Der Gang zur Rosta verknüpfte sich immer in ein Großereignis. Für einen länger dienenden Senator war es dabei deutlich einfacher diesen Weg anzugehen, denn ihm unterstand bereits eine Vielzahl von Klienten, Aufsteigern und wichtigen Wählern. Sowas mußte natürlich ordentlich vorbereitet sein und auch der Zeitpunkt erforderte Kalkül. Traf man nämlich auf dem Platz ein und ein anderer abdankender Magistrat hatte sich mit seiner Rotte schon breit gemacht, endete der triumphale Einzug in einem Desaster.
Schon früh, der Morgen begann gerade erst zu grauen eilten die ersten Späher zum Forum und spitzten ihre Ohren. Der Tag schien günstig, das Feld frei. Einer der Männer eilte also zurück und ließ den Senator die Lage berichten. Jener, natürlich schon auf den Beinen, sendete dann seine engsten Mitarbeiter aus, um die Klienten zu mobilisieren. Für so einen wichtigen Auftritt nach den vermögenfressenden Spielen war es notwendig besonders viele Männer aufzufahren. Kein Römer sollte dabei auf den Gedanken kommen, der Senator hätte sich bei der Pracht und Umfänglichkeit überhoben, gar ruiniert.
Los ging es dann deutlich später. Zwar scharrten sich besonders Familien im gleichen Bezirk um die Casa Germanica und damit um den Senator Avarus, doch auch die entlegensten Stadtteile beherberten Klienten, die nun aus ihren täglichen Trott gerissen zum Haus des Germanicus unterwegs waren. Sie mögen teilweise weniger aktive Klienten sein, weil ihnen die tägliche Nähe fehlte, aber sie waren objektiv betrachtet an diesem Tag besonders wichtige Klienten, denn sie unterstützten ihren Patron bei dessen Gang zur Rosta. Ein Römer erkannte darin natürlich auch die Fähigkeit des Organisierens. Nicht das Germanicus Avarus das nötig gehabt hätte, weil er in Verhandlungen auf einen der wenigen gut klassifizierten Posten in Rom stand, aber für ihn gehörte diese Art des Auftritts einfach nach Tradition der Politik dazu.
Mit einer reichlichen Hundertschaft Männer begann der Zug an der Casa Germanica hinüber zum Forum. Die Traube Menschen wuchs beachtlich bis dahin an. Immerhin lebten die meisten seiner Klienten gerade im Bezirk Circus Flaminius und waren nicht extra zum Haus des Mannes gekommen, sondern reihten sich nun einfach ein. Avarus versuchte dabei jeden Klienten zu begrüßen und beim Namen zu nennen, doch die Anzahl war in manchen Seitengassen einfach zu rießig und es hätte wohl Stunden gedauert alle Klienten zu grüßen. Am Forum angekommen, bildeten jene einen Halbkreis um die Rosta. Einige neugierige Augen strömten schon herzu, um zu hören, was da käme. Senator Germanicus Avarus hindes betrat das Podest und schob die Ärmel etwas nach oben. Die aufsteigende Sonne tauchte die Rosta in ein wärmendes Licht.
"Bürger Roms,
ich trete vor euch um zu berichten wie es die Pflicht eines jeden Magistraten des Cursus Honorum ist. Was tat ich für euch, für Rom, für uns? Das zu belegen, bin ich hier.
Medicus Germanicus Avarus ist mein Name, ich diente als Aedilis Plebii für Rom und euch.
Die Aufgaben setzen uns eine Richtung, sie schreiben uns vor, was wir zu tun haben, was wir tun können und ich glaube ich habe sie gut erfüllt. Rom fordert seine Aedile sehr und so bin ich mit einem Auge ein wenig glücklich das Ende meiner Amtszeit zu sehen. Mit dem anderen Auge allerdings muß ich sehen, das die Arbeit noch nicht getan ist. Viele Bürger legen es zu meinem Unverständnis darauf an in Konflikt mit den ordnungshaltenden Mächten zu gehen. Es fällt dabei schwer wichtige Versorgungsträger am Laufen zu halten und dabei sich in Sicherheit wägen zu können. Mir oblag die Kontrolle der Märkte, das habe ich getan. Meine Aufgabe war der ordentliche Ablauf in den Thermen auch dort ließ ich mich blicken. Weiterhin durfte jeder Römer meine Stunden rauben und seine Ängste und Nöte in Rom erklären und so es mir möglich war, durfte ich sie ihnen nehmen. Dazu verpflichten mich die Statuten dazu Betriebskontrollen durchzuführen oder Zertifikate für angehende Händler auszustellen. Auch in jenem Arbeitsfeld habe ich mich bemüht... und trotzdem muß ich sagen, das es sehr schwer ist der steigenden Marktkriminalität beizukommen. In diesem Sinne werde ich mich auch nach meiner Aktivität im Cursus Honorum noch arangieren, denn es darf nicht sein, das Gewerbetreibende ihre Schulden einfach aussitzen, weil die Hoffnung besteht, das sich ein nächster Aedil mehr um andere Bereiche kümmert, denn um sie.
Das die Aufgaben vielschichtig sind, zeigt, wenn ich darauf eingehe, das auch die Cura Annonae den Aedilen übertragen ist, wenn es an einem Praefectus fehlt. Rom, ihr Römer mußtet euch dabei nicht vor Hunger fürchten, denn durch eine üppige Brotspende von mehreren hundert Laiben war der Tisch immer gedeckt. Dazu habe ich mir erlaubt das Amt der Cura Annonae mit fast eintausend Sesterzen zu unterstützen, damit auch in Zukunft Brot für alle Bedürftigen gebacken werden kann.
Zu guter letzt möchte ich noch über die Spiele im Circus Maximus berichten. Ihr alle ward da, ihr alle konntet packende und spannende Rennen sehen und einige sorgenlose Tage verleben. Es war mir eine Freude die Equirria Aedili Avaro ausrichten zu dürfen und ich möchte mich dabei nocheinmal bei allen Mitorganisatoren bedanken. Nicht zuletzt bei dem jungen Cnaeus Flavius Lucanus, der mir einige besonders wichtige Gänge ersparte, bei meinen Klienten Galeo Obultronius Alimentus und Marcus Memmius Mamurra, sowie den anderen tatenreichen Händen, die dieses Ereignis überhaupt möglich gemacht haben und zuletzt natürlich bei meiner Frau Decima Lucilla. Sie die wochenlang auf ihren Mann verzichten mußte."
Er blickte über die Köpfe seiner Klienten, die natürlich jetzt klatschten hinweg zu jenen Bürgern, Römern und dessen die es vielleicht mal werden wollten, ob sie Fragen an seine Amtszeit hatten oder Widersprüche einlegen wollten. Letzteres hoffte er natürlich nicht, aber Populisten gab es bei jeder Veranstaltung. Avarus lächelte etwas, blieb aber dem Anspruch einer ernsten Sache mit seiner Miene gerecht.
PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA