Ursus wartete. Und wartete. Er konnte hören, daß sich drinnen etwas bewegte. Also war Minervina auf jeden Fall da. Vermutlich hatte er einen ungünstigen Moment erwischt und sie mußte sich erst bereit machen, Besuch zu empfangen. Also wartete er weiter geduldig. Bis endlich die Aufforderung zum Eintreten kam. Er öffnete die Tür und ging auch gleich freudig auf Minervina zu, die mitten im Raum stand, und umarmte sie erst einmal herzlich. "Schwesterchen! Endlich! Na, sag mal, wo hast Du denn die ganzen letzten Tage gesteckt? Ich habe Dich vermißt. Dabei habe ich Dir doch sogar etwas aus Germanien mitgebracht. Schau." Er löste sich aus der Umarmung und reichte ihr das Päckchen, freudestrahlend und in Erwartung ihrer Freude. Das war schließlich das schönste am Schenken: Die Freude des anderen beobachten zu können.
Doch als er sie jetzt genauer anblickte, sah er die dunklen Schatten unter ihren Augen, die geröteten, leicht geschwollenen Augen, den müden Zug in ihrem Gesicht, der von ihrem Lächeln kaum übertönt werden konnte. Die strahlende Freude erlosch von seiner Miene und machte Besorgnis Platz. "Was ist denn los? Bist Du krank? Niemand hat mir etwas davon gesagt..."