• Titus Terentius Tibullus hatte sich in seinem Leben nur zwei Mal so einsam und hilflos gefühlt, wie in dem Augenblick als er durch den Haupteingang der Thermeae Agrippae trat. Das eine Mal war beim Tod seiner Mutter gewesen, die an Fieber verstarb, das andere Mal als man ihn in Schande aus seinem Dorf jagte. Er hatte das Feuer nicht mit Absicht gelegt und die Tochter seines Nachbar hatte er auch nicht absichtlich....nein, das war gelogen, das war Absicht.
    Nun stand er da, ein junger Mann von mitte Zwanzig, in einer verschmutzten Tunika. Einen Beutel mit seinen wenigen Habseeligkeiten (man hat nicht die Muße gründlich zu packen, wenn man von einem aufgebrachten Mob verfolgt wird, der Fackeln in der Hand hält und mit faustgroßen Steinen wirft.) in der einen Hand. Eine neue, wenn auch einfache Tunika unter dem Arm, an dem seine andere Hand hing.
    Nunja, hängen war wohl nicht der richtige Ausdruck. Tibullus kratzte mit ihr hingebungsvoll und gedankenverloren sein Hinterteil.


    Einige Tafeln trugen Innenschriften, es mochte sich bei ihnen um Badeanweisungen handeln. Sehr hilfreich fand Tibullus, vorallem wenn man lesen konnte. Leider konnte er kaum lesen.


    Sim-Off:

    Wer einem jungen und hilflosen Bürger helfen möchte die Kunst des Badens zu erlernen ist herzlich eingeladen

  • Auch wenn das Bad in Macers Casa nur winzig war, so war es immerhin ein Bad und reichte für den Bedarf nach täglicher Reinigung, so dass Macer eher selten in einer der großen Thermenanlagen der Stadt zu finden war. Für wichtige Gespräche war ein gemeinsamer Badegang zwar durchaus geeignet, aber dafür war es in den Agrippathermen zu laut und er bevorzugte in solchen Fällen kleinere private Anlagen. Aber gelegentlich verspürte er dann doch Lust, sich unbedarft ins Getümmel zu stürzen, den herrlich sinnlosen Vorträgen irgendwelcher Möchtegernredner am Beckenrand zu lauschen und einfach zu schauen und zu hören, er sich traf und worüber gesprochen wurde.


    "Na, junger Mann, bleiben wir den ganzen Tag hier stehen oder lassen wir die anderen auch vorbei?" sprach er gut gelaunt einen jungen Mann an, der offenbar etwas gedankenverloren herum stand und nicht bemerkt hatte, dass die Badeanweisungen natürlich dort hingen, wo alle dran vorbei kamen.

  • Tibullus Kinnlade fiel beinahe auf Kniehöhe ab als ihn ein derart fein gekleideter Mann ansprach. Peinlich wurde er sich seiner linken Hand bewusst, welche immer noch, als hätte sie ein eigenes Leben, damit beschäftigt war sein Hinterteil zu kratzen. Es kostete ihn, an die einfachen und bäuerlichen Dialekte gewöhnt, einige Mühe den Worten des Fremden zu folgen.


    "Nein Dominus, natürlich nicht" Die weiteren Worte sprudelten ohne zutun des Verstandes aus seinen Mund "Ich meine, natürlich lasse ich dich vorbei. Ich wollte meinen Vater besuchen, aber mir wurde gesagt ich sollte vorher baden"


    Prima dachte Tibullus, jetzt hält er mich für einen Dorftrottel


    Er beschloss die Sache nicht noch schlimmer zu machen und machte einen Schritt zur Seite um den feinen Herren vorbei zu lassen

  • Macer schmunzelte angesichts der Offenheit, mit der der Mann seine Pläne offenbarte. "Ja, ein Bad ist immer eine gute Sache. Du bist nur zu Gast in Rom?" Macer hatte keinen Eile und dass er nun selber möglicherweise anderen Gästen im Weg stand, störte ihn kein bisschen. Dass er Mann die Baderegeln laß, deutete zumindest darauf hin, dass er zu ersten Mal in den Thermen war. Macer hatte sie schon ewig nicht mehr gelesen.

  • Manche Römer schienen ein Bad sehr dringend nötig zu haben. Zumindest weckten sie den Eindruck als sie Tibullus unsanft zur Seite drückten um sich Einlass zu verschaffen. Einige entschuldigten sich nachträglich bei ihm, allerdings sahen sie dabei Macer an und beachteten Tibullus nicht im geringsten.


    "Ja Dominus, doch ich hoffe hier Fuss zu fassen"
    Vorsichtig machte Tibullus einen Schritt zur Seite um zumindest einen Teil der blauen Flecke zu vermeiden, die von spitzen, aber wenigstens römischen Ellenbogen verursacht wurden.


    Ein wenig verschämt deutete der Terentier auf die Baderegeln.
    "Ich muss gestehe Dominus, das ich zum ersten Mal in einer größeren Therme bin" Dann holte er tief Luft "Ich kann nicht nicht besonders gut lesen"

  • "Dann vergiss einfach den Aushang da und mach' das, was alle tun, da wirst du nichts falsch machen", gab Macer ihm als Ratschlag. "Das machen alle anderen, die nicht Lesen können hier genauso." Und davon gab es in einer Stadt wie Rom durchaus viele.


    Der einen oder anderen Person, die sich bei ihnen für die Rempeleien entschuldigte, nickte Macer kurz zu, wenn sie ihm bekannt vorkam. Gerade bei solchen flüchtigen und unvermuteten Begegnungen war sein schlechtes Personengedächtnis überhaupt nicht zu gebrauchen.


    "Wo kommst du denn her?", fragte er weiter und deutete an, dass sich sich beim Gespräch auch in Richtung Umkleideraum in Bewegung setzten könnten. Wenn der Mann in Rom seinen Vater besuchen wollte, musste er ja aus der Gegend sein und wenn er nicht lesen konnte, kam er auch nicht gerade von einer Bildungsreise zurück. Aber andererseits schien ihn die Therme zu beeindrucken, also war er auch nicht hier in Rom geboren, überlegte Macer. Das Gespärch versprach interessant zu werden, zumindest spannender als eine der üblichen politischen oder philosophischen Debatten im Badewasser.

  • Einfach das tun was die anderen taten, auf diesen Einfall hätte er auch selbst kommen können. Aber die neue, beeindruckende Umgebung schien seinem Verstand nicht gut zu tun, genausowenig seinen Manieren.
    Sein rechtes Ohrläppchen schien sich von selbst in die Länge zu ziehen, vieleicht war es auch der Geist seiner Mutter, die ihm noch aus der Unterwelt manieren einbläuen wollte. Titus Terentius Tibullus, wie kanst du nur vergessen dich einem solch feinen Herren ordentlich vorzustellen. Die liebliche Stimme seiner Mutter schien aus dem nichts zu kommen und seine Gedanken formten ein reuiges Entschuldige Mama.


    Der freundliche Fremde schien sich langsam in Bewegung setzten zu wollen, Tibullus entschied sich dazu ihm zu folgen.


    "Ich komme aus einem kleinen Dorf, von der Küste Siciliens." Es fiel ihm nicht schwer seiner Stimme einen zerknirschten Klang zu geben, angesichts seines, wenn auch nur auf Grund wehmütiger Erinnerungen schmerzenden Ohrläppchens. "Verzeih, ich habe vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Titus Terentius Tibullus."

  • So schlecht wie Macers Personengedächtnis war, so gut war er bei geografischen Bestimmungen. Auch wenn er noch nie in Sicilia war, so waren ihm dort doch eine ganze Menge Ortsnamen größerer Siedlungen ein Begriff. "Aha, in welcher Gegend? Syracusae, Catina, Tauromenium, Tyndaris, Thermae Himereae, Panormus?", zählte er erst die Coloniae auf und schob dann noch ein paar Municipien hinterher. "Messana, Netum, Segeste, Centuripae, Lilybaeum, Agrigentum oder Lipara?"


    Aber immerhin setzte auch sein Namensgedächtnis nicht völlig aus. "Terentius? Verwandt mit Terentius Cyprianus oder Terentius Alienus?" Die beiden waren immerhin seine Klienten und sehr fähige und strebsame Offiziere, denen sicher noch einiges bevor stand.

  • Eine gründliche Rasur und einen Haarschnitt hatte er sich bereits gegönnt, so verwarlost war er sich noch nie vorgekommen.


    Zum einen voller Vorfreude auf das bad, zum anderen von schweren Grübeleien beladen geht er an zwei Männern vorbei. Er schaut kurz auf, den zu ihm gewandten kennt er nicht, den anderen kann er so nicht erkennen.

  • Aus den Augenwinkeln betrachtete Tibullus einen weiteren fein gekleideten und sehr gepflegt wirkenden Mann. Er fragte sich ob alle Menschen in Rom so elegant und gepflegt waren. Arbeiteten sie überhaupt, oder ließen sie alles von Sklaven erledigen? Später würde er dieser Frage auf den Grund gehen.


    "Ich komme aus einem Dorf in Catania" Ein wenig Stolz fügte er hinzu "Ich bin jedoch kein Achaier!" Tibullus grübelte kurz über die zweite Frage, Mutter hatte nie etwas über einen Cyprianus erzählt und auch ein Alienus war ihm nicht bekannt. Zum ersten Mal in seinem Leben schmerzte ihn die Erkenntnis derart wenig über seine eigene Herkunft zu wissen. Gab es in Rom mehrere Familien mit dem Namen Terentius?


    "Mh, gut möglich das ich mit ihm Verwandt bin, mein Vater ist Lucius Terentius Galba, er dient bei der Legio!"

  • Ebenso wie Senator Geminus seinen Kollegen Macer nicht erkennt, weil dieser ihm den Rücken zu wendet, erkennt auch Macer den Senatskollegen nicht, als er ihn im Vorbeigehen nur von schräg hinten sieht. Mit ziemlicher Sicherheit lag das auch daran, dass er nicht im Entferntesten damit rechnete, ausgerechnet hier Geminus zu begegnen, war doch allgemein bekannt, dass dieser sich von seiner Krankheit schwer gezeichnet auf ein Landgut zurück gezogen hatte. Hätte Macer den Senator dennoch erkannt, hätte er seinen derzeitigen Gesprächspartner vermutlich auf der Stelle stehen gelassen.


    So aber setzte er das Gespräch einfach fort. "Ah, aus der Umgebung Catania. Nun, ich war noch nie dort, wenn ich ehrlich bin. Mehr als die Namen der Städte kenne ich auch nicht. Der Name deines Vaters ist mir auch kein Begriff. War er Centurio?" Wenn er einfacher Soldat war, war die Chance praktisch Null, dass es irgendwo jemanden geben würde, der ihn rein zufällig kennen würde. "Die beiden Männer, die ich dir eben nannte, sind beide Tribune bei den Legionen. Cyprianus in Parthia und Alienus in Germania."

  • Als Resultat auf die Frage des feinen Herren wühlte Tibullus in den Tiefen seiner Erinnerungen. Nunja, so tief waren die Tiefen eigentlich nicht. Die letzten Jahre waren eher ein kommen und gehen der Jahreszeiten gewesen, geprägt von der Reife des Korns und dem Werfen des Viehs.


    "Lasst mich kurz nachdenken Dominus, nein ich glaube nicht das er Centurio war, aber bestimmt hat er inzwischen einen ehrenvollen Rang erreicht" Auch wenn er seinem Vater noch niemals begegnet war (oder vieleicht gerade deshalb) hatte sich in ihm ein tiefer Glaube an die Statthaftigkeit und Größe seines Erzeugers festgesetzt. "Eigentlich bin ich ihm nie begegnet, er ist in Germania stationiert gewesen und konnte uns nicht besuchen. Aber er hat uns unterstützt"
    Das sein Vater schon vor Jahren damit aufgehört hatte seinen Sohn und die Frau der er ein Kind geschenkt hatte zu finanzieren, verschwieg Tibullus.


    Ein wenig bedauerte der junge Terentier das sich sein Gegenüber nicht vorgestellt hatte, vermutlich hielt er es gegenüber eines einfachen Bauern nicht für nötig. Doch die Neuigkeiten die er für ihn hatte berauschten Tibullus. Vieleicht waren gleich zwei seiner Verwandten Tribune bei der Legio. Welche Aussichten waren dies für sein persönliches Fortkommen in Rom!


    "Seit so gut Dominus, könnt ihr mir sagen wo ich Cyprianus und Alienus finden kann? Wenn sie mit mir Verwandt sind, können sie mir vieleicht Auskunft über meinen Vater geben!"

  • Macers Blick wurde etwas skeptischer. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Mann. Ein Soldat war im Dienst offiziell unverheiratet und hatte keine Kinder, auch wenn es natürlich massenhaft inoffizielle Soldatenfamilien gab. Außerdem schien der Mann schon seine 20 Jahre oder mehr hinter sich zu haben, da müsste sein Vater wohl sehr früh tätig gewesen sein.


    "Nun, vielleicht hat er dann ja sogar mal unter meinem Kommando gestanden, ich war einmal Kommandeur der Legio II in Germania." Die Wahrscheinlichkeit war allerdings gering, denn immerhin gab es mehrere Legionen in Germania und Macer war sich nicht sicher, wie sicher sich sein Gegenüber über seine Informationen war.


    "Nun, wie gesagt, sie sind bei ihren Legionen. Terentius Alienus in Germania bei der Legio II und Cyprianus mit der Legio I in Parthia. Aber einige ihrer Verwandten wohnen hier in Rom. Sie werden dich sicher empfangen. Wenn nicht, sag' ihnen, dass du mit Purgitius Macer in den Thermen gesprochen hast, das sollte reichen." Immerhin sollte er den Verwandten als Patron der Tribune ein Begriff sein.

  • Purgitius Macer, diesen Namen sollte er sich merken. Er war sich sicher das allein sein Name ihm bei seiner offensichtlich erfolgreichen Verwandschaft die Türen öffnen würde. Welche Stellung bekleidete der Fremde wohl, wenn sein Name sogar bei einer Familie Gewicht hatte die gleich zwei Tribune in ihren Reihen wusste? Sollte er ihn um ein Empfehlungsschreiben bitten? Das könnte sein Schlüssel zu einem Auskommen bei den Vigilen werden, oder er konnte sein neue Bekanntschaft mit einer solchen Frage verärgern. Sein neues Leben schien weitaus komplizierter zu werden als es sein altes war.


    "Nun Dominus, ich hoffe das meine Verwandschaft mir auch so Gastfreundschaft gewährt, immerhin möchte ich mir mein Auskommen selbst verdienen. Ich gedenke das ich mein Glück bei den Vigiles versuchen. Morgen werde ich dort vorstellig werden"


    Es war einen Versuch wert. Entweder Ignorierte der Herr seinen Hinweis oder er unterstützte ihn bei seinen Bestrebungen.

  • "Dann wünsche ich dir viel Glück, bei allen deinen Vorhaben. Gut gebadet solltest du jedenfalls eine Sorge weniger haben." Wer auch immer ihm den Rat gegeben hatte, vorher zu baden, hatte damit zweifellos ein richtiges Wort gesprochen.


    "Das ist sicher nicht einfach, hier in Rom seinen Vater treffen zu wollen, wenn man ihn gar nicht kennt und die anderen Verwandten hier auch nicht. Meinst du, dein Vater wäre stolz, dass du zu den Vigiles gehst?" Macer wusste selber nicht, wie er die Frage beantworten würde. Verglichen mit den Legionen standen die Vigiles in geringerem Ansehen und andererseits war dieser Mann ohne Anerkennung durch seinen Vaters nur ein uneheliches Kind und da war der Weg zu den Vigiles sicher eine gute Entscheidung.

  • Fächer, in denen die Tuniken einfacher Männer verstaut waren verrieten Tibullus das sie sich den Umkleideräumen näherten. Zogen sich Männer hier vor anderen Männern nackt aus? Er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken. Ob ihm ein Bad helfen würde seine Sorgen zu lindern bezweifelte er. aber immerhin hatte ihn das alleinige Aufsuchen des Badehauses dabei geholfen eine Spur seiner Familie zu finden.


    "Ich weiß nicht ob mein Vater darauf stolz wäre das ich zu den Vigiles gehe, ich weiß ehrlich gesagt nichtmal ob er sich freut mich wieder zu sehen." Das kurze Aufflammen von Ehrgeiz war jäh erstickt worden. Bisher war er einfach davon ausgegangen das sein Vater stolz auf ihn sein würde, war das nicht jeder Vater. Nunja, der Vater eines Kriminellen, Pädophilen oder Griechen vieleicht nicht. Aber ansonsten?


    Der Terentier war kurz davor zu beichten warum er zu den Vigiles wollte, ein Feuer bekämpfen um eines, welches er verursacht hatte ungeschehen zu machen. Doch im letzten Augenblick entschied er sich dagegen. Auch wenn ich nicht glaubte das dem feinen Herrn die Abhängigkeit eines einfachen Bürgers helfen würde, wollte er sich nicht ohne Not in die Marcers geben.

  • Es gab keine strenge Regelung, wer sich wo umzuziehen hätte, aber doch einige Gewohnheiten, wo die einfachen Leute ihrer Kleidung ablegten und wo sich die Senatoren und Ritter entkleideten. Ganz selbstverständlich konnte Terentius Tibullus natürlich während des Gesprächs Macer in letzteren Bereich folgen, denn wer im Gespräch mit einem Senator war, der gehörte eben dorthin, selbst wenn er eigentlich völlig neu in der Stadt war und nicht einmal seinen Vater kannte.


    Geschickt faltete Macers Sklave, der ihn ins Bad begleitet hatte, die Toga zusammen, stellte seinem Herrn die Badesandalen bereit und machte dann das, was er sonst auch tat, nämlich sich hinsetzen, den Kleidungsstapel bewachen und mit den anderen anwesenden Sklaven den neuesten Klatsch austauschen, auf Gladiatorenkämpfe wetten und über ihre Herrn lästern, sobald diese den Raum verlassen hatten.


    Das Entkleiden hatte das Gespräch etwas ins Stocken gebracht. "Badesandalen bekommst du dort drüben" erklärte Macer, warf sich ein Leinentuch über die Schulter und deutete zu einer offen stehenden Tür, hinter der ein Büro der Bademeister lag. "Als zukünftiger Vigil wirst du zwar Hitze aushalten müssen, aber sich gleich am ersten Tag in Rom die Füße auf dem gut geheizten Thermenboden zu verbrennen wäre sicher kein guter Anfang."

  • In seinem Leben hatte er schon vieles an Spott und Verachtung hinnehmen müssen. Einiges hatte er geschluckt, einiges mit doppelter Münze zurückgezahlt.
    Von Sklaven mit Verachtung angesehen zu werden, war jedoch auch für ihn neu. Dies war für ihn ein erschreckend, fast so erschreckend wie einen unbekleideten Purgitius Macer vor sich zu erblicken. Kein Mann sollte einen anderen Mann nackt sehen müssen.


    "Nun Dominus, wir werden erstmal sehen müssen ob idie Vigiles mich aufnehmen. Bisher habe ich nichteinmal einen Wohnsitz in Rom und wenn die mir von dir genannten Terentier nicht mit mir verwandt sind, werde ich wohlgebadet in der Gosse schlafen dürfen."


    Tibullus fragte sich woher er den Mut zu solch einer offenen Antwort nahm


    "Aber heute scheint ein Glückstag zu sein, sogar die Badesandalen sind neu" Tibullus grinste augenzwinkernd.

  • Von den Erfahrungen seines Gegenübers mit Verachtung und über Mut oder Scheu vor offenen Antworten bekam Macer natürlich nichts mit. Auch das Thema Nacktheit kam ihm nicht in den Sinn, war es doch ganz selbstverständlich, dass man sich vor dem Badegang entkleidete. Einen Lendenschurz fand Macer schon immer unpraktisch und unnötig und spätestens seit seiner Militärzeit verzichtete er grundsätzlich darauf. Wenn es kühler war oder er sich erst noch zur Massage legen wollte, trug er sein großes Leinentuch um die Hüften, wenn er gleich ins Wasser wollte, nur locker über der Schulter, um es neben dem Bad ablegen zu können. Leinentücher hatten ohnehin die dumme Angewohnheit, ewig nass zu bleiben, wenn man sich nach einem Badegang damit getrocknet hatte. Da war es dann fast einfacher, herumzustehen und dabei zu trocknen, als sich mit einem nassen Lappen abwischen zu wollen.


    "Ja, dafür dass das hier eine der ganz großen Thermen ist, geben sie sich hier trotzdem Mühe." In kleineren privaten Anlagen war die Qualitätsschwankung größer, da gab es verdreckte Anlagen genauso wie luxuriöse Bäder. "Wenn dich die Vigiles nehmen werden, wirst du ohnehin dort Unterkunft finden und keine andere Bleibe in Rom brauchen." Und für eine Nacht oder zwei fand sich sicher irgendwo ein günstiges Zimmer in einer Taberna. Rom wurde ja täglich von Hunderten Reisenden aufgesucht.

  • Nun unbekleidet durch die Therme zu laufen schien in Rom der Normalfall zu sein. Tibullus mochte es trotzdem nicht. Wenigstens waren die Frauenbereiche von denen der Männer getrennt. Tibullus beschloss den ersten der ihn lüsternd betrachtete mit seinem finstersten Blick zu bedenken.
    Sein erster finsterer Blick gebührte jedoch dem Sklaven, der ihn so verachtungsvoll angesehen hatte. Gefolgt von einer kurz rausgestreckten Zunge. Der Sklave trug es mit Fassung.


    Der nächste Raum war eine kleine Überraschung. Es schien ein Aufenthaltsraum zu sein, in welchem Römer nur mit einem Lendenschurz, einem Handtuch, oder einem Dampfhauch bekleidet, lockere Konversation betrieben. Trotz der fehlenden Kleidung, Tibullus wickelte sich rasch das Tuch um die Hüfte als er sah das andere Römer es auch so hielten, fühlte er sich deplaziert. Allein die Gestik und die Qualität der Rasur, sowie des Haarschnittes, ließen Tibullus bäuerlich wirken.


    "Nun, ich werde morgen bei den Vigiles vorstellig werden, heute komme ich gewiss irgendwo unter. Wenn es nicht zu spät wird heute, werde ich auch versuchen das Haus der Terentier ausfindig zu machen, mit meinem heutigen Glück werde ich gewiss dort Unterkunft finden." Er nickte Purgitius Macer zu "Ich habe euch zu danken Dominus"

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