Für Ankhesenamun war es immer ein großes Vergnügen das lebendige Treiben auf dem Fremdenmarkt Alexandriens mitanzusehen. Dies war der Ort an dem sich die unterschiedlichsten Kulturen vermischten. Immer wieder sah man Neuankömmlinge, die die ungewöhnlichsten Arten von Fischen und Früchten bestaunten und sich aber auch ab und zu mal von so manchen Händler ums Ohr hauen ließen. Aus allen Richtungen trafen die unterschiedlichsten Sprachen, mitunter den unterschiedlichsten Dialekten aufeinander. Mit Merytites im Schlepptau führte es die junge Ägypterin an viele Stände, die vor allem Kostbarkeiten für die betuchten Bürger Alexandriens anboten. Merytities beäugte ihre Herrin immer wieder mit strengen Blicken, denn sie traute den etwas wohlbeleibten Händler nicht, der ihr eine Perlenkette als ein "sensationelles" Schnäppchen anbot.
Vor ihnen ragte der mächtige Tempel dem einst Kleopatra, Iulius Cäsar zum Geschenk machte und nun als Kultstätte der römischen Herrscher und ihrer Familien diente. Umringt wurde dieses Gebäude aber von Menschen, die aus der untersten Schicht Alexandriens gehörten. Auch jene die zu dem Volk der Ägypter gehörten und die nun ihr elendes Leben in den Gossen der Stadt ausharren mussten. Nachdem Merytites es endlich schaffte ihre Herrin ein solch trügerische Geschäft auszureden, gingen sie gemächlich in Richtung Sklavenmarkt an dem immer die "frischeste" Ware aus aller Welt angeboten wurde.
Zwischen Händler und Halsabschneider
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Sim-Off: Ich klinke mich mal mit ein, wenn du nichts dagegen hast.
Es war ein schöner sonniger Tag, der Markt war voll und die Händler waren guter Laune. Sahed freute sich wieder hier zu sein und war mit ein paar Besorgungen unterwegs, sie kannte den Markt, schon als Kind hatte sie hier zwischen den Beinen der Händler gespielt und so mancher der Händler jetzt war ihr Kumpan damals. Jetzt stand sie vor einem Stand und war in ihrem Element. Es war eine Freude ihr und dem Mann auf de anderen Seite des Standes zuzusehen, beide waren die gebohren Schauspieler und handeln war sehr großes Schauspiel, vor allem hier in Alexandria.
Ihre Mimik war herzzerreißend und im nächsten Augenblick voller härte und erbarmungslos, beide redeten wie ein Wasserfall in ihrer Sprache. Sahed hob die Arme und die Sonne funkelte auf dem reifen den sie am Oberarm trug, theatralisch schlug sie die Hände zusammen. Der Mann sah aus als ob sie ihm die Existenz rauben wollte und das war auch gar nicht so falsch. Sie feilschte mit ihm als ob es um ihr Leben ging und dabei ging es nur um ein paar Feigen. Nach einer Weile waren sie sich einig, sie lachten und Geld und Obst wechselten den Besitzer.
Gestern erst waren sie angekommen und sie hatte das Gefühl nie weg gewesen zu sein. Vergnügt ging sie weiter, sprach mit einigen der Leute die sie noch kannte und machte auch sonst neue Bekanntschaft. So zurückhaltend sie in Rom war, so aufgeweckt und zufrieden war sie hier. Sie hätten nie weggehen sollen, das war ihre volle Überzeugung.
Auffallend war die verstärkte Anwesenheit der Stadtwachen und was sie so von manchen hörten war ihr auch klar warum.
Ihr konnte das aber egal sein, sie war wieder hier und das zählte allein für sie und so trieb sie sich noch etwas auf dem Markt herum. Mal sehen wenn sie so noch antraf. -
Auf den Märkten war einiges los und die Sänfte des Iuridiculus tat sich schwer, bei diesem Menschenandrang vorwärts zu kommen. Marcellus, der schon leicht genervt immer wieder durch den dünnen Spalt zwischen den Vorhängen durchsah, ärgerte sich bereits maßlos über die Sänftenträger, die diesen Weg gewählt hatten. Wie konnte man in Alexandria nur über die Märkte laufen – und das zu den Marktzeiten! Irgendwann resignierte der Aelier und lehnte sich wieder zurück. Sein Blick ließ er weiter über das bunte Markttreiben schweifen, bis er schließlich vor einem der Stände auf ein ihm bekanntes Gesicht traf.
"Halt!"
Er setzte sich wieder auf und die Sänfte hielt an. Einer der Sklaven eilte sofort herbei um nachzusehen, was los war und warum sein Herr halten ließ. Marcellus befahl ihm, dass er dieses Mädchen dort herbringend sollte und deutete mit dem Finger auf Sahed. Der Sklave tat wie ihm geheißen und lief sofort los um das Mädchen zu holen.
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Sahed war gerade dabei sich an einem der Stoffstände umzusehen. Sie verglich gerade die Stoffe mit dem was sie in Rom gesehen hatte als sie angesprochen wurde.
Wovon schwafelte der Kerl den? Sein Herr der Iridiculus wollte sie sprechen? Sie? Eine einfache Sklavin die erst vor einem Tag wieder in ihrem geleibten Alexandria angekommen war. Sie kannte keinen Iridisowieso.
Doch der Sklave drängte sie und als der Name Aelius Claudianus Marcellus viel war es ihr klar.
Oh nein, ging das schon wieder los. War der Markt nicht groß genug und voller Leute, wie konnte er sie nur unter diesen Massen gesehen haben, da müssen fremde Kräfte am Werk gewesen sein die hier Schicksal spielte und wer war sie um denen zuwider zuhandeln.
Sie ging also mit zu der wartenden Sänfte, senkte den Kopf vor ihm „ Herr, ihr wolltet mich sprechen? Womit kann ich euch dienen?“ sanft war ihre Stimme und ein reines Latein kam über ihre Lippen. -
Als die Sklavin direkt vor der Sänfte stand, schob Marcellus den Vorhang beiseite und betrachtete sie aus nächster Nähe. Ja, dass war eindeutig die Sklavin von Tiberia Sabina. Aber das war doch nicht möglich. Hatte die junge Patrizierin die Sklavin verkauft oder war sie vielleicht sogar selbst in Alexandria? Sollte das der Fall sein, dann fragte er sich, warum sie sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Sie wusste doch, dass er hier in Alexandria wohnte. Ernst sah er die Sklavin an.
"Bist du nicht die Sklavin von Tiberia Sabina?"
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Sie musste etwas lächeln über ihn, sie war sicher das er genau wusste er sie war. „Ja Herr, ich bin die Sklavin von Tiberia Sabina. Meine Herrin ist gestern in Alexandria angekommen, Herr. Soll ich ihr etwas von euch ausrichten?“
So wie er ihre Herrin das letzte mal angesehen hatte und sie jetzt gleich auf dem Markt ansprach, das war wohl so eine Marotte von ihm, war sie sich fast schon sicher was als nächstes kam. -
Sim-Off: Nein, ich habe nichts dagegen. Nur zu!
Als Ankhesenamun auf den Platz trat auf dem die Sklaven versteigert wurden bot der ansässige Sklavenhändler gerade einen kräftigen Kelten an. Die Kunden warfen ihre Gebote nur so um sich. Zu gut hätte der keltische Sklave in die Dienerschaft ihrer Eltern gepasst, doch sie musste verzichten, da ihre Familie zurzeit nicht das nötige Geld für die Beschaffung eines weiteren Sklaven besaß. Gesunde und zähe Sklaven waren zudem auch noch die teuerste Ware die auf dem Markt die angeboten wurde. Auch als man eine sehr ästhetische Griechin zum Verkauf anbot, musste die junge Ägypterin auf ein Gebot verzichten und kehrte deswegen dem Schauplatz den Rücken. Zurückgegekehrt an einen großen Stand dem einem Gewürzhändler gehörte, bemerkte sie wie eine römische Sänfte anhielt und einer der Sänftenträgern den Weg direkt auf eine junge parthische Sklavin zu einschlug. Nach einem kurzen Wortwechsel führte er sie zu seinem Herrn, der sie mit einem strengen Blick ansah und dann mit ihr ins Gespräch kam. "Herrin, lasst uns weitergehen," redete Merytites auf sie ein und machte Anstalten zu gehen. Der alexandrische Händler überreichte Ankhesenamun ein Säckchen, das mit Safran gefüllt war und wartet auf deren Bezahlung, doch diese wandte indes ihre Augen nicht von dem Römer und der Sklavin ab.
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Also war sie wirklich die, für die Marcellus sie gehalten hatte. Im ersten Moment war er etwas verwirrt und wunderte sich, warum Sabina bei ihrem Treffen nichts über ihre Pläne nach Alexandria zu reisen gesagt hatte, doch gleich darauf wurde er wieder von der Sklavin angesprochen und antwortete ohne langes Zögern.
"Natürlich! Richte ihr bitte aus das ich mich freuen würde sie wieder zu sehen. Ich wohne im Königsviertel. Es wäre erfreulich wenn sie mir eine Nachricht zukommen lassen könnte, wenn sie ebenfalls ein Treffen wünscht."
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Sahed verneigte sich vor ihm. „ Ja Herr, das werde ich ihr ausrichten. Ich kann euch aber gleich sagen, dass sie im Moment wenig Zeit hat. Sie ist aus familiären Gründen nach Alexandria zurückgekommen.“ Sahed würde ihm jetzt nicht gleich auf die Nase binden das die Mutter ihrer Herren erkrankt ist und ihre Herrin kaum von ihrer Seite weicht.
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Familiäre Gründe also – das war eine Erklärung für diese plötzliche Reise nach Aegyptus. Marcellus war jedenfalls erfreut die junge Tiberierin wieder sehen zu können. Sie hatte bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen und aufgrund seiner Versetzung nach Aegyptus hatte er nicht so schnell mit einem Wiedersehen gerechnet. Er nickte der Sklavin daher zu und schloss den Vorhang. Er hatte gesagt was zu sagen war und sie wusste nun was sie zu tun hatte. Die Sänfte setzte sich wieder in Bewegung und Marcellus lehnte sich entspannt zurück.
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Sahed sah ihm noch kurz nach, drehte sich dann um und ging in Richtung nachhause. Einen weitern Spaziergang über den Markt, nein dazu hatte sie jetzt keine Lust mehr. Warum musste er sie nur in all dem Gewühle erkennen. Ob sie ihrer Herrin verschweigt, dass sie ihn getroffen hat.
Bei diesen Überlegungen fiel ihr eine Frau auf die wohl die ganze Zeit ihr und dem Römer zugesehen hatte. Neben ihr stand eine junge Sklavin die sie wohl drängte weiter zu gehen.
Sahed nickte dem Mädchen freundlich zu und senkte den Blick vor der Frau, sicher ist sicher dachte sie sich.
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