[insula] Evander's neues Heim

  • Irgendwie war Modestus ziemlich spärlich, was Informationen anging. Wohl eine Angewohnheit eines angehenden Senators.
    "Nun, dann lass mich mal sehen... hmm..."
    sagte Evander und überlegte kurz.
    "Eine Domus für deine Familie und die deines Vetters. Am besten also eine Domus mit zwei Stockwerken um das Atrium herum. Eine große Küche braucht es auch. Und der Speisesaal sollte, denke ich, geräumig sein, damit man auch das Gefühl hat, in einem Saal zu spesen. Daneben könnte ein großer Arbeitsraum liegen, indem du wichtige Besucher empfangen oder einfach der Denk- und Schreibarbeit nachgehen kannst. Auch Bodenheizung sollte vorhanden sein, nehme ich an. Pflegst du übrigens öffentliche Bäder zu besuchen oder soll das Haus eigene haben? Mann könnte auch zwei Gärten anlegen. Einen, der von einem Säulengang umrandet wird und einen offenen sozusagen"
    sagte er.
    "Aber am besten wäre es, wenn wir uns das Grundstück mal ansehen, wenn du Zeit hast"

  • >Ich würde auf jeden Fall sagen, dass zwei Arbeitsräume sicherlich nicht verkehrt sind. Hm eigene Bäder im Haus? Wie aufwändig wäre das? Außerdem wäre mir ein größerer Garten lieber. Ich würde nämlich gerne einige Statuen aufstellen. Aber ansonsten stimme ich dir zu.<


    sagte Modestus und durchdachte einen Moment die Ausmaße eines solchen Hauses. Er hatte sich immer als entspannende Freizeitbeschäftigung mit der Architectur beschäftigt und hatte auch Vitruv gelesen, weshalb er sich etwas auskannte. Doch da er sich nicht zutraute ein eigenes Haus zu konstruieren, war er schließlich zu Evander gekommen.


    >Sicher können wir das. Da ich im Moment sowieso keine öffentlichen Ämter inne habe, hätte ich durchaus Zeit.<

  • "Also einen großen Garten..."
    Evander notierte sich das.
    "Und zwei Arbeitsräume"
    Sicher, einen für Modestus und wahrscheinlich einen für seinen eben erwähnten Vetter.


    Evander hatte Modestus so verstanden, dass er sofort aufbrechen wollte.
    "Gut, dann lass uns gehen"
    Er griff nach einer Tasche, die Schreibzeug enthielt und war bereit.
    "Sag, wie kommt es eigentlich, dass du derzeit ohne Amt bist, Modestus?"
    fragte er, um mit irgendwas die Zeit zu füllen, bis sie das Grundstück erreicht haben würden...


    Sim-Off:

    machst du einen link?

  • >Dann lass uns aufbrechen.<


    sagte Modestus und von seinem Stuhl auf. Das Grundstück war nicht zu weit entfernt, weshalb es entweder ein größerer Spaziergang oder eine kurze Fahrt mit einer Sänfte werden würde.


    >Nun ich habe gerade erst meine Quaestur in Hispania beendet und warte daher auf einen Sitz im Senat. Als Angehöriger des Ordo Senatorius ohne Sitz im Senat hat man nicht sehr viele Möglichkeiten ...<


    erklärte Modestus Evander im Gehen. Er war zwar noch nicht zu oft bei seinem Grundstück gewesen, doch den Weg würde er ohne Probleme finden.

  • Aus Ägypten war ein Brief in mein Büro geflattert. Ohne Empfängeradresse. Ohne Absenderadresse. Das Siegel eines Caduceus war alles, womit ich arbeiten konnte. Und mit etwas Hilfe meines Kollegen und Freundes Aulus hatte es mich direkt hierher geführt. Vielleicht war ich hier komplett falsch. Vielleicht war ich hier aber auch goldrichtig. Probier'n ging über studier'n:


    Erste Etage. Erste Wohnungstür. Ich klopfte an. Ein junger Mann öffnete mir.


    "Hola. Ich bin vom Cursus Publicus und habe einen Brief für einen Redivivus Evander. Wohnt der hier in diesem Haus?"


    Der junge Mann wirkte unaufmerksam. Er blickte immer wieder hinter sich. Dann hörte ich ein leises Kichern im Hintergrund und bemerkte, dass der Junge oben ohne vor mir stand. "Tut mir Leid. Ich weiß nicht.", antwortete er mir. Dann kicherte es wieder im Hintergrund. Eine Frauenstimme. Ich sollte besser gehen.


    "Ja, gut. Trotzdem danke."


    Diese Tür schloss sich. Aber noch hatte ich nicht verloren. Die nächste Wohnungstür wartete bereits: Erste Etage. Zweite Wohnungstür. Wieder klopfte ich hoffnungsvoll an.

  • Ich wartete.... und ich wartete.... und ich wartete.... und ich wartete. Dann klopfte ich nochmal kurz an und legte mein Ohr an die Tür. Geballte Stille schlug mir entgegen.


    "Wohl niemand da."


    Zweite Etage. Erste Wohnungstür. Ich klopfte an. Eine Weile lang tat sich nichts. Dann öffnete mir eine rüstige alte Dame mit Besen in der Hand und fing sofort an zu schimpfen. "Unreifes, jugendliches Pack!" Der Besenstiel schlug zweimal donnernd auf den Boden. "Erst stöhnt es hier den ganzen Nachmittag unter mir! Und jetzt klopfst DU an!" Ich fühlte mich aus ganzem Herzen unwillkommen.


    "Najaaa.... Ich würde mich ja freuen, wenn jemand einen ganzen Nachmittag lang unter mir stöhnt."


    Ich biss mir grinsend auf die Oberlippe und flüchtete mich schleunigst in die dritte Etage. Einmal durchatmen. Vierte Wohnungstür. Vierter Versuch. Ich klopfte an. Ein muskulöser Mann in bestem Alter machte auf. Breitbeinig und mit verschränkten Armen. So baute er sich vor mir auf. Mein Herz rutschte mir prompt bis in die schlotternden Kniekehlen.


    "Ho..la. Hrmh. Ich-bin-ein-Brief-vom-Cursus-Publicus-und-habe-für-einen-Redivivus Evander."


    Ups. Da waren mir jetzt die Worte ein bisschen durcheinander geraten, was? Ich lächelte entschuldigend.


    "Wohnt der hier in diesem Haus?"


    Der Mann legte mir seine rechte Hand auf meine linke Schulter. Ich fühlte das Gewicht. Die Kraft seiner Hände. Die Gefahr. Mein Puls schoss sofort durch die Decke. "Drei Treppen hoch. Zweite Wohnung. Da wohnt der Lucius mit seiner Perle.", antwortete mir eine tiefe und unheimlich ruhige Stimme. Er schenkte mir ein Augenzwinkern und ließ mich wieder los. Dann schloss sich seine Tür wieder. Wie erstarrt stand ich da und sah auf die Tür. Dann lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Gruselig. Trotzdem beschloss ich, dem Rat zu folgen:


    Sechste Etage. (Ich war jetzt ganz oben.) Zweite Wohnungstür. Zaghaft klopfte ich an. Dann trat ich einen Schritt zurück.

  • Aus sicherer Entfernung beobachtete ich die Wohnungstür. Nichts tat sich. Nochmal klopfen? Lieber gleich wieder gehen? Ich überlegte. Dann öffnete ein einschüchternd großes Muskelpaket mit Narben aus einem halben Dutzend Straßenkämpfen und.... Nein, halt. Es öffnete mir kein einschüchtend großes Muskelpaket mit Narben aus einem halben Dutzend Straßenschlachten. Es öffnete mir nur ein alter Herr mit silbergrauem Haar. Die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen sah er breit lächelnd nach draußen.


    "Hoppla."


    Damit hatte ich nicht gerechnet. "Wie bitte?" Ich trat etwas näher.


    "Ich sagte, Hola. Ich bin vom Cursus Publicus und habe einen Brief, wahrscheinlich für einen Redivivus Evander. Wohnt der hier in diesem Haus?"


    Der alte Mann nickte.. und nickte.. und nickte. "Da muss ich mal meine Perle fragen." Und ich musste mir ein amüsiertes Grinsen verkneifen. Langsam drehte der Alte seinen Kopf nach rechts. "Helena, mein Schmuckstück. Wohnt hier ein.. - Wie hieß er gleich?"


    "Redivivus Evander."


    "..ein Redivivus Evander in unserm Haus?" Ich konnte das nachdenkliche "Hm." hören. Diese Perle Helena stand offenbar direkt neben ihm hinter der Tür. "Nein. Nein, heute wohnt keiner mit diesem Namen hier. Aber ich glaube, vor vielen Jahren.. das muss noch unter Valerian gewesen sein.. nicht lange nach dem Tod des großen Iulianus.. da hatte wir ganzen unten im ersten Obergeschoss so einen wohnen. Erinnerst du dich noch? Von dem mussten wir uns damals doch noch drei Eier borgen, damit ich einen Kuchen zu unserem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag backen konnte. Du hattest unsere Eier ja einfach fallenlassen." Der Alte nickte. "Also, wohnt hier jetzt ein.. dieser Mann?" Oje. "Nein." Der Alte sah wieder zu mir. "Nein."


    "Wenn der früher aber mal hier gewohnt hat, weißt du dann vielleicht, wo ich ihn jetzt finden könnte? Wohnt er immernoch hier irgendwo in Rom?"


    Der Alte sah zu seiner Perle Helena und machte sich schon gar nicht mehr die Mühe, meine Frage zu uwiederholen. "Weißt du das?", fragte er sie einfach nur. "Nein, der lebt nicht mehr." Er sah zu mir und wiederholte. "Nein der lebt nicht mehr."


    "Nicht mehr in Rom?"


    "Nicht mehr in Rom?", fragte er seine Frau. "Gar nicht mehr. Weißt du nicht? Wir waren doch sogar zu seiner Trauerfeier eingeladen. Und wir wären ja auch da gewesen, wenn du dir nicht ausgerechnet eine Woche vorher beim Angeln den Arm gebrochen hättest." Ich zog die Augenbrauen nach oben. Wie er das wohl angestellt hatte? "Ja.. äh.. also er ist tot. Tut mir Leid. Kanntest du ihn gut?"


    "Hm? Äh.. nein."


    "Du, er hat doch gesagt, dass er von der Post ist und kein Verwandter." Der Alte sah überrascht aus. "Oh."


    "Naja. Danke trotzdem. Und alles Gute dir und deiner Frau."


    "Ja." Wieder nickte der ältere Herr.. einmal, zweimal, dreimal. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich alles mitbekommen hatte, was ich gesagt hatte. Dann schloss sich die Wohnungstür. Und ich stand wieder ganz am Anfang....


    Hier kam ich also nicht mehr weiter. Ich beschloss, jetzt noch einen Versuch bei den Flaviern zu unternehmen. Und wenn ich da auch keinen Erfolg hatte, dann landete dieser blöde Brief eben im Müll. Dann konnte ich es auch nicht ändern.

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