die Ruhe vor dem Sturm

  • Varus hatte sich seine Badeutensilien geschnappt und war in Richtung der Thermen aufgebrochen. Am Eingang drängelten sich noch zwei Leute an ihm vorbei, als wenn das Wasser ausgehen würde.


    "Keine Angst, Wasser ist für alle da." rief Varus noch hinterher und konnte sich ein kleines schmunzeln nicht verkneifen. Dabei war durch die Attacke eines seiner Badetücher herunter gefallen. An anderen Tagen hatte er solche Aktionen noch mit innrelicher Wut beantwortet aber heute konnte ihn niemand aus der Ruhe bringen, heute nicht.
    Varus marschierte in die Umkleide der Therme, entledigte sich seiner Alltagskleidung und machte sich zum schwimmen bereit.
    Im Schwimmbad angekommen, musterte er erst einmal die Umgebung um danach gleich mit dem Wasser in Kontakt zu treten. Er schwamm zwei Bahnen und begab sich danach aus dem großen Becken in ein wesentlich kleineres, welche aber von der Themperatur merklich höher war. Dort machte er es sich erst einmal gemütlich, legte den Kopf zurück und entspannte erst einmal.

  • Die Schlange vor den Thermen war heute besonders lang. Ich selbst hatte mir meine beiden Sklaven mitgenommen, um notfalls durchzusetzen, dass ich schnell genug hinein kam. Plötzlich wurde es hinter mir laut.


    Ungewaschener Pöbel, lasst mich hindurch!, schallte es nach vorn. Ich blickte mich um und sah einen mir bekannten Patrizier, der von einigen grobschlächtigen Plebejern unterer Herkunft daran gehindert wurde, voranzukommen in der Schlange. Kurzerhand nickte ich meinen Sklaven zu. Als Anhänger des Optimatenlagers - so es politisch noch Gewicht hatte - war ich auch Anhänger alter Sitten. Und die verlangten nunmal Vorrang für die Oberschicht, besonders für Senatoren wie diesen hier.


    Lasst den Mann durch, Gesocks!, rief ich, während meine Sklaven die Rüpel zur Seite drängten und einen Korridor für den Senator öffneten. Der nickte mir dankbar zu und ich konnte nach ihm hinein. Den obulus warf ich in die Urne, dann zog ich mich um. Während meine Sklaven es sich in der Umkleidekabine gemütlich machten, um hoffentlich auf meine Habseligkeiten Acht zu geben, machte ich den obligatorischen Rundgang. Letztlich verschlug es mich ins Heißbad. Stöhnend ließ ich mich ins Wasser sinken und legte mir einen nassen Leinenlappen auf den Kopf.


    O tempora, o mores!, stöhnte ich vor mich hin. Es war höchste Zeit, dass die Decimer geadelt wurden, um ihren gerechten Platz an der Sonne zu erhalten.

  • Varus der bis eben noch als einziger im Heissbad entspannte war in einem Zustand zwischen schlummern und einschlafen. Als er von der Welle eines sich gerade im Heissbad gemütlich machenden jungen Mannes aus der Dämmerung ins Leben zurück geholt wurde. Varus öffnete das linke Auge und beobachtete die ganze Prozedur. Der Neuankömmling machte es unter einem erleichternden Stöhnen garnicht weit weg von Varus bequem. Danach beobachtete Varus wie er sich noch einen Leinenlappen auf den Kopf legte. Da der Sturm nun vorbei schien schloss auch Varus wieder sein noch offenes linkes Auge und war schon wieder Richtung seelische Dämmerung unterwegs.
    Hier könnte ich ewig zubringen dachte sich Varus.

  • Nach kurzer Zeit erblickte ich in der Runde einen alten Freund. Ich nickte ihm grinsend zu und er erkannte mich auch.


    Lucius, was verschlägt dich hierher?, fragte ich verschmitzt und wrang den Lappen über meinem Kopf aus, um mir dann den Rücken zu waschen.


    Ich wollte nachdenken, das macht man am besten hier. Schon Seneca wohnte über einer Therme.


    Ich staunte nicht schlecht. Er war noch immer der Alte.


    Nun, dann sag mir, zu welchen Überlegungen du bezüglich Platons Gleichnis gekommen bist...


    Er atmete tief durch. Da musste er schon mehr überlegen.


    Ich denke, dass das, was wir hier sehen, nicht dem entspricht, was wirklich ist... Platon verdeutlicht ja den Schritt des Erkenntnislosen hin zur Erkenntnis. Und den sind wir noch nicht gegangen...


    Ich selbst nickte nur. Soweit war ich in meinen Gedanken schon gekommen, darüber hinaus tat aber mein Kopf weh, wenn ich daran dachte, was sich hinter dem, was wir sahen, verbarg.

  • Das Heissbad füllte sich langsam aber spürbar. Varus lag immer noch mit geschlossenen Augen, den Kopf nach hinten gelegt und döste. Ein gewisser Lucius stieß zu der netten Runde hinzu. Die zwei schienen sich zu kennen. Jedenfalls machte dies den Anschein. Auf jeden Fall unterhielten sie sich über philosophische Themen, was Varus auch gern ab und zu zum diskutieren anregte. Aber nicht heute, heute wollte er einfach nur hierliegen, nichtsmachen und wenn überhaupt über belangloses schwafeln. In seinem Kopf war für solche Themen heute irgendwie kein Platz. Wie gesagt, heute.


    Nun musste Varus sein Haupt doch einmal erheben und genau sehen, mit wem er es hier zu tun hat. Bis jetzt lag ja nur sein linkes Auge auf der Lauer.
    Er richtete sein Haupt auf und schaute zu den zweien.


    "Nachdenken ist immer gut, wenn nicht soviel trubel ist. Heute ist es ganz annehmbar hier." machte Varus eine kurze Bemerkung, schaute die zwei an und lächelte.

  • Nach diesem kleinen Disput verabschiedete sich Lucius von der Runde und verschwand in Richtung frigidarium. Wir versprachen uns, demnächst noch einmal bei einem guten Wein die Diskussion weiterzuführen. Just in dem Moment wurde ich angesprochen. Lächelnd nickte ich dem Mann zu, der wohl in meinem Alter war, und wusch mir die Arme.


    Ja, da hast Du Recht. Ich wünschte mir nur manchmal, man würde den breiten Massen nicht so vorbehaltlos den Eintritt erlauben... aber das lässt sich wohl nicht ändern...


    Übrigens..., sprach ich höflich und reichte dem Mann meine Hand.


    ...Caius Decimus Scaurus ist mein Name... mit wem habe ich die Ehre?

  • Als die beiden mit fachsimpeln fertig waren verabschiedete sich der eine und verließ die Runde.
    Nachdem Varus von demFremden höflich angesprochen wurde, nickte Varus zustimmend. "Wem sagst du das, manchmal hat man zu tun, noch einen Platz zu finden. Aber heute ist es ganz angenehm." antwortete Varus und lächelte den Fremden an.


    Der Fremde stellte sich Varus dann als Caius Decimus Scaurus vor. Er reichte Varus die Hand und Varus erwiderte die höfliche Geste.
    "Salve, und ich bin Decimus Annaeus Varus."


    "Setz dich doch." bot Varus Decimus Scaurus den Platz neben sich an. "Bist du oft hier?" fragte er den Decimer, denn Varus war hier und heute nur ausnahmsweise mal hier.

  • Ich nahm dankend neben ihm Platz.


    Es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen, Decimus. Ich bin, wenn es sich einrichten lässt, jede Woche hier. Komisch, eigentlich müssten wir uns schon längst einmal über den Weg gelaufen sein.


    Nunja... was machst Du in Rom, wenn die Frage erlaubt ist?

  • Der Decimer nahm neben Varus Platz und die beiden kamen ins Gespräch. "Nun, sehr oft bin ich nicht in Rom aber wenn ich schon einmal hier bin, muss ich auf jeden Fall den Thermen einen Besuch abstatten." meinte Varus und lächelte zufrieden "Ich bin auf Einladung eines Freundes hier in Rom, vielleicht sagt dir der Name Aurelius Ursus etwas?" beantwortete Varus die ihm gestellte Frage des Decimers bezüglich seines Besuches in Rom.


    "Und du, lebst du in Rom?" Varus war neugierig bezüglich seines Gesprächspartners. Er interessierte sich eben dafür, mit wem genau er das Vergnügen hat.

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