Auf dem Weg zur Prima

  • Gleich nachdem der Optio die Villa Tiberia aufgesucht hatte, wurde eine Sänfte bereit gemacht. Natürlich geschlossen, denn neben Tiberius Durus wurde eine Dame des Hauses, Tiberia Albina befördert. Wie üblich, wenn der Praetor Urbanus unterwegs war, gingen der Sänfte sechs Liktoren voran, zusätzlich das übliche Sklaven-Klienten-Sicherungspersonal.


    Hinter dem Vorhang jedoch saßen Durus und Albina gemütlich auf weichen Kissen und bekamen nichts davon mit, dass man draußen seine liebe Mühe hatte, den Weg zum Marsfeld zu bahnen...

  • Albina hatte sich zu Durus in eine Sänfte begeben, die die beiden nun gemeinsam durch die Stadt zur Marsfeld bringen würde. Hinter verschlossenen Vorhänger strahlte sie Durus an.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie noch keine Ruhe gehabt, mehr als wenige Worte zu sprechen und da diese nun bis sie auf dem Marsfeld ankommen würden, gegeben war, sprach sie zu Durus : " Welch eine Nachricht an einem solchen Tag. Ich war völlig überrascht."
    Sie strich sich eine Strähne ihres in Locken hochgesteckten Haares hinte das Ohr und meinte dann schmunzelnd: "Zunächst natürlich über den Fremden im Atrium, aber dann viel mehr über seine Botschaft. Quintus ist gesund und unversehrt zurück. Das ist ein Geschenk der Götter. Wie lang ist es jetzt wohl her, dass wir ihn das letzte Mal gesehen haben?"

  • Durus musste einen ganzen Moment überlegen. Er selbst war ebenfalls angenehm überrascht worden. Obwohl er ständig das Gefühl hatte, im Schatten von Quintus zu stehen - egal, was er tat - war er doch glücklich, dass er wieder hier war. Und vor allem in welchem Zustand! Er war der Kommandeur einer siegreichen Armee - nunja, einer relativ siegreichen. Er hatte es tatsächlich geschafft, eine rasante Karriere hinzulegen. Vielleicht hatte das auch etwas Standesbewusstsein in seinen Kopf gespühlt!


    "Ich weiß es nicht...es ist in jedem Fall länger als ein Jahr. Ich war damals noch nicht einmal designierter Praetor und jetzt ist meine Amtszeit praktisch vorüber!"

  • "Ja, es ist sehr lange her... mir kommt es wie Ewigkeiten vor. Aber es ist auch so viel passiert in der Zwischenzeit. Quintus bringt immerhin die Überreste unseres verstorbenen Imperators mit sich... " sinnierte sie dann einen Moment, bevor sie wieder etwas konkreter wurde.
    Einen Moment lang wollte Albina Durus danach fragen, wie die Chancen des derzeitigen Imperators standen, doch dann erkannte sie noch rechtzeitig, dass dies wohl kein Thema für die Öffentlichkeit war. So etwas sollte man doch eher hinter vier Wänden besprechen und so kam sie auf ein anderes Thema zu sprechen.
    "Wie geht es nun weiter? Ich meine, es wird sicher eine große Bestattung geben... und dann? Wann kommt der neue Imperator nach Rom?" fragte sie interessiert.

  • Durus nickte langsam. Es war unendlich viel passiert. Große Schlachten - im fernen Parthia, wie in den Hallen des Senates. Er hatte es geschafft, das Imperium zu erringen! Aber auch privat hatte sich einiges entwickelt. Die Ehe mit Fabia Vibulana war abgesprochen und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Sponsalia stattfanden!


    "Wird es zweifelsohne. Das Problem ist, dass Iulianus kein Grabmahl besitzt. Vielleicht bestattet man ihn bei seinem Vater..."


    Traian lag ja unter seiner gleichnamigen Säule auf dem gleichnamigen Forum...da war sicher noch ein wenig Platz für einen weiteren großen Feldherrn...


    "Der neue Imperator wird sicher bald hier erscheinen. Das einzige, was ihn aufhalten könnte, ist seine Krankheit - ich weiß nicht genau, was es ist, aber manche behaupten, er wäre todkrank."


    Einen Augenblick überlegte er, dann fügte er an.


    "Andere behaupten allerdings, das wäre alles Quatsch und er hätte nur vor einigen Monaten eine kleine Erkältung gehabt - ich würde also warten, bis er hier ist!"

  • "Es sollte wohl nicht so schwer sein, ein passendes Grabmahl für ihn zu finden..."merkte Albina noch kurz an, die schlichtweg der Meinung war, dass für solche Dinge doch sicher genug Geld und Platz in Rom existieren müsse.


    Dann zog sie ihre Stirn leicht in Falten... Nun, da Durus das Thema selbst angesprochen hatte, konnte sie ja ebenso diesbezüglich sprechen.
    "Sollte er wirklich schwer krank sein..." meinte sie dann "dann wäre dies nicht nur eine Frage seiner Gesundheit, sondern auch der Religion. Dias Volk könnte denken, es wäre ein Zeichen der Götter."
    Und ein Kaiser, der von den Göttern nicht begünstigt war, dachte sie dann, wie sollte dieser das römische Reich sinnvoll führen können?

  • Durus zog den Vorhang leicht beiseite und sah zum Himmel. Das Wetter war...passabel. Als er wieder zurück zu Albina sah, kontrollierte er auch gleich, ob jemand Verdächtiges neben der Sänfte ging. Dann zog er den Vorhang zu und senkte die Stimme.


    "Fortes Fortuna adiuvat*. Die Götter begünstigen, wer die Macht hat - und das Volk wird das glauben, solange er fest im Sattel sitzt. Und solange er die Legionen aus Illyricum mit sich hat, wird ihn wohl niemand so schnell aus diesem werfen."


    Sim-Off:

    * Den Starken hilft das Glück/Fortuna

  • Albina tat es Durus gleich und sprach ebenfalls leiser : "Hmm... das mag sein, aber die Legionen aus Illyricum allein werden ihn nicht zwangsläufig schützen. Denk nur an den Artikel in der Acta letztens... Es gibt genug Männer mit Möglichkeiten und wenn diese merken, dass der Imperator Schwäche zeigt oder durch Krankheit schwach sein sollte, dann ist vieles möglich..."


    Sie richtete sich leicht auf, rückte das Kissen in ihrem Rücken zurecht und lehnte sich dann wieder zurück.
    "Ich kenne den Imperator nicht, daher will ich nicht über ihn urteilen. Doch sorge ich mich ein wenig, was geschieht, wenn es soweit kommen sollte. Das kann viel Unheil über uns bringen..."

  • Durus nickte. Wie sehr doch Albinas kindliches Herz - Durus glaubte nicht, dass junge Frauen wirklich verstehen konnten, was so in der Politik vorging - intuitiv richtig lag. Der Schreiberling in den Acta würde dafür sicher bezahlen, denn das Vertrauen in den neuen Imperator hatte das sicher nicht gestärkt...


    "Aber sorge dich nicht:
    Kaiser kommen, Kaiser gehen,
    die Tiberia bleibt bestehen!"


    antwortete er mit aufmunterndem Tonfall.


    "Wir sollten uns lieber Quintus zuwenden. Er wird auf seiner Reise möglicherweise mehr erfahren haben!"

  • Bei Durus kleinem Reim musste Albina unweigerlich kurz auflachen. Zu witzig klang es, wie er das so sagte. Mit amüsiertem Ausdruck im Gesich hob sie leicht den Vorhang einen Spalt zur Seite und versuchte herauszufinden, wo sie sich befanden. Dann sah sie an einer Straßenecke ein ihr bekanntes Haus und stellte fest, dass es nicht mehr allzu weit sein konnte.


    "Ja, das hat er sicherlich. Immerhin ist er ja mittlerweile Legat, wie er schrieb. So lange Zeit und nur so wenige Zeilen... aber egal, jetzt ist er ja wieder da. Und er wird sicher einiges zu berichten wissen. Ihr Männer habt es gut, reist in fremde Länder und kehrt oft als Helden zurück..." meinte Albina dann und tat so als würde sie ihr eigenes Los bedauern, verriet sich aber durch ein schelmisches Grinsen schon einen Augenblick später. Natürlich war Albina froh, sich nicht in der Wüste mit irgendwelchen gruseligen dunklen Kriegern bekämpfen zu müssen... eine abstruse Vorstellung.
    "Aber Rom mit seinen Annehmlichkeiten ist mir dennoch lieber."

  • Als Albina auflachte, musste Durus einstimmen, obschon sein kleiner Reim tatsächlich der Wahrheit entsprach. Nicht nur ein Tiberius hatte Rom wegen irgendeines Kaisers verlassen müssen, aber mehr noch waren zurückgekehrt. Er selbst hatte es bis zur Praetur geschafft und sicher würde er eines Tages sogar an die Spitze des Staates gewählt werden - er hatte noch viel Zeit vor sich!


    "Quintus ist eher ein lakonischer Mensch. Ich frage mich, ob sein leiblicher Vater kein Spartiate war."


    Es war bekannt, dass Quintus adoptiert war - ein alter Mann bekam keinen Sohn! Und an Ernsthaftigkeit, glühendem Militarismus und Kürze war der gute Quintus kaum zu übertreffen!


    "Rom ist wirklich der angenehmste Ort auf Erden - solange man nicht in der Subura unterwegs ist."


    Tatsächlich waren sie gerade an der Subura vorbeigekommen und passierten nun die unsichtbare Linie, an der früher die Stadtmauer Roms gestanden hatte. Man hatte sie einstmals eingerissen, um besseren Durchgang zum Marsfeld zu schaffen - jener Ort, der vom Aufmarschplatz der Republik zum Vergnügungsviertel des modernen Rom geworden war.


    "Es ist nicht mehr weit!"

  • Bei der Vorstellung, dass ihr Vetter Sohn eines Spartiaten sei, musste Albina unwillkürlich wieder lachen... Durus hatte Ideen...Obwohl, dachte sie dann, so abwegig war das ganze auch wieder nicht.


    "Er ist auf jeden Fall mit Leib und Seele Soldat, wenn du das meinst." meinte sie daraufhin.


    Sie erinnerte sich daran, wie froh Quintus geschienen hatte, als er seinen Posten bei der Prima bekommen hatte und wieder mehr Soldat als Politiker hatte sein können.


    "Ja, Rom wird mir fehlen, wenn ich an Furianus Seite in Hispania leben werde." meinte sie dann ein wenig bitter. So recht gefiel ihr die Vorstellung allein in diese fremde Provinz gehen zu müssen noch nicht. Mal davon abgesehen, dass sie sich auch mit der Vorstellung der Hochzeit noch nicht völlig angefreundet hatte.


    Albina schob erneut den Vorhang ein wenig zur Seite, blickte hinaus und wandte sich dann wieder zu Durus um. "Ja, du hast recht. Wir müssen gleich da sein." meinte sie dann mit einer deutlichen Spur von Vorfreude in ihrer Stimme.

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