[Cubiculum] Tiberianus Cato

  • Es war nicht Catos stimme die Erklang, sondern schwere, schnelle Schritte von beschlagenen Stiefeln. Und dann donnerte die kräftige Stimme des Tiberius Vitamalacus durch den Gang.


    "Zur Seite, ancilla !"


    Und er liess Crista kaum Zeit ihm ausweichen, da schob er sich an ihr vorbei und trat in das Zimmer hinein.


    "Steh auf !" befahl er mit donnernder Stimme, während er aufrecht mitten im Raum stand.

  • Ich war noch am Grübeln, wie es alles soweit kommen konnte und immer wieder kam ich nur zu einer Erklärung, es war das Werk dieser Iulischen Hexe. Wie sie es angestellt hatte, mein Leben so durcheinander zu bringen und welchen Zweck sie damit verfolgte , für all das hatte ich keine keine Erklärung, so sehr ich mich auch bemühte.


    Und meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Crista wieder in der Tür stand und gleichdarauf Quintus im Raum stand. Sein Erscheinen überraschte mich und dann wieder auch nicht. Mein Auftritt im Atrium und die Vermutung, die jetzt zur gewissheit geworden war, das er unter der Kontrolle der Iulischen Hexe stand, mussten unweigerlich zu seinem Erscheinen führen. Dennoch war ich innerlich nicht darauf vorbereitet, erhob mich nur langsam von meiner Liege.


    "Quintus," sagte ich leise, in erwartung dessen, was kommen musste.

  • Die schnellen Schritte, die sich ihr und dem Zimmer näherten, trugen nicht gerade dazu bei das Crista sich wirklich ganz beruhigte. Erschrocken sah sie sich zur Seite um und wich gerade noch so dem Mann aus, der sich Catos ehemaliger Herr nannte. Crista zog zischend die Luft ein und stahl sich im nächsten Moment ausatmend sofort ins Zimmer hinein. Sie wollte dabei sein, wollte wissen was Vitamalacus von ihrem Freund und Geliebten wollte. Mit angespannter Miene sah sie an dem großen Mann vorbei zu Cato, versuchte ihm zu zu nicken. Ich bin hier.. redete sie in Gedanken ihm zu. Langsam streckte Crista die rechte Hand aus, schloß die immer noch offenstehende Tür mit einem fast nicht hörbaren Geräusch. "Mein dominus, ist sie wirklich diejenige Frau die sie behauptet zu sein? Ihr wusstet wohl Bescheid. Warum erst heute?" sprach sie leise in den Raum hinein, knetete ihre Hände unruhig in den Stoff ihrer unscheinbaren Kleidung hinein.

  • Ob Tiberius Vitamalacus hörte, was die junge Sklavin sagte, oder nicht, davon war nichts zu merken, schenkte er ihr keine Beachtung. Vielleicht war das sogar gut für Crista, denn eine Sklavin hatte nicht ungefragt das Wort zu ergreifen. Selbst von einem Offizier hätte er in dieser Situation erwartet, das dieser das Wort erbat, von einem Sklaven verlangte er schweigen.


    Kühl musterte er Cato, kaum eine Regung zeigte sich auf seinem Gesicht, nur ein leichtes Funkeln in den Augen konnte einem Menschen wie Cato, der ihn seit Jahrzehnten kannte, einen Eindruck vermitteln, was in ihm vor sich ging.


    Wortlos wartete er bis Cato sich erhoben hatte, dann schnellte seine rechte Hand vor und verpasste Cato mit dem Handrücken einen kräftigen Schlag auf die linke Wange.


    "Wie kannst du dich so deiner Mutter gegenüber benehmen ? Du schuldest ihr Achtung und Respekt !"

  • Da war es dieses Funkeln in seinen Augen, kaum zu erkennen wenn man nicht wusste, worauf man achten musste, doch ich hatte es schon mehr als einmal gesehen. Und ich wusste, das er wütend war, das er in einem Zustand war, in dem er fast alles tun konnte. Die Ohrfeige hatte ich regelrecht erwartet, dennoch war ich von ihrer Wucht überrascht, so das ich den Halt verlor und wieder auf der Liege landete.


    Aber ich hörte auch Cristas Worte, mit denen sie mir beistand, aber mit denen sie sich auch in Gefahr brachte. Schon der alte Legatus hatte keine Wiederworte zu gelassen und Quintus war ihm da immer ähnlicher.

    "Wer sagt denn, das sie meine Mutter ist ? Wer hat es dir erzählt ? Wir sahen sie sterben ! Das sie noch lebt, das kann nur das Werk einer Hexe sein !!!"


    Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, ich ignorierte die Schmerzen, ich wollte nur Quintus von Cristas Widerworten ablenken, ich wollte nur, das seine Schläge mich trafen, nicht sie. Und das ich noch gröseren Zorn auf mich lenkte, dessen war ich mir nur allzu bewusst.

  • Der Legat reagierte nicht auf ihre Worte und Crista biss sich auf die Lippen. Himmel nochmal, was konnte sie bloß für Cato tun? Sie schreckte, begleitet von einem leisen Aufschrei, zusammen, als der Knall einer Ohrfeige, die ihr Ziel gefunden hatte zu hören war. Crista lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, erlebte den Legat von einer ganz anderen Seite. Einer Seite die ihr nicht gefiel. Cato sollte seiner Mutter Achtung und Respekt geben? Tief zog Crista die Luft ein und wieder aus. Wie denn bloß? Fest stiess sie sich von der Wand ab, bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die übrig gebliebenen Scherben und stellte sich neben Catos Liege auf. Ihre Hände krallte sie immer noch in ihre unscheinbare Kleidung hinein. Crista hörte Catos Worte, zuckte zusammen. Seine Mutter eine Hexe? War das möglich? Konnte das sein? War das der Knackpunkt. Diese Gedanken schossen ihr allesamt durch den Kopf. "Bitte.. hört ihn doch an." bat Crista.

  • Immer noch rührte sich Tiberius Vitamalacus nicht vom Fleck, blieb genau da stehen, wo er zuvor gestanden hatte. Sein Blick fixierte Cato, ignorierte aber scheinbar die Worte, welche von seinen Lippen gekommen waren.


    "Steh auf !" befahl er erneut.


    Und dann blickte er kurz zu Crista.


    "Geh, Ancilla !" sagte er in einem Tonfall, der keinen Wiederspruch zuliess.

  • `Bitte Crista,`flehte ich innerlich, `geh doch, wie er es sagt.` Ich allein konnte ihm vielleicht standhalten, seinen Schlägen und Zorn standhalten, lange genug bis er von mir abliess. Doch wenn Crista nicht ging, würde sie unweigerlich seinen Zorn zu spüren bekommen. Und dann wusste ich nicht wirklich wie es weiter gehen würde.


    Ich warf Crista einen kurzen, flehenden Blick zu, dann wieder fixierte ich Quintus. "Quintus, bitte : Wer sagt denn, das sie meine Mutter ist ? Wer hat es dir erzählt ? Wir sahen sie sterben ! Das sie noch lebt, das kann nur das Werk einer Hexe sein !" wiederholte ich die Worte, die ich zuvor vorgebracht hatte, doch hatte ich nur nur geringe Hoffnung, das meine Worte etwas bringen würden.

  • Crista fügte sich schliesslich dem Wunsch des zornigen Legaten und verliess das Zimmer ihres Freundes, nicht ohne noch ihren Reisebeutel wieder an sich zu nehmen. Sie musste sich ohnehin erkundigen wo sie nächtigen sollte und ihre privaten Dinge ablegen durfte. Das war ja auch wichtig zu wissen... und es lenkte ab von dem Geschehen in Catos Zimmer. Warum gab es nur so einen Rummel um Catos Mutter. Wer war sie bloß? Die Gedanken gingen irgendwann unter, da sie aufgefordert wurde mit Anzupacken beim Auspacken des Gepäcks. Crista kam nicht mehr dazu nach Cato zu sehen und fiel todmüde auf den ihr zugewiesenen Schlafplatz um sogleich völllig erschöpft von den Anstrengungen der Reise und den neuen Eindrücken einzuschlafen.

  • Erst in diesem Moment, da Crista das Zimmer verliess und er und Cato allein unter sich waren, verlor Tiberius Vitamalacus seine Unnahbarkeit und er verfiel wieder in die vertraut ihrerer Jugendjahre. Mit einem Schritt war er bei Cato, seine Hände fassten ihn an der Schulter, sicherlich fest und bestimmt, aber dennoch gänzlich nicht Brutal.


    "Cato, sie ist es. Ich sah sie fallen wie du, sie war und ist immer wie eine Mutter für mich gewesen. Und als ich sie in Edessa wiedersah, da konnte ich es auch nicht glauben. Aber sie ist es wirklich ...."!

  • Crista verliess den Raum, so wie ich es ersehnt hatte, ahnte ich das mir schlimmes blühte. Ich wusste doch wie Quintus reagieren konnte, wie er reagierte, besonders seit er unter dem Einfluss dieser iuliuschen Hexe geraten war. Nein, ich rechnete nicht damit, das es mir jetzt gut ergehen würde....


    Ich schloss die Augen als Quintus auf mich zutrat, ich rechnete mit dem Schlimmsten, ich rechnete nicht mit meinem Ende, doch ich rechnete mit Prügel und jenem, das für mich am schlimmsten wäre : Das er Crista fortschicken würde,.... und er könnte es tun, auch doirthin, wo ich ihr nicht folgen könnte.


    Doch keine Schläge kamen auf mich nieder, sein Griff war fest, aber nicht brutal, genau wie seine Worte. Nur langsam öffnete ich meine Augen, sah zu ihm herauf....


    "Wie kannst du dir so sicher sein ?" fragte ich mit bebender Stimme.

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