Mela hatte von ihrem Onkel eine Bleibe bekommen und eigentlich war sie mehr als nur ein bissch glücklich darüber. Denn immerhin musste sie sich nun keine Gedanken mehr darüber machen ob ihr dort draußen etwas passieren könnte.
- Zimmer der Octavia Mela
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Beim Durchqueren der Casa rief er noch zwei junge Sklavinnen, die sofort begannen das Zimmer herzurichten, damit der gröbste Schmutz entfernt war.
Bei Fragen...im Atrium ist einer..Essen gibts da auch! Damit lies er ihn alleine in dem Zimmer zurück, ein anderen Sklave blieb in der Nähe der Tür, um Marsus zu beobachten...
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Marsus spazierte herein. Ihm war klar, dass er früher selbst ein Zimmer hier hatte aber immerhin besaß dieses ein Bett und reichte vorerst aus. Ach' die Erinnerungen an seinen Vater kehrten zurück. Oh du schmerzliche Erinnerung!
Marsus legte sich müde in das Bett und blickte die Zimmerdecke an. Marsus schloss die Augen. Er suchte das Bild seines Vaters in seinen Gedanken. -
Marsus erwachte schwitzend. Er hatte wieder von seinem Vater geträumt, seinem geliebten Vater. Er drehte sich auf die Seite. Er suchte den Gedanken zu verdrängen, doch er wollte nicht weichen. Er vermisste ihn. Marsus hatte ihn verloren, das war ihm nun bewusst. Eigentlich wusste er es bereits seit Jahren, doch in diesem Moment akzeptierte auch sein Herz diese Tatsache, die sein Verstand bereits wusste.
Mit einem Satz warf er die Decke zur Seite, rollte sich aus dem Bett und stand dabei auf. "Vater!" Er rief laut, damit seine Schreie auch bis in die Unterwelt vordrangen. "Ich werde zu dir kommen!" Er wusste, wo er seinen Vater finden würde oder zumindest würde er ihn dort erwarten. An einem Ort ohne Zeit. Er hatte keine Aufgabe mehr, ebenso war er alleine und zudem hatte er keinen Status in Rom, was sollte er noch hier?
Er beugte sich über eine Tabula, die auf dem kleinen Arbeitstisch lag. Er zog den Griffel mutig heran und begann zu schreiben.
Ich - Titus Octavius Marsus - setze meinem Leben ein Ende, um meinen Vater in der Unterwelt wiederzusehen. Diese Welt bietet mir nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt. Ich habe nichts und das einzige, was ich mir wünsche, ist meinen Vater zu umarmen.
Ich habe nicht viel zu vermachen. Ich habe ein paar Sesterzen und einige Schriftrollen von berühmten Dichtern. Diese Habseligkeiten vermache ich dem, der sie findet.
Ich habe in römischer Ehre gelebt und doch das Wertvollste verloren.
Verzeiht mir diesen Schritt aber es ist notwendig, sonst findet meine Seele keinen Frieden mehr.
Ich scheide im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte aus dem Leben und bin mir des Umstandes dieser Situation bewusst. Ich werde, wie ein wahrer Römer, durch einen Dolch sterben.
Mögen die Götter meiner Seele, der Seele meiner Mutter, meiner Schwester und meines Vaters gnädig sein. Ich werde sie wiedersehen, sie alle, so denn die Götter wollen.
T. Octavius Marsus
Marsus atmete tief ein und aus. Sein Entschluss stand fest. Die Bilder seiner verschollenen sowie verstorbenen Familie verliefen vor seinem inneren Auge. Sein Herz pochte. Er griff in eine Schublade unter dem Tisch, zog einen goldenen Schmuckdolch hervor. Die Tabula verblieb auf dem Schreibtisch. Er schluckte. "Ich bin und nun war ich. Ich bezahle den Preis für ein Wiedersehen, ihr Götter."
Er kniete sich auf den Boden, setzte den Dolch an die Kehle, mittig über den Kehlkopf. Mutig schloss er die Augen. Er ging noch einmal sein Leben durch, seine Fehler und seine Entscheidungen. Einige Erlebnisse ließen noch ein lebensverachtendes Schmunzeln über seine Lippen wandern. Dann stach er kräftig zu. Es knackte laut, warmes Blut lief auf die Fliesen und ein kurzes Keuchen später sank ein lebloser Octavier zu Boden. Er würde seine Familie wiedersehen... - irgendwann.
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Die Blutlache war groß, teilweise schon getrocknet und ein Anblick der sie Schaudern ließ. Calvena blieb einfache stehen, einen guten halben Meter entfernt von der Tür und betrachtete mit starrem Blick den unschönen Anblick des toten Mannes. Gesehen hatte sie ihn noch nie. „Wurde die CU benachrichtigt?“ fragte sie und wandte den Blick ab. Ihr war Übel, der metallische Geruch von Blut hing in der Luft und darunter lag der finstere Tod. „Wer war er?“ fragte sie den Sklaven nun erneut. Eine wirklich befriedigende Antwort hatte sie darauf noch nicht bekommen. Leicht schüttelte sie den Kopf. „Wie lang ist er schon im Haus und warum hast du mir nichts von dem Gast erzählt? Wusste Macer von ihm?“ fragte sie nun nach, auch um nicht daran zu denken, dass in ihrem Rücken eine Leiche lag. Leicht berührte sie Catiena am Arm, auch sie sollte lieber den Blick abwenden.
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Dem Sklave wurde allmählich noch viel schlechter, als es im ohnehin ging. Denn jetzt wurde er auch noch von einer der Frauen mit Fragen durchlöchert, die er in seinem jetzigen Zustand nicht sauber beantworten konnte. Was..CU...was das? Er konnte nicht klar denken, Calvena sprach in Rätseln für ihn.
Er kam hier her und sagte er sei ein Octavier..Marsus glaub ich. Ich habe ihm ein Zimmer geben und dan wolt er sich eigentlisch beim Herren melden! Er sprach sehr leise, als ob er sich entschuldigen wollte, doch er hatte sich nichts vorzuwerfen, was hatte er denn falsch gemacht?
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Calvena war ausnahmsweise einmal kurz davor die Geduld mit einem Sklaven zu verlieren. Der arme Kerl stand total neben sich und ihr ging es eigentlich auch nicht viel besser. Es hatte sie geschockt, das viele Blut auf dem Boden und der metallische Geruch in der Luft. „Cohortes Urbanae“, erklärte sie ungeduldig und wagte noch einmal einen kurzen Blick über die Schulter, den sie sofort bereute. Auch wenn sie nicht genau hinsah, wurde ihr ziemlich flau im Magen. Sie schluckte trocken.
Schließlich folgte endlich einmal eine Erklärung zu dem Mann. Er sollte also ein Octatvia sein. Fragend sah sie Catiena an, kannte sie diesen angeblichen Verwandten oder war es ein Fremder der sich nur hatte einschleichen wollen? So viele offene Fragen. Der Sklave hatte eigentlich richtig gehandelt. „Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ fragte sie den Mann dann, auch um sich abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Sie wollte hier weg und hoffte eigentlich dass jemand anderes wusste was zu tun war. Sie war überfordert und wie sollte sie Macer das alles erklären? Eine Leiche im Haus, ausgerechnet während er fort war. Kurz schloss sie die Augen, wobei sich ihre Übelkeit verstärkte, die Sinneseindrücke des Geruchs verstärkte sich, ebenso wie die düstere Stimmung.
„Kennst du ihn?“ fragte sie schließlich ihre neue Bekanntschaft sanft. Diese stand ebenso wie sie selbst unter Schock. -
Catiena stand einfach nur da. Ihr Blick lag auf dem am Boden liegenden Körper, folgte dem Griff des Dolches, der aus dem Hals des Mannes ragte und mit beachtlicher Kraft hineingestoßen worden war. Die feingliedrigen Hände der jungen Römerin begannen inwillkürlich zu zittern, entgegen der Versteifung, welche vom Rest ihrer selbst Besitz ergriffen hatte. Blut, so viel Blut. Die Klinge musste eine der Hauptschlagadern durchtrennt haben. Nie hätte die Octavia vermutet, dass diese Menge an Blut sich im Körper eines Menschen befinden konnte, doch sie sah es vor sich. Der durchdringende, rote Farbton begann bereits dunkler zu werden, hin zu einem dunklen Weinrot, an den Rändern gar ein häßliches Braun und Schwarz. Ja, es war schwarz, getrocknet, verdorrt - wie der Tod selbst. Das es sich um Selbstmord handelte, erfasste ein winziger Teil von Catienas Verstand, soweit dieser einen solchen Ablick zu beurteilen in der Lage war. Sie war noch nie in ihrem jungen Leben mit etwas konfrontiert gewesen, was dem auch nur annähernd gleich kam; und doch war es nun geschehen. Natürlich, es hatte tote Sklaven gegeben, es war ihr berichtet worden, aber dies war etwas anderes. Hier lag ein Mann ihres Standes, ein Mensch, der gewaltsam und wohl durch eigene Hand aus dem Leben geschieden war - und dies in einem Blutbad.
Punkte begannen vor Catienas Augen zu tanzen, wechselten sich ab zwischen dunklen Grautönen und dem Blitzen von Sternen. Ihr schien fast, als würde ihr gesamtes Umfeld verschwimmen, unwirklich zu werden, sich in etwas Abstruses verwandeln. Dafür war sie nicht nach Rom gekommen. Sie hatte Aufregung, Abenteuer, Freude gesucht, keine Auseinandersetzung mit dem Tod. Gerade erst war sie eingetroffen und nun...
Calvenas Worte drangen in Catienas Gedanken vor und zogen sie für einen Augenblick wieder aus ihren Überlegungen heraus. Beinahe verwirrt schüttelte sie den Kopf und sah die Germanica an, mit bebenden Lippen. Mit einer Hand griff sie nach dem Arm der jungen Frau, doch sie verfehlte ihn und begann zu straucheln. "N.. Nein", begann die Octavia mit bebender Stimme und schüttelte den Kopf. "Aber..., aber ich...", sie schluckte schwer, "... ich erkenne.. erkenne die Gesichtszüge wie... wieder. Er ist ein.. ein Octavier."
Die Worte fühlten sich so schwer an wie Stein, drangen langsam zu Catienas Bewusstsein vor. Ein Verwandter von ihr, von dem man nicht gewusst hatte, dass er zuhause war, hatte sich das Leben genommen, just in jenem Augenblick, da sie in der Casa eintraf. Es war eine Überraschung der schrecklichsten Art. Catiena bedauerte in diesem Augenblick zutiefst, den Göttern nie die notwendige Aufmerksamkeit zukommen gelassen zu haben. Dies musste ihre Strafe sein oder - noch schlimmer - ein Omen ob dem, was sie für sich und andere durch ihre Ankunft in der ewigen Stadt ins Rollen gebracht hatte. Sie fühlte ihre Knie weich werden, die Punkte vor ihren Augen stiegen in Zahl und Größe.
Das Calvena dem Sklaven aufgetragen hatte, die Cohortes Urbanae zu holen, war ihr bereits völlig entglitten. Heiser stammelte sie leise: "Die libitinarii..., das Lustrum", dann gaben ihre Beine nach und Catiena fiel, ihres Bewusstseins vor Erschöpfung und Schrecken über die Erkenntnis des Omens beraubt, haltlos zu Boden... -
Der Sklave fühlte sich von den beiden Frauen bedrängt, beide waren genauso geschockt und Calvena fing an, ihm irgendwelche Vorwürfe zu machen.
Ich nicht wissen...Er, ich vergessen ihn. Er wollte doch heute schon weiter nach Macer in Mantua! Der Sklave versuchte sich zu verteidigen, doch egal was er sagen würde, den Tod konnte man nicht mehr verhindern...Ich werde die Cohortes holen lassen, gleich. Doch just in dem Moment als er losrennen wollte, brach eine der Frauen zusammen, schnell rief er die Sklavin, die sich immer um die Kranken kümmerte, diese kam auch sofort her. Er konnte daraufhin gehen und die Cohortes holen.
Die "Krankenschwester" hatte in der Zwischenzeit die Situation erkannt, aufgrund ihrer Aufgabe kannte sie den Anblick von Toten und Leichen, sie musste schnell handeln. Komm ,wir bringen sie nach unten, hier ist es nicht ssshön. Damit meinte sie Calvena, die ihr helfen sollte, Catiena nach unten zu bringen.
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Catiena war blass wie eine frisch gekalkte Wand, was wohl verständlich war, angesichts der Tatsache, dass da jemand Tod in einer Blutlache lag. Mitten in der Casa Octavia. Sie selbst fühlte sich reichlich schwach, flau im Magen und unsicher auf den Beinen. Sie fühlte sich unfreiwillig in die Vergangenheit versetzt, auf eine Lichtung mitten in der Nacht. Der Sklave versuchte sich zu rechtfertigen und sie winkte einfach ab. Auch weil sie dem Mann keine Schuld geben konnte. Woher hätte er auch ahnen sollen, dass der Fremde, den er nicht kannte und sich als Octavia ausgab ausgerechnet hier ins Schwert stürzen würde. Er hatte sich nichts vorzuwerfen, hatte richtig gehandelt und dem Fremden nicht sofort vertraut. „Schon gut“, sagte sie leise und wünschte sich weit weg. Der Geruch von Blut verursachte Übelkeit. Das waren Neuigkeiten, wenn Macer nach Hause kommen würde. Da war er in Mantua wegen seinem Tribunat und dann brachte sich ausgerechnet in seiner Abwesenheit jemand in seinem Haus um. Kurz legte sie die Hand über die Augen, auch um alles auszublenden. Erst die Worte Catienas ließen sie wieder aufschauen. Die Octavia schwankte und stammelte etwas davon, dass sie den Mann schon einmal kennen gelernt hatte. Bei den Göttern, ging es ihr entsetzt durch den Kopf. „Schon gut“, versuchte sie ihre neue Freundin zu beruhigen. Allein dieser Fund machte sie zu Freundinnen, auch weil sich Calvena irgendwie für die junge Octavia verantwortlich. Die junge Frau war gerade angekommen und da wurde ihre Ankunf ausgerechnet von so etwas überschattet. Weitere Worte und dann wurde Catiena ohnmächtig. Calvena hatte das nicht Kommen sehen und der Sklave war wie versteinert. Wie gut dass dann jemand anderes ziemlich resolut die Führung übernahm und Anweisungen gab. Nur fühlte sie sich nicht in der Lage jetzt auch noch mit zu helfen. Ein weiter Sklave kam dazu und führte sie dann erst einmal in ein anders Zimmer wo sie wieder sich sammeln konnte.
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Die Welt um sie herum war der Schwärze gewischen. Catiena empfand nichts mehr, nur die Ruhe der Ohnmacht, ausgelöst von der Erschöpfung der Reise und dem Schrecken ob eines Selbstmords in der Familie. Vor ihrem inneren Auge, in ihren Träumen, sah sie groteske Figuren umherwandern. Ohne zu wissen, wer diese Wesen waren, wusste die junge Römerin dennoch, dass es sich um Götter handeln musste - oder gar Dämonen aus der Unterwelt. Sie hatten ihr ein Zeichen geschickt, dass sie in Rom nichts zu suchen hatte, dass es ein Fehler gewesen war, die Heimat zu verlassen.
All diese Gedanken wurden durch den Schleier der Bewusstlosigkeit derart verstärkt, dass Catiena daran zu glauben begann. Es würde sich auflösen, in das Schattenreich der Vergessenheit geraten, wenn sie wieder erwachen würde, doch bis zu diesem Zeitpunkt sollten noch viele Stunden vergehen.
Die Octavia nahm nicht wahr, wie sie sanft angehoben und in ein nahe gelegenes Zimmer getragen wurde. Auch, wie ein Sklave Calvena in einen angrenzenden Raum führte, blieb ihr verborgen. Catiena würde sich bei ihr entschuldigen für ihre Schwäche, wenn die Leiche aus dem Haus entfernt und ihre Spuren beseitigt waren. Wer würde sich um die Beerdigung kümmern, wer um den Nachlass? Sie wusste es nicht - doch sie befand sich auch an einem Ort, wo sie vermeintlich überhaupt nichts wusste.
Vorsichtig auf ein Bett gelegt, nahm sich die Sklavin Catiena an und begann zunächst, sie vom Schmutz der Reise zu befreien und auch die Kleidung zu wechseln, bevor wenig später eine Decke ihren Körper umschloss. Die Sklavin blieb im Zimmer, auf die junge Frau achtend, deren Atem fast unhörbar durch die Stille schnitt. Sie war in Rom... -
Der Sklave kam völlig aus Atem an der Casa an, im Gepäck eine böse Nachricht.
Als er endlich Calvena fand hatte er kaum Luft zum sprechen. Herrin, die CU fühlt nicht zuständig...wir sollen... Er wurde wieder etwas bleicher, das "wir" machte ihn stutzig. Denn würde eine Bürgerin sich darum kümmern, nein, nein. Vielmehr aber ein Sklave.
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