Antiochia - Am Tag vor der Abreise

  • Im Zelt des Avitus in der Castra der Prima...


    Es war Abend. Fast Nacht. Einsam saß Avitus in seinem Zelt. Zurückgelehnt, das Kinn auf die Faust abgestützt, ins Leere starrend. Gestern hatte ihn der Brief seines Vetters in Kenntnis darüber gesetzt, dass er Vater eines ermordeten Sohnes war. Seltsam. An Rache hatte Avitus noch gar nicht gedacht, verspürte keinen Wunsch danach. Das würde wohl erst später kommen, wenn die Trauer gewichen war. Falls das überhaupt möglich war.


    Avitus hatte vor einer Weile nach seinem Vetter, IMPERIOSUS, schicken lassen. Er blickte auf, als dieser eintrat, deutete auf einen Stuhl, der dem seinen gegenüber stand.
    "Salve, Vetter"
    grüßte er leise, mit gedämpfter Stimme, und sprach Imperiosus dabei mit 'Vetter' an, ihm damit zu verstehen gebend, dass der Grund seines Besuches rein privat sein sollte.
    "Komm rein, nimm Platz"
    Vermutlich würde Imperiosus an seiner Gestik, seiner Stimme und seiner Mimik bereits im ersten Moment erkannt haben, dass etwas nicht stimmte.

  • Als der Bote bei Imperiosus ankam und ihm meldete, dass der Praefectus ihn sehen wollte. Ärgerte er sich schon ein wenig, gab es doch sovieles, was er noch regeln musste, für die Abreise. Sicherlich hatten sie schon sehr viel geschafft, doch kam Tiberus nicht dazu, alles am Tage zu erledigen, war er doch noch nicht so lange Centurio.


    Als er beim Zelt ankam und merkte, dass Avitus ihn mit Vetter ansprach, wusste er schon, dass dies wohl ein rein Privater Grund haben musste, weswegen er ihn habe rufen lassen.


    Der Artorier nahm platz und schaute seinen Vetter genauestens an. Er bemerkte, dass er anscheinend nicht gerade bei guter Stimmung war, doch warum wusste er nicht.


    " Was ist los Avitus... du... du siehst so aus, als würde dich was bedrücken ? "


    Mit Sicherheit konnte Tiberius dies zwar nicht sagen, doch war er sich zu 98 % sicher, mit seiner Aussage.

  • Avitus deutete mit einer Augenbewegung auf den Brief.
    "Ist von deinem Bruder, Reatinus. Er lässt dich grüßen"
    sagte er.
    "Du erinnerst dich an meinen Sohn, Severus? Ich habe nicht oft von ihm gesprochen. Unser Verhältnis war... stets etwas gespannt"
    Avitus atmete tief durch, ehe leise und mit rauher, tiefer Stimme ruhig weitersprach.
    "Vor einer Weile habe ich... ähm... einen Blick in die Acta Diurna geworfen. Ich las die Meldungen über Vorgänge in Germania und entdeckte darin, dass Severus der legio II beigetreten war. Ohne mein Einverständnis natürlich. Aber... er hatte ja stets seinen eigenen Willen. In dem Brief deines Bruders steht nun, dass Severus... dass mein Sohn... gestorben ist"
    sagte er. Imperiosus war der erste in Avitus' Umkries, der davon erfuhr und dem Artorier war es sichtlich nicht einfach gefallen, das auszusprechen. Avitus blickte scheinbar gedankenverloren auf den Boden, schüttelte leicht den Kopf.

  • Als Imperiosus hörte, dass sein Bruder ihn grüßen ließ, freute er sich natürlich. Doch man konnte merken, dass Avitus ihn nicht nur deswegen hatte rufen lassen. Als Tiberius gerade etwas dazu sagen wollte, sprach sein Vetter auch schon weiter. Man merkte anhand der Stimme, dass es Lucius schwer fiel, darüber zu sprechen.


    Der Artorier wusste zuerst nicht, warum er nun so traurig über seinen Sohn sprach, wenn er doch bei der Legio II eingetreten war. Dies sollte doch ein Grund zur Freude sein, da man glauben konnte, dass Serverus ihm gleich machen wollte. Doch als Tiberius vom Tod seinen Neffen hörte, wusste er nicht so recht, was er sagen sollte. Avitus sagte ihm, als er vom Tod seiner Schwester sprach, dass er sich zusammen reizen sollte, um so den Männern nicht die Moral zu nehmen. Doch genau dies brauchte er, so glaubte Imperiosus zumindestens, Avitus nicht zu sagen.


    " Das.... Das sind natürlich sehr schlechte Nachrichten... Weiß man, wie es passiert ist ? "


    Natürlich wollte Tiberius nicht all zu sehr nachfragen, da er sich denken konnte, wie Avitus sich fühlen musste.

  • Avitus schüttelte den Kopf.
    "Nein, noch weiß man nicht viel. Reatinus konnte mir nichts näheres berichten"
    antwortete er langsam.
    "Ich werde ihm schreiben müssen und ihn bitten, mir näheres zu berichten"
    sagte er, wobei dies eher laut gedacht, denn an Imperiosus gerichtet war.

  • Imperiosus hörte die Worte und sah Avitus an, wie endlos traurig er doch sein musste. Sicherlich war es für ihn besonders schwer, denn er konnte sich ja nie richtig mit seinem Sohn versöhnen, bevor er starb. Natürlich war es immer schlimm, wenn ein Vater seinen Sohn überlebte.


    " Ich werden heute abend, bei meinem Gebet an die Ahnen ,darum bitten, dass sie deinen Sohn bei sich aufnehmen. Auch ein kleines Opfer werde ich dabringen, damit sie ihn dort willkommen heißen werden. "


    Sicherlich war dies vielleicht schon zu spät, doch man konnte ja nie wissen. Tiberius fiel auch nichts anderes ein, um seinen Vetter zu trösten.

  • Avitus nickte langsam.
    "Dafür danke ich dir, Vetter"
    sagte er.
    "Weißt du, Imperiosus, ich hatte stets gehofft, dass Severus in meine Fußstapfen treten würde. Dass er nicht, wie ich, ganz unten anfangen und sich unter schwierigen Bedingungen, und die sind mit der Zeit bei Mars nicht einfacher geworden, hocharbeiten muss. Dass er bald in den ordo equester erhoben wird und die militia equestris beschreitet"
    sprach er langsam.
    "Und nun... ist alle Hoffnung zunichte gemacht worden"
    sagte Avitus. All sein Vermögen, sein Landbesitz, seine Sklaven und sein Geld, erschien ihm wertlos, da er es nicht weitergeben konnte. Dann blickte er Imperiosus an, dachte nach. Sein Vetter hatte es in recht überschauberer Zeit zum Centurio gebracht, sein anderer Vetter, Reatinus, trug ebenfalls die Vitis. Und Avitus wurde gewahr, dass diese beiden Männer de facto seine nächsten Verwandten waren, die er seit den Kindertagen kannte, mit denen er aufgewachsen war. Im nächsten Augenblick fasste er einen Entschluss.
    "Du und dein Bruder, Impriosus, seid meine nächsten Verwandten. Beide seid ihr centuriones, beide dient ihr Rom, wie ich es als centurio tat. Die Götter waren grausam zu mir, indem sie mir meinen Sohn nahmen und meinem Leben jeglichen Sinn abzusprechen drohten. Aber es wird ihnen nicht gelingen"
    bei den letzten Worten zeigte er mit dem Zeigefinger zur Decke.
    "Meinen Sohn kann ich nicht zurückholen. Aber meine Waffenbrüder und Vettern, dich und Reatinus, werde ich mit dem bedenken, was für Severus vorgesehen war. Jedem werde ich Ländereien übertragen. Wenn schon nicht Severus, dann sollt ihr beiden Artorier meiner Unterstützung sicher sein"
    sagte er. Damit würden die beiden beim nächsten Census die Voraussetzung für eine Erhebung in den Ordo Equester erfüllen. Mit der Unterstützung ihrer jeweiligen Patrone wäre sie dann ziemlich wahrscheinlich.
    "Ich werde Reatinus schreiben und es ihm mitteilen. Dir übertrage ich hiermit das Eigentum an meinen Ländereien nahe Mantua"
    sagte er.
    "Die Urkunde übergebe ich dir, sobald wir in Italia sind... Vorausgesetzt, du strebst die Erhebung in den ordo equester überhaupt an?"
    Falls nicht, würde natürlich alles beim Alten bleiben.

  • Imperiosus schauten seinen Vetter an, als er seine Worte sprach. Man hörte die tiefe Traurigkeit heraus udn dass er sich sehr viele Gedanken machte, was die Zukunft anbelangte. Doch als er ihm Anbot, ein Landgut zu nehmen, welches eigentlich für seinen Sohn bestimmt war, wusste er nicht, ob er sich freuen sollte oder nicht. Darum blieb er ernst und starrte zu ihm rüber.


    " Dein Angebot nehme ich gerne an udn werde es in Ehren halten. "


    Tiberius wusste, dass dies wahrscheinlich nicht gerade leicht wahr für Avitus, doch wollte er dieses großzügige Geschenk auch nicht ablehnen.


    " Ich strebe wirklich seit geraumer Zeit an, in den Ordo Equester aufzusteigen. "


    Darum wäre es natürlich auch dumm gewesen, wenn er ablehnen würde.

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