Das Hauptgebäude | Die Räumlichkeiten des Sosimos von Korinth



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    Die Forschungsräume des Sosimos von Korinth


    Die Räume, in denen Sosimos, einer der ältesten Gelehrten (noch lebend versteht sich) lebt und wirkt, liegen in dem Hauptgebäude, wo auch das Herz der Bibliothek schlägt und pulsiert, die größten Bestände an Schriftrollen aufbewahrt und gesammelt werden. Aber auch der Eßsaal und die Räume, in denen viele der Schüler unterrichtet werden (sofern sie nicht im Freien lernen oder bei den Gelehrten selber), liegen in dem Haupthaus.


    Sosimos Arbeitsraum ist stets ein wenig chaotisch, Schriften stapeln sich aufeinander, zwei alte Büsten mit Platon und Homer stehen in den Ecken des Raumes, sind aber meistens auch mit Rollen so bedeckt, dass man sie kaum wieder erkennt.


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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Treppen hinauf, Gänge durchwandert, irgendwann und an vielen steinernen, toten Büsten vorbei gekommen, erreichten sie die Räume, die dem Sosimos zugeordnet waren. Schon einige Schritte zuvor beantwortete Doros noch die Frage, die Kassandros vorher gestellt hatte. „Eine genaue Kontrolle? Nun, das ist ganz und gar unterschiedlich, je nach Epistates...den wir nun nicht mehr haben, aber Sosimos wird das auch auf seine Weise handhaben!“ Bei Doros hatte der Alte (Tychios erfuhr in Doros Gedanken meistens nur den Namen 'Der Alte') weder nach Qualifikation gefragt, noch nach einer Lehrprobe (überhaupt, wen interessierte es schon, ob die Gelehrten auch lehren konnten?). Nur mit bedeutungsvoll, aber verhohlenen Worten hatte Tychios Geld verlangt und Doros hatte bezahlt. Es war ihm egal, er wusste, dass er ein passabler Iatros war. Aber nicht alle teilten diese Meinung. An der Tür angekommen klopfte Doros, wartete bis er ein mürrisches Herein hörte und führte die Männer in den unordentlich eingerichteten Raum hinein. Hinter dem Tisch, an dem sich zahllose Schriften türmten als ob sie einen Wettbewerb mit Babel veranstalteten, ragte eine graue Eminenz hervor. Die Haare waren zwar weiß, der Bart ebenso, aber Sosimos trug ein graues, langes Gewand und auch seine Miene deutete von Freudlosigkeit. „Khaire, Sosimos! Hier sind zwei Männer, die gerne dem Musieon beitreten möchten! Als Gelehrte!“


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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Langsam, aber sicher musste sich Sosimos zu der erdrückenden Erkenntnis durchringen, dass er immer schlechter sah. Er hielt eine Schriftrolle weit von sich weg, so weit er es mit seinen Armen nur konnte, aber dennoch waren die griechischen Buchstaben nur ein verschwommener schwarzes Fleck, der auf dem Papyrus hin und her tanzte. Sosimos war schlecht gelaunt, sehr schlecht und das schlug sich schon in dem herrischen und grummeligen Herein nieder, was er dem Klopfen antwortete. Erst als er die Stimme von dem Tunichtgut und Prahlehans Doros von Pelusium vernahm (den er in mancher schwacher Stunde zu gerne gefeuert hätte, solche Männer wie Doros waren es schließlich, die das Museion in Verruf bringen konnten), sah Sosimos von seine Schriftrolle auf. „Aha!“, gab er als Antwort. „Khaire!“, brummte er und deutete auf zwei Stühle. „Setzt euch doch!“ Seufzend legte Sosimos den Brief, den ihm ein Gelehrte von der Akademie gerade erst geschickt hatte, auf den höchst wackeligen Turm. „Ihr möchtet also hier in der Lehre und Forschung tätig sein? Welcher Schule gehört ihr denn an?“





  • Khaire, Sosimos von Korinth, es freut mich sehr dich kennen zu lernen, dein Ruf eilt dir vor raus.


    Antwortete ich gleich nachdem er fertig war mit seiner Rede, noch bevor ich mich setzte. Sichtbar hatte der alte Mann schlechte Laune, doch das war nichts besonderes, es war wie bei vielen Alten, sie wurden mürrisch. Manch einmal ertappte ich mich selbst dabei und war dann aber froh das ich noch sehr rüstig war für mein Alter war, Serapis, dem Besserer des Fatums sei Dank.


    Richtig, ich möchte aber auch gleichzeitig die Vorträge anderer Philosophen, aber auch von Philologen, hören. Ich selbst sehe mich der Schule der Stoa zugeordnet, allerdings bin ich kein Mann der Dogmen blind folgt. Es sei auch gesagt das ich ein äußerst treuer Anhänger des Serapis und der Isis bin und sich so meine meine Philosophie* und meine Liebe zu den Göttern* gegenseitig äußerst interessant befruchten*. Ich bin mir bewusst das die Stoa am Museion sicher nicht die allgemein vertretende Lehre ist, doch ich denke gerade deswegen eine Bereicherung sein zu können.


    Sim-Off:

    * Da Philosophie ja die "Liebe zur Weisheit" ist, hat der Begriff in Kombination mit der Aussage "Liebe zu den Göttern" im Altgriechischen gewiss einen interessanten Wortwitz gehabt, ebenso wie die darauf folgende "Befruchtung" zweier Liebenden.

  • Nun, vielleicht war es doch besser gewesen, zuerst zu Doros zu gehen und dann - ihm folgend - zu Sosimos. Unser Philosoph hatte nicht die leiseste Ahnung, wo - im Vergleich zum Sonnenstand - er sich befand und er würde wahrscheinlich auch selbständig nicht mehr zurück in sein Zimmer finden, aber an solcherei geographische Orientierungslosigkeit gewöhnt, würde er einfach solange laufen, bis er jemand finden würden, den er fragen könnte. Wer alles vergißt, lernt andauernd Neues und Überraschendes kennen.


    "Chaire, Sosimos" begrüßte er das sich selbst bewegende Fossil. Im Zimmer des Gelehrten roch es nach alter Mann, leicht ranzig und verstaubt. Diagoras kramte nach einer Birne und biß hinein: 'Lukians Liebling', weil sie sein Freund so gerne als Mus auf's Brot aß, allgemein aber eher bekannt als 'holzfarbige Butterbirne'.


    "Wir hatten uns schon auf dem Synodon zum Wahlvorschlag eines neuen Epistates getroffen. Ich bin Diagoras von Melos." Vielleicht reagieren die Atome des Alten ja auf Reizwörter und stoßen mit solchem Geräusch zusammen, daß Erinnerungen geweckt werden. "Ich habe an der platonischen Akademie in Athen als Gast gelehrt und war vorher Bibliothekar in Ephesos und Klient des Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus". Ein bißchen Namenfallenlassen kann nicht schaden, Iulius Celsus Polemaeanus war einer der angesehensten Bürger von Ephesos und früher Legionstribun in Ägypten gewesen - aus dem würde sicherlich noch einiges werden.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Mit einem „Wenn ihr mich bitte entschuldigt!“, verabschiedete sich Doros, der keine Lust zu haben schien, noch länger in Sosimos' Räumlichkeiten zu verharren. Der Iatros nickte sowohl Kassandros als auch Diagoras freundlich zu, Sosimos ignorierte er dabei, drehte sich um und verließ den Raum. Der ältere Gelehrte, Sosimos von Korinth, beachtete den jüngeren Gelehrten ebensowenig. Er ließ das Papyrus auf den Tisch herunter sinken und beäugte die beiden Männer über den Tisch hinweg, die in den Raum getreten waren. Der alte Gelehrt blinzelte einige Male um die verschwommenen Flecken vor seinen Augen zu vertreiben, die von dem Papyrus auf das Gesicht der Männer gewandert waren. „Stoa? Ah!“, murmelte Sosimos. „Ah ja...hm...“, grummelte er leise vor sich her und schien ein wenig in sich zu gehen, um darüber nachzudenken. „Das Museion ist kein Ort, der nur einer Schule seine Präferenz einräumt. Gerade in der Auseinandersetzung der verschiedenen Schulen kann neues Wissen geboren werden...oder Schädel eingeschlagen.“ Das Gelehrte immer nur kühl und rational argumentierten, das war ein Trugschluss und wurde schnell als Lüge enttarnt, wenn man so manch eine Disputatio am Museion verfolgte. Oder die Animositäten der verschiedenen Gelehrten, die in eine wahre Fehde ausarten konnte. „Hören? Das heißt, Du möchtest Dich als Schüler in das Museion einschreiben? Bist Du ein Bürger der Stadt und besitzt einen einwandfreien Leumund?“


    Auch dem anderen Mann wandte sich Sosimos um und betrachtete ihn einen Augenblick länger, als ober danach suchen müsste in seinem Gedächtnis, was Diagoras meinte. Der Iulier sagte dem guten Sosimos nämlich leider nichts, auf Militär hatte Sosimos noch nie viel gegeben. „Aaaaber natürlich!“, kam es dann von Sosimos. Erkennen zog sich über seine Augen. Du hast doch damals für Theodoros gesprochen, nicht wahr?“ Sosimos nickte anerkennend, aber auch nur, weil Diagoras damals seine eigene Position (die von Sosimos) mit seiner Rede unterstrichen hatte. „Die platonische Akademie?“ Ein verträumtes Glänzen trat in die Augen des alten Mannes, der ein ausgesprochener Anhänger des Platon war, wie so manche am Museion, war doch die platonische Lehre in Alexandria sehr beliebt und wurde gehegt und gepflegt. „Ach ja, in meiner Jugend...“ Das mußte schon ein halbes Jahrhundert her sein. "...war ich dort einige Zeit als Schüler. Schön war das, schön!“, murmelte Sosimos. Mehr der Atmosphäre wegen, denn so manch eine der Originalschriften der Akademie waren vom Museion im Laufe der Jahrhunderte schlicht gestohlen worden und somit die Bibliothek (aufgrund der rigorosen Art so mancher Vorgänger des Theodoros und Tychios) mittlerweile sehr viel größer als die der Akademie. „Du möchtest als...Schüler...Lehrer dem Museion beitreten?“




  • Ja, seit meiner Jugend bin ich Bürger der Polis Alexandria und soweit ich weiß habe ich mir nichts zu Schulden kommen lassen. Ich möchte sowohl mein Wissen weitergeben, als auch neues erlangen. Also sowohl vortragen, als auch zuhören. Mit der Auseinandersetzung zwischen den Schulen hast du natürlich recht.


    Antwortete ich nur knapp, um gegenüber Diagoras nicht unhöflich zu erscheinen indem ich ihm seine Redezeit kürze.

  • Zitat

    Original von Prosekon tou Mouseiou
    ~ Sosimos von Korinth ~


    "Genau", antwortete Diagoras. "Die Akademie in Athen wünschte sich Theodoros als neuen Epistates, darum war ich auch damals am Museion. Guter Mann, dieser Theodoros, leider ein Jude, was aufgrund seiner Reputation aber niemand in Athen wußte." Womit dann die Kandidatur ziemlich aussichtslos geworden war, aber vielleicht hatte der Rückzug von Theodoros auch noch andere Gründe. Vor Diagoras' geistigem Auge emanierte das Bild einer höchst, eigentümlichen Person, geschlechtslos häßlich.


    "Und - da ich Muße habe, möchte ich forschen und Lehren. Theologia und Historia." Und nicht zu vergessen: Äpfel.


    Für Diagoras standen Äpfel für Freiheit, Pluralismus und Toleranz. Als junger Ephebe war er Begründer der "Ephesischen Apfelfront", die sich mit den Anhängern der Nationalephesischen Arbeiterpartei regelmäßig Straßenschlachten lieferte und so manchen faulen Apfel einem dieser Genossen an die Stirne klatschte. Warum ausgerechnet "Äpfel"? - Fragen Sie mich etwas anderes.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Ein wenig verwirrt schien der alte Mann dann doch zu sein bei der Antwort von Kassandros. „Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe, Kassandros. Du möchtest als Schüler oder doch lieber als Lehrer hier arbeiten? Denn die Vorlesungen halten bei uns in der Regel dann doch die Lehrer! Und wenn ja, welchem Wissensgebiet möchtest Du Dich widmen?“ Fragend musterte er den älteren Mann vor sich.


    Dann wandte er sich an Diagoras, dessen Intention dem alten Gelehrten klarer war. Akademie, Gastlehrer, sprach für Theodoros, hatte sich also schon gut und für Sosimos passend engagiert, Sosimos dachte noch einen Moment darüber nach, dann fing er an zwischen den Schriftrollen zu suchen, einige fielen dabei von seinem Tisch bis er wohl die Richtige gefunden hatte. „Ah, hier!“, murmelte er und begann mit einer Rohrfeder etwas darauf zu kritzeln, dann hob er den Kopf. „Gut, Diagoras, Du erhältst von mir die Gelegenheit hier am Museion zu unterrichten. Ich werde Dich bei den Philosophen eintragen. Willkommen am Museion. Hast Du schon Räumlichkeiten, in denen Du hier am Museion wohnen kannst?“



  • Scheinbar schien Sosimos mich nicht richtig zu verstehen. Also noch einmal.


    Ich möchte lehren und zwar die Philosophie der Stoa.


    Antwortete ich nun knapp um den alten Mann nicht weiter zu verwirren. Ich würde mich einfach still in die Vorlesungen der anderen Lehrer setzen.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Zufrieden nickte Sosimos, denn jetzt war ihm klar, was Kassandros genau wollte. Er musterte ihn eine Weile lang nachdenklich, war sich etwas unschlüssig, wog den Kopf hin und her, aber Sosimos war noch nie ein Mann gewesen, der nicht auch mal ein Risiko in Kauf nahm, selbst wenn er immer wieder enttäuscht wurde, so waren doch manchmal Gewinne darunter. „Hm, also gut, ich gebe Dir auch die Gelegenheit hier am Museion zu lehren. Ich werde jedoch Dich...und im Übrigen Dich auch...“, meinte er auch zu Diagoras. „...im Auge behalten, ob ihr dem Museion eine Bereicherung seid oder ihm eher schadet. Mögen die Musen Dich anleiten und Willkommen, Kassandros.“ Erneut hob Sosimos seine Feder und kritzelte etwas auf die Rolle. „Gibt es Fragen?“ Sosimos war kein Mann der langen Worte, er kam stets zu dem, was ihm wichtig erschien. (Womöglich war das auch gut, denn schließlich war der Mann nicht mehr der Jüngste und hatte nicht mehr allzu viel Zeit im Leben.)





  • Nikolaos war am fortgeschrittenen Morgen zu Sosimos Arbeitsräumen gegangen. Da Theodoros verschwunden war, hatte der alte Gelehrte die Vertretung für den toten Epistates gewissermaßen ungeschrieben und ohne Würdentitel, still und ohne Abbruch übernommen. So hielt der Schüler es für angebracht, Sosimos gewissermaßen als Bibliothekar anzusehen und es somit ihm anheim fallen zu lassen, über die Aufnahme oder Nichtaufnahme von Schriften in die Bibliothek zu entscheidne. Unter seinem Arm trug er eine Abschrift seiner Abhandlung. Sie war umfangreicher geworden, als er anfangs gedacht hatte, hoffentlich würde Sosimos die Mühe auf sich nehmen, sie zu lesen und sie nicht gleich abzuweisen. Schließlich war Nikolaos nicht mehr als ein Schüler im Museion, obgleich er in der Polis durchaus Einfluss besaß. Er klopfte vorsichtig und wartete auf eine Antwort.

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    ~ Sosimos von Korinth ~



    In letzter Zeit verbrachte Sosimos mehr in den Räumlichkeiten als sonst wo, aber der Strom der Besucher riß nicht ab, genauso wenig der Menschen, die am Museion lehrte oder lernten, aber Sosimos hatte sowieso in den letzten beiden Jahren immer weniger gelehrt (irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Jugend nicht mehr das war, wie zu seiner Zeit und lag damit voll im Trend seit den Zeiten alter Philosophen, die schon selbiges über ihre Jugend behauptet hatten) So studierte er einige Rollen, die er sich hatte kommen lassen, organisierte, verwaltete und plante den nächsten Festtag, von denen es doch zahlreiche im Jahr gab, als das Klopfen ertönte. Ein deutliches „Herein!“ war zu hören.





  • Mit wenigen Worten und in wenigen Augenblicken können sich ganze Leben verändern. Mit knapp über dreißig war Diagoras kaum mehr ein Jungspund, auch wenn sein emotionaler Quotient oft noch auf der Skala "Pubertät" herumkrebste - aber nun schien das Jugendlotterwanderleben ein Ende zu haben. Lehrer am Museion! Wenn er anstellig wäre, würde er spätestens im nächsten Jahr zum Inventar gehören und damit unbeachtet von allen und allem sein Leben nach seiner Façon leben können. Materiell abgesichert und sorgenfrei. Blühende Landschaften voll von Apfelbaumhainen taten sich vor des Philosophen innerem Auge auf.


    "Danke", sagte Diagoras und nahm den Schrieb entgegen. "Momentan logiere ich im Gästetrakt, o Sosimos. Räumlichkeiten, in denen ich auch arbeiten und Schüler empfangen kann, wären natürlich höchst erfreulich." Diagoras strahlte. Er dachte an die weichen Polster des Doros.


    "Dann können wir uns ja gratulieren, Kassandros - auf eine gute und segensreiche Arbeit!" Daß ihre Arbeit am Anfang kritisch beäugt werden würde, was Diagoras klar. Im Wissenschaftsbetrieb galt zweifellos die Devise, daß nichts so süß riecht, wie die Leiche eines Konkurrenten. Darum galt die meiste Energie in der ersten Zeit, entweder sich aller unliebsamer Kollegen zu entledigen - als Arzt war man da klar im Vorteil - oder möglichst als gefahrlos wahrgenommen zu werden.


    "Fragen? Nein, ich denke, die Einzelheiten zum Lehrbetrieb kann ich auch mit den Grammatoi aushandeln, auch wenn das Museion größer und berühmter ist, sind die Strukturen doch ähnlich wie überall." Diagoras hatte schon seine - sehr unterschiedlichen Erfahrungen in Ephesos und Athen gemacht, Raumbelegung, Sprechstunden, Handapparate, Antragsformulare und aller der Kram, mit denen einem das akademische Leben vergällt wurde.

  • Nikolaos trat ein. "Entschuldige, falls ich dich gestört haben sollte, werter Sosimos. Mein Name ist Nikolaos Kerykes, ich bin seit längerem Schüler des Museions. Einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner bisherigen Zeit am Museion habe ich damit verbracht, eine Abhandlung über die praktische Aufführung einer drama, gewissermaßen als bescheidene Ergänzung zur Poeteia des Aristoteles, die zugleich aber auch ein Beispiel ist für die Verwandtschaft aller Künste zueinander." Er legte eine Pause ein. Diese Schachtelsätze, die man sich anscheinend rasch angewöhnte, wenn man am Museion Gelehrte sprechen hörte, selbst mit solchen sprach und überlange Abhandlungen verfasste, waren recht anstrengend und erforderten gelegentliches Luftholen. "Ich möchte dich bitten, diese Abhandlung auf ihre Eignung hin zu prüfen, in die Bibliothek aufgenommen zu werden.", sagte er schließlich und reichte dem Mann die Rolle. Zwar hatte er den alten Gelehrten respektvoll behandelt, doch die anfängliche Unterwürfigkeit gegenüber den weisen oder weniger weisen Herren des Museions sowie insbesondere inoffiziellen Stellvertretern des Mannes, dessen Tod Nikolaos als Strategos untersucht hatte, war mit zunehmender politischer Macht gewichen. Zwar war Nikolaos nicht anmaßend, wie er sich in letzter Zeit oft gegenüber den anderen Pyrtanen gab, jedoch war ihm deutlich anzumerken, dass er keine Furcht mehr hatte gegenüber höhergestellten.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Sosimos nickte zerstreut und lehnte sich zurück. Er dachte einen Augenblick darüber nach, was für Vorgänge zu tun war. „Gut, dann wende Dich nicht nur an einen der Grammatoi wegen dem Unterricht, sondern auch wegen Räumlichkeiten, die Dir zustehen...aber auch Dir, sofern Du es wünscht...“, meinte Sosimos auch an Kassandros. „..., wo Du arbeiten, aber auch wohnen kannst. Denn die Gästeräume sind doch deutlich bescheidener und kleiner als die Räume, die einem Philosophen oder Philologen hier am Museion zustehen!“ Was das mit den Strukturen anging, darauf nickte Sosimos. „Ja, da magst Du Recht haben, Diagoras!“ Erneut kramte Sosimos herum, bis er merkte, dass er gar nicht wusste, warum er das tat. Dennoch flatterten erneut ein paar Schriftrollen auf den Boden, nach denen sich Sosimos sicherlich nicht bücken würde. Ein Sklave, ein fast ebenso alter Mann wie Sosimos es war, räumte einmal am Tag dezent hier auf. „Ja, wenn dann keine Fragen mehr sind, wünsche ich euch einen guten Anfang und dass die Musen und Apollon euch gewogen sein mögen!“





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    ~ Sosimos von Korinth ~



    Von einem Berg von Schriftrollen sah der alte Gelehrte auf als Nikolaos seine Räumlichkeiten betrat. Der alte Mann blinzelte, denn sowohl das Sonnenlicht, das strahlend durch die geöffneten Fenster strahlte (Sosimos hatte auch wirklich große Fenster, sogar eine kleine Terasse, die einen umwerfenden Blick auf die Prachtbauten der Polis zeigte), aber auch seine immer stärker werdende Sehschwäche vermochte das Bild zu trüben, was Sosimos erblickte. Den jungen Mann erkannte er darum nicht (hätte es wohl selbst nicht, wenn dieser ihm erzählt hätte, dass sie sich kurz begegnet waren, nämlich noch zu den Zeiten als der alte Tychios lebte und Sosimos wutentbrannt aus dessen Arbeitszimmer gelaufen kam und fast in Nikolaos hinein gerannt war.) „Khaire, junger Mann. Nimm doch Platz...und nein, Du störst nicht. Für Schüler des Museion stehen meine Räume immer offen!“ Blinzelnd sah Sosimos auf die Schriftrollen „Aristoteles?“ Sosimos ergriff neugierig die Rollen, denn Aristoteles, der Schüler des Platon, war bei Weitem nicht so bekannt wie sein Lehrer, Platon, der ganze Schulen unter seinen Einfluss gebracht hatte und sich gerade in Alexandria großer Beliebtheit erfreute. Aristoteles würde noch eine Weile brauchen, ehe er die Anerkennung erfuhr wie sein Lehrer sie schon hatte. Sosimos rollte einer der Rollen auf. „Natürlich werde ich die Schriftrollen prüfen. Die Texte des Aristoteles brauchen durchaus noch einige Abhandlungen, die wenigsten Schüler interessieren sich für seine Philosophie.“ Wobei das Museion die größte Sammlung dieses Griechen besaß. Sosimos sah von der Rolle auf und in das vor seinen Augen etwas verschwommene Gesicht des jungen Mannes. „Sag, wie lange studierst Du schon am Museion?“





  • Nikolaos erkannte den alten Gelehrten wieder. Es war jener Mann gewesen, der ihn bei seiner Aufnahme im Museion beinahe umgerannt hätte im Vorraum des Epistates und der eine gewisse Zeit lang auf der Verdächtigenliste des damaligen Strategos Alexandrinos stand, nachdem der Epistates tot im Brunnen aufgefunden worden war. Doch gewisse Spuren hatten Nikolaos damals schnell von diesem albernen Verdacht weggeführt. Schließlich war es, gerade im Museion und unter den Gelehrten, durchaus üblich, sich heftig zu streiten und dabei jegliche Regeln eines gepflegten Streitgesprächs außer acht zu lassen, ohne dass sie sich gleich die Köpfe einschlugen.
    Sehr angenehme Räume hat der alte Mann, dachte Nikolaos. Auf die Aufforderung, sich zu setzen, tat er dies sogleich und sah Sosimos an. "Vielen Dank", sagte er höflich. Sosimos schien durchaus freundlich sein zu können.
    "Die Abhandlung, muss ich zugeben, streift Aristoteles Texte nur am Rande. Dies vor allem im ersten Buch, das als Allgemeiner Teil überschrieben ist. Jedoch ist die Grundlage für das zweite Buch Aristoteles Poeteia, wenngleich es sich weit von der Dichtkunsttheorie entfernt und teilweise sogar die Künste der Mechanik streift. Doch bilde dir selbst dein Urteil.". sagte Nikolaos, in einem sehr bescheidenen Tonfall. Dabei sah er Sosimos prüfend ins Gesicht, ohne jedoch unhöflich zu starren.
    "Ich glaube, ich lerne nun das dritte Jahr in diesen heiligen Hallen.", antwortete er bereitwillig. "Theodoros, der nun leider den Tempel der Musen verlassen hat, bleibt zu hoffen, dass er dies nicht für alle Zeit tat, hatte mir damals den Rat gegeben, nach Alexandria zu gehen. Ich hatte ihn in einer Bibliothek in der Polis der Rhomäer getroffen." Nikolaos Stimme war nicht ganz frei von einer echten Wehmut. So sehr er sich vor einiger Zeit wegen gewissen Überschneidungen der Angelegenheiten der Polis und der des Museions gestritten hatte, hatte die Anwesenheit des Theodoros ihm doch ein Gefühl der Sicherheit gegeben. Weiter jedoch ließ Nikolaos seine Rede nicht schweifen, er wollte den Gelehrten nicht mit Geschwätzigkeit belästigen. Schließlich interessierte dieser sich wohl mehr für Abhandlungen über Aristoteles Poeteia denn über sentimentale Erinnerungen des Nikolaos.

  • [SIZE=7]Passend zum Welttheatertag heute ^^[/SIZE]


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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Ein wenig verschwommen war das Gesicht des Nikolaos durch die Augen von Sosimos, der von Jahr zu Jahr einfach schlechter sah. Der ältere Gelehrte verengte die Augen etwas, um den jungen Mann vor sich besser fixieren zu können, er blinzelte einige Male, um die Schlieren vor seinen Augen zu vertreiben, dann sah er auf die Schriftrollen hinab, die ihm Nikolaos gereicht hatte und entrollte eine nach der anderen, dabei nickte er hin und wieder auf die Aussage von Nikolaos. „Hmh, das sieht doch schon mal sehr interessant aus, natürlich werde ich die Rollen noch ausgiebig prüfen und mir genau durchlesen, und, sofern sie das beinhalten, was sie versprechen, natürlich in die Bibliothek geben und sie dort kopieren lassen. Sag', von welcher Aristoteles Ausgabe hast Du Deine Erkenntnisse gesammelt, von der des Andronikos von Rhodos oder eine Spätere?“ Sosimos sah von einer der Rollen auf, die sich mit den Techniken des Theaters beschäftigten. Dichtkunst und Theater! Selbst wenn Sosimos mehr den Lehren des Platons anhing, so teilte er nicht die "Abneigung" gegenüber der Dichtkunst, aus sittlichen Gründen (schließlich stand zwar Platon der Dichtkunst abwehrend gegenüber, aber doch schätzte auch schon dieser Philosoph die Werke des Homers). Dafür schätzte Sosimos die verschiedensten Dichter zu sehr, die es selbst in ihrer Zeit gab, sogar den römischen Dichtern konnte Sosimos viel abgewinnen.


    „So? Im dritten Jahr?“ Sosimos nickte zerstreut. „Ja, Theodoros...nun, er wird sicherlich bald wieder an das Museion zurück kommen!“, meinte Sosimos und legte vorsichtig eine Schriftrolle nach der Anderen auf seinen Tisch. „Möchtest Du dann diese Schriftrollen als Deine Abschlussarbeit am Museion angerechnet bekommen?“, fragte Sosimos und faltete die Hände auf seinem Schoß.





  • Nikolaos hatte aufmerksam beobachtet, wie der alte Mann sich mit seiner Arbeit beschäftigt hatte und er hatte versucht, aus dem Gesicht von Sosimos Wohlwollen oder Abneigung zu lesen. Jedoch war Nikolaos bei seinen Beobachtungen zu keinem eindeutigem Ergebnis gelangt, was ihn in eine innere Unruhe versetzte. "Ich zog die Ausgabe von Andronikos der Schriften des Aristoteles für den eigenen Gebrauch heran, sowie-" Hier stockte er. War es wirklich eine gute Idee, dies zu erwähnen? "-eine Übersetzung in die Sprache der Rhomäer aufgrund einer anderen Ausgabe als der des Andronikos, zur Prüfung gewissermaßen. Die Beschreibung des Hydraulos im Besonderen Teil fand ich unter den Werken des Herons, außerdem bei dem Rhomäer Vitrovios in seinem Werk "de architectura" im achten Kapitel. Das Wissen um die übrigen Instrumente entstammt meinen eigenen Kenntnissen." Fragend und etwas verunsichert sah der den Gelehrten an. Als dieser auf Theodoros zurückkam, ging ein freudiges Lächeln über Nikolaos Gesicht. "Ist das sicher?", fragte er. Dann kam Sosimos auf ein Gebiet zu sprechen, das Nikolaos eigentliche Absicht beeinhaltet hatte. "Wenn es möglich ist, dies zu tun, so möchte ich es gerne tun.", antwortete er.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Zufrieden darüber, daß Nikolaos DAS Standardwerk für Aristoteles genommen hatte, nickte er, registrierte das am Rande, um es in seiner Beurteilung einfließen zu lassen, wenn er später noch die Schriften durchsehen würde. Bei der Übersetzung in das Lateinische wog Sosimos etwas bedenklich den Kopf hin und her, selbst wenn er nichts gegen die Rhomäer hatte und ihre Gelehrten und Dichter sogar schätzte, sehr sogar, so befand er, daß der Sinn einer Botschaft immer im Wort lag und man mit einer Übersetzung jenes Wort verfälschte. Und stellte nicht gerade Aristoteles das Wort an den Anfang? Darum brummelte Sosimos leise ein: „Hm! Übersetzung? Hm!“ Doch schon der nächste Name vermochte seinen Gesichtsausdruck deutlich zu erhellen. „Ah, Heron, ein Genie, ein brillanter Geist aus dieser wunderschönen Stadt. Jaja, die Aeolipile. Und die windangetriebene Orgel haben wir auch noch am Museion. Wunderbar, wunderbar.“ Auch die Erwähnung von Vitruvius vermochte Sosimos durchaus zu überzeugen. „Vitruvius Pollio, wunderbar, das klingt nach einer soliden Grundlage, die Du gewählt hast.“ Sosimos nickte zufrieden, die Hände vor seinem Bauch gefaltet und Nikolaos durchaus wohlwollend betrachtend.


    „Sicher?“ Sosimos zuckte mit der Schulter. „Sicher ist nur der Tod, junger Mann. Ob Theodoros zurück kehrt, kann ich mit Gewissheit nicht bestätigen, aber er sagte so und ich vertraue seinem Wort. Zudem hoffe ich doch darauf.“ Ansonsten würden sie sich wohl nach einem neuen Epistates umsehen müssen, aber das erwähnte Sosimos nicht gegenüber einem Schüler. „Ja, es ist möglich und wenn Du es wünschst, dann werde ich es auch tun. Sofern ich die Schriften als würdig erachte, in die Bibliothek aufgenommen zu werden.“ Sosimos sah kurz zu den Schriften, dann wieder zu Nikolaos. „Nun, wenn dann Deine Zeit als Schüler hier am Museion vorbei ist. Hast Du Dir vielleicht schon Gedanken über Deine Zukunft gemacht?“ Sosimos hatte nicht die geringste Ahnung, daß Nikolaos auch noch in der Politik tätig war, das war an dem älteren Mann glatt vorbei gegangen.





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