Mit stolzem Gesichtsausdruck, weil er alles so gut und richtig gemacht hatte, führte der Sklavenjunge die flavische Sklavin in das atrium. "Du sollst hier warten, hat domina Minervina gesagt", teilte er der Frau mit wichtiger Miene mit. "Sie kommt dann gleich zu Dir." Dann flitzte er wieder zu Leone zurück, um ihm zu erzählen, wie toll nett Minervina zu ihm gewesen war.
atrium | Besuch für Minervina
- Leone
- Geschlossen
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"Jo, is gut Klääner!" Sie lächelte dem kleinen Jungen zu. Ylva mochte kleine Kinder und Hunde, besonders dann, wenn sie auch nett zu ihre waren und wenn sie nicht allzu laut waren.
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Die Sklavin von Flavia Celerina hatte hoffentlich etwas Geduld mitgebracht, denn obwohl Minervina sich beeilte, so dauerte es doch einige Zeit bis sie endlich im atrium erschien. Sofort fiel ihr der blonde Schopf ins Auge und sie trat auf die junge Frau zu. "Salve, du bist die Sklavin von Flavia Celerina, nicht wahr? Man sagt, deine Herrin schickt zu mir um einen Brief zu übergeben?" Erwartungsvoll blickte sie die Leibsklavin an und hätte am liebsten noch ein quengeliges Wo ist denn nun der Brief? Rück ihn schon raus! angefügt, weil sie es kaum erwarten konnte zu lesen, was Flavia Celerina ihr schrieb. Doch auch wenn es sich vor ihr nur um eine Sklavin handelte, so hatte sie als Aurelia Manieren und wartete stattdessen gespannt ab.
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Einsam und verlassen stand Ylva nun im Atrium und wartete und wartete. Nää, was is dann des fer´n Saftlade, dachte sie sich und überlegte leise, was sie heute noch alles zu tun hatte. Das Warten auf die Aurelia würde ihrem Tagesablaufplan nicht unbedingt zuträglich sein.
Dann endlich hörte sie Schritte nahen und bald darauf erschien eine gutgekleidete dunklehaarige Dame, die sie freundlich begrüßte. Na, es werd abber ach emol Zeit, dachte Ylva noch hadernd, doch die Freundlichkeit der Dame spülte Ylvas Ärger in einem fort.
"Ja, die bin isch!" Ylva versuchte so deutlich wie möglich zu sprechen. Allerdings würde es ihr niemals ganz gelingen, ihre Herkunft zu verbergen.
"Jo, de Brief! Moment emol, wo hab isch den dann?" Mit ihren Händen tastete sie sich selbst ab. Wo war denn jetzt nur der Brief?! Bis vor kurzem hatte sie den Brief doch noch gehabt! Doch dann kam endlich die Erleichterung. Sie fand den Brief ineinem Beutel, den sie mit sich führte.
"Do is er!" Sie reichte den Brief der Dame und wartete dann artig, bis sie ihn gelesen hatte.
Aurelia MinervinaVilla Aurelia Roma
Salve Aurelia Minervina!
Ich war überaus erfreut, in der Stadt deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Doch leider war die Zeit viel zu kurz, um sich näher kennenzulernen. Da ich davon überzeugt bin, dies sobald als möglich ändern zu müssen, möchte ich dir heute diese bescheidene Einladung zukommen lassen.
Ich würde mich sehr freuen, dich hier demnächst in der Villa meiner Familie begrüßen zu dürfen. Zeitlich würde ich mich ganz nach dir richten.
In freudiger ErwartungFlavia Celerina
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Freudig nahm sie den Brief entgegen, warf der blonden Sklavin noch einen flüchtigen Blick zu bevor sie schließlich ihre ganze Aufmerksamkeit der geschriebenen Worte ihrer Herrin widmete. Welch wunderschöne Handschrift sie doch hatte! Oder hatte sie das Schreiben einem Sklaven anfertigen lassen? Wie dem auch sei, viel wichtiger war die Botschaft, die dieser Brief enthielt. Flavia Celerina lud sie tatsächlich zu sich in die Villa Flavia ein! Sie hatte also ihr Treffen auf dem Markt nicht vergessen und wollte sie nun näher kennen lernen. Natürlich würde sie diese Einladung annehmen! Minervina freute sich wirklich und strahlte über das ganze Gesicht. "Wie schön! Ich werde ihr gleich eine Antwort darauf geben." Was sie mehr zu sich selbst meinte als zu Ylva, die sie nicht mehr wirklich beachtete. Ohne zu Zögern winkte sie einen kleinen Sklavenjungen, der sich die ganze Zeit im Hintergrund aufgehalten hatte, zu sich heran. "Geh und besorge aus meinem cubiculum Schreibzeug." Der Knabe nickte eifrig und setzte sich umgehend in Bewegung. Währenddessen richtete die Aurelia wieder das Wort an die Sklavin, deren Anwesenheit ihr wieder eingefallen war. "Und du, du wartest hier bitte. Du kannst dort hinten solange Platz nehmen." Mit einer leichten Handbewegung deutete sie auf eine marmorne Bank, die sich im hinteren Teil des atriums befand.
Es dauerte nicht lange, da hörte man schon schnell trippelnde Schritte und der Junge erschien samt Schreibmaterial wieder. "Sehr schön." Kurzerhand griff sie nach einer Schriftrolle sowie einer Schreibfeder und begab sich anschließend in den hortus, denn hier konnte sie sich am besten konzentrieren. Doch bevor sie ging, gab sie dem Sklavenjungen mit einem leichten Kopfnicken zu verstehen, dass er in der Zwischenzeit die flavische Sklavin im Augen behalten sollte. Sicher war sicher, auch wenn sie es der Sklavin von Flavia Celerina nicht zutrauen würde irgendwelche Dummheiten zu machen. Währenddessen sollte Ylva ein weiteres Mal auf eine kleine Geduldsprobe gestellt werden.
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Ylva beobachtete nur still. Die junge Frau war hocherfreut, als sie den Brief ihrer Herrin zu lesen begann. Ganz bestimmt hatte ihre Herrin eine Einladung ausgesprochen. Doch was es auch war, was in dem Brief getanden hatte, es ging Ylva nichts an und sie machte sich auch nichts daraus.
Ylva nahm auf der Marmorbank Platz, so wie es ihr gesagt wurde. Ein wenig Entspanung und Ruhe konnte auch nichts schaden!
Ein Junge brachte nach einiger Zeit das Schreibzeug der Aurelierin. Daraufhin zog diese sich zurück, um den Antwortbrief zu verfassen. Ylva blieb weiterhin sitzen. Nur der Junge war noch anwesend, der sie die ganze beobachtete. Mit der Zeit wurde ihr das etwas unangenehm. Was dachten die denn von ihr? Sie war doch keine Diebin! Umher schnüffeln wollte sie auch nicht! "Was guckscht dann so?", entfuhr es ihr schließlich. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder von dem Jungen ab und wartete weiter. Hoffentlich war die Aurelierin bald fertig! -
Draußen im Garten angekommen – hier bei frischer Luft und strahlendem Sonnenschein konnte sie sich am besten konzentrieren - nahm sie an einem runden Tischchen Platz und begann sogleich eine Antwort zu verfassen.
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Flavia Celerina
Villa Flavia Felix
RomaSalve Flavia Celerina,
mit großer Freude habe ich deinen Brief erhalten. Es freut mich, dass du unsere Bekanntschaft vertiefen möchtest. Daher möchte ich deine Einladung gerne annehmen und dich in den nächsten Tagen besuchen kommen.
Ich freue mich schon sehr darauf mit dir ausgedehnte Gespräche über die allerneuste Mode und andere wichtige Themen führen zu können. Und natürlich bin ich schon ganz gespannt die Villa Flavia Felix zu besichtigen.
Bis zu unserem Wiedersehen verbleibe ich mit den besten Grüßen.
Vale,
Aurelia Minervina
-------------------------------------------------------Zufrieden überflog die Aurelia in aller Ruhe ihren Brief noch ein, zwei mal und ging anschließend wieder ins atrium. Dort übergab sie der wartenden Sklavin ihren Brief. "Hier, überreiche deiner Herrin diesen Brief und richte ihr aus, dass ich mich überaus geehrt fühle eine Einladung von ihr erhalten zu haben." Ehe sie ging, bedachte sie die blonde Frau noch mit einem strengen Blick, der ihr klarmachen sollte, dass sie gut auf den Brief aufzupassen hatte. "Der Junge hier wird dich noch bis zur porta begleiten." Kaum hatte sie zuende gesprochen, drehte sie sich auch schon um und rauschte von dannen.
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'Die spinnen, die Römer', dachte Ylva, als sie den Brief entgegen nahm und ihr der gestrenge Blick der Aurelierin nicht entgangen war. "Jo, isch rischd´s aus!" Sie verneigte sich andeutungsweise und sah der jungen Frau noch nach, als diese das Atrium verließ.
Der Junge gab ihr einen Wink und brachte Ylva schließlich zur porta.
Auf dem schnellsten Weg, ohne einen Umweg zu machen, lief sie zurück zur Villa Flavia, wo ihre Herrin schon auf sie wartete.
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