen Pharaonen noch über Ober- und Unterägypten herrschten längst vergangen waren, hatte ihre Familie nichts von ihrem Stolz verloren. Der Wohnsitz dieser ägyptischen Familie beherbergte noch zwei weitere Sklaven und einen kleinen Anteil von Angestellten. Wie die Zukunft für diese ehrwürdige Familie wohl aussehen möge war ungewiss und sie lag wohl eher nicht in ihren, sondern eher in den Händen der römischen Herrscher.
Das Haus der Ankhesenamun
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Wie bei einem morgendlichen Ritual wusch sie sich und legte Kleidung und Schmuck an, bei dem ihr die treue Sklavin Merytites behilflich war. Nur sehr selten kleidete sie sich mit den Gewandungen der Römer oder mit denen der Griechen. Sie selbst bestand darauf sich in der Öffentlichkeit so zu geben, wie sie auch in Wirklichkeit war. Auch wenn die Glanzzeiten des ägyptischen Volkes vorüber waren, sollte das noch lange nicht bedeuten, dass sich jenes Volk den römischen Gepflogenheiten anschloss. Zwar war die römische Mode auch in der ägyptischen Gesellschaft beliebt, dennoch zog man es zum größten Teil vor, sich traditionell einzukleiden.
Nach der alltäglichen Prozedur begrüßte sie die restlichen Familienmitglieder, die sich im Triclinium beim morgendlichen gemeinsamen Essen befanden. Die Wände und Säulen waren im typischen ägyptischen Stil bemalen und zeigten eine Szene in der die ägyptische Bevölkerung den Gott Hapi für die alljährliche Nilüberschwemmung huldigte. Ebenso Stühle und Tische, die aus stabilem Flechtwerk bestanden, schmückten den Raum. Auf dem Tisch befand sich ein großes Tablett, das mit den feinsten Früchten die Ägypten zu bieten hatte, angerichtet war. -
Ein kurzer Blick aus einen der kleinen Fenster, die verhinderten das die Hitze sich im Triclinium rasch ausbreitete, offenbarte der jungen Ägypterin, das energische Treiben der Händler und Bürger auf den Straßen Alexandriens. Das Speisezimmer wurde leicht mit den strengen Düften von Räucherstäben eingehüllt. Wie es auch für jedes ägyptische Stadthaus typisch war besaß es einen weit ausgedehnten Garten, mit den unterschiedlichsten Bäumen, Büschen und Brunnen, die sehr an einen römischen Hortus erinnerten. Das mildere Klima, das dieser Morgen bot, gab Ankhesenamun die Gelegenheit, dem hießigen großen Fremdenmarkt einen Besuch abzustatten. Nur in Begleitung mit Merytites hatte sie vor durch den Markt zu gehen, auch wenn es auf den Straßen für das ägyptische Volk schon lange nicht mehr so sicher war wie einst noch unter der Herrschaft der einflussreichen Ptolemäer.
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