Sonnige Tage oder ein flavisch-claudischer Ausflug in die Stadt

  • Wenn die Götter ein Wenig an Einsehen zeigten, dann wohl an dem heutigen Tage, denn die Sonne blitzte vom blauen Himmel hinab, es lag deutlich der Frühling in der Luft und versprach somit die idealen Bedingungen für einen schönen Ausflugstag zu bieten. Langsam humpelte Marcus aus der villa Claudia hinaus, blinzelte einige Male, als die goldene und helle Sonne seine Augen trafen und ihm einen Moment lang die Sicht raubte. Der Wind strich über seine Stirn, als er auf die Sänfte zu humpelte, die noch vor der porta wartete, es war eben selbige Sänfte, die vor schier ewiger Zeit die junge Epicharis abgeholt hatte und zu einem Ausflug in einen fremden Garten entführt hatte, was Marcus jedoch nicht bewußt war, um die Einzelheiten jenes Tages hatte er sich gar nicht gekümmert gehabt, seine ganze Aufmerksamkeit hatte er damals auf die Präsenz von Epicharis gelegt, zu jenem Zeitpunkt mehr noch aus Zwang heraus, denn eigentlich war es ihm zuwider gewesen, eine erneute Verbindung einzugehen, aber seine Mutter nahm die augustinische Gesetzgebung nun mal sehr ernst – für ihren Sohn zumindest! An jenem Tag hätte Marcus wohl nicht gedacht, wie sehr sich seine Empfindungen diesbezüglich noch ändern konnten und er für Epicharis mittlerweile eine ehrliche und zärtliche Zuneigung entwickelt hatte, selbst wenn sie sich im Grunde beide immer noch nicht kannten.


    Als sich Marcus humpelnd der Sänfte näherte, sprangen einige Männer auf, die auf einer Mauer sitzend in der warmen Sonne gewartet hatten, zum Einen die Sänftenträger, es waren acht in der Zahl - aber die flavische Sänfte war schon ohne das Gewicht von Marcus schwer! - dann auch noch drei Leibwächter, die Serenus aus Baiae mitgebracht hatte, drei custodes. Noch bevor Marcus an der Sänfte heran gekommen war, hatten sich die Sänftensklaven aufgestellt und auch die custodes harrten der Dinge, die kommen mochten. Einer der Sänftensklaven trat an die Seite und schob vorsorglich den Sichtschutz des Gefährtes zu Seite, damit die beiden Patrizier ungehindert einsteigen konnten. Bei der Sänfte angekommen, reichte Marcus erst eine Krücke an selbigen Sklaven weiter, dann auch die Andere und ließ sich mit einem leisen Ächzen auf das Polster der Sänfte herunter sinken. In das Gefährt hinein zu steigen, war immer etwas schwierig, so, daß das Bein nicht höllisch weh tat, aber es auch nicht allzu lächerlich aussah, ein Hineinrobben war dann doch etwas würdelos – selbst für Marcus, und gerade vor den Augen seiner Verlobten wollte er das wiederum nicht. So an der Kante der Sänfte lehnend und über das Problem sinnend, verschnaufte Marcus einen Moment und sah zu Epicharis.


    „Minna und Fiona? Sind das Sklavinnen von Dir?“
    , fragte Marcus vorsichtig nach. Man wußte ja nie, aber er glaubte nicht, daß Epicharis Freundinnen zu dem Ausflug einladen würde, oder etwa doch? So wie Marcus junge Frauen einschätzte – und das tat er wahrlich sehr schlecht!- saßen diese bestimmt oft in Klüngelgrüppchen zusammen und unterhielten sich den lieben langen Tag über Kleider, Schmuck und Männer, zumindest schien das Marcus – ahnungslos wie er nun mal war! - so. Womöglich hatte Epicharis mit ein paar Freundinnen schon über ihn gesprochen und ihnen gleich den Heimkehrer vorstellen wollen. Wer wußte das schon!?


    „Zu den Gärten des Maecenas auf dem Esquilin vielleicht?“
    , schlug Marcus vor, um auch das an die Sklaven weiter zu geben, die ihnen den Weg durch die Stadt bahnen müßten. Wenn sie auf den Esquilin wollten, wie Epicharis noch in der villa angeregt hatte, dann würden sie ein Stück am Rande der subura vorbei müßen und über den collis viminalis zu den Gärten auf der anderen Hangseite, dort, wo ehemals sogar ein Armenfriedhof war und jetzt prachtvolle Gärten lagen. Die in einiger Zeit wahrscheinlich schon wieder zugebaut wurden, so schnell wie die Stadt wuchs und immer weiter gedieh.

  • "Ach was. Und selbst wenn, wäre das doch gar nicht schlimm, schließlich haben wir alle Zeit der Welt", erwiderte Epicharis fröhlich. Selbst ohne dass sie sein ganzes Gewicht stützen musste, war ihr Verlobter doch recht schwer, und Epicharis war froh, dass sie ihren Ausflug in einer Sänfte machen würden. Aufmerksam betrachtete sie ihn dabei, wie er nach den Krücken griff und kurz damit herum hantierte, ehe er sich langsam in Bewegung setzte und an ihrer Seite der Tür entgegen strebte.


    Sie hatten kaum die Porta passiert, da schien das Blau des Himmels mit den goldenen Strahlen der Sonne um die Wette zu funkeln. Weißer Marmor glitzerte im hellen Licht der Frühlingssonne mit den ersten Schweißtropfen der wartenden Sklaven um die Wette. Doch Epicharis hatte für all dies kein Auge - vielmehr hatte sie Aristides den Blick zugewandt und betrachtete sein müde wirkendes Antlitz in hellerem Licht. Während seiner Abwesenheit, so erschien es ihr, waren einige Falten hinzugekommen. Sein Gesicht wirkte wettergegerbt und erinnerte sie absurderweise an Leder. Mit zusammen gekniffenen Augen blickte Epicharis nun wieder nach vorn und musterte die flavische Sänfte. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie jenen einen Tag zurück dachte, an dem Aristides sie damals hatte abholen lassen, um sie in dem Tiergarten zu überraschen. Geduldig wartete sie, bis ihr Verlobter sich mit einiger Hilfe in die Sänfte gewuchtet hatte. Ein wenig Mitleid hatte sie schon mit ihm, andererseits hätte er sich wohl leichter bewegen können, wäre da etwas weniger auf seinen Hüften gewesen. Befriedigt dachte sie an die Anweisungen, die sie den beiden Sklavinnen bezüglich des mitzunehmenden Essens erteilt hatte. Als Aristides ließ sich wohl gebettet hatte und seine Frage stellte, legte Epicharis, welche immer noch vor der Sänfte stand, den Kopf schief und machte ein verschmitztes Gesicht. "Nicht direkt, nein. Eigentlich gehören sie Vater, aber ich mag sie, und Vater hat ohnehin kaum Aufgaben für die beiden. Er merkt sicher nicht einmal, dass sie uns begleiten." Dass Aristides ernsthaft vermutet hatte, eine ihrer Freundinnen würde einen so außergewöhnlichen Namen tragen, daran dachte Epicharis nicht einmal. Ein flüchtiger Blick über ihre Schulter verriet ihr, dass Hannibal, Fiona und Minna bereits herannahten, und so verschwendete die junge Claudierin keine Zeit mehr, sondern stieg ebenfalls in die Sänfte.


    Die flavischen Farben fanden sich auch im Inneren der Sänfte wieder. Dunkelrote Kissen mit goldenen Troddeln sorgten dafür, dass Flavius und Claudia weich und angenehm lagerten. Der Sichtschutz glitt nun ebenfalls wieder an seinen Platz zurück, und verbarg das ungleiche Paar vor allzu neugierigen Blicken. Epicharis wandte sich Aristides zu, dessen gesundes Bein sie wie zufällig mit ihrem Bein berührte. Das Ambiente mutete nun geheimnisvoll an, und Epicharis versank gern einen Augenblick in Träumereien. "Gern!" erwiderte sie und blinzelte ihn an. Sie wusste um die Lage der Gärten und auch um deren Geschichte, und als ihre Hand nun die von Aristides suchte, sie fand und sich hinein schob, fragte sie ihn: "Fragst du dich nicht manchmal auch, ob sie vor dem Brand noch schöner gewesen sind als heute?" Das Ziel ihres kleinen Ausflugs war den tragenden Sklaven schnell mitgeteilt, und ohne dass Epicharis doch einen Blick auf die drei Sklaven hätte werfen können, setzte sich die Sänfte bereits in Bewegung. Es war schwer, gut ausgebildete Träger in Rom zu bekommen, solche, die nicht ständig aus dem Takt gerieten oder gar stolperten. Bei dieser Gruppe aber hatte Epicharis nichts auszusetzen, und so schwankte die flavische Sänfte allmählich ihrem Ziel entgegen. Die Leibwächter sorgten dafür, dass sie auf ihrem Weg nicht in einen größeren Tumult gelangte, und die anderen Sklaven folgten mit Sicherheit. Epicharis kuschelte sich an ihren weichen Verlobten, streichelte geistesabwesend hier und da über seine Haut und genoss einfach das Gefühl, sorgenfrei und glücklich zu sein. "Erzähl mir von den Kämpfen", bat sie ihn, den Kopf an seine Schulter gebettet. "Hast du vielen Parthern das Leben genommen? Wie sehen die eigentlich aus?", fragte sie ihn verdutzt, just in dem Moment, als ihr der Gedanke in den Sinn kam.

  • Nachdem sie sich in der Villa Claudia einander vorgestellt hatten und auch alles sonstige geklärt hatten, machten sich die drei Sklaven auf den Weg, um der Sänfte der Herrschaften noch folgen zu können. Sie mußten sich beeilen, denn die Sänftenträger hatten sich schon in Gang gesetzt und hatten die Porta bereits hinter sich gelassen.
    Trotz der Eile, die nun geboten war, konnte man mit Recht behaupten, daß dies ein wirklich wunderschöner Tag war, geradezu geschaffen für einen Ausflug in die Stadt. Zum Glück hatte sich Hannibal dazu bereit erklärt, den schweren Korb zu tragen. So war es für Minna und Fiona noch angenehmer gewesen, das schöne Wetter mit all seiner Pracht zu genießen. Wie schön schon die Blumen allerorts blühten und erst der Duft, der von ihnen ausging. Fiona war guter Dinge und sie sah schon gespannt dem Rest des Tages entgegen, der mit Sicherheit noch vieles für sie bereit hielt.
    Bald schon war es den Dreien gelungen, die Sänfte einzuholen. Nur wenige Schritte trennten sie noch davon. Nun konnte es etwas gemächlicher zu gehen. So verlangsamten sie ihren Schritt und es war auch wieder möglich, sich mühelos zu unterhalten. "Sag mal Hannibal, warst du auch mit in diesem Krieg?" Nicht etwa, daß sich Fiona auf einmal für die römischen Kriegstreibereien interessierte, einfach nur, um ein Gespräch zu beginnen, sprach sie den Sklaven des Flaviers an.

  • Nachdem sich Marcus erst mal in die Sänfte schwingen konnte – nicht einfach mit seinem Bein! – und in den weichen Kissen Platz nahm, die sein verletztes Bein auch gut zu schonen wußten, ging es schon flott los. Mit einem Nicken quittierte Marcus die Antwort bezüglich der beiden genannten Frauen, also Sklavinnen; aber noch näher auf das Thema einzugehen schien Marcus zu prekär, schließlich stand wohl immer noch der Konflikt mit ihrem Vater im Raume. Einige Häuser strichen bereits vorbei, die Wipfel von ergrünenden Bäumen oder den ewig Grünen, doch viel von der Umgebung, an der sie vorbei kamen, bemerkte Marcus nicht, die Vorhänge hatten sich dazwischen geschoben, so daß nur zwischen einem schmalen Spalt ein Ausblick nach draußen möglich war, doch den nutzte Marcus nicht, er war viel mehr mit dem beschäftigt, was die Sänfte im Inneren beherbergte. Das Sonnenlicht fiel durch die Vorhänge und färbte das Innere in ein warmes Rot, die Schatten des Muster in dem Stoff glitten über die Gewänder von Epicharis und ihre Gesichtszüge und dann spürte Marcus eine sanfte Berührung an seinem Bein, was in ihm gewiß nicht Unwohl sein auslöste; über sein Gesicht glitt ein gelöstes und erfreutes Lächeln, ein klein wenig näherte er sich mit seinem Bein auch dem, was er dort an der Haut seines gesunden Knies spürte. Selbst wenn er keine Worte über das mit den Sklavinnen erwiderte, so quittierte Marcus dies ebenfalls mit einem Lächeln und einem Nicken, es war gut, wenn Epicharis von Sklavinnen umgeben waren, die ihre Laune zu heben vermochte und ihr gut taten, und wenn sie die beiden Frauen mochte, dann schien dem wohl zu sein. Eine junge Frau – so Marcus' Meinung! - brauchte immer angenehme Gesellschaft um sich herum, um ihr liebreizendes Wesen zu behalten, aber Marcus hatte sich im Laufe seines Lebens sowieso einige sehr seltsame Meinungen zusammen gereimt, die eine Mischung von Weisheiten seiner Mutter, eigenen Erfahrungen und nicht sonderlich fundierten Überlegungen waren.


    „Die Gärten sind abgebrannt? Wann denn?“
    , fragte Marcus erstaunt, herrje, wie schade. Das würde natürlich dann doch noch ihre Pläne umstoßen, denn Marcus kam nicht auf den Gedanken, daß Epicharis den Brand ansprach, den angeblich Nero verursacht haben sollte- auch einer der mehr oder minder verrückten Vorfahren der Claudier.
    „Sollen wir dann lieber woanders hin streben?“
    Marcus dachte nach, es gab ja noch andere horti auf dem Esquilin, die des Maecenas waren schließlich nicht die Einzigen.


    Doch Gedanken an verkohlten Gärten, die gewiß keinen schönen Anblick abgaben, vertrieben die Berührungen, mit denen Epicharis Marcus bedachte; Marcus freute sich über dieses anschmiegsame Wesen, was Epicharis damit offenbarte und legte einen Arm über ihren Schultern auf das Polster, um seine Hand sachte an ihre von ihm abgewandten Schulter zu legen und sie ein klein wenig an sich näher heran zu ziehen. Wie von selbst suchten seine Lippen nach ihrem wunderbar duftendem Haar und er küßte sie dort. Erzähl mir von den Kämpfen! Die Worte drangen langsam in den von Glückseligkeit umnebelten Geist von Marcus, er blinzelte einige Male und zögerte; schweigend ließ er seine Finger an dem Stoff ihres Kleides entlang fahren, um sie auch mal sachte am Hals zu berühren. Eigentlich würde Marcus lieber den Krieg ganz weit hinter sich laßen und keine Erinnerungen an das Töten an sich heran laßen, etwas, was ihn oft genug in die Träume verfolgte und in den Nächten plagte. Marcus preßte seine Lippen etwas aufeinander und er starrte auf die Vorhänge, die sich mal wieder auf blähten, dann wieder schlaff herunter hingen. Hast Du vielen Parthern das Leben genommen? Hatte er? Hatte er! Zu vielen, selbst wenn sie der Feind waren, so hatte er schnell die Vorstellung verloren gehabt, einfach nur Feinde - namens- und leblose Gesichter - vor sich zu haben, es waren auch Menschen gewesen, mit vielleicht Familie und Freunden; das Töten war mitunter schneller und effektiver gegangen, manchmal hatte er dort nicht darüber nachgedacht, als er eine weitere menschliche Seele in die Unterwelt geschickt hatte, aber sonderlich leichter war es ihm nie gefallen. Marcus schluckte und schob die ersten Fragen beiseite, denn er wollte nicht seine Melancholie und die düsteren Schatten auf diesen Tag fallen laßen.


    „Sie sehen uns nicht unähnlich, sie haben fast alle dunkle Haare, eine vielleicht etwas dunklere Haut und sind auch so groß wie wir! Aber dafür denken, sprechen und leben sie ganz anders als wir, ganz anders. Angeblich haben die Männer dort auch viele Ehefrauen, so wurde es mir mal gesagt, Harem nennen sie das. Der Shah in Shah soll über hundert Ehefrauen haben, die alle in luxuriösen Räumen fest gehalten werden.“


    Hundert Ehefrauen zu haben, das mußte bestimmt schrecklich sein, Marcus hatte nichts gegen ein paar Geliebte, aber gewiß etwas gegen so viele Ehefrauen, die alle Ansprüche an ihn hegten, nein, eine reichte ihm vollkommen; mit einem freundlichen Blick auf das dunkle Haupt von Epicharis strich er ihr zärtlich über die Wange. Schon hörte das Schaukeln der Sänfte auf und ein Vorhang wurde zur Seite gestoßen; ein Sklave beugte sich heran.


    „Herr, wir sind da!“
    , verkündete er.

  • Schon bald schien das Treiben der Stadt sie zu umspülen wie die Brandung die Felsen am Strand. Das Lärmen der Menschen war an vielen Stellen zu vernehmen. Mal liefen einige Kinder vorbei, denen man ansah, dass sie aus der Schicht der hart arbeitenden Römer und Menschen der Stadt kamen. Die Idylle des Villenviertels hatten sie hinter sich gelassen. Gerade eröffnete eine Gasse den Blick auf eine Handwerkerviertel. Hannibal betrachtete einen Moment lang einen älteren Mann, dessen Gesicht von Wind und Wetter gezeichnet waren. Zwischen seinen Lippen hielt er einige Nägel fest, von denen er sich justament einen nahm und auf die Sohle eines fast schon fertigen Schuhs legte, um ihn mit Schwung und Hammer in das harte Leder zu stoßen. Der Schuh erzitterte kurz, doch der Holzblock, auf den er gelegt war, rührte sich kein Fleck von der Stelle. Schon war die Sänfte weiter gezogen und Hannibal sah den Mann nicht mehr. Aber die breiten Hände des Alten verharrten am Längsten als Bildschatten vor seinen Augen. Der Korb hing an seinem linken Arm, während er gemächlichen Schrittes der sanft hin und her schaukelnden Sänfte folgte, in deren Windschatten das Vorankommen deutlich einfacher war. "Im Krieg?" Hannibal sah zu Fiona und schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe meinen Herrn nicht in den Krieg begleitet." Worüber Hannibal auch sehr froh war. Er konnte mit Schlachten, Kampf und ganz besonders Legion nicht viel anfangen. "Ich bin in Italia geblieben, um mich um die Angelegenheiten meines Herrn hier zu Hause zu kümmern. Wie um seinen Sohn. Der ist, als mein Herr gerade aufbrach in den Krieg, wegen der Verlobung Deiner Herrin und von Aristides getürmt." Hannibals Mundwinkel zuckten als er sich daran erinnerte. Damals war es für ihn sehr nervig gewesen, dem Jungen auf die Spur zu kommen. Aber insgeheim konnte er es nur anerkennen, dass der Junge es so ziemlich alleine und mit nur einer geringen Sklavenanzahl nach Ägypten geschafft hatte.


    Dass er auch die Verantwortung für Arrecina hatte, erwähnte Hannibal nicht. Zumindest glaubte er, die Verantwortung zu haben und somit auch für ihren Tod. Schon bog die Sänfte an einer der Straßen ab, entfernte sich von dem Viertel, was sie nur peripher gestreift hatten. Der Subura. Langsam näherten sie sich dem Mons Esquilinus, der auf ihrer Seite durchaus dicht besiedelt war. Doch noch waren nicht alle Teile des Hügels bebaut, so dass es durchaus noch Platz für die Gärten gab, zu denen sie wohl strebten. "Ihr kommt nicht aus Rom, oder?", fragte Hannibal. Selbst Sklaven, die in Italia aufgewachsen waren oder gerade in Rom, erkannte man an der Sprache. Es war der feine Unterschied der Aussprache, an dem man sogar erkennen konnte, aus welchem Viertel ein Römer oder ein Sklave kam. "Kommt ihr aus Germania?" Gerade in Anbetracht, dass Minna hellblonde Haare besaß und ihm der Name vertraut klang, stellte er die Vermutung in den Raum. Bei Fiona war sich Hannibal jedoch nicht ganz sicher.

  • Froh darüber, dass sie nicht zu jenen Sklaven gehörte, die den Weg frei bahnen oder gar die wuchtige Sänfte samt Inhalt durch die Gegend schleppen musste, schlenderte sie gemessenen Schrittes der flavisch-claudischen Gruppe hinter her. Den schweren Korb waren sie und Fiona glücklicherweise gleich zu Beginn losgeworden und auch das Wetter war an diesem heutigen Tage einfach herrlich, sodass die blonde Germanin sichtlich guter Laune war. Schließlich gab es Schlimmeres als zwei freudestrahlenden Römern auf einem Ausflug zu begleiten. Solange sie irgendwann an einem Ziel ankommen würden. Ihr war nicht bekannt, wohin der Spaziergang führen würde, aber es kam ihr nach einiger Zeit so vor, als seien sie schon durch halb Rom gelaufen und so langsam begannen schon ihr die Füße zu schmerzen.


    Je weiter sie sich von der claudischen Villa entfernten, umso mehr verblasste der prachtvolle Glanz der Wohngegend und irgendwann kamen sie an einem Viertel vorbei, dass wahrlich verkommen war. Minna blinzelte, als ihr eine Gasse in ihren Blick fiel. Die Gegend hier kam ihr doch bekannt vor. Aber woher nur? Natürlich, jetzt erinnerte sie sich wieder. Hier waren sie, Fiona und Minna sowie Samira und Nordwin, unterwegs gewesen um an das Gift zu gelangen, welches Samira für ihre Herrin besorgen sollte. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie an jene Nacht zurück dachte. Tagsüber machte diese Umgebung schon keinen vertrauenswürdigen Eindruck, aber nachts war es um einiges schlimmer gewesen. Verstohlen blickte sie zu Fiona hinüber. Ob sie auch dieses Stadtviertel erkannte?


    In Anbetracht, dass Minna sich mittlerweile bei jedem Schritt immer mehr auf die aufkommenden Schmerzen in ihren Füßen konzentrierte, bekam sie erst gar nicht mit, wie Fiona sich plötzlich mit Hannibal zu unterhalten anfing. Erst als dieser seine Frage nach ihrer Herkunft an die beiden Sklavinnen richtete und dabei ein ganz besonderes Wort erwähnte, horchte sie auf. Germanien – ihre wundervolle Heimat! "Es stimmt, ich komme aus Germanien. Genauer gesagt stamme ich von dem Volk der Chatten." Sie glaubte zwar nicht daran, dass Hannibal jemals etwas von den Chatten gehört hatte, dennoch war es ihr wichtig klarzustellen, welchem Volk sie angehörte, denn sie hasste nichts mehr, als wenn diese Südländer mal wieder alle Germanen in einen Topf schmissen. "Du kennst Germanien? Warst du selbst schon einmal dort?"


    Endlich – nach einiger Zeit – schienen sie an ihrem Ziel angekommen zu sein. Die Sänftenträger kamen zum Halten und sie tat es ihnen gleich. Dann trat sie eilig an die Sänfte heran und wartete darauf, dass Epicharis und ihr Verlobter aussteigen würden. Währenddessen streifte ihr Blick an der Sänfte vorbei und sie erblickte die wunderschönen Gärten. Erst das prächtige Villenviertel, anschließend die elendige Armengegend und nun diese herrlichen Grünanlagen. Minna war überwältigt davon, wie viele unterschiedliche Gesichter diese Stadt doch hatte!

  • Der Weg, den die Sänfte nahm, schien sich endlos in die Länge zu ziehen und auch Fiona hatte den Blick für ihre Umgebung nicht verloren. Minna und sie kannten sich nun schon so lange, so daß die eine der anderen bereits im Gesicht ablesen konnte, wenn etwas Besonderes war. Manchmal hatte Fiona das Gefühl nun schon Ewigkeiten in Rom zu sein, was auch gleichsam bedeutete, nun schon seit Ewigkeiten Sklavin zu sein. Sie hatte gelernt, damit zu leben, so gut es ging. Wobei sie niemals das Streben nach Freiheit aufgegeben hatte. Sie hatte auch gelernt, so manches Wort unausgesprochen zu lassen, welches sie früher ohne weiteres ins Gesicht eines Römers geschleudert hätte. Stumpfte sie ab? Wollte sie sich etwas geschlagen geben? In ihrem Inneren hatte sie niemals aufgegeben, an ihre Heimat zu denken und der Freiheit nachzutrauern. Sie war sich ganz sicher, eines Tages würde es soweit sein! Dann wäre sie wieder frei.
    Als nun Minna ihr diesen vielsagenden Blick zu warf, während sie an dieser elenden wirkenden Gegend vorbei zogen, wußte Fiona sofort, was sie ihr damit sagen wollte. Ja, sie erinnerte sich auch an die Nacht, als sie beide, Samira und Nordwin unerlaubt die Villa verlassen hatten, um bei dieser unappetitlichen Fettel das Gift für Samiras Herrin zu besorgen.
    Fiona verzog angewidert das Gesicht und nickte leicht.
    Hannibal indes, hatte auf ihre Frage geantwortet. Er war also nicht mit in diesem Krieg. Was? Der Flavier hatte bereits einen Sohn? Das war ja interessant! Nun ja, er war ja auch schon etwas älter als Epicharis.
    "Getürmt sagst du? Warum ist er denn getürmt? Mag er unsere Herrin etwa nicht?" Das war ja schon seltsam. Aber sie wußte auch, daß Kinder manchmal eben nicht damit einverstanden waren, was die Erwachsenen taten und reagierten auf solche Weise.
    Bei Hannibals Frage nach ihrer Herkunft, ließ sie Minna den Vortritt, die die ganze Zeit eher schweigsam nebenher gelaufen war.
    Fiona sah das Funkeln in ihren Augen, als sie von ihrer Heimat sprach. Ja, auch in Minna brannte noch das Feuer der Sehnsucht, auch wenn man es von außen her nicht wahrnehmen konnte.
    "Nein, ich komme nicht aus Germanien. Ich bin vom Stamm der Silures, der im Südwesten Britannias heimisch ist," antwortete Fiona schließlich auf Hannibals Frage.
    Nach einiger Zeit war endlich das Ziel erreicht. Vor ihnen tat sich eine sehr schöne Parklandschaft auf. Hier konnte man ohne weiteres seine freie Zeit verbringen.
    Fiona folgte Minna, die zur Sänfte schritt, um darauf zu warten, bis die beiden Römer aussteigen würden.

  • Gleichwohl es ein schöner Tag war und die Sonne fröhlich von dem Himmel blitzte, so vermochte all die Idyll nicht das Gemüt von Hannibal zu erleuchten. Schon seit einigen Tagen schien eine düstere Wolke über seiner Seele zu schweben. Melancholie und Trübsinn beherrschten in letzter Zeit seine Gedanken. Immer, wenn er nicht beschäftigt war. Immer, wenn er Zeit hatte, sich über alte Begebenheiten Gedanken zu machen. Auch wenn er schlief. Der Duft der Blumen aus dem Garten drang bereits zu Hannibals Nase als die Sänfte am Eingang halt machte. Den schweren Korb in den Armen lauschte er den Worten von Minna und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. "Nein, Minna, leider bin ich noch nie in Germania gewesen. Ich habe nur über das Land gelesen und Erzählungen von anderen Sklaven oder Reisenden gehört. Aber es soll ein sehr schönes Land sein. Voller Wälder, die nach Harz und Kräutern duften. Im Sommern ein strahlend blauer Himmel. Im Winter wiederum fast die ganze Zeit eine weiße Schneelandschaft, sagt man." Was man sagt und wie es wirklich ist, das unterschied Hannibal genau. Denn so manch ein Germane, der Italia nicht gesehen hatte, könnte zu dem Schluss gelangen, dass Italia immer nur von der Sonne liebkost wurde. Aber genauso wie in Hispania oder sogar in Afrika, konnte es hier in Italia bitterkalt werden und der Schnee die Landschaft in eine weiße Pracht hüllen. Aber nicht nur die Landschaft wurde die raue Schönheit nachgesagt, auch die Menschen waren von annehmbarem Äußeren. Hochgewachsen und oft blond oder helläugig, ob Mann oder Frau. Wie man an Minna sah, aber auch dem Germanen in der Villa der Flavier. "Chatten?", fragte Hannibal nach, selbst wenn er es genau vernommen hatte. "Die Chatten scheinen mir ein interessantes Volk zu sein. Einer der Sklaven in der Villa ist ebenfalls Chatte. Rutger Severus ist sein Name. Er ist der Leibwächter von Flavius Aquilius!" Ein sehr fescher Sklave war das. Selbst wenn dieser ihn in letzter Zeit mied. Hannibal hatte den Germanen wohl zu sehr im Zuber vor einiger Zeit erschreckt.


    Da es ein schöner Tag war, verwunderte es Hannibal nicht auch noch andere Spaziergänger zu sehen. Einige andere Römer durchschritten den von Blumen umrankten Eingang. Ein Plätschern war von dahinter zu vernehmen. Womöglich ein Brunnen. Eine Lerche zwitscherte hell und klar. Hannibal lauschte der Geräuschkulisse kurz ehe er zu Fiona sah. "Da hast Du es getroffen. Er mag Epicharis nicht. Aber das liegt nicht an Epicharis selber, so wie es mir scheint. Es liegt wohl eher daran, dass er glaubt, Epicharis wolle das Andenken seiner Mutter in den Schmutz ziehen. Dabei kennt der junge Serenus noch nicht mal seine Mutter. Sie ist bei seiner Geburt gestorben." Hannibal hatte die Frau nicht sonderlich gemocht. Sie hatte ihn hin und her geschickt, drangsaliert und auch einige Male wegen Nichtigkeiten bestraft. Eine launische Frau war sie gewesen. Silures, der Name ihres Stammes war Hannibal auf Anhieb nicht geläufig, weswegen er den Kopf ein wenig zur Seite neigte. Er sah Fiona nachdenklich an. "Britannia? Die Silures, wie ist Dein Stamm?" Dass beide Sklavinnen aus der Freiheit entstammten und sicherlich noch ihre Heimat vermissten, das ahnte Hannibal. "Wie lange seid ihr denn schon in Rom?", fragte Hannibal beide.

  • Fiona verfolgte aufmerksam die Unterhaltung zwischen Minna und Hannibal. Sie selbst hatte Minnas Heimat auch noch nicht gesehen. Minna jedoch, hatte schon oft davon erzählt, so wie auch sie es schon oft getan hatte. Mittlerweile konnte sie es sich vorstellen, wie es dort ausschauen mußte. Sie bemerkte den sehsüchtigen Blick in Minnas Augen. Nach all der Zeit, hier in der Fremde, war die Erinnerung an ihr altes Zuhause kein bißchen verblaßt. Genau wie Fiona, hoffte auch Minna eines Tages wieder zurück zu kommen. Im Gegensatz zu Fiona hatte die Germanin noch eine Familie. Zwar lebte sie in der Ungewißheit, wie es ihnen ging, doch gab es für sie noch Hoffnung, vielleicht eines Tages, Mutter, Vater oder Geschwister wieder in die Arm schließen zu können. Bei Fiona war das ganz anders.
    Als Hannibal den Namen eines gemanischen Sklaven nannte, der auch zu den Flaviern gehörte, sah Fiona auf. Einige Male waren sie beide Rutger begegnet. Zuletzt hatten sie das Julfest zusammen gefeiert. Fiona mußte mit gemischten Gefühlen daran denken. Zu jener Zeit war sie in einer schweren Krise und nahe daran aufzugeben. Doch dann fand sie wieder neuen Mut.
    In ihren Gedanken verloren, an jene Zeit, hätte sie fast Hannibals Bemerkung zur schwierigen Beziehung zwischen Epicharis und dem Jungen des Flaviers überhört. "Was sagst du, er kennt seine eigene Mutter gar nicht? Ja, dann glaubt er sicher, sein Vater würde sie vergessen, wenn er wieder heiratet," mutmaßte Fiona. Sie selbst wußte, wie schwierig Kinder manchmal sein konnten. Doch diese Erinnerung war so unendlich weit entfernt… und zu einer längst vergangenen Zeit, damals in Britannia.
    "Ja, Britannia," antwortete sie auf Hannibals Nachfrage. "Die Silures waren einst ein kriegerischer und mächtiger Stamm. Als mein Vater noch ein junger Mann war, kamen die Römer und besetzten unser Land. Ich selbst kenne es gar nicht mehr anders. Mein Vater hat mir immer davon erzählt, wie es früher war."
    Fiona kam es vor als wären schon Jahre vergangen seitdem sie in Rom angekommen war. Irgendwann hatte sie aufgehört, die Tage und Wochen zu zählen. Nun war es schon mehr als ein Jahr, seit ihre Familie ausgelöscht wurde. "Fast ein Jahr! Minna und ich sind zusammen in der Villa angekommen. Seit dem Tag an, sind wir Freundinnen." Fiona sah zu Minna und lächelte. Ohne Minna hätte sie niemals diese Zeit überstanden!
    "Wielange bist du schon hier?" Fiona richtete wieder ihren Blick zu dem flavische Sklaven.

  • Einen Blick zur Sänfte geworfen, zeigte Hannibal, dass die Herrschaft wohl noch etwas brauchte. Der Korb hing schwer an seinem Arm. Sicherlich war dort reichlich zu Essen eingepackt für den Ausflug. Hannibals Augen schweiften von der Sänfte zu den Gartenanlagen, die sich in zarten Grüntönen präsentierten. Bejahend nickte Hannibal, während er die hell grünen Baumwipfel musterte und den bewachsenen Eingang der Anlagen. "Das mag sein.", bestätigte er ihre Vermutung. Denn so weit gefehlt war Fiona sicherlich nicht damit. Schließlich trug der Junge immer die Totenmaske seiner Mutter mit sich herum, als ständige Mahnung diese Frau nicht zu vergessen. Selbst wenn er sie gar nicht kannte."Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis Serenus das akzeptieren kann. Vielleicht auch nie. Der Junge hat den Dickkopf seines Vaters und seiner Großmutter geerbt." Hannibal bückte sich und stellte den Korb neben der Sänfte auf den steinernen Boden ehe er zu Fiona sah und ihren Erzählungen lauschte. Auch von diesem Land hatte er nur die Vorstellungen, was die Schriften her gaben oder die Erzählungen anderer Sklaven. Eben wie die von Fiona. Ein Lächeln streifte seine Lippen. Wie es wohl war? In Britannia zu leben? Nachdenklich musterte Hannibal die junge Frau. Nicht nur, wegen den Erzählungen über ihr Volk. Sondern auch, weil er erneut nachdachte, wie es wohl war, wenn man frei geboren wurde. In manchen Stunden misste Hannibal die Vorstellung, die er noch nie besessen hatte. Er kannte weder das Gefühl, was es hieß, selber über sein Leben bestimmen zu können, noch den Stolz darüber die Freiheit auskosten zu dürfen. Selbst wenn er doch mehr Freiheiten besaß als der gemeine Sklave ansonsten.


    "Ein Jahr?", fragte er und sah dann doch überrascht von Fiona zu Minna. Ein Jahr war wirklich noch keine lange Zeit, wahrscheinlich fiel es den Beiden immer noch schwer, sich damit abzufinden, Sklaven zu sein. Es sei denn, sie waren es schon vorher. Aber Hannibal hatte nicht vor, die Beiden schon nach so kurzer Zeit auszufragen. Das würde sich bestimmt später noch ergeben. "In Rom bin ich nun schon ein paar Jahre! Seitdem mein Herr in das Militär eingetreten ist. Aber ich bin auch in Italia geboren worden. In Baiae wie mein Herr." Auch Hannibals Vater war dort geboren worden und seine Großmutter ebenso. Ein weiteres Mal spähte Hannibal zu der Sänfte und meinte schließlich: "Wartet bitte kurz!" Schon schritt Hannibal aus und trat zu seinem Herrn, wechselte einige Worte und kehrte zu den beiden Sklavinnen zurück. "Wir sollen schon mal vorgehen und nach einer schönen Stelle in den Gärten Ausschau halten!", erklärte Hannibal, was ihm sein Herr gerade aufgetragen hatte. Hannibal griff nach dem Korb und hob ihn wieder hoch. Einladend deutete Hannibal auf den Garten.

  • „Woanders..? Oh. Oh, nein nein“, erwiderte Epicharis rasch und schüttelte amüsiert den Kopf. Sie war sich nicht ganz sicher, ob Aristides sich einen Spaß mit ihr erlaubte oder wirklich nicht argwöhnte, worauf ihre Worte gezielt hatten. Konnte es denn wirklich sein, dass er nicht von Nero wusste? Nein, der Gedanke war zu absurd, um tatsächlich zu sein. Kein Römer kannte Nero nicht. Andererseits hatte Aristides auch in anderen Situationen bereits Leichtigkeit gezeigt, als Allgemeinbildung anbelangte… Als Lectrix der Acta Diurna würde sie es natürlich nicht auf Dauer dabei belassen können. Nachdenklich sog sie die Unterlippe zwischen die Zähne und musterte Aristides. Dann fiel ihr ein, dass sie noch gar nicht weiter gesprochen hatte, und schnell holte sie ebendies nach. „Ich meinte den großen Brand vor vierzig Jahren“, erklärte sie ihm und vermied dabei tunlichst den Namen eines ihrer Vorfahren. Sie bogen nun um eine Häuserecke herum, und ein kleiner Windhauch trieb ihnen unangenehme Gerüche in die Sänfte. Epicharis verzog das Gesicht und wandte es naserümpfend zur Seite, doch schon bald hatten die flinken Träger das Gefährt aus dem Mief getragen und sie konnten alle wieder freier atmen.


    Epicharis, die leicht naiv glaubte, dass Aristides sich gern damit brüstete, den Feinden zum Wohle des Imperiums getrotzt und sie getötet zu haben, bemerkte bestürzt mit der ihr in dieser Hinsicht feinsinnigen Art, dass es ihrem Verlobten nicht behagte, über die Parther und den Krieg zu sprechen. So bisssie sich verstohlen auf die Zunge, entschuldigte sich jedoch nicht für ihre Annahme, um nicht noch mehr Salz in die Wunde zu streuen. Stattdessen wandte sie sich flüchtig um und suchte Fiona und Minna zu erspähen, die hoffentlich etwas Gutes – und Gesundes! – eingepackt hatten. Sie entdeckte Fionas roten Haarschopf irgendwo bei Hannibal, und mit einem vielsagenden Schmunzeln auf dem geschwungenen Lippen wandte sie sich wieder um und lauschte Aristides’ Worten, ohne jedoch selbst etwas von ihren Gedanken preiszugeben. Die beiden gaben ein nettes Pärchen ab. Vielleicht, dachte Epicharis bei sich, würde sie Aristides später dazu bringen können, seinen Sklaven unmissverständlich klarzumachen, dass Epicharis sich ein Sklaven Kind wünschte, dass mit ihrem eigenen würde aufwachsen können. Nachwuchs mit Hanni teils Intellekt und Auftreten und mit Fionas Pfiffigkeit oder Minnas sanftem Gemüt erschien ihr gar durchaus angemessen. Vorerst allerdings galt es, auch Zeit zu halten, und das war leichter dahin gesagt als getan – besonders, wenn es nach Serenus ging.


    „Hundert!“ Platzte Epicharis dann kurz darauf heraus, ihre Aufmerksamkeit nun wieder uneingeschränkt ihrem Verlobten schenkend, und zwar mit entsetzt geweiteten Augen und einem fragenden Ausdruck auf dem Antlitz. Nur langsam fiel die Entrüstung von ihr ab, und schließlich schüttelte sie unverstehend den Kopf. „Wie kann dieser.. Schá dar nur seinen ehelichen Pflichten nachkommen“, murmelte sie und zuckte mit den Schultern. Forschend taxierte sie Aristides. Er wirkte nicht so, als gefiel ihm der Gedanke an so viele Frauen. Das war eigentlich ein gutes Zeichen, beschied Epicharis, und so schenkte sie ihm nun ein freudiges Lächeln, das sich in ein Strahlen verwandelte, als ein Sklave verkündete, dass sie nun angekommen seien. Es war doch schneller gegangen als sie gedacht hatte. „Wir sind da“, wiederholte sie unnötigerweise, um ihrem Elan hierunter Ausdruck zu verleihen. Dann drückte sie alles Titels noch schnell einen flüchtigen Kuss auf die Wange und stieg als erster aus der Sänfte aus. Dem Sklaven, der ihr seine Hand helfend reichte, schenkte sie nur eine Deutung ins Innere der flavischen Sänfte, dann wartete sie bis man auch Aristides hinaus geholfen und ihm seine Stützen gereicht hatte.


    Dies atmete Epicharis die frische Luft hier am Rande des Gartens ein, von dem nichts mehr verriet, dass gute vierzig Jahre zuvor nicht ein Stein mehr auf dem andern gelegen hatte. Neros Brand hatte auch sein Gutes gehabt, denn der Boden war danach sehr fruchtbar gewesen und hatte es vielen Pflanzen erleichtert, hier wieder Fuß zu fassen und gut anzuwachsen. „Herrlich, nicht?“ Fragte Epicharis ins Blaue hinein und grinste ihren Verlobten an. „Sag einmal, Marcus, wie hast du dir eigentlich alles Weitere vorgestellt?“ Fragte sie ihn geradeheraus, direkt nachdem sie sich bei ihm untergehakt hatte, so gut es möglich war, ohne ihn beim Humpeln zu behindern. Natürlich meinte sie die Hochzeit, und sie konnte nur hoffen, dass er nicht schon wieder auf dem Schlauch stand.

  • Man brauchte schon einen geschichtlichen Schlaghammer, um Marcus die Zusammenhänge deutlich zu machen, die Epicharis ansprach, aber der dezente Hinweis brachte ihm leider nicht die erwünschte Erleuchtung; ratlos musterte er Epicharis und fragte sich, welchen Brand sie wohl gemeint hatte, der – den Göttern sei Dank – immerhin vor auch seiner Geburt lag, die Vierzig hatte er noch nicht erreicht, selbst wenn das nicht mehr lange dauern sollte, was er freilich noch mit großem Erfolg verdrängte. Marcus runzelte einen Augenblick lang die Stirn, aber das war auch sein einziges Zugeständnis seiner Ratlosigkeit; nach einigen Herzschlägen gab er das Grübeln darüber auf, was Epicharis gemeint haben könnte und nickte. Er würde Gracchus fragen und der würde ihn sicherlich erklären, was Epicharis gemeint hatte. Als die Sänfte mit einem Ruck herunter gelaßen wurde, zog ein stechender Schmerz durch Marcus' Bein, selbst wenn er noch nicht lange heute unterwegs war, fühlte er sich dennoch schon ein wenig erschlagen, aber das Fieber, mit dem er um Tod oder Leben gerungen hatte, lag noch nicht viele Tage zurück und hatte ihn deutlich geschwächt, aber er hatte fest vor, es sich heute nicht anmerken zu laßen, nicht an dem ersten Tag im Rom und in Gesellschaft seiner jungen Verlobten. Ein schiefes Lächeln quittierte Epicharis bei ihrer erstaunten Frage und er zuckte mit der Schulter. Den Schah hatte Marcus nie zu Gesicht bekommen.
    „Och...!“
    , meinte Marcus mit einem nostalgischen Unterton. Welcher Mann würde sich nicht gerne der Vorstellung ergeben, sich so rege betätigen zu können – nur daß Marcus die Vorstellung schrecklich fand, sie alle als Ehefrauen zu haben.
    „Wahrscheinlich gar nicht!“
    , fügte Marcus dann an, man mußte nun mal der Realität ins Gesicht schauen, Marcus hätte wohl schon bei einem Zehntel seine Nöte. Es verblüffte immer noch Marcus, wenn er so spontane Zuneigungsbekundungen von Epicharis erhielt, aber er erfreute sich daran, denn es offerierte ihm, daß er wohl nicht ganz zu oft in Fettnäpfchen getreten war.


    Das Tuch der Sänfte wurde aufgeschlagen und Marcus wartete geduldig, daß Epicharis die Sänfte verließ, ehe er vorsichtig sein Bein heraus schwang und mit den Händen etwas nach half, damit das empfindliche Knie nicht gegen einen der Pfosten stieß. Zwei Sklaven griffen ihm unter die Achseln und halfen Marcus auf die Beine, reichten ihm auch gleich die Krücken an und so vermochte Marcus nach der umständlichen Prozedur wieder festen Halt auf römischen Boden zu finden. Er sog die Luft tief in sich ein und betrachtete die Baumwipfel, die grünen Bepflanzungen und den Eingang; auch sah er kurz zu den Sklaven hinüber, sein Leibsklave und die beiden jungen Frauen, die in Epicharis' Gefolge waren. Ein mildes Lächeln glitt über seine Züge; zwei junge, hübsche und angenehme Sklavinnen schienen sie zu sein. Marcus war froh, daß Epicharis so angenehmen Umgang zu haben schien, so etwas tat einer jungen Frau doch sicherlich gut. Erneut schweiften seine Augen über das Stück Grün, den Garten jenes sonderlichen Beraters des Augustus, dem man so allerhand Dinge nachsagte.
    „Nett!“
    , meinte Marcus.
    „Ähm, schön, meine ich!“


    Wirklich einen Sinn für gärtnerische Schönheit hatte Marcus nicht, als junger Mann war er mal von seiner Mutter dazu genötigt worden, sich mit den traditionellen Werten eines Römers zu beschäftigen, sprich, er sollte mal selber einige Pflanzen hegen und behüten, wie es schon Augustus mit Leidenschaft getan hatte. Leider waren alle Pflanzen eingegangen und als braune, traurige Reste geendet. So hatte sogar seine Mutter schnell davon abgesehen, Marcus damit noch länger zu belästigen. Den grünen Daumen seines Bruders hatte Marcus gewiß nicht. Marcus ging einige Schritte, humpelnd freilich und sich auf die Krücken abstützend. So betrat er mit Epicharis an der Seite den Garten und sie wurden gleich eingehüllt in das muntere Zwitschern vieler Vögel, das Summen der Bienen, die die Frühlingssonne heraus gelockt hatte. Gepflegte Wege mit weißen Kieselsteinen schlängelten sich zwischen blühenden Blumen, frisch gesproßenen Sträuchern und hohen Platanen entlang, ein Brunnen plätscherte in ihrer Nähe. Am Wegesrand standen hin und wieder Marmorstatuen.


    Marcus warf seiner Verlobten einen Seitenblick zu. Was meinte sie denn damit? Er sah sie nachdenklich an und blieb einen Moment stehen, denn um Laufen zu können, brauchte er seine volle Konzentration; noch war er nicht sonderlich geschickt mit den Krücken. Er leckte sich über die Lippen und runzelte kurz die Stirn.
    „Ähm...“
    , murmelte er. Sie meinte sicher, was er denn jetzt vor hatte: Politik oder Legion? Militär oder Zivilleben? Marcus zuckte mit der Schulter.
    „Ich weiß es nicht so genau!“
    , gab Marcus schließlich zu. Daß er nach Rom wollte, das war ihm klar, wie er das bewerkstelligen konnte, noch nicht so genau. Marcus ging einige Schritte weiter, humpelnd. Zwischen den Bäumen sah er mal das helle Aufleuchten einer anderen toga, deren Träger durch den Garten spazieren ging in Gesellschaft und mit einigen Sklaven, die ihm ebenfalls folgten. An solch einem Tag suchten auch andere Römer danach, die erfrischenden Gärten zu besuchen.
    „Es erwarten natürlich alle, daß ich bald in die Politik gehe!“
    , fügte Marcus an und blieb wieder stehen. Er sah grübelnd von einem Pinienbaum zu Epicharis und sie ratlos an.
    „Ich denke, ich tauge nicht dafür!“
    , gab er zu, etwas, was ihn erstaunte, denn das würde er sonst höchstens bei seinem Vetter Gracchus tun.
    „Oder meinst Du etwas anderes?“
    , fragte Marcus vorsichtshalber nach.

  • Verstohlen betrachtete Epicharis ihren Verlobten dabei, wie er mühsam aus der Sänfte stieg. Seine Verletzung am Bein musste ihm doch mehr zu schaffen machen, als er ihr glauben machen wollte. Sie beschloss, darauf zu achten, dass er sich nicht überanstrengte. Als er an ihrer Seite entlang humpelte, gelang es ihr nicht, ganz teilnahmslos ob dessen zu bleiben. Vielmehr warf sie ihm einen besorgten Seitenblick zu, sah jedoch schnell fort, als er sich ihr seinerseits zuwandte. Ihr Blick glitt über eine besonders hübsche Statue der Venus, welche inmitten eines wunderschönen Gebüsches duftender und von einer Vielzahl an Bienen umschwirrter Blütenkelche stand.


    Als Aristides stehen blieb, bemerkte Epicharis zuerst nicht, dass er zurück blieb. Einige wenige Schritte war sie ihn daher voraus, als sie ebenfalls stehen blieb und sich überrascht zu ihm umwandte. Er war nicht ganz klar, was er mit seinem Ähm meinte. Irritiert sah sie ihn an. Er hatte sich doch nicht anders entschieden? Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in Epicharis’ Magengegend aus und ließ sich nicht vertreiben. Als er dann noch zugab, nicht genau zu wissen, wie es weitergehen sollte mit ihnen beiden, war Epicharis, als hätte man ihr einen Schwall kalten Wassers in den Ausschnitt gegossen. Es musste ein Missverständnis vorliegen, ganz klar, anders konnte es gar nicht sein. Und siehe da, schon bei Aristides’ nächstem Satz stellte sich alles anders dar: er hatte sie – wieder einmal – missverstanden. Epicharis konnte nicht umhin, erleichtert aufzuatmen. Dann setzte sie sich in Bewegung und kehrte an Aristides’ Seite zurück. Sie beschloss, das Thema Hochzeit ein wenig nach hinten zu verlagern, und stattdessen erst einmal auf Aristides’ Themenwechsel einzugehen. Immerhin sprach er da eine Sache an, über die sie ohnehin noch mit ihm hatte reden wollen. Seine rastlose Miene überspielte sie mit einem aufmunternden Lächeln und sein Geständnis mit einem Kopfschütteln. „Meinst du wirklich? Also, wenn du mich fragst – ich kann es mir sehr gut vorstellen, einen Senator zum Ehemann zu haben. Und du würdest ja nicht der einzige Flavier sein, der im Senat sitzt. Dein Bruder und Gracchus werden dich sicherlich unterstützen, meinst du nicht auch? Und natürlich ich selbst – vorausgesetzt, du willst mich noch?“ erwiderte Epicharis und zwinkerte in ihrem Verlobten nach dem letzten Satz neckisch zu. “Denn eigentlich meinte ich genau das damit, die Hochzeit. Aber ich kann natürlich auch verstehen, dass die Karrierefrage eine wichtige ist. Bedeutet das, dass du nun nach Rom kommen wirst? Das geht doch gewiss, jetzt, wo du ein Kriegsheld bist! Sie sollten dich mit einer Ehrung und einem großen Fest aus dem Dienst entlassen, damit du gleich in der kommenden Amtszeit kandidieren kannst“, begeisterte sich Epicharis für ihre Idee. Nur warum wirkte Aristides nicht ebenso euphorisch? Epicharis hob die Hand und legte sie an Aristides’ Wange. Mit einem liebevollen Lächeln sah sie ihn an. “Ach Marcus, du musst einfach nur an dich glauben. Und überlegt nur, wie stolz deine Mutter wäre, wenn du sie in der Senatorentoga besuchst!“

  • In den Wipfeln über ihren Köpfen stoben zwei Vögel auf, ein Amselpaar, das sich zeternd um einige Zweige stritten, die sie auf dem Boden aufgesammelt hatten. Die Amsel mit dem braunen Gefieder schien zu obsiegen und den Vogel mit dem pechschwarzen Gefieder vertreiben zu können, die Zweige zwischen den gelben Schnabel flog der Vogel einige pedes weiter und landete auf einer Schirmpinie, um dort weiter an dem Nest zu bauen, das es in den nächsten Wochen bewohnen würde, bis die Jungen aufgezogen waren und selber flügge wurden, dann würde das Nest verlassen und den Witterungen ausgesetzt sein, bis vielleicht im nächsten Frühjahr ein anderes Amselpaar dort einzog. Marcus hob einen Herzschlag lang den Blick an und verfolgte den Flug des Vogels, er blinzelte kurz und wollte über mögliche Omen und Zeichen nachdenken, kam jedoch nicht mehr dazu, als Epicharis schon etwas anmerkte. Ach herrje, einen Senatorengatten wollte Epicharis also haben? Eigentlich wunderte es ihn nicht, welche römische Frau wünschte sich das nicht, selbst wenn der Senat nur noch ein Schattentheater vollführte und der klägliche Rest von dem war, was er einst darstellte, dennoch war das Prestige enorm und gerade für die Ehefrauen wichtig, wie Marcus glaubte in seiner kleinen bescheidenen Welt und kläglichen Erfahrungshorizonten.
    „So ein Unsinn, junge Dame, als ob ich Dich nicht mehr wollte?!“
    Marcus schüttelte den Kopf, lächelnd und die Hand hebend, um Epicharis sanft über den Rücken zu streichen, er hätte sie mit Sicherheit an sich gezogen und geküßt, wenn sie nicht mitten im Park wären und einige Passanten an ihnen vorbei zogen, die ihnen durchaus neugierige Blicke zu warfen. Marcus wollte schon den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, aber die junge Frau redete bereits weiter, so schloß Marcus den Mund wieder, er machte sonst noch mehr einen reichlich dämlichen Eindruck.
    „Kriegsheld?“
    , murmelte er jedoch leise, während Epicharis ganz von ihren Einfällen und Vorstellungen mitgerißen zu sein schien, Marcus jedoch mehr wehmütig machte. Und zu guter Letzt schaffte es Epicharis noch, jemanden ins Spiel zu bringen, dessen Erwähnung ihn schon dazu brachte, allerlei dumme Dinge zu tun – seine Mutter. Marcus blinzelte verblüfft und sah Epicharis mit einem Schlag verwundert, aber auch etwas mißtrauisch an; hatte gar seine Mutter mit seiner Verlobten bereits Korrespondenz gehalten und sie darauf eingeschworen, was Marcus zukünftiger Weg sein sollte? War am Ende es schon ein abgekartetes Spiel. Er und Senator? Ja, er konnte sich gut vorstellen, wie das war mit seinem Vetter Gracchus in dem Senat zu sitzen, sogar sehr gut...


    ...“Und so sage ich euch, geschätzte Senatoren, daß wir die Getreideversorgung sichern müssen. Dazu müßen wir neue Gesetze ausformulieren! Paragraph Blabla und SoundSo! Oder will mir jemand widersprechen?“
    Ein lautes Schnarchen durchbrach die Stille in dem Augenblick; zahlreiche Köpfe wandten sich zu einem schnarchenden und tief schlafenden Aristides herum, ein verlegen- indigniertes Räuspern von seinem Vetter, Marcus spürte einen Hieb vom Ellbogen in der Seite und erwachte mal wieder in der endlos, langweiligen Senatssitzung.
    „Hm?“
    ...


    ....Ja, Marcus konnte es sich gut vorstellen und es grauste ihn. Er lächelte schief und zuckte mit der Schulter.
    „Ach, ich glaube kaum, daß sie uns als Kriegshelden feiern werden, im Gegenteil, wahrscheinlich werden viele uns noch dafür verantwortlich machen, daß der Kaiser in unseren Reihen verletzt und gestorben ist.“
    Herrje, warum hatte Epicharis nur seine Mutter ins Spiel gebracht? Marcus humpelte etwas weiter und auf eine sonnenüberflutete Lichtung zu, wo sie vielleicht schon die erste Rast machen konnten.
    „Natürlich möchte ich nach Rom kommen...aber in die Politik?“
    Marcus sah Epicharis etwas zweifelnd an. Erst da ging es ihm auf, daß sie eigentlich die Hochzeit ansprechen wollte.
    „Ja, die Hochzeit...ähm, wollen wir vielleicht dort uns hinsetzen?“
    Marcus hob eine Krücke und deutete damit auf die mit Blumen übersäte Wiese.
    „Könntest Du Dir auch vorstellen, einen Soldaten als Ehemann zu haben?“
    , fragte Marcus dann doch, ehe noch mehr Senatsvorschläge und Mutterwünsche kamen.
    „Außerdem habe ich mir überlegt, ob wir vielleicht nach Baiae reisen sollen? Du könntest meine Mutter kennen lernen und die Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Was meinst Du?“

  • Der Verlobte wurde kurzerhand mit einem Schmunzeln bedacht, denn obwohl Epicharis ihre Worte ohnehin nicht ganz ernst gemeint hatte, so freute sie dennoch die Antwort, die ihr Aristides daraufhin gab. Das flüchtige Kosen ihres Rückens verursachte ein angenehmes Kribbeln, und sie konnte gerade noch den Wunsch unterdrücken, sich wie zuvor in der Villa einen Kuss abzuholen. Stattdessen seufzte sie verträumt und wünschte sich zeitlich viele Wochen nach vorn, zum Vorabend der Hochzeit. Der Ausdruck auf Aristides' Antlitz aber sorgte dafür, dass sie gedanklich nach dessen Urprung suchte: Warum würde er sie wohl so ansehen? Ganz gewiss, weil sie seine unterbewussten Wünsche bereits ausfindig gemacht und ausgesprochen hatte! Hier würde es nun besser sein, ihn lediglich in die richtige Richtung zu lenken, damit er später davon ausging, alles sei seine Idee gewesen. Wenn auch Epicharis natürlich nicht ganz unschuldig sein würde, was das Streben in den Senat anbelangte. Doch die Claudia hatte ein ruhiges Händchen für solcherlei Dinge. Es würde seine Zeit dauern und vielleicht auch nicht einfach werden, doch sie konnte Aristides schon förmlich im Senat stehen sehen...


    ..."Und so sage ich euch, geschätzte Senatoren, dass wir die Grenzen im Norden besser sichern müssen! Dazu müssen die Legion Soundsoviel und die Hilfstruppen aus Irgendwoher dorthin marschieren! Oder will mir jemand widersprechen?" Ehrfürchtiges Gemurmel durchdringt die heiligen Hallen des Senats, als Aristides den Arm wieder sinken lässt und sich umschaut. Gracchus presst voller Stolz die Lippen aufeinander, wischt sich etwas aus dem Auge und schnellt schließlich applaudierend empor. In Kürze steht der ganze Senat und donnernder Applaus umgibt Aristides, den...Senator...Aedil...nein....Consul!....


    Epicharis blinzelte verzückt. Sie konnte sich das nur allzu gut vorstellen, und sie würde seine Gemahlin sein!
    "Ach, sag so etwas nicht. Es waren so viele Zeugen dabei, die gesehen haben, dass es ein parthischer Pfeil war, Liebster. Keiner wird euch für den Tod des Kaisers verantwortlich machen, und wenn es doch einer tut, so schickt ihn zu mir", wies Epicharis Aristides zurecht und nickte abschließend. Ein wenig irritiert ob der Worte die Politik betreffend, folgte sie ihm auf die Wiese und setzte sich dicht neben ihn hin, als er endlich saß, was mit den Krücken nun einmal kein leichtes Unterfangen war. Sie klappte den Mund auf, um etwas zu entgegnen, schloss ihn jedoch wieder, als er davon Sprach, Soldat zu bleiben. Mit einem Mal wallten all die Gedanken und Empfindungen wieder hoch, die sie heimgesucht hatten, während er im Krieg gewesen war. Sie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht sofort wild den Kopf zu schütteln. "Es...wäre mir lieber, wenn ich mich nicht stetig um dich sorgen müsste", erwiderte sie schließlich vorsichtig und sah ihn dabei leicht zerknirscht an. "Aber Baiae klingt gut." Ob er damit meinte, dass er noch vor der Hochzeit dorthin reisen wollte? Mit dem Bein? Skeptisch beäugte sie das Knie.

  • Eine Krücke fiel in die Wiese als Marcus eine Stelle erreichte, die von saftigem und grünen Gras nur so strotzte, einige Blumen wurden von dem hölzernen Ding erschlagen und ließen prompt die abgeknickten Köpfe hängen. Marcus beachtete das freilich nicht, er hatte ja keine Augen für die wirkliche Schönheit der Natur – mal abgesehen davon, daß er eine tiefe Leidenschaft für die See hegte, deren Schönheit ihn durchaus berühren konnte. Mit einem leisen Stöhnen auf den Lippen ließ sich Marcus herunter sinken, direkt in das Gras hinein. Den entsetzten Blick seines Sklaven entging Marcus dabei durchaus, dachte er doch nicht daran, was das Gras an seiner strahlend weißen toga hinterlaßen würde, nämlich leuchtend grüne Flecken, die schwer heraus zu bekommen waren, aber um solche Banalitäten machte sich Marcus genauso wenig Gedanken.


    Erleichtert seufzend streckte er sein verletztes Bein aus und war nur froh, erst mal der Tortur des Humpelns entkommen zu sein. Während sich Epicharis derweil in Träumereien erging, die Marcus mit Sicherheit ein Alb wären. Einige Herzschläge lang blinzelte Marcus in den strahlend blauen Frühlingshimmel hinauf, ehe er den verlockenden Köstlichkeiten zu wandte, der so ein großer Korb, der hinter ihnen her getragen wurde, versprach. Doch noch waren die ersehnten kulinarischen Genüße, die sein gierender Magen bereits erhoffte, noch einige Schritte entfernt. Marcus' Mundwinkel hoben sich als er den Kosenamen von Epicharis hörte; vergnügt betrachtete er eine der weißen Blumen, ohne sie freilich zu sehen.
    „Parthischer Pfeil? Hm?“


    Marcus hob die Augen von dem Stück Natur neben sich und sah Epicharis verwirrt an, hatte ihn doch jene Benennung durchaus abgelenkt. Ach ja, der Tod des Kaisers; seine Mundwinkel wanderten wieder einen Deut hinab und seine Augenbrauen verzogen sich skeptisch, ob die Römer das wirklich auch so sahen wie seine sonnige und heitere Verlobte, die wohl in niemandem etwas schlechtes argwöhnen konnte. Schon hoben sich seine Mundwinkel wieder als er darüber nachdachte, was wohl seine Verlobte mit demjenigen machen würde, der sie - die Soldaten - für den Tod des Kaisers verantwortlich machen würde. Er konnte sich Epicharis durchaus als eine energische und wütende Frau vorstellen, die jeden Zweifler ordentlich zurecht stutzte; Marcus blinzelte einige Male und fand die Vorstellung von Epicharis mit blitzenden Augen und mit in die Seite gestemmten Fäuste als sehr reizvoll...solange ihr Zorn nicht ihn traf und in die üblichen Geschirrwerfausbrüche oder Zornanfälle mancher Frauen ausartete.


    „Was soll mir schon in Rom oder Italia paßieren?!“
    , suchte Marcus danach, Epicharis gleich die Sorge zu nehmen und die Ängste zu zerstreuen; dennoch freute es ihn, was dahinter stand, nämlich, daß er sich wohl doch nicht allzu blöd anstellte und Epicharis ihn zumindest zu mögen schien; was Marcus natürlich gefiel, er mochte es harmonisch lieber als mit Streit, selbst wenn er immer die Angewohnheit hatte, mit seiner ungeschickten Art jenen zu schüren. Marcus lächelte seine Verlobte warm und freundlich an und hob die Hand, um ihr sanft über das Kinn zu streichen.
    „Baiae ist großartig, Dir wird es sicherlich dort gefallen.“
    Ob seine Mutter Epicharis mögen würde? Mit Sicherheit, da hegte Marcus keine Zweifel, schließlich war es auf ihr Bestreben hin, daß die Verbindung zu den Claudiern geknüpft wurde. Marcus betrachtete sinnend das schöne Gesicht seiner Verlobten, ihre wundervoll vollen Lippen und ihre fröhlich leuchtenden Augen. Die Zeit in Parthia hatte ihm eines deutlich gezeigt: Das Leben war zu kurz, um es zu verschwenden.
    „Laß uns bald heiraten, mea stella! In zwei Wochen? Was meinst Du?“
    Damit sie noch einige Gäste laden konnten, aber länger wollte Marcus nicht mehr warten.

  • Zitat

    Original von Hannibal


    "Ein Jahr?", fragte er und sah dann doch überrascht von Fiona zu Minna. Ein Jahr war wirklich noch keine lange Zeit, wahrscheinlich fiel es den Beiden immer noch schwer, sich damit abzufinden, Sklaven zu sein. Es sei denn, sie waren es schon vorher. Aber Hannibal hatte nicht vor, die Beiden schon nach so kurzer Zeit auszufragen. Das würde sich bestimmt später noch ergeben. "In Rom bin ich nun schon ein paar Jahre! Seitdem mein Herr in das Militär eingetreten ist. Aber ich bin auch in Italia geboren worden. In Baiae wie mein Herr." Auch Hannibals Vater war dort geboren worden und seine Großmutter ebenso. Ein weiteres Mal spähte Hannibal zu der Sänfte und meinte schließlich: "Wartet bitte kurz!" Schon schritt Hannibal aus und trat zu seinem Herrn, wechselte einige Worte und kehrte zu den beiden Sklavinnen zurück. "Wir sollen schon mal vorgehen und nach einer schönen Stelle in den Gärten Ausschau halten!", erklärte Hannibal, was ihm sein Herr gerade aufgetragen hatte. Hannibal griff nach dem Korb und hob ihn wieder hoch. Einladend deutete Hannibal auf den Garten.


    Hannibals überraschter Blick war Fiona nicht verborgen geblieben. Doch sie erwiderte nichts darauf. Ebensowenig wie er sich vorstellen konnte, erst so kurz in der Sklaverei zu sein, war es für sie unvorstellbar, wie man ein ganzes Leben lang Sklave sein konnte. Sie warf Minna nur einen vielsagenden Blick zu, da sicher auch der Germanin das Verständnis hierfür fehlte. Die beiden Frauen waren einfach noch zu sehr an ein Leben in Freiheit gewohnt, als daß sie sich mit einem derartigen Schicksal hätten arrangieren können. Die Hoffnung, eines Tages wieder frei werden zu können, hatte zwar schon einige Plessuren abbekommen, doch war sie noch immer ungebrochen.
    Dann hatte sich Hannibal mit einem Mal von ihnen abgewandt. Serin Interesse galt der Sänfte, auf die er sich eilendst zubewegte. Die beiden Frauen blieben stehen und warteten auf seine Rückkehr, die nicht lange auf sich warten ließ. Er richtete ihnen aus, was man ihm aufgetragen hatte. Fiona lenkte sogleich ihre Augen zum Garten hin. Spontan fiel ihr Blick zu einem halbschattigen Platz, nahe eines prachtvoll blühenden Oleanderbaumes. Ohne auf Minna oder Hannibal zu warten, ging sie los, um den Platz aus der Nähe zu begutachten. Er schien ihr ideal zu sein. Besonders die rosafarbenen Blüten des Baumes hatten es ihr angetan. Am liebsten hätte sie sich selbst hier niedergelassen und hätte hier den Rest des Tages verbracht. Dann aber besann sie sich wieder und winkte ihre Freundin und den Sklaven des Flaviers zu sich her. "Na, wie findet ihr diesen Platz hier? Ist doch schön hier, oder etwa nicht?"

  • Wie Ferdinand, der Stier - so sah Aristides in diesem Moment aus, da er versonnen das weiße Blümchen im Gras musterte. Ein liebevolles Lächeln stahl sich auf Epicharis' Züge, als sie ihn so beobachtete. Er konnte sich also auch an kleinen Dingen erfreuen, wie an dieser hübschen Blume neben ihm im Gras. Epicharis bemerkte allerdings, dass er nicht bereit war, über den Krieg zu reden. Wann immer das Thema darauf kam, wich er aus und bekam diesen seltsamen Ausdruck in den Augen, selbst wenn sie ihn lobend umgarnte. Also nahm sie sich vor, den Krieg erst einmal nicht mehr anzuschneiden - und es gelang ihr auch für den Rest des sonnigen Tages. Vermutlich war es seine Verletzung, die ihm die Freude am Sieg vergällte, oder aber es waren die Gesichter der namenlosen Toten, die ihn vielleicht im Schlafe heimsuchen mochten.


    Bald wurde auch das Geheimnis um den Leckereienkorb gelüftet, sehr zu Aristides' Leidwesen, denn statt der erhofften Würste, Honigkuchen, nahrhaften Häppchen und sonstigen klebrigen Naschereien förderten die Sklavinnen allerlei Obst und nur wenig zuckerhaltiges Naschwerk zu Tage. Vielleicht konnte Epicharis diesen vermeintlichen Missstand wieder ausgleichen, indem sie Aristides mit den süßen Trauben fütterte, die sie mit spitzen Fingern abzupfte und in seinem Mund verschwinden ließ. Doch so sicher war sie sich da nicht. Aristides' Hunger schien entweder gezügelt oder aber kaum verhanden zu sein, vermutlich lang es auch an der Art der Leckereien, die sie hatte einpacken lassen. Vom Fleisch fallen würde er ihr allerdings kaum, schließlich war noch genug vorhanden, um selbst die nächsten Wochen mit nur schmaler Kost zu bestehen. Und Epicharis würde Aristides kurzerhand auf eine Diät setzen, wenn sie ihn nur erst einmal geheiratet hatte, vorausgesetzt, er legte weiter zu.


    Das Gespräch drehte sich größtenteils um die bevorstehende Hochzeit. Epicharis war gänzlich überwältigt über den frühen Termin, den Aristides vorgeschlagen hatte. Einerseits, weil ihnen damit kaum Zeit zur Planung blieb, andererseits, weil zwei Wochen doch ein etwas anderes Zeitfenster waren als irgendwann oder später oder nach dem Krieg. Tausenderlei Dinge gingen ihr im Kopf umher, über die Fragen, wen sie einladen und was sie zu Essen bereithalten sollten bis hin zu Dingen bezüglich der Nacht der Nächte. Wenigstens würde sie sich keine Gedanken darüber machen müssen, was sie anzog. Das ersparte ihr schon einmal eine Menge Zeit und Stress. Zwischen all den Blumen, dem Summen der Bienen und unter dem herrlichlichen Dach des blauen Himmels, gelangten sie schließlich zu der Entscheidung, ihre Hochzeit so bald wie möglich zu halten. Epicharis sprach sich für Antonia als Pronuba aus und versprach, sie gleich morgen aufzusuchen, Aristides wollte sich um die Einladungen kümmern, da er neben Epicharis Wunsch, die Leute der Acta zu laden, auch einige alte Kameraden aus der Prima laden wollte. Epicharis würde die Aufstellung eines Menüs in Auftrag geben, Aristides würde sich um die Anmietung des Hortus Lucullus bemühen, dem Ort, an dem er um ihre Hand angehalten hatte, denn Epicharis wollte nicht in den beengenden Räumen der Villa Claudia feiern, und so hatten sie sich kurzerhand für eine andere Art der Feier entschieden - eine Gartenparty. Hierfür mussten Lampions, einheitliche Ausstattung, Musikanten und allerlei anderes organisiert und besorgt werden, und darum würden sie sich beide kümmern, beziehungsweise veranlassen, dass flavische und claudische Sklaven sich gemeinsam darum bemühten, dass alles stimmig war.


    Aristides teilte ihr ebenfalls mit, dass seine Mutter sich eine Manusehe wünschte. Darauf wusste Epicharis zuerst nichts zu erwidern, denn eine solche Ehe würde sie zwar von ihrem unerträglich gewordenen Vater befreien, doch würden damit auch die letzten Stege zu ihrer Familie abgerissen werden, da sie fortan nicht nur bei Aristides wohnen, sondern gleichsam Flavia Epicharis heißen würde. Einerseits erfüllte sie die Vorstellung dieses totalen Umbruchs mit ängstlicher Zurückhaltung, andererseits sah sie ihm erwartungsvoll entgegen. Es wäre bestimmt nicht so schlimm, Aristides zu unterstehen, wie ihrem Vater. Allerdings mochte Epicharis zwar gutgläubig sein, doch dumm war sie nicht, und so verkündete sie, dass sie dieser Art Ehe selbst nur zustimmen würde, wenn man ihr das Recht einer möglichen Scheidung - so schlimm es sich auch anhörte - einräumen würde. Im gleichen Atemzug versicherte sie ihrem Verlobten, dass nichts dergleichen gegenwärtig in ihrem Geiste herumspukte, sondern sie lediglich vermeiden wollte, irgendwann einmal, auch wenn es hoffentlich nie zutreffen mochte, unter Aristides' Entscheidungsgewalt leiden zu müssen. Dieser Bedingung stimmte Aristides zu, und solchermaßen beruhigt, widmete sich Epicharis einem weiteren Thema: Der Farbe der Sklavengewandung und der Zierde. Epicharis hätte noch Stunden darüber sprechen können, doch Aristides wurde es irgendwann müde und legte resignierend die Entscheidungen diesbezüglich in ihre Hand, die, wie er behauptete, ohnehin geschmackvoller sei als seine eigene.


    Als sie schließlich den Park verließen, dunkelte es bereits. Epicharis meinte, gelegentlich ein entferntes Donnergrollen hören zu können, doch stellte sich das Grollen später als flavischer Magen heraus, der gefüllt werden wollte. Den krönenden Abschluss des Tages bildete ein kleines, aber feines Essen im friedvollen Rahmen des flavischen Tricliniums. Es war Epicharis zwar ein Rätsel, wie ein Mann so vieles so durcheinander zu essen vermochte, doch Aristides schaffte es dennoch, selbst wenn ein wachsamerer Blick seinerseits Epicharis' Entschluss einer Diät bereits jetzt von ihren Augen hätte ablesen können. Doch er hatte nur Augen für den Nachtisch gehabt. Ein inniger, nach Würze schmeckender Kuss des Soldaten verabschiedete die Claudierin schließlich nach Hause, als es schon recht spät war. Und die von bewaffneten Begleitete Sänfte trug die verträumt seufzende Epicharis zielsicher und wohlbehütet nach Hause, wo sie lange Zeit noch wach in ihrem Bett lag und selig lächelnd über Aristides und sich selbst nachdachte.



    Sim-Off:

    Wir haben beschlossen, hier etwas zu kürzen und stattdessen die Hochzeit recht bald auszuspielen. Wenn ihr Sklaven aber den tag noch weiterspielen möchtet, könnt ihr das natürlich sehr gern tun. :)

  • Schüchtern und zaghaft schien Fiona nicht zu sein. Hannibal lächelte leicht und folgte ihr in einigen Schritt Abstand. Immer noch den schweren Korb tragend. Die friedliche Stimmung des Gartens war ein angenehmer Kontrast zu der hektischen Regsamkeit der Stadt. Besonders den engen Strassen der Subura, die sie auch gestreift hatten. Auf ihren Weg in den Garten, dem Ausflugsziel der Herrschaften. Hannibal streifte mit den Fingern die Borke eines Zedernbaumes, der würzig seinen Duft zu ihm schickte. Und folgte schließlich bis zu jener Stelle, die Fiona auserkoren hatte. Die Blüten des Oleanders wogten sanft im lauen Frühlingswind. Und die Sonne spielte durch das Geäst und den schlanken, elegant geformten Blättern jenes Gewächses. Die Blüten malten ein Bild aus Schatten und Sonnenflecken auf dem Gesicht der rothaarigen Sklavin. Erneut musste Hannibal lächeln und die trübe Stimmung, die ihn am Tage noch eher umfasst gehalten hatte, verflog. "Einen schönen Platz hast Du ausgesucht, Fiona." Hannibal nickte zufrieden und spähte zurück. Er stellte den Korb neben den Baum und in dessen Schatten und zog einen Zweig mit den Blüten hinunter. Feine Adern zeichneten sich auf den Blütenblättern ab. So zart waren sie, dass die Sonne durch sie hindurch zu dringen vermochten. Oder es schien so zu sein. Ohne die Blüte zu beschädigen, liess Hannibal sie zurück schnellen und fixierte mit seinen braunen Augen wieder Fiona und auch Minna. "Dann muss es euch doch zuwider sein, in Rom zu leben. Wenn ihr mal die Freiheit gekostet habt." Es ging selbst Hannibal so. Wie war es nur dann, die Freiheit geschmeckt und wieder verloren zu haben?

  • Fiona hatte die Augen geschlossen und atmete tief den herrlichen süßen Blütenduft ein. Nur wenige, der Blumen waren ihr mit Namen bekannt, aber trotzdem liebte sie es, sie anzuschauen und sich an ihnen zu erfreuen. Dies war einer jener Momente, in dem sie vergessen konnte. Leider waren diese Momente immer viel zu kurz und auch diesmal war es so. Hannibals Stimme hatte sie zurückgeholt.
    Sie schlug wieder ihre Augen auf und sah zu dem Sklaven hinüber, der sie beide anschaute. "Du wirst lachen, als Mädchen war es einmal mein großer Traum gewesen, Rom zu sehen. Das sich allerdings mein Traum auf diese Weise erfüllt, hätte ich nicht gedacht." Es war eine Art Haßliebe, die sie mit dieser Stadt verband. Wäre ihr Leben anders verlaufen, hätte sie sich in Rom sogar wohl gefühlt. "Aber es vergeht auch kein Tag, an dem ich nicht an Zuhause denke." Besonders seit jenem Tag, an dem sie den Alten aus ihrer Heimat getroffen hatte und der sie wiedererkannt hatte. Diese Begegnung hatte wieder alte Sehnsüchte in ihr geweckt, aber auch neue Überlegungen in ihr hervorgerufen. Die Schatten der Vergangenheit, hatten ihr bisheriges Leben komplett durcheinander gewirbelt. Dinge, mit denen sie sich bereits abgefunden hatte, wurden plötzlich wieder in Frage gestellt. Sie war sich selbst noch nicht im Klaren, welche Auswirkungen diese Begegnung noch nach sich ziehen würden.
    "Vielleicht muß man sich einfach immer wieder damit trösten, eines Tages wieder frei zu sein und zurück in die Heimat gehen zu dürfen. Davon träume ich jedenfalls." Fiona lächelte wehmütig. Doch sie versuchte, die grauen Wolken damit wegzuschieben, in dem sie Hannibal etwas fragte. "Wie ist das eigentlich so, wenn man niemals frei war. Ich meine, sehnst du dich nicht auch, das zu tun, was du willst, dorthin zu gehen, wo du hingehen möchtest und vielleicht sogar eines Tages auch die Frau zu heiraten, die du liebst?" Daß Fiona mit der Frau bei Hannibal völlig falsch lag, konnte sie nicht ahnen.

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