"Ich habe keine Geschwister. Meine Mutter war nur einmal verheiratet." Erklärte Callista und wunderte sich, dass sie gar keinen Fehler gemacht hatte. Sie lächelte und grub ihre mittlerweilen schwarz-erdigen Finger tiefer in den Dreck um das Unkraut zu beseitigen. Die frische Luft, die leichte Arbeit und nicht zuletzt die aufbauende HIlfe von Elfleda hatten ihre Laune deutlich verbessert und ihre Zukunft sah nicht mehr ganz so bedrohlich und trübe aus wie noch vor Minuten. Sie lächelte dankbar und sandte ein Dankgebet zu Iuno, aber nicht laut, um Elfleda nicht zu stören. Sie hatte durch Phelans Erklärungen und auch durch ihren Mann schon begriffen, dass die anderen im Haushalt nicht viel von den römischen Göttern hielten. Sie feierten nicht ihre Feste, hatten nicht ihre Statuen aufgestellt und das war für die Römerin wohl mit der schlimmste Schock gewesen. Die Sprache, der lässige Umgang mit den anderen Familienmitgliedern, all das war verständlich. Aber die römische Religion, die auf die penibel genaue Einhaltung von Ritualen zielte, war ihr sehr wichtig und anders als viele andere Römer glaubte sie wirklich daran und machte nicht nur, was man von ihr verlangte. Die Existenz der Götter wurde ja nicht mal von den größten Philosophen angezweifelt! Aber hier im Haus verlor man kein Wort über sie. Callista seufzte kurz und leise und suchte dann wieder nach der guten Laune, die sie vor diesem Gedankengang gehabt hatte.
"Vielleicht du willst Hilfe lernen Latein? Ragin und ich üben germanisch und viel reden, du kannst kommen dazu und wir helfen Latein zu lernen dich." Nun war es an ihr aufmunternd zu lächeln, denn sie wußte wie nervenaufreibend die Sprachbarriere sein konnte und daher auch, wie sehr man sich manchmal wünschte zu verstehen, was gesagt wurde.