Innerlich immer noch ziemlich wütend, ja vielleicht sogar ein wenig verletzt, äußerlich jedoch völlig kalt näherte sich Drusus der Sklavin. Man konnte nicht behaupten, dass er ihr gerne eine Ohrfeige verpasst hatte, oder dass es ihm sogar Spaß gemacht hatte, allerdings hatte sie sich ein Vergehen gegenüber einem römischen Offizier geleistet und das musste nun einmal bestraft werden! der Iulier musterte Siv kurz misstrauisch und beinahe ein wenig mitleidig. Sie schien nicht einsehen zu wollen, dass sie mit ihrem Widerstand alles nur noch schlimmer machte, ja sich gerade zu um Kopf um Kragen trat und redete. Drusus überlegte kur. Konnte er die Germanin einfach laufen lassen? Nein, das wäre erstens ein Verbechen gegenüber ihrem Herren, zweitens gab es dafür zu viele Zeugen und drittens hatte sie es eigentlich überhaupt nicht verdient. Einen solchen Akt des Großmuts von Drusus' Seite aus würde sie warscheinlich nur mit einer weiteren Ladung Spucke belohnen. Glücklicherweise hatten Probus und Lupus bereits die nötoge Vorarbeit geleistet und der Optio brauchte nur noch das Brandmal begutachten und identifizieren. In solchen Augneblicken war der Iulier wirklich forh kein einfacher Legionär mehr zu sein, sondern bereits Optio zu sein und nicht mehr die Drecksarbeit machen zu müssen. Denn erstens war es sicherlich nicht sehr lustig, ehe schon schmerzhaft sich mit dieser liebreizenden Dame von der anderen Seite des Rheins herumzuschlagen und zweitens kam der moralische Aspekt noch hinzu. Er konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass es einem seiner Soldaten Spaß machte eine Frau auf diese Art und Weise festzuhalten und ihr auch augenscheinlich weh zu tun.
Doch nun musste Drusus zur Tat schreiten! Unsanft zog er das Kleidungsstück der Sklavin ein klein wenig gen Süden um das Brandmal in seiner vollen Größe begutachten zu können. Ah, da war es! Ein Name war dort hin gebrannt worden und ein Symbol, vielleicht ein Familienwappen, oder so etwas. Es schien zumindest ein Löwe, oder ein ähnliches Tier zu sein. Der Name hingegen war relativ deutlich zu erkennen. M Aurelius Corvinus stand da. Augenblicklich durchfuhr es Drusus. Tatsächlich gehörte die Germanin einem Aurelier, aber Ursus war es nicht. Vielleicht war sie ja eine Art Leihgabe für dessen Germanienaufenthalt? Jedenfalls kannte der Iulier den Namen irgendwo her, doch ihm fiel es nicht ein. Doch, halt! Auf einmal wusste er wieder wer das war! Und zwar dieser windige Vigintivir, der ihm sein Erbe nie ausgezahlt hatte und zuvor ebenfalls Tribunus Laticlavius gewesen war. Erneut kam kurz die Veruschung auf, Siv freizulassen, sie einfach gehen zu lassen, doch Drusus widerstand! "Aurelius Corvinus", wiederholte der Iulier noch in Gedanken. "Bist du nur im Gefolge des Tribunus Laticlavius hier, oder ist dein Herr auch in Germanien?" Viel Hoffnung auf eine Antwort, die nicht aus Verwünschungen bestand machte sich Drusus ja nicht, aber versuchen konnte man es immerhin.