Mithridates Castors Arbeitsbereich

  • Heute war wieder mal wenig los in den Arbeitsräumen des Agoranomos. Normalerweise gefiel das Ànthimos gar nicht, denn dann kam schnell Langeweile auf. Aber heute kam ihm das sehr gelegen, denn er wollte mit Mithridates Castor sprechen. Bis zu den Wahlen war es nicht mahr lange, seine Ephebia endete demnächst und Anthi wollte gerne ein Amt in Alexandria übernehmen. Am Liebsten würde er eben das des Agoranomos ausfüllen, aber es hatte sich nichts daran geändert, dass er auf gar keinen Fall gegen seinen jetzigen Arbeitgeber antreten würde. Er hatte viel von ihm gelernt, verdankte ihm einiges und mochte die Aufgaben, die dieses Amt stellte. Man hatte viel Umgang mit Menschen und war eigentlich täglich auf den Märkten der Stadt unterwegs. Und als Scriba des amtierenden Agoranomos hatte er bei der Wahl sicher gute Chancen.


    Das ging ihm alles nochmal durch den Kopf, als er an M.C.s Tür klopfte.

  • Schwungvoll trat Anthi ein und nickte seinem Chef freundlich zu.


    "Chaire. Da heute nicht viel zu tun ist, wollte ich dich fragen ob zu ein bischen Zeit für mich hast. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen, wenn du nichts dagegen hast."


    Ànthimos stellte sich hinter den Stuhl auf dem normal die Gäste des Agoranomos platz nahmen. Noch setzte er sich nicht. Er wusste dass sein gegenüber ihm wohlgesonnen war, trotzdem lies er es natürlich nicht an Respekt mangeln.

  • Ähnlich wie zu Beginn seiner Zeit als Agoranomos war M.C. von übermäßiger Betriebsamkeit wieder etwas abgewichen. Was nicht bedeutete, dass er Unregelmäßigkeiten und unkorrektes Arbeiten zugelassen hätte, wollte er seinen Arbeits- und Einflussbereich doch in ordnungsgemäßem Zustand an seinen Nachfolger übergeben. Und seinen politischen Gegnern keinesfalls mögliche Angriffspunkte bieten.


    Doch für ein Gespräch mit seinem Scriba Bantotakis hatte er selbstverständlich immer Zeit.
    "Natürlich. Nimm doch Platz!" erwiderte Mithridates demzufolge gut gelaunt.

  • "Danke." Anthi setzte sich. "Ich denke so wie ich dich kennengelernt habe ist es auch in deinem Sinne, wenn ich gleich zur Sache komme. Ich habe meine Ephebia bald hinter mir und demnächst stehen wieder Wahlen an. Ich würde mich gerne für das Amt des Agoranomos zur Wahl stellen. Ich habe jetzt eine Weile unter dir gearbeitet und würde mir das Amt durchaus zutrauen. Allerdings werde ich nicht gegen dich antreten. Ich bin dir für die Chance die du mir gegeben hast sehr dankbar, und es würde mir zutiefst wiederstreben dir so in den Rücken zu fallen. Wenn du also weiter Agoranomos bleiben möchtest, werde ich davon absehen. Daher wollte ich dich fragen, ob du weiter Agoranomos bleiben möchtest, oder ob du vielleicht ein höheres Amt anstrebst. Entschuldige bitte, wenn ich dich damit jetzt so einfach überfalle."


    Ànthimos war ein wenig nervös, weil er nicht so genau wusste, was er jetzt zu erwarten hatte. Aber normal war Castor ein Mann klarer Worte, der eben solche auch respektierte.

  • Die Worte seines Angestellten ließen ein unscheinbares Lächeln im Gesicht des Agoranomos erscheinen. Mit dem Gedanken, dass Ánthimos Bantotakis vielleicht bald auf der anderen Seite des Schreibtischs auf 'seinem' Stuhl sitzen würde, konnte sich Mithridates gut anfreunden. Und er würde sich selbst belügen, wenn er sich nicht eingestand, solche Gedanken bereits zuvor gehegt zu haben.
    "Es freut mich zu hören, dass du deine Arbeit hier positiv betrachtest.
    Was deine Absichten bezüglich der nächsten Wahl angeht: Deine Loyalität ehrt dich. Und so werde auch ich dir die Meinigen mitteilen: Ich habe nicht vor, ein weiteres Mal für dieses Amt zu kandidieren. Vielleicht werde ich die nächste Prytanie außerhalb der Politik verbringen, mal sehn. Wenn du Agoranomos werden willst, kannst du also mit meiner vollen Unterstützung rechnen."


    Einen Moment schweifte sein Blick durch den Raum, ehe er fortfuhr: "Um ehrlich zu sein, mir fiele momentan auch niemand ein, der besser geeignet wäre als du." Echion vielleicht ausgenommen, doch mit dem hatte Mithridates anderes vor. Der Mann wusste einfach zu viel über ihn, als dass M.C. ihm gestatten würde, sich von seinem Mentor zu 'emanzipieren'.

  • Da fiel Anthi ein Stein vom Herzen. Agoranomos war nunmal genau das Amt, das ihm so zusagte und Castors Unterstützung war ihm sehr wichtig.


    "Das freut mich sehr das du mir den Posten zutraust. Dir geht es aber hoffentlich gut, und es sind persönliche und keine gesundheitlichen Gründe die dich dazu veranlassen nichtmehr anzutreten. Aber ich muss gestehen, dass ich bei sowas noch sehr unerfahren bin. Ich hoffe du kannst mir ein paar Hinweise geben, wie ich die Wähler für mich einnehmen kann."

  • Auf seine eigenen Beweggründe wollte Mithridates nicht weiter eingehen. Dafür nahm er das andere Thema gerne auf:
    "Meiner Erfahrung nach sehen es die Bürger gerne, wenn der eigene Auftritt von Schlichtheit und einem ausreichenden Maß an Demut gegenüber Göttern und Polis geprägt ist, die eigene Bedeutung heruntergespielt wird. Man sollte die Wähler in dem Glauben lassen, dass die eigene Kandidatur scheinbar ein größeres persönliches Opfer darstellt, das man zum Wohle der Allgemeinheit aber in Kauf zu nehmen bereit ist."
    Er dachte kurz nach, dann sprach er weiter: "Wenn du willst, kann ich dich auch in der Ekklesia als meinen möglichen Nachfolger vorschlagen?!"

  • Zum Wohle der Allgemeinheit in Kauf nehmen? Das klang fast so wie das was Nikolaos in der Ephebia gesagt hatte. Anthi fand diese Ansicht zwar merkwürdig, schließlich wurden schon die niedrigsten Ämter sehr gut vergütet, aber wenn die Leute unbedingt einen demütigen Auftritt wollten, hatte er damit kein Problem.


    "Das wäre wirklich sehr nett von dir, wenn du mich für das Amt vorschlagen würdest. Ich bin mir sicher, dass das eine große Hilfe für mich wäre, wenn mich der amtierende Agoranomos als seinen Nachfolger vorschlägt. Schließlich weist du ja genau, was dieses Amt von einem verlangt und du kennst auch mich, so dass dein Vorschlag sicher viel Gewicht haben wird."


    Anthi freute sich über dieses Angebot außerordentlich. Es zeugte von seiner guten Arbeit für Castor und schloss ein wenig die Wunden in seinem Selbstbewusstsein, die der Gymnasiarchos in der Ephebia gerissen hatte.

  • Penelope hatte sich extra einen Tag ausgesucht, von dem sie wusste, dass Anthi nicht da sein würde. Er hatte ihr erzählt, dass er heute viel Laufarbeit zu erledigen hätte, und daher nicht in der Agora wäre. Und Penelope wollte ihn ja schließlich überraschen, konnte das aber wohl kaum, wenn er hier in der Arché sitzen würde und sie beim Agoranomos anmelden würde.
    Sie betrat also die Räumlichkeiten, in denen der Agoranomos zu arbeiten pflegte, in ihren feinsten Sachen. Immerhin wollte sie auch einen guten Eindruck auf den Arbeitgeber ihres Mannes machen, wenn sie schon mal hier war. Nicht, dass ihr unorthodoxes Vorgehen noch ein schlechtes Licht auf ihren Mann warf.
    Penelope wartete also im Vorraum, wo normalerweise auch Ánthimos arbeitete, und fragte, ob der Agoranomos kurz Zeit für sie habe, eine Betriebsgründung zu genehmigen.

  • “Ja. Das heißt, nicht direkt.“
    Jetzt kam der schwierigere Part, und Penelope hoffte, dass alles so funktionieren würde, wie sie sich das erhoffte. Immerhin sollte es ja eine Überraschung werden.
    “Ich bin Penelope, die Verlobte von Ánthimos Bantotakis.“
    Sie ließ dem Agoranomos einen Augenblick, mit der Information umzugehen. Sie wusste nicht, ob er von ihr schon gehört hatte oder wie viel Anthi schon erzählt hatte, und wollte ihm genügend Zeit geben, die Information gedanklich erstmal zu verdauen, ehe sie fortfuhr.
    “Und die Malerei, die ich anmelden möchte, ist für ihn. Es soll eine Überraschung werden.“

  • M.C. ließ einige Sekunden verstreichen, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Er hatte bereits von der Verlobten seines Angestellten gehört, kennen gelernt hatte er sie bis zu diesem Moment allerdings noch nicht. Und für irgendwelche Späße dieser Art war er eigentlich auch nicht zu haben. Eigentlich, denn mit der Aussicht auf ein baldiges Ende seiner Zeit als Agoranomos war er nachsichtiger geworden und drückte auch einmal ein Auge zu, wenn es seiner Meinung nach zu vertreten war.
    "Nun, Penelope, üblicherweise benötigt man hierzu die mündliche oder schriftliche Zustimmung des künftigen Besitzers.
    In diesem Fall würde ich aber vorschlagen, ich erteile die Betriebserlaubnis erst einmal vorläufig und sobald dein Verlobter deine Angaben bestätigt hat, wird aus dieser temporären Genehmigung eine dauerhafte."

    Ein wenig Vorsicht wollte der Agoranomos dann doch walten lassen, immerhin konnte er nicht wissen, ob es sich bei der Frau tatsächlich um jene Person handelte, als die sie sich vorgestellt hatte.
    "Ich hoffe, du bist mit diesem Vorschlag einverstanden? Wenn ja, benötige ich eigentlich nur noch einen Namen für die Malerei."

  • Natürlich war Penelope einverstanden. Sie war ja schon erleichtert, dass es alles so funktionierte. Sie wollte ihren Mann ja wirklich überraschen mit dem Laden und das ging ja kaum, wenn sie ihn vorher erst fragen musste.
    “Ja, ich danke dir, tausendfach. Der Name…“ Penelope musste kurz überlegen, denn um ehrlich zu sein hatte sie sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Aber jetzt brauchte man schon einen Namen, das war ja klar. Also nahm sie etwas einfaches und schlichtes, was aber ihrem Mann in spe sicher gefallen würde. “… ist Zografia Bantotakia.“

  • Mit einigen geübten Federstrichen nahm Mithridates die Angaben der jungen Frau in das Dokument auf, siegelte es und überreichte ihr dann die auf ihren Verlobten ausgestellte Betriebserlaubnis.
    "Dann bleibt mir noch, euch viel Erfolg zu wünschen. Doch so wie ich deinen Verlobten kenne, habe ich daran kaum Zweifel. Und der Passus 'vorläufig' wird dann wie vereinbart getilgt."



    Betriebserlaubnis
    22.Mechir
    [19.11.105]


    Hiermit wird dem Bürger Ánthimos Bantotakis gemäß §3 Nomos Empories die vorläufige Betriebserlaubnis einer Malerei des Namens Zografia Bantotakia in Alexandria erteilt.
    Weiterhin wird ihm ermöglicht, die darin erstellten Produkte gemäß §4 Nomos Empories auf den städtischen Märkten zu vertreiben.


    Mithridates Castor

  • Heute war es genau eine Woche vor Ende des Mechir. Wie abgesprochen war er heute länger in der Arbeit geblieben, mit dem Hinweis, dass er noch zu arbeiten hätte. Dafür hatte er extra die letzten paar Tage einige Sachen liegenlassen. Als er dann alleine in der Schreibstube war und auch sein Vorgesetzter gegangen war, hatte er schnell die Sachen erledigt und die Lichter gelöscht. Danach hatte er das Museion beobachtet und auf Penelopes Zeichen geachtet, welches nach kurzer Zeit auch kam. In der Zeit, in der er das Museion beobachtete gingen natürlich einige Leute hinein, aber ob die jetzt zu den vermeindlichen Verschwörern gehörten, wusste er natürlich nicht. Bei dem Gedanken, dass Penelope dort vielleicht in Gefahr war, krampfte sich Anthis Magen zusammen. Wie er da so stand, beobachtete und noch einige Minuten wartete, kamen ihm echte Zweifel ob er ihr nicht besser verboten hätte dort hinzugehen, wenn sie jetzt neben ihm stehen würde, würde er sie nicht gehen lassen. Unwillkürlich glitt sein Griff zum Dolch unter seiner Kleidung.


    Nach einiger Zeit, machte er sich auf den Weg zu seinem nächsten Standort.

  • Stachocles war noch ganz nervös vom Treffen mit dem Strategos als er die Arché des Agoranomos erreichte, er hatte Cleonymus noch nie so aufgebracht gesehen und er arbeitete schon seit Beginn dessen Amtszeit mit ihm zusammen ...


    Die beiden anderen Wächter die ihn begleiteten wussten von nichts mit Ausnahme das sie in Zivil unterwegs waren ...


    Stachocles klopfte an die Tür der Arché und wartete das man ihm öffnen würde ...

  • Anthi saß gerde an seinem Schreibpult, als es fest an der Tür klopfte. "Komm rein, es ist offen!", rief er freundlich in Richtung Tür. Dann sah er die drei Kerle eintreten und wunderte sich schon ein wenig über so einen Ansturm. Also erhob er sich, blieb aber weiterhin freundlich. "Chaire, wie kann ich euch helfen?"

  • Stachocles trat vor während die beiden anderen sich etwas weiter hinten hielten ...


    "Chaire, ich bin Stachocles und das sind meine Brüder Menelas und Argomes ... wir sind hier weil wir mit dem Agoranomos über eine Angelegenheit bezüglich unseres Markstandes auf dem Fremdenmarkt reden möchten ... nur äh .. eigentlich würde nur ich gern mit dem Agoranomos sprechen die beiden sind nur soetwas wie meine Eskorte."


    Stachocles täuschte perfekt ein verlegenes Lächeln vor und sah dann wieder auf seine Füße, angezogen waren sie zwar nicht wie Bettler aber mehr als einfache Händler waren sie nach ihrem Aussehen auch nicht ...



    Edit: Rechtschreibung

  • Da hatten die drei leider Pech gehabt, denn M.C. war heute auf einem Termin und daher nicht in seinem Arbeitszimmer. Außerdem traute Anthi dem Braten nicht so ganz, schließlich hatte sein Arbeitgeber mal erwähnt er würde einen Leibwächter brauchen und das jemand mit Eskorte erschien, war auch sehr ungewöhnlich. Sicher hatten sie ab und an wütende Händler hier, aber die liessen sich meistens recht einfach beeindrucken. Diese Burschen hier aber waren trainiert: Als Schwerathlet musste man seinen gegenüber genau beobachten und einschätzen können, daher erkannte Anthi das sofort an der Art wie sie sich bewegten und an ihrer Körperhaltung.


    "Der Agoranomos ist außer Haus. Aber bei Fragen zu Ständen kann ich euch sicher helfen. Ich habe alle Unterlagen hier. Wie war dein Name nochmal? Stachocles, richtig? Was war das für ein Marktstand auf dem Fremdenmarkt?"


    Meinte Anthi freundlich und begann in seinen Unterlagen zu wühlen. Ein paar Stände des Marktes hatte er ganz sicher hier rumfliegen. Mal schauen, ob die drei nervös werden würden.

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