Ein erster Marktbesuch

  • Ich war wohl gerade zur rechten Zeit in Rom angekommen. Der Marktplatz war voll edler Stoffe und teuren Tuniken. Ich war zwar in Rom aufgewachsen, aber ich lebte lange auf dem Land. Umso erfreuter war ich über die große Menschenmenge und die vielen Marktstände. Endlich hat Rom mich wieder.


    Libon schien sich etwas unwohl zu fühlen, aber er ertrug sein Schicksal mit Achtung. Ich mochte es, wenn Sklaven nicht mürrisch dreinschauten, sondern versuchten das Beste aus ihrer Situation zu machen.


    "Schau dort Libon. Würde diese schöne Tunika nicht gut an mir aussehen?"


    "Gewiss Herrin. Nur achtet auf die Qualität. Nicht alle auf dem Markt sind ehrliche Kaufleute."


    "Ich werde Acht geben Libon."


    Schon stand ich an einem anderen Marktstand und schaute mir einige Pallas an. Der Verkäufer zeigte mir welche aus gallischer Wolle und aus agyptischem Stoff.


    "Sieh her Libon. Stoffe aus den hintersten Ecken des Imperiums."


    "Ja Herrin, die Auswahl auf dem Markt ist sehr gut."


    Libon schien sich nicht all zu sehr für die Kleider zu interessieren. Aber er war auch ein Sklave. Ich war dafür umso interessierter.



    Sim-Off:

    Wer will, der darf ;)

  • Der Markt war voll und es schien als würden die Menschenmassen nicht weniger, sondern eher mehr werden. Aber ich bekam davon nicht mehr viel mit. Ich konzentrierte mich auf die Kleidungsstücke auf den Warentischen, beäugte hier ein Stück Stoff und dort eine Tracht.


    Trotz der guten und großen Auswahl hatte ich kein Stück gefunden dass ich unbedingt haben musste. Mein erster Marktbesuch mußte ja keine Kauforgie werden. Das Bestaunen der Ware reichte mir für diesen Tag schon.


    "Libon wie weit ist es vom Markt zum Forum Romanum, den Thermen und den anderen öffentlichen Einrichtungen?"


    "Das ist ganz unterschiedlich Herrin. Aber noch ist der Tag jung, wir können alles bequem zu Fuß erreichen. Ich zeige den Weg. Sagt nur wohin ihr zu Gehen gedenkt."


    Ich nickte dankend und wendete mich wieder den Kleidern zu.

  • Sim-Off:

    Dann bin ich so frei wenn ich darf :)


    Fluchend näherte sich Tibullus einem Laden, der etwas weniger modische Kleidung verkaufte als der letzte. Die Tuniken dort hätte er sich von seinem Lohn als Probatus eh nicht leisten können. Trotzdem wurmte es ihn, das der Sklave, der ihn beriet von seinem Besitzer einfach weggerufen wurde um zwei feinen Patriziern gefällig zu sein.


    Wenn er schon seinen ersten Sold für Kleidung ausgab, dann wollte er wenigstens wie ein Kunde behandelt werden.
    Der nächste Laden war deutlich weniger fein, aber immerhin schien der dort verkaufende Sklave ihn ernst zu nehmen. Allerdings war, trotz der Auswahl wenig Kundschaft anwesend. So wirkte sogar ich für den verkaufenden Sklaven interessant. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich zwei junge Frauen, die miteinander redeten. Der Haltung entnahm ich das die eine vermutlich die Dienerin der Anderen war, auch wenn die Kleidung der Herrin eher unauffällig schien, verglichen mit den fein gekleideten Damen, ab und an durch die Vorhänge ihrer Sänften schauten. Ich nahm meinen Mut zusammen und sprach die junge Herrin an.


    "Entschuldige Bitte, ich suche etwas passendes anzuziehen, allerdings bin ich noch neu in Rom und weiß nicht so recht was mir angemessen wäre."

  • Sim-Off:

    Wie gesagt: Jeder darf :)
    Libon ist übrigens ein männlicher Name ;)


    Ich war etwas erschrocken als mich ein Fremder ansprach, aber er war sehr freundlich und schien ganz neu in Rom zu sein. Er hatte ein markantes, männliches Gesicht, schien aber kein Soldat zu sein.


    Ich drehte mich um.


    "Ihr seid neu in Rom? Kleidung sucht ihr? Nun für Männer gibt es an vielen Ständen Tuniken in verschiedenen Größen und Arten. Die kurz geschnittenen sind für den einfachen Plebejer ausreichend. Du kannst ein Pallium dazu kaufen, das wärmt und ist etwas feiner. Oder eine Paenula. "


    Die Paenula erwähnte ich, weil ich nicht wußte wieviel Geld der Mann ausgeben wollte. Vielleicht war er etwas ärmer. Er sah nicht arm aus, aber auch nicht sonderlich reich.


    Ich lächelte und drehte mich zu meinem Sklaven.


    "Libon gibt es auf dem Markt auch Stände mit Paenulas?"


    Er nickte.


    "Natürlich Herrin. Dort hinten, wo auch die beschlagenen Sandalen stehen."


    Ich schaute in die Richtung die Libon mir sagte.


    "Nun werter Herr dort hinten scheint es einige Paenulas zu geben."

  • Sim-Off:

    Oha, da habe ich doch glatt Männlein und Weiblein verwechselt ;)


    Tibullus überlegte ob er einen Paenula*) oder einen Pallium**) bevorzugen würde in meinem Dorf war der Pallium nicht sonderlich bekannt, andererseit befand er sich jetzt in Rom. Seine Familie war erfolgreich, da sollte er mehr Eindruck machen.
    Dann überlegte er einen Moment.


    "Entschuldige Domina, ich wusste nicht das ich eine Matrona ansprach"





    *) Ärmelloser Überwurf
    **) Ein Mantel
    (Soweit ich weiß)

  • Sim-Off:

    Jetzt bin ich etwas verwirrt. Domina = Ehefrau oder?


    "Ich bin nicht verheiratet und wohne im Hause meiner Cousine. Dies ist einer unserer Haussklaven der mich begleitet."


    Der Mann sah etwas unschlüssig aus.


    "Der Paenula ist ein Mantel zum Überziehen. Oder wollt ihr doch lieber eine Tunika? Die gibt es mit dem Pallium einem Überhang, so sieht es etwas schicker aus."

  • Sim-Off:

    Ich schreib´s per PN ;)


    Tibullus lächelte. "Entschuldigt, ich dachte das ich mit einer Dame aus nobler Familie sprach, auf Grund deiner Äußerung darüber, was einem einfachen Plebejer zu Gesicht steht."
    Er lächelte ihr zu.
    "Aber ich habe mich tatsächlich wie ein Bauer verhalten und mich nicht einmal vorgestellt. Wenn du gestattest, Titus Terentius Tibullus ist mein Name und ich würde mich freuen deinen zu erfahren."
    Sein Lächeln wurde, obwohl ein wenig verletzt das sein Gegenüber ihn für so unwissend hielt, ein wenig breiter.
    "Und mir ist der Unterschied zwischen einem Pallium und einem Panuela durchaus bewust." ;)

  • Wahrscheinlich konnte der Fremde, der sich mir nun als Titus Terentius Tibullus vorstellte, meine Aufgeregtheit anmerken. Ich war nicht gewohnt von Fremden angesprochen zu werden und schon als Kind gehörte ich eher zu den schüchternen Mädchen.


    "Es freut mich euch kennenzulernen. Mein Name ist Sergia Calvina.Ihr seid neu in Rom, was macht ihr denn in der Stadt der Städte?"


    Libon stand die ganze Zeit hinter mir und ich spürte dass er den Mann im Auge behielt. Ich war froh ihn ausgewählt zu haben...ein junges Mädchen wie ich, wäre allein in Rom völlig aufgeschmissen gewesen.

  • Tibullus schaute ein wenig erstaunt an sich herab, gewiss, er war nicht dazu gekommen seine Tunika seit der letzten Nachtwache zu wechseln, aber da er sich nur langsam bewegt hatte und die Nacht kühl gewesen war, hatte er geglaubt einen recht passablen Eindruck zu machen. Nun, vermutlich war sie es einfach nicht gewöhnt angesprochen zu werden. Durchaus verständlich, hätte ein fremder Mann in seinem Dorf eine junge Frau einfach angesprochen, hätte er wenige Augenblicke später eine versammelte Dorfjugend vor sich stehen um ihre Ehre zu schützen.


    "Nun Calvina, es war wohl der Wille der Parzen der mich nach Rom verschug." Er erwähnte wohlwissend nicht den Brand in seinem Heimatdorf, der nach einer schicksalhaften Begegnung zwischen einer Nachbarstochter, einer Öllampe und einem Heuballen zu seiner überstürzten Flucht geführt hatte. Ein wenig stolz fügte er hinzu. "Ich wollte mir von meinem ersten Sold etwas leisten, doch ich bin etwas unsicher was ich mir kaufen soll, deshalb war ich so dreist dich anzusprechen. Du sahst aus als würdest du dich auskennen."

  • Ich lächelte.


    "Nun ich bin hier aufgewachsen, ein wenig kenne ich mich schon aus. Und außerdem habe ich Libon dabei, er lebt schon lange als unser Sklave in Rom und kennt sich hier bestens aus."


    Tibullus war doch recht freundlich. Mutter hatte mich immer vor fremden Männern gewarnt und mir aufgetragen auf mich aufzupassen. Und mein Vater schrieb in einem seiner Briefe dass er einem Mann erst erlauben müsste mir näher zu treten, sonst würde er wütend werden. Ich verscheuchte den Gedanken an meine toten Eltern, um nicht traurig zu werden.


    "Ja der Wille der Parcae ist nicht ergründlich. Ewig spinnen Sie unseren Lebensfaden. Die Macht der Götter ist wirklich groß."


    Die Erwähnung der Parzen erinnerte mich wieder an meine götterfürchtige Mutter. Und mir fiel ein dass ich schon lange keinen Tempel mehr besucht hatte. Ich merkte mir vor bald einen zu besuchen.

  • Er schaute sich um und versuchte zu registrieren ob die Umstehenden Anstoß daran nahmen, das er sich unbefangen mit einer, ihm nicht näher bekannten Frau, unterhielt.


    "Mach dir keine Sorgen Sergia Calvina, wie meine Mutter immer sagte, einer Frau Schande zu bringen, bringt die größere Schande über dich."
    Sie war wirklich ein Urquell weiser Ratschläge gewesen.


    Lästereien lagen ihm fern, vorallem da seine Mutter ihm gelegentlich von der schwarzen Wolke erzählte, welche sie als kleines Mädchen sah. Es muss selbst auf diese unvorstellbare Entfernung ein grausiges Schauspiel gewesen sein und ein merklicher Beweis für die Macht der Götter. Deutlich hatte sie in ihrem Dorf in Catania die Wolke gesehen, sie glaubte sogar ein erzittern des Bodens gespürt und den Tod gerochen zu haben. Aus Erzählungen wusste ich das sie nächtelang weinte, als sie erfuhr, dass sie Augenzeugin der Vernichtung einer ganzen Stadt geworden war.
    Tibullus kannte seine Mutter als sehr starke Frau, doch selbst sie flüsterte nur wenn sie von diesen Stunden berichtete. Wenn selbst sie sich vor der Macht der Götter fürchtete,...


    "Wo ihr davon sprecht, ich habe niemals einen der großen Tempel Roms gesehen."

  • "Tatsächlich nicht?"


    Ich war nicht überrascht, schließlich war er ja neu hier. Aber das brachte mich auf eine Idee.


    "Wißt ihr ich war sehr lange nicht mehr in einem Tempel Roms. Wollt ihr mich zu den Tempeln begleiten? Meiner Mutter hätte es nicht gern gesehen, dass ich so lange nicht zu den Göttern im Tempel gebetet habe. Und ich hatte eh vor bald hinzugehen."


    Lächelnd schaute ich zu Libon und erwartete schon eine Beschwere von ihm. Aber er war ein guter Sklave und wußte wohl dass eine Widerrede nicht angebracht war.


    "Wirst du uns den Weg zeigen?"


    "Natürlich Herrin. Wenn ihr es wünscht!"

  • Was gab es ehrenvolleres zutun als eine junge Frau sicher zu einem Tempel zu geleiten. Tibullus hatte gehört das es in Rom von Griechen nur so wimmelte und da brauchte eine ordentliche römische Jungfrau doch den Schutz eines Bürgers, nicht nur den eines Sklaven. So verdrängte er sein dringendes Bedürfniss schlafen zu gehen.


    "Natürlich werde ich dich begleiten Calvia. Welchen Tempel möchtest du denn aufsuchen." Tibullus hoffte sehr das es sie nicht zu den Vestalinen zog, war das für ihn doch der denkbar langweiligste Glaube. Allen Jungfrauen zum trotz.

  • Ich überlegte ein wenig. Es gab viele Götter denen ich Dank und Gehorsam schuldete. Mein Entschluss kam zögerlich, aber dann doch sicher.


    "Iuno. Ich möchte zum Tempel der Iuno. Wärst du damit einverstanden?"

  • Auch wenn Tibullus weder vorhatte in der nächsten Zeit zu Heiraten, noch ein Kind zur Welt zu bringen, konnte ein Besuch bei der göttlichen Gattin Jupiters nicht schaden.


    "Natürlich wäre ich damit einverstanden, doch müsstest du mir den Weg zeigen."

  • "Einverstanden."


    Ich gab meinem Sklaven einen Wink und er ging voran zum Tempelbezirks Rom. Wir mussten lange über den Markt laufen und uns Platz zwischen den ganzen Leuten suchen.


    Nach einiger Zeit hatten wir den Markt endlich hinter uns gelassen und kamen zu den Tempeln.

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