Die Mission

  • Als Lucius die Augen aufschlug lag er alleine im angemieteten Zimmer. Er quälte sich hoch und sah sich um,…in diesem Moment ging die Türe auf auf er wurde hektisch in der Suche nach seinen Waffen. Ocellus, der die Szene amüsiert betrachtete trat ein und zog die Türe zu.
    Er stellte ein Tablett auf den Tisch.
    Komm,…iß was…wir müssen gleich los!Lucius warf sich eine frische Tunica über und band sich die Caligae,…dann ging er zum Tisch. Brot und Käse, ein paar dicke Scheiben Wurst und ein Krug frischen Wassers.
    Er verzog das Gesicht,…nicht gerade einladend für eine Überfahrt,…
    Gibt´s nichts leichteres?
    Das Zeug liegt mir bestimmt dermaßen im Magen, dass ich noch im Hafen kotzen muss!...und wo ist Primus?
    Ocellus kramte noch in seinen Sachen als die Türe aufging.
    Primus kam herein und nickte Lucius grüßend zu. Na,…gut geschlafen?
    Lucius zog eine Grimasse,…es war immer wieder ein erhebendes Gefühl, wenn rund um einen herum schon alles irgendetwas Weltbewegendes machte und man vergaß ihn zu wecken.
    Primus schüttelte nur den Kopf und klopfte ihm auf die Schulter, dann sagte er,
    Also,…zur hora decima, tertia vigilia, legt die Hercules ab,…ein Truppentransporter,…er nimmt uns mit bis Portus Dubris. Die Pferde lassen wir hier,…in der Garnison der Classis... nach unserer Rückkekr sind sie dann ausgeruht genug für die nächste Etappe.
    Wir werden drüben Pferde geliehen bekommen,… Die Ganze Aktion darf höchstens 10 Stunden dauern,…sonst sitzen wir über Nacht in Brittannia fest...und ich habe gehört das Essen dort soll grauenhaft sein…
    Lucius stand sofort auf und begann sich anzuziehen, was seine Kameraden mit einem amüsierten Gesichtsausdruck zur Kenntnis nahmen.
    Na. Dann,…lasst uns abhauen,…und bitte,…könnten wir das Thema Essen vermeiden?!
    Sie grinsten sich an und packten ihre Sachen,…Primus hatte bereits die Übernachtung bezahlt und sie begaben sich im nächtlichen Hafen zum Magister Portus, wo sie ihre Pferde und persönlichen Sachen in Gewahrsam gaben. Zur hora decima stachen sie dann mit der Hercules in See,…einem Transportschiff der Classis, welches Nachschub für die III. Legion in Glevum lieferte, unter anderem Pferde für die Turmae. Primus verhandelte mit dem Magister Navis und versprach die Pferde bis zum Abtransport nach Glevum wieder zurückzubringen. Somit war dieses Problem schon vorab gelöst, zumal das Schreiben des Legaten auch hier wieder sehr hilfreich gewesen war. Der Sonnenaufgang auf See war und ist immer wieder ein besonderes Ereignis,…welches sich die drei mit fast allen Mitgliedern der Mannschaft nicht entgehen ließen. Nach fünf Stunden Fahrt sahen sie die Kreidefelsen von Dubris und legten kurz darauf in Portus Dubris an. Lucius hatte die Reise relativ gut überstanden und auch Primus war es gelungen seine üblen Erinnerungen mit Waffen und Ausrüstungspflege zu verdrängen. Das letzte Mal, als er auf See war ging sein Schiff in einem Sturm unter und,…er verlor seine über alles geliebte Frau Julia in der gischtenden See.
    Mehr als einmal hatte er sich danach gefragt warum er ihr nicht nachgesprungen war,…
    Nach kurzer Zeit führten sie ihre Pferde an Land und preschten in Richtung Londinium,…die Zeit eilte. Das letzte Schiff in Richtung Gesoriacum legte hora duodecima ab…
    Es waren knapp 80 Meilen bis Londinium und die Pferde nach kurzer Zeit heiß auf einen vollen Galopp,…nun konnten sie endlich das tun, warum sie zur Reiterei gegangen waren,…reiten, reiten wie der Teufel,…ohne die Packpferde und unnütze Ausrüstung war der Ritt schon fast eine sportlich Herausforderung,…und die Pferde für die III, waren in der Tat sehr gut.
    Überhaupt sahen sie hier viel Militärische Präsenz,...alle Nase Patrouillen.
    Nach etwas mehr als drei Stunden sprengte sie in Londinium herein,…zügelten ihre Pferde am Stadttor und Primus wies sich mit dem Schreiben des Vinicius als Boten für den Legatus Marcus Cornelius Cethegus aus,…worauf man ihm eiligst einen Führer zur Regio bereitstellte.
    Vor dem Amtsitzt des Legatus Augusti dankte Primus seinen beiden Freunden und folgte einer Palastwache bis zum Officium des Legaten…dort wartete er darauf, dass man ihn vorließ, während seine beiden Kameraden sich um die Pferde kümmerten.

  • Primus stand in der Vorhalle und wartete darauf daß der Scriba seinen Hintern bewegte, die Wache redete zwar eindringlich auf ihn ein, aber er schien die Ruhe selbst zu sein. Langsam erhob er sich,...ein magerer Mann,...offensichtlich Einheimischer,...musterte ihn von oben bis unten und lies seine linke Augenbraue langsam nach oben wandern als er seine Inspektion beendet hatte,...einen leisen Seufzer abgebend wandte er sich schließlich stocksteif zum Gehen.
    Die Wache ging auf Primus zu, machte ein unglückliches Gesicht und hob entschuldigend die Schultern.
    Primus nickte ihm zu und gab ihm so zu verstehen, daß er ja nichts dafür könne. Sag´Kamerad,...kannst du meinen beiden Männern einen Platz anweisen, wo sie sich ausruhen und die Pferde versorgen können? Wir müssen heute noch zurück nach Gesoriacum!
    Der Mann zog erstaunt die Augenbrauen hoch und nickte wortlos, um dann wieder zum Ausgang zurück zu gehen.
    Anscheinend empfand auch er den Zeitplan als sehr eng.
    Das Warten gestaltete sich als sehr aufwändig und er hatte Zeit sich ein wenig umzusehen. Wie in jedem römischen Statthalterpalast gab es Marmor, Büsten, Feuerschalen,...dieser hier war da keine Ausnahme,...man fühlte sich gleich wie zu Hause. Wahrscheinlich war deshalb auch ein Legionslager immer gleich angelegt,...das war nicht nur praktisch sondern verkürzte auch die Eingewöhnung,...es schaffte Sicherheit,...eine trügerische Sicherheit umgeben von Barbaren...Ihm fiel der Scriba wieder ein,...selten hatte er solch eine herablassende Taxierung erfashren,...dabei sah er noch relativ gut aus für die Reise die hinter ihnen lag.
    Immer wieder glitten Bedienstete durch den Raum,...alle ähnlich erhaben wie der Scriba,...sein Magen machte sich langsam bemerkbar,...ein deutliches Grummeln ertönte und erfuhr eine mehrfache Verstärkung durch die hohe Halle. Er sah sich nach was essbaren um als plötzlich die Türe aufging und der Scriba auftauchte,...
    Würdevoll winkte er ihn näher, schüttelte noch einmal ob seines Zustandes den Kopf und wies ihm die Türe,
    Der Legatus läßt bitten...
    Primus entnahm seinem Beutel die Rolle des Vinicius, verglich noch mal den Adressaten und trat in das Officium,...den Scriba, der sich gekünstelt die Nase rieb bedachte er mit einem grimmigen Blcik.

  • Primus trat vor den großen Schreibtisch mit Marmorplatte und allerlei Tabulae und Schriftrollen. Er nahm Haltung an und grüßte den Legaten,
    Salve Legatus Cornelius Cethegus! Ich bringe dir ein wichtiges Schreiben von Legatus Marcus Vinicius Lucianus aus Germania...er bittet dich mir deine Antwort so rasch wie möglich mitzugeben!


    Der Legat schien von diesem Vorschlag nicht sehr erbaut zu sein,...jedoch war das nicht Primus´Problem, er trat näher und reichte den Cornelier die Schriftrolle,...das Siegel war unversehrt...und trat wieder zurück


    Primus wirkte sehr verwegen mit seiner schwarzen Lederpanzerung und seinem zweckmäßigen Lederumhang,...jedoch glänzten seine Waffen und sein Helm mit den Flammen in den spiegelnden Feuerschalen um die Wette,... draußen zog wieder der Himmel zu,...sicher würde es bald wieder regnen,...er sah seine Pläne schon schwinden die Insel heute wieder verlassen zu können.
    Sein Blick fiel wieder auf den Legaten,...sollte er jetzt hier warten?...oder...sein Magen machte wieder Anstalten sich in ein knurrendes Raubtier zu verwandeln...ihn in Ruhe lassen und die Antwort später abholen?
    Geduldig spannte er seine Bauchmuskeln an und ließ sie wieder erschlaffen,...er hoffte, daß das Knurren sich noch eine Weile vermeiden ließ.




    An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Marcus Cornelius Cethegus
    Regia Legatus Augusti
    Londinium
    Brittania


    Salve Collega, ich grüsse Dich,


    die betrübliche Nachricht über den Tod unseres geliebten Kaisers hat dich sicher schon erreicht und auch die Information über den letzten Willen des Augustus.
    Als treuer Gefolgsmann und Klient Iulianus habe ich natürlich keine Sekunde gezögert, seinem Wunsch zu folgen und habe dem Caesar meine Treue geschworen. Die Kommandanten meiner Legionen sowie der Auxiliartruppen in Germania taten es mir gleich, genauso wie die zivile Verwaltung.
    Es gibt also keinen Grund irgendwelchen Gerüchten Glauben zu schenken, die etwas Anderes sagen.


    Dennoch gibt es da einen Punkt, der mich nachdenklich stimmt und auch, wenn ich hoffe, dass die Götter es anders geplant haben, muss ich mir darüber Gedanken machen und genau aus diesem Grund schreibe ich dir.


    Du kennst mich als loyalen Diener des Kaisers und so, wie ich Iulianus gedient habe, werde ich auch dem Caesar dienen. Doch die Gerüchte über seine Krankheit sind nicht mehr zu überhören und als verwantwortunsbewusste Statthalter müssen wir uns mit dem Szenario auseindandersetzen, welches, im Falle eines Falles, eintreten könnte.


    So möchte ich dir hiermit meine Gedanken und Absichten mitteilen und mich um deine Unterstützung bemühen.


    Sollte, die Götter mögen es verhindern, der Caesar seine Krankheit erliegen und die Nachfolge nicht, oder nicht im Sinne des Iulianus geklärt sein, werde ich nicht zögern, all meine Macht im zivilen, als auch im militärischen Bereich einzusetzen, um Iulianus Andenken zu ehren und seine Vision von Rom weiterleben zu lassen.


    Dieser Brief wurde von einem meiner besten Reiter überbracht und er hat Anweisung, mir deine Antwort zu überbingen. Niemand, ausser uns Beiden hatte Einsicht in diese Schreiben und so soll es auch bleiben.


    Mögen die Götter Rom, dem Kaiser und uns allen beistehen
    Vale bene




  • Wortlos nahm der Statthalter den Brief entgegen. Er machte nie viele Worte, solange er nicht wusste, wie sein Gegenüber einzuordnen war. Im Stehen las er die ersten Zeilen.


    "Die Adresse ist falsch geschrieben. Britannia schreibt man mit einem T und doppeltem N." Schweigend las er weiter.


    "Du erhältst die Antwort noch heute." Der Statthalter wandte sich an einen weiteren Mann, der im Raum war. "Der Bote wird versorgt und bekommt Proviant." So würde er nicht unnötig Zeit für Preisverhandlungen in den Unterkünften brauchen und auch nicht in die Versuchung kommen, Bargeld für Unnützes auszugeben.

  • Keine zwei Stunden nach dem Gespräch konnte der Bote tatsächlich die Antwort von Cornelius Cethegus entgegen nehmen.


    An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Marcus Vinicius Lucanus


    Cornelius Cethegus grüßt dich, mein Kollege!


    Ich teile deine Einschätzung der Lage und habe ebenfalls angeordnet, Ruhe zu bewahren und die Nachfolgeregelungen des Iulianus zu achten. Hier in Britannia werden wir wohl als letzte davon erfahren und ich habe kein Interesse daran, Unruhe aufkommen zu lassen. Die Gerüchte um die Gesundheit des Caesaren sind uns indes nicht unbekannt und ich habe daher bereits einen Boten nach Rom entstandt, der mir von dort Bericht erstatten soll. Ich möchte aus erster Hand informiert sein, was dort vor sich geht, um auf dieser Basis meine Entscheidungen zu treffen.


    Sollten dich Nachrichten aus Rom erreichen, die eine schnelle Reaktion erfordern, so lasse es mich wissen. In Britannia lernt man, wie man sich auf Stürme vorbereitet, wie man sie übersteht und wie man sie sogar nutzen kann. Doch wir werden nur in die Richtung schreiten können, die die Götter uns bereiten. Mögen sie uns ihre Wege bald zeigen.


    Vale
    M Cornelius Cethegus

  • Primus nahm das Schreiben entgegen und bedankte sich bei dem Legaten für seine Kooperation. Er grüßte militärisch zackig und verließ die Regia.
    Lucius und Ocellus standen bereits vor dem Gebäude, kauten irgendetwas und sahen ihn neugierig an.
    Primus warf einen Blick in den Himmel,...er war Wolkenverhangen und machte eine genaue Zeitangabe unmöglich,...er konnte also nur schätzen.
    Also Freunde, ich habe das erste Schreiben erhalten,....wenn wir uns beeilen schaffen wir es wieder zurück in drei Stunden zurück....wie sind die Pferde?
    Lucius schluckte das was er kaute herunter und klopfte seinem Pferd auf den Hals,...Die sind bereit,...wir haben sie abgerieben,...gestriegelt und nachher gefüttert,...hier ist ja eh´nichts los in disem Kaff und die Mädels,...also irgendwie sind die mir suspekt,...tun so als sei man gar nicht da...
    Das schien ihn ehrlcih zu treffen, auch wenn es Ocellus nur Anlaß gab die Augen zu verdrehen.
    Also,...gesetzt dem Fall wir schaffen die Hercules zu erwischen,...wo geht es dann hin?
    Primus nahm die von Ocellus gereichten Zügel und stieg auf. Er sah seine Freunde an und entgegnete,...
    kommt drauf an,...wenn wir es schaffen bei der Überfahrt zu schlafen würde ich sagen,...wir schnappen uns in Gesoriacum unsere Pferde und nutzen die nacht um weiterzukommen,...ich denke, daß wir noch zwei, drei Stunden Dunkelheit haben werden...oder wir warten bis zum Tageseinbruch und reiten bei Licht,...wir müssen auf jeden Fall in die Provinz Aquitania...
    Lucius und Ocellus sahen sich an und Ocellus erwiederte,
    Primus, ...lass uns im Hellen reiten,....ich denke die Mission ist zu wichtig, als daß sie durch einen Sturz im Dunkeln gefährdete werden sollte. Lucius saß auf und meinte, Sehe ich genauso,...Aquitania he,...interessant,...wo denn da?
    Primus zog kopfschüttelnd das Pferd herum und ritt in Richtung Portus Dubris...die Zeit eilte. Lucius grinste Ocellus an und meinte,
    ...du siehst aber ein, daß ich es versuchen mußte...? Ocellus zog sein Pferd herum und entgegnete,
    Was ich einsehe ist nicht von Bedeutung,...
    Dann folgten sie Primus heraus aus der Stadt.
    Sie ritten schnell und schweigsam und erreichten dank der römischen Strassen rechtzeitig Portus Dubris.
    Siwe übergaben die Pferde in der Hafenhorea und gingen zur Hercules...
    An Bord machten sie es sich leidlich in Primus Offiziersverschlag gemütlich und versuchten die Überfahrt ein wenig zu schlafen,...Primus war beruhigt,...den ersten teil seiner Aufgabe hatte er schon erledigt,...hoffentlich ging der zweite Teil auch so glatt.
    Die Überfahrt gestaltete sich als wesentlich anspruchsvoller als die Hinfahrt...sie hatten schwere See und alles was Lucius irgendwann einmal gegessen hatte wurde Neptun zum Opfer gereicht,...doch auch die beiden anderen Kameraden fühlten sich nicht allzuwohl und waren sichtlich froh als sie in Gesoriacum ihren ausgelaugten Freund an Land trugen und endlich festen Boden unter den Füßen hatten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!