Einige Monate hatte ich mich im Norden zur Ruhe gesetzt. Schon bald waren die Studienblätter aufgebraucht und der Tag lud zum Müßiggang ein. Kein Halm wollte auf den Feldern gedeihen. Wie auch der Winter war in seiner eisigen Pracht unbändig windig und frostig. Der Kamin ließ es nicht zu, das die Räume besonders kalt wurden. Von Hitze konnte ich deswegen noch lange nicht sprechen. Einiges aus Rom drang viele Wochen später nach Norden und so auch das Gerücht, wie es in Parthien aussah. Die Konstellation entpuppte sich erst bei genaueren Nachdenken als schwierig und ich dachte darüber nach, wie es unserer Gens ergehen würde. Fakt blieb, das wir nur gemeinsam einen starken Eindruck machen konnten und sollte es notwendig sein auch zusammen fliehen.
Der Entschluss nach Rom zurückzukehren fiel mir nicht leicht und die drückenden Einblicke in meinen Gedanken erleichterten das Unterfangen auch nicht. So traf ich die Entscheidung, die die Distanz zwar verringern würde, meine Abhängigkeit aber nicht untergrub.
Mein Gefolge begleitete mich zu einer alten Villa zwischen Rom und Tibur. Einem kleinen Städtchen südöstlich der Hauptstadt gelegen. So war ich nah genug, um Boten aus der Stadt zu empfangen oder selbst welche zu schicken und weit genug, um unabhängig zu bleiben.
Zwar bot sich mir ein etwas trostloser Anblick, als ich die Allee von Zypressenbäumen hinauf ritt und das aus groben Feldstein gemauerte Haupthaus erspähte, aber ein paar Reperaturen lagen in meinem finanziellen Vermögen.
Drinnen erwartete mich keine besonders freundliche Atmosphäre, aber das Haus war sauber und die Einrichtung für einen Flavius angemessen. Das eine oder andere Möbelstück würde aus meinem Hausrat noch dazu kommen und natürlich auch das Bett. Ansonsten war ich ein spartanisches Haus von meinem Land im Norden gewöhnt.
Als das Pferd dem Knecht übergeben war, setzte ich mich draußen in die Strahlen der Sonne. Noch schien sich nicht kräftig genug, um Wärme zu spenden, aber ein kleines Kitzeln im Gesicht war drin. Mit den Gedanken war ich jedoch schon weiter und bat einen der mitreisenden Scribae sich ebenfalls in meiner Nähe niederzulassen. Wenigstens meinem Bruder wollte ich schreiben, wo ich mich aufhielt. Vielleicht wollte er mich sehen. Auch wenn es mir viel Mühe bereiten würde jetzt schon die Stadt Rom zu betreten, so bestand eine kleine Möglichkeit Gracchus vor die Tür zu locken und darauf zu warten, das der Bruder die wenigen Kilometer, nichtmal zehn an der Zahl, zurück legte, um mich zu sehen.
Derweil luden die Diener die Wagen ab, stellten meine allerlei Möbel ins Haus und füllten die Vorratskammer mit mir angemessenen Speisen. Eine Handvoll Sklaven wurde ausgesandt Wasser in Eimern zu holen und danach sollte trotz der guten Ordnung das Haupthaus geschrubbt werden. Mir war das egal. Ich blickte darauf nicht. Meine Gedanken formten einen Brief. Wenige Zeilen zwar, aber eine Nachricht wenigstens...