[Muri Oppidi] Die Stadtmauer

  • Eben machte er sich noch lustig über ihren Mantel und jetzt war er froh darum, zum Glück wusste Flava nichts davon. Es hätte sie entweder so sehr amüsiert, dass sie es ausgenutzt hätte, oder sie wäre rot geworden und hätte nicht mehr gewusst, was sie sagen sollte.


    Ein professioneller Herzensbrecher? Flava hatte große Mühe ihre ernst Mine zu bewahren. Sie drehte sich zu Lando um, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich ebenfalls seitlich gegen die Zinnen. Dann konnte sie nicht mehr an sich halten und musste breit grinsen.
    „Ein professioneller Herzensbrecher? Fängst du denn jedes Gespräch mit einem Beinahesturz von den Zinnen an, oder war das ein ganz besonderes Extra für mich?“

  • "Ich bitte dich, als hättest du auch nur das kleinste Extra verdient. Bisher bin ich nicht einen Schritt von meiner Standardprozedur abgewichen. Tut mir leid für dich, aber du bist einfach zu gewöhnlich.", diese Worte sprühten nur vor Hohn, aber Loki war klar dass das genaue Gegenteil der Fall war. Er hatte sich schon lange nichtmehr in der Gegenwart einer Frau so sehr amüsiert.

  • Die Worte taten wieder kurz etwas weh, niemand wurde gern als gewöhnlich bezeichnet. Doch dann kam für sie wieder der Schalk durch und der kurze Schmerz war gleich wieder vergessen.
    „Dein Standartprogramm ist sehr riskant! Lohnt sich das denn? Kann man davon denn leben? Das bezweifle ich irgendwie, denn auch wenn es gesagt wird von Licht, Luft und Liebe ist noch niemand satt geworden.“
    Sie wollte doch nur zu gern wissen, was Lando tatsächlich machte.

  • "Natürlich ist es das. Nur wer Risiken eingeht wird dafür belohnt.", meinte Loki mit ernster Miene, "Und leben kann man davon auch. Man muss sich nur an die reicheren Damen der Gesellschaft halten, dann kommt man gut über die Runden."

  • „Da hast du mit mir aber keinen guten Fang gemacht!“, lachte Flava. „Und was wirst du jetzt tun, wo klar ist, dass du von mir nichts holen kannst?“ Sie musterte ihn neugierig und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob dem großen Mann hier vor ihr nicht kalt war. So ganz ohne Mantel fand sie schon etwas übertrieben, immerhin ging noch ein ziemlich kühler Wind und die Sonne hatte auch noch keine große Kraft.

  • Loki kratzte sich betont unbeholfen am Kopf.


    "Gute Frage. Naja, was macht man mit Fischen die zu klein sind? Man wirft sie wieder ins Wasser und wartet bis sie von alleine größer werden. Oder? Na, schlag was vor. Was soll ich mit dir anstellen, jetzt wo ich dich doch schon am Haken habe? Hmh?", er schaute sie mit fragendem Blick an. Ein wirklich hübsches Ding hatte er sich hier aufgetan, und er genoss den verbalen Schlagabtausch sehr. In den letzten Monden hatte er nicht die Zeit gehabt seine gewohnten Albernheiten zu zelebrieren, weder mit Eila noch seinen Kleinkrieg mit Marga. Und das zeigte er auch, er hatte seine helle Freude an dieser Frau, obwohl er sie kaum kannte. Was ihm auf einmal leid tat... wer war diese Flava?

  • Ja, was sollte er denn jetzt mit ihr tun? Und umgekehrt? Flava biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, ihr wollte keine schlaue Antwort einfallen. Was sagte man schon zu einem eigentlich fremden Mann, was er mit ihr anstellen sollte? Sie musterte ihn noch einmal kurz und wieder fiel ihr auf wie groß er war. Die Situation war doch etwas einschüchternd.


    Doch Flava wäre nicht Flava, wenn sie nicht ein strahlendes Lächeln auf ihre Lippen zaubern könnte. Und das tat sie jetzt auch, da ihr etwas eingefallen war: „Man kann zu kleine Fische auch füttern, damit sie wachsen. Du könntest mir zeigen wo man in dieser Stadt gut und günstig essen kann.“


    Hatte sie das grade wirklich gesagt? Scheinbar... Flava war von sich selbst überrascht, versuchte sich davon jedoch nichts anmerken zu lassen indem sie einfach weiterlächelte.

  • Wurde er da gerade zum Essen eingeladen? Er staunte nicht schlecht, und verlor in diesem Moment auch die Selbstbeherrschung.


    "Wow.", er brauchte ein paar Sekunden bis er seine Fassung zurückerlangt hatte. Dieses Mädchen hatte Schneid, einen wildfremden, offensichtlich irren Kerl zum Essen einzuladen. Dann jedoch zauberte sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Sie gefiel ihm immer mehr.


    "Nun, da deine Angst dass ich mich in einen doch vollkommen irren Frauenfresser verwandle und dich in meine dunkle Höhle entführen könnte sich in Grenzen hält, sollte das belohnt werden. Wonach ist dir denn, unbekannte Schöne?"

  • Er sollte sich besser nicht zu viel versprechen, das Gasthaus sollte besser vor allem günstig sein, denn viel konnte sich Flava wirklich nicht leisten von dem Taschengeld was ihre Tante ihr mitgegeben hatte. Doch es gefiel ihr ihn damit komplett aus der Fassung gebracht zu haben. Und das Kompliment zum Schluss brachte ihre Wangen zum glühen. Sie liebte es solche Komplimente zu bekommen!
    „Ich liebe frische Früchte, aber zu dieser Jahreszeit... Ich glaube ich kann mich auch mit verdünnten Wein und etwas Brot und Gaurum zufrieden geben.“

  • "Aye. Früchte sind zu dieser Zeit entweder eingelegt und tiefgefroren oder unbezahlbar.", schmunzelte er sie an, "Aber ich kenne da eine Örtlichkeit die dich durchaus zufrieden stellen würde. Wenn du auf rustikaleres Ambiente stehst, heißt das."

  • „Ich lasse mich gerne überraschen!“, antwortete Flava. „Und wenn es mir nicht gefällt können wir ja immer noch woanders hingehen.“, fügte sie mit einem Zwinkern hinzu. „Dann bitte sehr, nach dir.“ Sie löste sich von den Zinnen und machte ein einladende Geste.

  • Flava hatte keine Ahnung, warum es sie wieder hierher verschlagen hatte, sagte sich jedoch selbst, dass es die schöne Aussicht sein musste. Sie saß zwischen zwei Zinnen auf der Mauer, den Rücken an eine der beiden Zinnen gelehnt und eines ihrer Beine angewinkelt, das andere auf der Innenseite der Mauer, also zum begehbaren Teil hin, baumelnd. Sie war doch nicht so verrückt wie dieser Loki und setzte sich da ganz an den Rand!


    Args und schon wieder waren ihre Gedanken bei Lando angelangt. das durfte doch nicht wahr sein! Aber so ziemlich genau hier hatte sie ihn nun mal beinahe von der Mauer heruntergeschockt, wie er es ausgedrückt hatte. Warum hatte sie sich denn keinen anderen Platz suchen können? Flava haderte mit sich, ob sie nicht aufstehen und woanders hingehen sollte, doch sie wollte nicht. Hier war nun mal die schönste Aussicht, fand sie.


    Sie lenkte ihre Gedanken auf Witjon und Valentina. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie es um Valentina stand, aber wie Witjon sie ansah... Doch da könnte etwas sein! Konnte sie da irgendwie nachhelfen?, fragte sich Flava, ihr Schmunzeln wurde vorfreudig und sie überlegte, wie sie das anstellen konnte.

  • Mit bewegtem Gemüt hatte Loki seinen Weg fast automatisch zur Stadtmauer gefunden. Mit jeder Stufe die er erklomm schien die Last der Welt ein Stück weniger schwer auf seinen Schultern zu liegen, jede Stufe brachte ihn weiter aus dem Schatten ins direkte Licht der Frühlingssonne.
    Als er Flava auf seinem Platz hocken sah, konnte er ein leichtes Schmunzeln nicht verhindern, die Ironie des Schicksals...


    "Hallo.", meinte er mit ruhiger Stimme, während er sie verschmitzt lächelnd ansah. In diesem Licht...

  • Flava versuchte sich grad vorzustellen, wie Valentina wohl auf Verkupplungsversuche reagieren würde, las sie jemand ansprach. Überrascht drehte sie den Kopf zu dem Sprecher und erkannte Lando. Zuerst wusste sie nicht genau, wie sie reagieren sollte, doch ihr Gesicht spiegelte einfach ohne ihre Erlaubnis Landos Lächeln wieder und sie erwiderte ebenfalls:
    „Hallo“
    Sie musterte den Mann vor sich von oben bis unten, machte jedoch keine Anstalten sich irgendwie von dem Platz, wo sie saß, weg zu bewegen. Dann stellte sie scheinbar ohne große Überraschung fest:
    „Du kommst tatsächlich häufig hierher.“

  • Loki nickte Stumm. Dann legte er die Hände auf die Zinne, an die sich Flava anlehnte, und zog sich in einer flüssigen Bewegung nach oben, ließ die Beine auf der anderen Seite herunterbaumeln und starrte in die Wälder, die sich lang und breit vor der Stadt ausbreiteten.


    "Schon seltsam, nicht? Der Frühling macht Jahr für Jahr alles neu, und es scheint fast als würde sich diese Wirkung auch auf uns Menschen übertragen. Ich weiß nicht wie ich das finden soll...", es war klar dass Loki heute keine Lust auf Flaxereien hatte, dafür lastete ihm einfach zu viel auf dem Gemüt.

  • Wie ernst er heute war. Flava blickte verwundert nach oben, jedoch ohne Lando so sehen zu können. Dann drehte sie ihren Kopf ebenfalls wieder zum Waldrand und nickte. Dann wurde ihr bewusst, dass Lando das wohl nicht sehen konnte und sprach es deshalb laut aus:


    „Ja, da hast du recht. Im Frühling spielt immer alles verrückt.“ Sie konnte jedoch nicht ohne ein Schmunzeln davon reden. „Vielleicht ist es so, weil wir froh sind vom Winter befreit zu werden. Das muss irgendwie gefeiert werden.“ Nicht, dass der Winter nicht auch seinen reiz hatte, aber nach ein paar Wochen Schnee und im Haus bleiben wurde einem die Zeit doch sehr lang und man sehnte sich die warme Zeit wieder herbei.

  • "Denkst du?", meinte Loki während seine Augen in dem Weiß und Braun und aufkeimenden Grün der Wälder ruhten, "Ich weiß nicht. Ich mag den Winter. Es ist kalt, und man weiß was man daran hat nach Hause zurück zu kehren, wenn man denn eins hat.", er erhob sich, sprang auf die nebenliegende Zinne und ließ sich dort nieder, um Flava ansehen zu können.


    "Meine Schwester hat sich anscheinend in einen Kerl verliebt. Und er sich auch in sie... seltsame Sache, das. Ich hab mich nie wirklich mit dem Gedanken auseinandergesetzt dass es mal soweit kommen könnte. Hast du Geschwister?"

  • Flava wollte Lando nicht wiedersprechen, was den Winter anging, und kam eigentlich auch gar nicht dazu, weil er diesen verrückten Sprung von einer Zinne auf die nächste wagte. Flava hielt erschrocken die Luft an, bis Lando wieder sicher saß. Dann begann er von seiner Schwester zu erzählen und Flava musste wieder schmunzeln, das verging ihr jedoch wieder etwas, als er auf ihre Geschwister zu sprechen kam.


    „Ich hatte vier Brüder. Die hab ich nie wirklich kennen gelernt. Und ich hab eine Schwester, Narcissa, sie wohnt so weit ich weiß in Rom bei unseren Großneffen, die jedoch beide älter sind als wir.“
    Sie lehnte den Kopf gegen die Zinne und seufzte leise.
    „Ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen und beinahe genauso lange nichts mehr von ihr gehört. Als unsere Eltern starben verstreute es uns halt in alle vier Winde.“

  • Als Loki Narcissas Namen vernahm fiel seine nachdenkliche Miene in sich zusammen.


    "Narcissa sagst du? In Rom? Ah... ehm...", er schluckte, wollte er doch nicht unbedingt diese Nachricht überbringen müssen, doch wer sonst sollte es ihr sagen, "Hat Valentina dir noch nichts davon erzählt?"

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