Das Hauptgebäude | Die Räumlichkeiten des Sosimos von Korinth

  • Es hatte Nikolaos schon überrascht, dass der alte Gelehrte seine Abhandlung als eine Art Werk zum Abschluss seiner Zeit als Schüler des Museions betrachtete. Wollte er Nikolaos gar loswerden? Hatte dies etwas mit seiner Tätigkeit in den Angelegenheiten der Polis, auf dessen Gebiet das Museion lag, zu tun? Nicht ohne Argwohn, doch äußerlich vollkommen ruhig und mit heller, freundlicher Miene, der natürlich auch der nötige Ernst nicht fehlte, betrachtete Nikolaos Sosimos bei dessen Lektüre, die vielmehr in einem Überfliegen bestand. Gründlich lesen würde der Alte des Werk wohl später, oder gar nicht. Wahrscheinlich war Nikolaos nicht der einzige Schüler, der diesem Mann Bücher zur Durchsicht vorlegte. Immerhin genoß Sosimos am Museion das Ansehen eines inoffiziellen Epistates.
    Erst jetzt bemerkte Nikolaos einen Zug von freundlichem Wohlwollen im Gesicht des Alten. Jedoch wusste er nicht, wie er dies deuten sollte. Also beschloß er, abzuwarten.
    Auf die Frage des Sosimos hin musste er nachdenken. Nicht schwer fiel es ihm, sich selbst im Klaren zu sein, was seine nächsten Taten sein würden, doch er wusste nicht, was davon er dem Gelehrten erzählen konnte. Außerdem hatte Nikolaos Schwierigkeiten damit, die Absicht hinter dieser Frage zu ergründen.
    "Es wird sich nicht viel ändern in den Umständen meines Lebens. Auch weiterhin werde ich hier in Alexandria leben." Er unterließ es geflissentlich, seine politische Karriere zu erwähnen und solche hässlichen Dinge wie Geldgeschäfte. "Wenn es mir erlaubt ist, wäre ich gerne weiterhin Mitglied der Bruderschaft der Verehrung der Musen und des Apollons, oder zumindest wohgeduldeter Gast dieser heiligen Hallen.", sagte Nikolaos bescheiden.


    edit: Buchstabendreher entfernt.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Dass die Antwort von Nikolaos nicht wie von einer römischen Ballista aus seinem Mund geschossen kam, das gefiel Sosimos durchaus, insbesondere, da er das Gefühl hatte, dass sich Nikolaos durchaus tiefere Gedanken um seine Zukunft gemacht hatte. Der Stuhl knarrte leise unter dem Gewicht des Alten als er sich etwas zurück lehnte und Nikolaos aufmerksam zuhörte. Von der politischen Laufbahn wusste Sosimos auch nichts, es hätte ihn nur beiläufig interessiert. Früher, als junger Mann, war er selber in dieser Hinsicht tätig gewesen, doch mit der Zeit flogen die Namen der Amtsträger an ihm vorbei und meistens hatte er sie schon sofort wieder vergessen, sie wechselten ihm auch zu schnell, nämlich ein Mal im Jahr. Sosimos hob die Hand und fuhr sich über den Bart an seinem Kinn, während er selber über die Worte des jungen Mannes nachdachte. Nach einem Augenblick meinte er schließlich: „Natürlich steht es Dir offen, am Museion zu verweilen und Dein Wissen noch weiter zu vertiefen. Ein Sucher der Weisheit wird sein ganzes Leben danach streben. Und es ist Apollon gefällig, wenn wir diesen Suchenden auch dabei behilflich sind!“ Sosimos legte den Kopf etwas zur Seite und sah Nikolaos nachdenklich an. „Hast Du vielleicht schon darüber nachgedacht, selber als einer aufzutreten, der das Wissen an die jungen Menschen weiter gibt, die sich hoffnungsvoll an das Museion wenden?“





  • Nikolaos hörte aufmerksam zu. Nebenbei bemerkte er, dass der Stuhl knarrte. Dieses Knarren hatte auf Nikolaos eine beunruhigende Wirkung. Der Alte schien sich ebenfalls Zeit zu lassen mit seiner Antwort. Als sie schließlich wohlwollend ausfiel, war Nikolaos erleichtert, als er von der Gelegenheit hörte, als Priester im Museion aufgenommen zu werden, spürte er eine angenehme, freudige Überraschung. Doch mit einer Antwort wartete Nikolaos, er musste angemessene Worte finden.
    "Ich danke dir, Sosime", begann er schließlich. "Ich würde mich mit Freuden der Verehrung der Musen und ihres Bruders widmen, genau wie ich es auch als Schüler tat, doch nun als ihr Priester. Natürlich werde ich weiterhin im gleichen Maße nach der Wahrheit streben, doch ich glaube, nach meiner Zeit als Schüler einige Instrumente der Suche gefunden zu haben, nicht jedoch die Wahrheit selbst. Vielleicht bleibt sie in ihrem ganzen Ausmaß uns Sterblichen verborgen. Hälst du mich für würdig, Jüngeren den Pfad zu zeigen, der in das unendliche Wegnetz der Suche führt und ihnen Ausrüstung für den langen Weg mitzugeben?"

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Sosimos war mehr ein Mann der schlichten Worte (und damit wohl am Museion, aber auch im Kreise von Hellenen eine Kuriosität) und er befand die Antwort von Nikolaos ein wenig salbungsvoll, aber der Grundgedanke, der Eifer und die Freude über eine Berufung an das Museion gefiel dem älteren Gelehrten durchaus. Seine Lippen kräuselten sich unter dem Bart in Wohlwollen (er war auch heute gut aufgelegt und zeigte somit weniger seine sonst manchmal miesepetrige Seite). „Ob Du würdig bist, das wird die Zeit erweisen, junger Mann.“ Schon manche Enttäuschung hatte Sosimos in seinem Leben erlebt, gerade was Männer und Frauen anging, die er gefördert hatte, aber hin und wieder wurde er auch in seinem Urteil bestätigt (das keine sonderlich gute Menschenkenntnis besaß). Sosimos ergriff ein Papyrus und eine Rohrfeder und begann die Urkunde zu verfaßen. Schwungvoll schrieb er den Namen von Nikolaos darauf, ergriff Siegelwachs, brachte es über der Flamme einer Öllampe zum Schmelzen und drückte, nach kurzem Kramen, das Siegel des Museion darauf. Dann reichte er die Ernennung an Nikolaos weiter. „Mögen die Musen Dich anleiten, Nikolaos!“, meinte Sosimos dabei. „Ich bin mir sicher, Du bringst einen Schwung von frischen und neuen Ideen in das Museion!“



  • Nikolaos betrachtete die wohlwollende Miene des Alten zwar mit Freude, doch nicht ohne Misstrauen, was er sich jedoch nicht anmerken ließ. Sosimos hätte gute Chancen, der neue Epistates zu werden, da war es für ihn natürlich von Vorteil, junge Gelehrte als Protegeés hinter sich zu haben.
    Etwas verunsichert noch ob der plötzlichen Aufnahme als vollwertiges Mitglied in die Bruderschaft der Musen nahm Nikolaos den Papyrus entgegen. "Ich danke dir, Sosime", sagte er, vielleicht sogar mit einem Anflug echter Dankbarkeit. "Ich werde dein Vertrauen, das du in mich setztest, nicht enttäuschen." Nikolaos Hand zitterte ein wenig. Doch langsam wurde sie ruhiger. Er nickte, dem Alten seine Ehre erweisend und wartete dann auf weitere Worte, die ihm Sosimos mitgeben würde.

  • SimOff: Entschuldige bitte für das Warten. :(


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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Zufrieden neigte Sosimos seinen Kopf, einen jungen Mann auf den Weg des Wissens zu leiten (selbst wenn es nur darin bestand, ihn mit einer Stelle an das Museion zu binden), das erfreute Sosimos immer wieder, zumal er durchaus einen guten Eindruck von Nikolaos gewonnen hatte. Unter dem weißen Bart zeigte sich ein feines Lächeln, was er Nikolaos mitgab. „Auch wenn Du jetzt selbst ein Lehrender bist, Nikolaos, so vergesse nie, dass auch wir immer nach weiterem Wissen streben müssen. Gerade, wenn es von den älteren Gelehrten des Museions stammt, solltest Du das noch so ernst nehmen wie einst als Schüler. Ansonsten mögen die Musen Dich anleiten, Nikolaos!“ Ein wohlwollendes Nicken, damit Nikolaos wusste, dass er nun gehen durfte. „Solltest Du Fragen haben, wende Dich ruhig an die Sklavenschaft oder die anderen Gelehrten!“, fügte Sosimos noch an, ehe er schon nach den Schriftrollen griff, die ihm Nikolaos gegeben hatte und anfing, sich dort hinein zu vertiefen. Schon einen Moment später schien der ältere Gelehrte die Anwesenheit von Nikolaos vergessen zu haben.



  • Sim-Off:

    Kein Problem ;)


    Nikolaos bemerkte, dass der Alte seine Aufmerksamkeit von ihm abwandte und sie stattdessen seinem Werk zuwandte. Auf die freundliche Mahnung und den Segen des Alten hin nickte Nikolaos. Sosimos schien wahrhaftig ein Mann zu sein, der schwankte, wie ein Schiff im Sturm, zwischen seinen Launen. Vor Jahren hatte Nikolaos ihn als einen erlebt, der von den Maniai mit sich genommen schien, nun war der Greis sanftmütig und freundlich. Offenbar hatte er nie gelernt, seine Stimmung zu verbergen hinter einer Maske, die nichts sagte, oder aber er hatte dies abgelegt, da es ihm als falsch erschienen war.
    Da sich Sosimos nun endgültig von Nikolaos abwandte, schien es dem neuen Gelehrten passend, den Raum zu verlassen. "Vielen Dank, werter Sosimos", sagte er. "Wir werden einander sicher noch oft begegnen." Mit diesen Worten ging Nikolaos leise hinaus.

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