atrium | MAC und AFC

  • "Bitte folge mir", sagte Leone und schritt voran ins atrium der Villa. Dort deutete er auf eine der bequemen Bänke. "Bitte setze Dich doch, während der Junge dominus Corvinus von Deinem Besuch berichtet." Der kleine Sklavenjunge, der auch schon an der porta herumgelungert hatte, stob davon.


    "Wenn Du etwas trinken möchtest?" Leone winkte eine junge Sklavin heran, die mit einem Tablett herbeigeeilt kam und dem Gast Wasser und Wein anbot.


    "Und nun entschuldige mich bitte, ich muß zurück an die porta." Der Nubier schenkte Callistus ein weiteres strahlendes Lächeln und ging dann zurück auf seinen Posten.

  • Meine Mutter hatte mich gelehrt das man sich bei Sklaven nicht bedankte, wenn ich außerhalb ihrer Augen und Fänge war, tat ich grundsätzlich das Gegenteil von dem was meine Mutter mich lehrte.


    "Danke, ich werde zurecht kommen." Ich erwiederte sein Lächeln, lümmelte mich bequem auf ein Sofa und winkte die junge Sklavin heran. Die Mittagsstunde war noch nicht vorbei, es war eindeutig zu früh um Wein zu trinken. Es würde einen schlechten Eindruck machen. Aber darum brauchte ich mich nicht zu sorgen. Ich war mir sicher, das meine liebende Mutter schon dafür gesorgt hatte, das alle Welt mich für einen nutzlosen, launischen, verzogenen Balg hielt. Ganz der Vater halt. Ohne ein Wort sagen zu müssen, als Agrippinas Sohn lernte man schnell wie man Sklaven spurten lassen konnte, dirrigierte ich mir einen Becher Wein, gemischt mit einem Spritzer Wasser heran.

  • Im officium
    "Wer?" "Flavius Callistus, dominus." "Hm, ich wusste gar nicht, dass er in Rom ist? Aber gut, ich komme sofort, richte ihm das aus", erwiderte ich, woraufhin der Knabe sich verbeugte und sich wieder davonmachte. Flavius Callistus, der Sohn meiner Tante, und damit einer meiner wenigen Vettern. Wenn man es recht bedachte, so hatte sie Fortuna doch auf ihrer Seite gehabt mit Callistus, bedachte man, dass meine anderen Onkel und Tanten kaum einen Sohn hatten und oftmals nur Töchter vorweisen konnten. Ich unterzeichnete noch vier weitere Dokumente, die Pyrrus mir vorlegte, dann erhob ich mich und verließ das officium. Nur wenig später war ich im atrium angelangt.


    Im atrium
    "Appius, sei gegrüß!" sprach ich beim Betreten des atrium und strebte dabei auf meinen langjährigen Brieffreund zu. Ich hatte unsere Korrespondenz stets gemocht und war in jungen Jahren sogar einmal für wenige Wochen in Hispanien gewesen, doch konnte ich dieser Provinz rein gar nichts abgewinnen, und so hatte sich unsere Freundschaft seitdem auf rein brieflichen Kontakt beschränkt. Sogleich fiel mir die Kleidung des Flaviers auf, und ich hob amüsiert eine Braue - er war also immer noch der Alte. Einer freundschaftlichen Umarmung folgten zwei, drei Schulterkläpse, dann grinste ich ihn an. "Tut gut, dich zu sehen, alter Freund. Was hat dich denn aus deinem spanischen Exil hergeweht?" zog ich ihn auf und deutete hernach einladend auf die Sessel am Rand, um langsam darauf zu zu schlendern.

  • Als Marcus das Atrium betrat erkannte ich ihn zuerst nicht. Das letzte Mal, als wir uns sahen war Ewigkeiten her, obwohl wir uns auf Anhieb verstanden hatten und auch nachher regen Briefkontakt pflegten, war ich mir nicht sicher, ob es meiner Mutter nicht doch gelungen war ihn gegen mich aufzubringen. Das er mich lächelnd und mt meinem Pränomen begrüßte, ließ mich aufatmen. Die Freundschaft schien sich über die Jahre bewahrt zu haben. Trotzdem war ich mir sicher das meine Mutter ihr bestes getan hatte um mich in ein schlechtes Licht zu rücken.


    "Salve Marcus!" Ich bemerkte den leicht amüsierten Blick, den Marcus mir zuwarf und der offensichtlich meiner Kleidung galt. Nach der herzlichen Umarmung präsentierte ich mich in voller Lebensgröße und zupfte an meiner Tunika um dann, der Einladung folgend, wieder auf dem Sessel platz zu nehmen. "Aus dem Exil also" Mit gespielter Empörung hob ich die Augenbrauen. "Wenn du den Hades ein Exil nennen möchtest, nun es gelang mir meiner Mutter zu entfliehen, indem ich ihr versicherte das ich nach Rom gehen will um Karriere zu machen." Mein lächeln war nicht gespielt als ich fortsetzte. "Es war vermutlich auch hilfreich das mein Vater bald wieder aus Parthien zurückkehren wird. Er hat zwar, wie ich hörte, alles versucht damit die Parhen ihn umbringen, aber nichtmal dazu waren sie in der Lage. Geschieht ihnen recht das sie verloren haben." Ich hob meinen Becher und verfluchte die Entscheidung, den Wein mit Wasser zu verdünnen. Auf ein Wiedersehen alter Freunde sollte mann nicht mit verdünntem Rebensaft anstoßen. "Ich weiß es ist noch früh, aber lass uns auf unser wiedersehen anstoßen, mein Freund."

  • "So schlimm?" erwiderte ich und hob prüfend eine Braue. Nun gut, Tante Agrippina konnte ab und an ein wahrer Besen sein. Als Sohn hatte man es da vermutlich noch schwerer denn als Neffe, der seine Tante so gut wie nie sah. Als Agrippina mit ihrem Mann nach Spanien gegangen war, hatte es mich noch nicht gegeben. Vermutlich war ich auch noch nicht in Planung gewesen. "Ein geschicktes Täuschungsmanöver? Oder ist das tatsächlich deine Absicht?" stichelte ich weiter und grinste ungeniert. "Appius - du wirst doch nicht etwa ein tugendhafter Patrizier?" Mit gespielt entsetzten Blick, nur unterbrochen von der Sklavin, welche soeben auch mir Wein kredenzte - dazu war es nie zu früh -, musterte ich Callistus und konnte mich schlussendlich ein Lachen nicht verkneifen.


    "Einen Flavier bringt so leicht nichts um, nicht einmal eine Horde dreckiger Parther. Das sieht man an deinem Verwandten, Aristides. Er scheint es irgendwie bewerkstelligt zu haben, sogar noch zugelegt zu haben während des Kriegs", kommentierte ich und dachte an unsere flüchtige Begegnung während Aquilius' res gestae. "Zu früh? Mitnichten. Für einen guten Tropfen ist immer die richtige Zeit. Auf deine Gewitztheit, mit der du den spanischen Gefilden entflohen bist!" kommentierte ich die Geste, mit der ich den Becher anhob und Callistus zuprostete. Ich trank, nachdem ein Schluck für die Götter vergossen worden war.


    "Dann willst du also wirklich länger hier in Rom bleiben?" hakte ich nach, kaum dass der Becher abgestellt war. "Und was planst du? Gedenkst du Caius nachzueifern und dich im cultus zu engagieren? Gerade gestern sind auch meine beiden Neffen angekommen. Sie haben die gleichen Pläne wie du, wissen aber noch nicht, wofür genau sie sich entscheiden wollen."

  • Nunja, im Geburtshaus meiner Mutter über die Frau zu lästern, die mich ins Leben gebracht hatte(woran ich oft und ausgiebig erinnert wurde) stand mir nicht zu Gesicht. Ich wollte auch nicht undankbar erscheinen. Immerhin verdankte ich ihr meinen guten Geschmack was Mode und Einrichtung betraf, denn noch lieber als meinen Vater nieder zu machen, vernichete sie sein Vermögen, als Rache für seine stetige Abwesenheit. "Ich bin mir nicht sicher ob es für meine Vater das beste ist, das seine zweite Dienstzeit jetzt beendet wurde. Immerhin war er auch lang genug Praefectus Castrorum. Ich vermute jedoch das ein Leben als Zivilist ihm nicht gut tun wird" Ich musst mir auf die Zunge beißen um nicht der Versuchung zu erliegen auf´s Herzlichste über meine Mutter zu lästern, aber ich wollte auch nicht als quengeliges Muttersöhnchen darstehen. Darum übergang ich die Frage meines Brieffreundes.


    "Nun, ich komme aus der Schola Atheniensis und hoffe schon bald alles in die Wege geleitet zu haben um erfolgreich in Rom Fuß fassen zu können." Ein breites Grinsen zeugte von der Absurdität meiner folgenden´Worte "War ich denn jemals etwas anderes als ein tugendhafter Patrizier?" Die Erinnerungen an den Blödsinn, den Marcus und ich allein in der kurzen Zeit angestellt hatten, die er bei uns zu Gast gewesen war, führten dazu das ich auflachen musste.
    "Du wirst es nicht glauben, auf der Reise nach Rom habe ich sogar eine Imkerei erstanden, vor dir sitzt jetzt ein eigenständiger Geschäftsmann."


    Marcus Religiösität und die Fragen nach seinenen Plänen, den Cultus betreffend irritierten mich ein wenig, darüber hatte er mir nie viel geschrieben."Nein, ich weiß das die Verwandschaft meines Vaters Gläubig ist, aber so valerisch kann ich nicht werden, das ich meine Tuniken mit dem Blut von Opferstieren verderbe." Ehrlich gesagt hatte ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht wie wichtig die Religion für meine zukünftigen Pläne werden würde. Man sollte sie nicht außer acht lassen.


    Ich hob meinen Becher. "Aiuf die Macht der Langeweile, die mich aus Hispanien vertrieben hat"

  • praefectus castrorum. Sicher eine wichtige Tätigkeit, aber eines Patriziers nicht unbedingt angemessen. Noch unmöglicher aber erschien mir das endlose Dahingleiten während dem Nichtstun - eine Unmöglichkeit für mich selbst, eigentlich eine Unmöglichkeit für einen jeden Patrizier, gab man sich zu lange dem gemächlichen Treiben hin. "Du hast dich in der schola eingeschrieben? Na, dann wünsche ich dir viel Glück für kommende Prüfungen. Was den Bekanntheitsgrad angeht, kannst du dich ja vertrauensvoll an deine Verwandten kennen. Aquilius und Gracchus dürften die wichtigsten Männer Roms kennen und dir damit den Einstieg noch leichter machen."


    Was Callistus dann schließlich über die Religion sagte, ließ mich ihn betroffen anstarren. "Nun", sagte ich langgezogen und rang nach angemessenen Worten. Ob ihm entfallen war, dass ich... Aber nein, ich hatte es ihm nie erzählt. "Ich bin vor einigen Monaten zum septemvir berufen worden. Allein deswegen müsste ich dir nun eine Moralpredigt halten, Flavius Callistus", sagte ich gespielt streng und zuckte hernach mit den Schultern. "Die Götter sind so wichtig für Roms Gegenwart und Zukunft wie Wasser für einen Fisch, Appius. Eine der Stützen des imperium darf man nicht so einfach außer Acht lassen, gerade in der Politik nicht, sonst bricht das ganze Staatsgebäude zusammen", fuhr ich dann ernst fort und nippte an meinem Becher.


    "Und wie schaut es mit den Frauen aus?" fragte ich ihn dann und grinste verschmitzt. "Schon jemanden im Auge?" Ich hatte da natürlich jemanden an der Hand, sollte er ernste Absichten hegen, band ihm dies jedoch nicht auf die Nase. Immerhin war ich kein Unmensch, der eine aurelische Dame an den Nächstebesten verschacherte, wobei mich natürlich etwas mit Callistus verband und er allein deswegen schon in die nähere Wahl fallen würde. Doch alles zu seiner Zeit. Und außerdem hatte Ursus die tutela seiner Schwester inne.

  • Mit gespielter Verzweifelung ließ ich die Schultern zucken. "Politik, alles hier ist Politik, selbst die Religion." Ich lachte, es war ein ehrliches Lachen, denn die Freude darüber nicht nur der Fuchtel meiner Mutter entgangen zu sein, sondern auch noch so viele geliebte Gesichter wieder zu sehen, erleichterte mein Herz "Auch du Marcus? Die Götter scheinen Hispania ferner zu sein als Rom, doch hier sind alle einem Fieber, dienlich der Götter erlegen, wie ich vermute" Ich beugte mich vor und klopfte Marcus auf die Schulter "Aber herzlichen Glückwunsch, ganz ehrlich"


    Ich lehnte mich wieder zurück um das Willkommensgetränk zu genießen. "Die Frauen" seufzte ich "sie sind entweder vergeben, oder zu nahe mit mir verwandt....zumindest die, deren Gegenwart ich bisher genießen durfte." Ich lachte und hob erneut meinen Becher "Ich bin zu kurz in dieser Stadt um mich fest zu binden, aber ich warne dich, wenn du mich mit einem Weibsbild wie meiner geliebten Mutter verkuppeln willlst, werden wir innigste Feinde"

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