[Civitas Vangionum] Die Schlacht bei Wigands Dorf

  • Nickend nahm Quintus das große Messer entgegen, die Runenzeichen auf der Klinge traten jetzt deutlich dunkelrot auf der verschmierten Klinge hervor.


    Der Feind den Göttern zum Geschenk, murmelte der Eques, als er die Waffe in ihr Futteral an seinem Waffengurt zurücksteckte.


    Von Romanus gestützt machte er ein paar Schritte, die, von den stechenden Schmerzen abgesehen, erstaunlich gut gelangen. Er konnte sich also langsam bewegen und auf jeden Fall auch reiten...

  • Romanus stütze Eburnus während er lief ..... Komm mein Freund steig jetzt auf dein Pferd um die Verwundeten wird sich gekümmert und du musst dein Bein nicht unnötig belasten


    Romanus half Eburnus in den Sattel und half danach noch ein paar Verwundeten.


    Als der großteil der Verwundeten versorgt war zog Romanus das Vexillium aus der Erde und begab sich zu den Offizieren ............

  • Quintus war dankbar für Romanus' Hilfe, nahm aber noch seine beiden Schwerter an sich, ehe er, mit der Hilfe des Vexillarius, auf sein Pferd stieg und mit wachsamen Augen in den Wald starrte. Schließlich konnte die Flucht der Banditen auch nur eine Finte sein...

  • Crispus wollte gerade einen weiteren Gegner von einem jüngeren Probatus wegdrängen, als dieser sich zur Flucht wandte. Crispus wollte ihm schon nach, da fiel ihm ein, dass er etwas mehr Disziplin vorlegen musste. Seine Männer mussten dirigiert werden.


    Wenn die Banditen entkamen, würden sie weitermachen. Also befahl er ohne groß nachzudenken


    "Verfolgt sie!"


    Als dann die ersten losrannten, kehrte langsam sein Verstand zurück, der durch den Kampf etwas in den Hintergrund gerückt war.


    "Jedes Contubernium bleibt zusammen!"


    Er selbst blieb bei seinem Signifer stehen und hoffte, dass die Reiter mit ihren Pferden auch noch die ersten Flüchtlinge einholen konnten.

  • Die Zahl der Banditen sank drastisch, was Reatinus für´s Erste aufatmen ließ. Die erste große Hürde der Operation Banditenjagd war nun mit sehr wenigen Verlusten in den eigenen Reihen bewältigt. Wildheit und Mut der Verzweiflung waren guter Ausbildung und richtiger Ausrüstung meilenweit überlegen, stellte Reatinus fest.


    Der Optio sah die Banditen völlig aufgerieben und demoralisiert davonrennen. Ja, so war es recht. Sollen sie sich nur kampflos von den Equites aufsammeln lassen. Sie sahen zu Recht, dass sie nun keine Chance mehr hatten. Mehr als Dreiviertel von ihnen musste bei diesem Hinterhalt ihr Leben lassen. Triumphal hob Reatinus sein blutverschmiertes Gladius in die Luft und ließ einen lauten, triumphalen Schrei ertönen.


    "Roma victrix, ihr räudigen Köter, hört ihr?!!"


    Der Schrei war so laut, dass er bis tief in den Wald drang und den Sieg der römischen Soldaten über eine weite Entfernung verbreitete.



    Kaum kam der Befehl des Centurios, die Fliehenden zu verfolgen, schon setzte sich Reatinus in Bewegung. "Mit Vergnügen...", murmelte er eher zu sich selbst und nahm seinen Platz bei den anderen Legionären ein. Sie setzten sich schon in Bewegung.


    "Na los, ihr wollt sie doch nicht entwischen lassen! Schnappt sie euch!", trieb Reatinus die Legionäre an. Schließlich gab es nichts mehr, was sie stoppen könnte!

  • Merowech hatte sich mit den anderen zu den Legionären zurückgezogen und dort tapfer gekämpft. Nun, als der Kampf vorbei war blickte er sich zuerst suchend nach seinem Freund Brigio um, zu welchem er im Kampfgetümmel den Kontakt verloren. Erleichtert atmete er auf als er ihn einen Siegesschrei rufen hörte. Dann erst bemerkte er, dass sein Tunika blutig war. Er hatte einen Kratzer am Oberamr abbekommen, aber die Wunde war nicht so tief, dass sie lebensbedrohlich gewesen wäre. Er suchte Brigio auf und sagte: "Diesmla haben sie uns nicht gekriegt, was? Könntest du vielleicht die Wunde an meinem Oberarm versorgen?"


    Allmählich begann nun die Verfolgung der fliehenden Banditen. Die Offensive gegen die Germanen näherte sich ihrem letzten Akt....

  • Cupidus zog sich in der Formation Schritt für Schritt zu den Legionären zurück.
    Als er neben sich sah, erblickte er Harluf, seinen Stellvertreter, der gegen zwei Banditen mit Breitschwertern focht. Den ersten hatte er schnell erledigt, der zweite jedoch nutzte eine kleine Unachtsamkeit des erfahrenen Eques aus und stach zu. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wankte Harluf und fiel.
    "Nein, Harluuuuuuf," schrie Cupidus, als er den Freund auf die Knie sinken sah...


    Doch für Trauer war keine Zeit, Cupidus holte den verwundeten Freund mit drei Kameraden wieder hinter die eigene Schlachtreihe. Er atmete noch, also war es nicht zu spät.
    Schließlich hatten die Männer ihre Position in der Flanke der Centurien erreicht.
    Überall starben Männer, manch ein Fuß glitt auf dem schmierigen Boden aus.
    Cupidus kämpfte, wehrte Hiebe ab, stach immer wieder auf die kaum gerüsteten Männer ein. Ein roter Nebel legte sich über seine Augen, als der Ruf "ROMA VICTRIX" erscholl. Die Banditen flohen wie die Hasen, ihre Verwundeten und Toten zurücklassend.


    Keuchend ließ Cupidus seine Parma sinken und reckte den müden Arm mit der Spatha nach oben "Roma victrix", murmelte er benommen.


    Dann ertönte der Befehl des Centurio.
    Cupidus straffte sich wieder, keine Schwäche zeigen, dachte er sich, während er mit seinen Männern zu den Pferden lief.
    "Alle aufsitzen, die noch kämpfen können. Keiner reitet allein, verfolgt den Feind immer zu zweit oder zu dritt. Und versucht, alle zu erwischen."


    Er schwang sich auf sein Pferd, zusammen mit seinen Kameraden. Sie würden die Banditen für jeden Tropfen Blut bezahlen lassen, den sie vergossen hatten. So schnell es die Dunkelheit zuließ, ritten sie in den Wald.

  • | Marcomer


    Mit Entsetzen erkannte Marcomer, dass die Equites seine Männer nacheinander außer Gefecht setzten. Er selbst kämpfte gemeinsam mit Chlodewech gegen einen Eques, der sich tapfer wehrte. Mit wenigen Streichen hatte er Chlodewech in den Magen gestochen, sodass dieser sein Schwert fahren ließ und mit einem Schrei in sich zusammensank. Marcomer starrte mit aufgerissenen Augen seinen Freund und Waffenbruder an. Dann keimte unglaubliche Wut in ihm auf: Diese Männer waren gekommen, hatten seinen Leuten die Lebensgrundlage genommen und töteten nun sein halbes Dorf! Voller Zorn stach er zu und traf den Gegner. Der Anführer der Reiter schrie den Namen des Getroffenen, doch der Dorfälteste wandte er sich um, denn er hatte sich etwas weit vorgewagt und ohne Chlodewechs Deckung traute er sich nicht weiter. Ebenso schnell, wie die Wut gekommen war, war sie wieder verschwunden und nackter Angst Platz gemacht.


    Er sah sich in Gedanken bereits neben seinem Kameraden liegen und nun stellte er fest, dass die meisten anderen flohen. Auch seine Rotte zog sich immer mehr zurück. Schließlich brüllte Marcomer auf Vangionisch


    "Flieht!"


    und sprang selbst über einen Busch hinweg ins Unterholz. Sofort rappelte er sich auf und lief - in seinem leichten Panik-Anflug sogar fast ein wenig in Richtung der Infanterie. Als er die Schilde vor sich sah, wandte er sich jedoch um und stürmte in den Wald hinein.


    Als er sich nach eventuellen Verfolgern umsah, entdeckte er eine Gruppe Legionäre und an der Spitze den Unterführer, der damals in sein Dorf gekommen war...




  • Zu Brigios großer Freude tauchte Merowech bei ihm auf und Brigio wollte ihn schon zur Begrüßung am Arm heben, als Merowech ihn auf seine Verletzung hinwies.
    Schnell riss er einen Streifen Leinen aus der Tunika eines gefallenen Kameraden und band ihn notdürftig um Merowechs Arm, als Cupidus Befehl zur Verfolgung der Banditen kam.
    "Komm, wir holen unsere Pferde. Der Verband müßte halten, aber wenn das hier alles fertig ist, laß ihn auf jeden Fall vom Legionsarzt untersuchen. Wenn du dann noch lebst!"
    Der letzte Satz war als Scherz gemeint, aber andererseits hatte Brigio auch schon Männer an kleineren Kratzern sterben sehen, da sich die Wunden entzündet hatten.


    Schnell hatten sie die Pferde erreicht, die während des Kampfes nach hinten gebracht worden waren. Während sie aufstiegen, trafen zu ihrer Freude auch die anderen Männer ihres Contuberniums ein.
    Brigio rief ihnen zu: "Was auch passiert, achtet darauf bei der Verfolgung so weit es geht zusammen zu bleiben, keine Einzelgänge. Wenn ihr sie einzeln verfolgt, seid ihr verwundbar. Los gehts!"
    Und schon preschten sie in den Wald, den fliehenden Banditen hinterher.

  • Triumphal wurden die Banditen verfolgt. Marschgeräusche von unzähligen Füßen hinter den Räubern hielten diese immer auf Trab und ließen sie weiter rennen, den letzten Funken Energie aus den Beinen zusammenkratzen. Die Wenigsten würden entkommen, wobei jene deutlich schlechte Karten hatten, die als eine der Letzten flohen. Jene, die nicht mehr konnten und sogar stehen blieben, wurden ohne langes Zögern von den siegreichen Soldaten gefangen genommen und den Soldaten übergeben, die ein wachsames Auge auf die Gefangenen werfen sollten. Reatinus hingegen schaarte eine Gruppe Legionarii um sich, um immer mehr dieser Plünderer gefangen zu nehmen, welche sogar Unschuldige getötet haben. Und sie würden nicht aufhören, deshalb musste man ihnen sofort ein Ende setzen. Ähnlich einer Krankheit, die man so schnell wie möglich zu beseitigen versuchte. An der Spitze der Männer fielen immer mehr Räuber unter die Gewalt der mutigen Legionäre, welche ihren Tribut für diesen frechen Hinterhalt forderten. Was mit dem Gefangenen passieren würde... nun, das vermochten nur die Götter zu wissen. Oder der Centurio.


    Auch ein Großteil von Marcomers Männern blieb nicht verschont. Dieser Großteil vermochte es nicht mehr, zu entkommen. Zu Recht, hätte Reatinus gedacht, wenn er rechtzeitig bemerkt hätte, dass es tatsächlich Bewohner aus Marcomers Dorf waren. Doch merkte der Optio dies noch nicht. Erst, als er aus der Ferne Marcomer selbst flüchten sah. Waren sie etwa unter diesen Banditen? Kurz blieb Reatinus stehen und sah dem flüchtenden Dorfältesten schockiert nach. Innere Leere umgab ihn. Dieser Anblick war ein Schlag in Reatinus´ Gesicht. Er stand da, als hätten ihn kurzzeitig alle Geister verlassen. Der hilflose Marcomer. Das war er also, dachte Reatinus. Anstelle der Leere trat schrittweise blinde Wut. Nein, das wollte Reatinus diesem Bastard nicht verzeihen, der nicht verstand, worum es ging! Die Legionäre, welche stehen blieben und sich fragten, was mit ihrem Optio los war, trieb jener weiter. "Los, verfolgt sie!!", schrie er in seinem beinahe schon Wutanfall. Eine Ader auf seinem Hals pochte kräftig, wie sie Reatinus noch nie gehabt hatte. Er wusste nicht einmal, dass er dazu in der Lage wäre. Die Zähne biss der Artorier so zusammen, dass man meinen könnte, er hätte einen Stein durchbeißen können. Noch schlimmer war es zu wissen, dass alles für die Katz war. Sie hatten die Dorfbewohner um Essen erleichtert, doch nur, um selbst noch da bleiben zu können, um helfen zu können. Die Gewissensbisse des Optios in Marcomers Dorf. Sein ihn beinahe strafen wollendes Gewissen. Alles war Marcomer egal. Er verstand genauso wenig, wie er die Situation nun im Griff hatte. Deshalb der Zorn von Reatinus.


    Die Legionäre machten sich davon. In unmittelbarer Nähe nur noch der Optio und Marcomer. Reatinus umklammerte sein Gladius mit festen Griff, als wolle er das Eisen zerdrücken, welches er zu gerne in Marcomer hinein rammen wollte. Das war der Moment der Entscheidung. Dorfältester gegen Optio. Gladius gegen Langschwert. Marcomer gegen Reatinus.


    "Marcomer, du Sohn einer Lupa! Du hast dich für die andere Seite entschieden! Bringen wir es zu Ende und lass uns sehen, ob es die richtige Wahl war!!", schrief Reatinus wütend.


    Reatinus beruhigte sich erneut, wie er es heute schon unzählige Male getan hatte. Die Wut war jedoch stärker als die Wirkung der Beruhigung. "Heute stirbst du nicht, Artorius...".

  • | Marcomer


    Marcomer lief weiter, denn er wollte auf keinen Fall gefangen genommen werden. Immer weiter rannte er in den Wald hinein, doch als er erneut einen prüfenden Blick über die Schulter warf, sah er, dass der Optio allein war! Das war doch eine ganz andere Situation!


    Marcomer hatte als junger Mann sehr viel Zeit mit seinem Schwert und der Jagd verbracht - sein Vater hatte ihm den finanziellen Rahmen geboten, der es nicht notwendig machte, jeden Tag aufs Feld zu gehen und zu arbeiten. Und nun bot sich ihm die Gelegenheit, seinen Peiniger zu stellen.


    Er blieb stehen und starrte Reatinus feindselig an. Dieser Mann hatte die Männer befehligt, die seine Vorräte gestohlen hatten. Diese nichtsnutzigen Soldaten, die auf Kosten braver Männer lebten! Die irgendwohin gingen und alle umbrachten, weil gierige römische Veteranen arme Germanen zum gewaltsamen Nehmen zwangen! Und dann die Zivilbevölkerung leiden ließen! Das war nicht gerecht - Thor sollte diese Menschen mit seinem Hammer zerschlagen! Und jetzt dieser Römer, der auch noch erwartet hatte, dass er das akzeptierte! Er sollte sterben!


    Er ging nicht auf die Worte des Optio ein, stattdessen ließ er einen Batzen Speichel zwischen seinen Zähnen durchgleiten. Das "Projektil" schoss durch die kalte Winterluft und landete auf dem Scutum des Optio.


    "Sohn einer Hündin!"


    beleidigte er Reatinus auf Vangionisch, dann spannte sich sein Körper plötzlich und er sprang vor, stieß seinen Schild gegen den des Römers und schlug mit seinem Schwert zu - sollte er sehen, was er von seiner Arroganz hatte!




  • Brandulf kam heran geritten. Er sah so wüst aus, wie Quintus sich fühlte. Helm und Parma fehlten, aber immerhin hatte er eine Hasta in der Hand.


    Alles in Ordnung, Eburnus? Oh Mann, du siehst echt beschissen aus! Ich glaube kaum, dass du irgendwen verfolgen kannst. Bleib lieber hier, ich übernehme die Jungs.


    Weitere Verluste? presste Quintus hervor. Das Bein pochte und seine Wange brannte wie glühende Kohlen.


    Keine Verluste, wir haben es alle geschafft. Verdammte Axt, wenn Lucius jetzt hier wäre, könnte er dich direkt verarzten.


    Elender Mistkerl, verschwinde endlich und such ihren Anführer! Wenn ich mich nicht irre, müsste er recht alt aber dennoch aufrecht und kräftig sein. Wahrscheinlich hat er bislang auch noch nicht gekämpft. Wenn wir diesen Mann nicht erwischen, wird er nach Magna zurückkehren, neue Leute um sich sammeln und wiederkommen.


    Brandulf nickte. Er lenkte seinen Schimmel herum und ritt mit den anderen Männern der Vierten in den Wald. Quintus blieb auf dem Pfad zurück. Er fühlte sich furchtbar müde. Am liebsten wäre er wieder von Fuhon heruntergeklettert und hätte sich an Ort und Stelle Schlafen gelegt. Dankbar klopfte er seinem Fuchs den Hals, dass dieser wenigstens einmal spürte, dass sein Herr seine Hilfe brauchte und ruhig stehen blieb...

  • Zitat

    Original von Tiberius Germanicus Probus
    War ich das gewesen? Hatte ich etwa meinen ersten Gegner getötet? Bevor ich mir die Frage beantworten konnte, sah ich, wie ein weiterer Feind auf mich einstürmte.


    Der Gegner kam von rechts vorne und rannte wild brüllend auf mich zu, wobei er etwas über seinen Kopf schwang. Ich wollte mich gerade mehr zu ihm drehen, um meine Deckung zu verbessern, als ich eine Bewegung aus den Augenwinkeln sah. Instinktiv drehte ich meinen Körper etwas in diese Richtung und wich einen Schritt zurück, um gleichzeitig die Distanz auf den brüllenden Banditen etwas zu vergrößern. Da schlug es donnernd in mein Scutum ein, dass es mich durchschüttelte. Ich hatte scheinbar einen anderen Gegner übersehen. Mein Arm fühlte sich etwas taub an, so stark war der Schwung des Gegners gewesen. Ich zog mich einen weiteren Schritt zurück. Zwei Gegner. Was sollte ich jetzt machen? Doch bevor ich eine Antwort auf diese Frage finden konnte, brüllte der unbekannte Gegner links von mir auf. Ich blickte kurz hin und erkannte einen Legionarius, der den Banditen scheinbar in den Bauch getroffen hatte. Denn diesen hielt sich dieser mit beiden Händen, während er in sich zusammensackte. Mir blieb keine Zeit, mich bei dem unbekannten Legionarius zu bedanken. Denn da war immer noch der andere Feind.


    Ich wandte mich um und sah ihn gerade ausholen. Ich konnte sein Gesicht nicht genau erkennen. Aber das machte nichts, denn es war zu einer einzigen Grimasse verzogen. Ich zog mein Scutum hoch und blockte den Schlag ab. Dann machte ich einen Stich um den rechten Schildrand. Doch mein Gegner wich ihm aus und holte seinerseits zu einem seitlichen Schlag aus. Ich drehte mich in den Schlag, fing in mit angezogenem Scutum ab. Krachend schlug die gegnerische Waffe auf meinen Schild ein. Mein Körpergewicht fing die Energie ab und gleichzeitig drückte ich die Waffe mit dem Scutum seitlich weg. Mit einem schnellen Ausfallschritt seitlich noch vorne war ich nun kurz vor dem Banditen und stieß ihm mein Gladius in die Brust. Mit einem lauten Schrei riss er entsetzt die Augen auf und griff sich an die Stelle, wo ich ihn getroffen hatte. Doch ich achtete schon nicht mehr auf ihn. Denn hinter ihm schien sich der Wald selbst zu bewegen. Da realisierte ich, dass diese Männer von eben nur die ersten einer größeren Gruppe von Banditen waren. Verzweifelt schaute ich mich kurz um. Denn alleine könnte ich nichts ausrichten und wäre tot. Aber zu meinem Glück hatten es die Banditen scheinbar bisher nicht geschafft unsere Reihen aufzubrechen. Das war meine einzige Chance.


    Ich ging die zwei Schritte in die Reihe zurück und wartete auf den Aufprall, der fast sofort erfolgte. Mit einem Lärm, der alles in den Schatten stellte, prallten die Reihen aufeinander. Ich wurde durch den Aufprall leicht nach hinten geschoben. Hinter meinem Scutum Denkung suchend stemmte ich mich dagegen. Da merkte ich, wie mich jemand von hinten in meinem Rücken nach vorne drückte und somit den Druck auf den Gegner verstärkte. Ich kam zum Stillstand und wollte schon erleichtert aufatmen. Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Zwar war der erste Angriffsdruck der Banditen gebrochen. Dafür wurde ich jetzt zwischen von hinten gegen sie gequetscht, dass ich mich kaum noch rühren konnte. Eingekeilt zwischen den Reihen suchte ich Deckung hinter meinem Scutum. Alles, was ich nun sah, waren Teile. Ich sah Gesichter, Arme, Augen, Bärte, Waffen, Stoffe, Felle. Und ich stach nach diesen Teilen, ohne zu wissen, ob ich sie getroffen hatte. Den Lärm, der vor kurzem noch so laut, drang nur noch merkwürdig leise an meine Ohren. Dafür hörte ich das Ächzen, Stöhnen und Keuchen meiner Gegner. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich könnte ihren Atem spüren.


    Plötzlich, ich wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, wurde der Druck von vorne geringer. Unsere Reihe kämpfte sich Schritt für Schritt vorwärts. Keuchend, drückend, schiebend. Auf einmal war der Druck weg. Verständlos lukte ich über mein Scutum und sah die Banditen wegrennen. Ich konnte es nicht fassen. Erst die Siegesschreie meiner Kameraden ließen mich langsam die Flucht der Banditen realisieren. Noch benommen vom Kampf fiel ich erst zaghaft und dann immer lauter in die Rufe ein. Ich fühlte mich auf einmal komisch. Es war ein Gefühl, als wäre man neu geboren worden. So unschuldig und so rein. Alles war glasklar und ohne Zweifel. Und ich fühlte mich glücklich. Das alles, obwohl ich vor kurzem noch Männer getötet hatte. Da befahl der Centurio die Verfolgung der Banditen. Ohne zu zögern rannte ich los, obwohl ich von der Schlacht erschöpft war. Ich war kaum ein paar Schritte weit gekommen, da hörte ich den Centurio befehlen, im Contubernium vorzurücken. Ich blieb schwer atmend stehen und sah mich nach meinen Kameraden um. Hoffentlich konnte ich Drusus unter ihnen erblicken. Da waren sie auch schon. Scheinbar hatten sie im Kampf neben oder hinter mir gestanden. Leider konnte ich Drusus nicht unter ihnen ausmachen. Sollten wir auf ihn warten? Aber dann entkamen uns vielleicht die Banditen. Nichts da, für ihren Angriff sollten sie bluten. Also machte ich mich zusammen mit meinen Stubenkameraden auf die Verfolgung der Flüchtenden.

  • Während die Soldaten losstürmten, betrachtete Crispus sein Gladius, das noch immer in seiner Hand war. Blut war auf der Klinge. Blut von Männern, die nun vor ihm auf dem Boden lagen - die meisten nicht tot, aber dem Tode nah. Vielleicht konnten manche als Krüppel weiterleben...wahrscheinlich würden sie aber spätestens sterben, wenn der Wundbrand ihre geschwächten Körper heimsuchte.


    Der Centurio ging ein paar Schritte weiter zu seinem Signifer, der dastand und abwartete, dass die Männer zurückkamen. Auch die anderen beiden Centurionen erschienen mit ihren Signifern und kleinen Eskorten. Ein wenig abseits kniete sein Capsarius am Boden und verband einen blutenden Legionär. Während Crispus so zusah, wuchs seine Distanz zu den Geschehnissen und er hatte das Gefühl, alles sehr viel klarer zu sehen...es gab noch viel zu tun!


    "Bringt die Verwundeten zu den Signa!"


    befahl er den Männern, die hiergeblieben waren - sei es, weil sie zu erschöpft waren, um eine Verfolgungsjagd zu bestehen, sei es, dass sie leichte Wunden abbekommen hatten oder dass sie Angst hatten. Langsam gehorchten die Männer.


    "Scheiß Bilanz."


    meinte einer der Offiziere, der bereits den Helm abgenommen hatte und sich am Kopf kratzte. Crispus konnte zustimmen. Gegen solche unorganisierten Barbaren hatten sie doch relativ viele Verluste hinnehmen müssen.


    "Sorgen wir für bisschen mehr Styx-Verkehr. Tötet die Germanen, die bei denen's keinen Sinn macht oder die nicht laufen können."


    meinte er dann. Es war wichtig, noch ein sichtbares Exempel zu statuieren, doch er hatte keine Lust, deswegen extra Gefangene aufzupäppeln. Und die Toten würden wohl eher noch Glück haben - ihnen blieben grausamere Todesstrafen erspart!


    Ein Legionär, der weinend über seinem Kameraden kniete (was Crispus missbilligte, denn römische Jungs weinten seiner Meinung nach nicht!), erhob sich, als er den Befehl hörte. Dann riss er sein Gladius aus der Scheide und machte sich an das blutige Handwerk - mit sichtlichem Hass im Gesicht. Auch Crispus half etwas mit: Langsam ging er zu einem jungen Mann, der in seinem Blut auf dem Boden lag. Er wimmerte leicht und als er den Offizier sah, zeigte sich nackte Angst in seinen Augen. Crispus wich dem Blick aus: Zwar war er schon seit vielen, vielen Jahren Soldat und hatte schon mehrmals getötet, bei wehrlosen jungen Leuten erzeugte es jedoch dennoch Gewissensbisse. Sie hätten ihr ganzes Leben vor sich gehabt, waren wahrscheinlich hier, weil ihr Vater diese Seite gewählt hatte. Und nun mussten sie dafür ihr junges Leben aushauchen. Ohne dem jungen Mann in die Augen zu sehen stach er mit seinem Gladius in den Hals des Verwundeten. Ein Gurgeln erklang, das jedoch rasch erstarb. Als Crispus wieder hinsah, war er bereits tot und Blut war über Hals, Brust und Gesicht verteilt. Crispus wischte sein Gladius an der Tunica des Toten ab und steckte die Waffe in die Scheide. Es hatte für heute genug gemordet!

  • Merowech nahm neben Brigio seine Position ein und gemeinsam machten sie sich an die Verfolgung der fliehenden Banditen. "Jetzt ist der Spieß umgedreht", dachte er sich. Dennoch blieb er vorsichtig. Ein zweites Mal wollte er heute nicht mehr in einen Hinterhalt kommen. Wo ein Germane vor ihm herlief und er ihn einholen konnte, brachte er ihn mit einem Streich seiner Spatha zu Fall: Nicht gerade ehrenhaft, aber effektiv.

  • Mit den Pferden war es kein Problem, die Fliehenden nach und nach einzuholen. Einige versuchten noch sich zu verteidigen, wurden aber gnadenlos niedergemacht.
    Doch als sich immer mehr kampflos ergaben, konnte Brigio einen Kameraden gerade noch davon abhalten, auf die wehrlosen Männer einzustechen.


    "Halt Männer, diese Banditen hier wollen sich ergeben. Ich weiß, daß der Hass bei einigen von uns groß ist, aber bedenkt, daß sie lebend immerhin noch als Sklaven verkauft werden können.


    Und dann bekommt jeder von uns seinen Anteil.
    Ihr zwei entwaffnet diese Banditen vollständig, fesselt sie und bringt sie nach hinten zu den anderen.
    Der Rest sucht weiter. Immerhin fehlt auch noch ihr Anführer und ich glaube unsere Offiziere brennen darauf, ihn lebend in die Hände zu bekommen
    Natürlich gehen wir trotzdem kein Risiko ein. Wer sich nicht erkennbar ergibt, wird angegriffen!
    Alles klar Männer? Dann weiter, los."



    Brigio war froh, daß er ein Gemetzel verhindern konnte. Er haßte diese Banditen zwar auch, aber unbewaffnete Männer abschlachten war nicht sein Ding.

  • Im gegensatz zu Crispus´ Gladius kam Reatinus´ nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, denn der Optio war fest entschlossen, diesem närrischen Marcomer ein Ende zu setzen. Lodernder Hass spiegelte sich in seinen wachen Augen wieder, als er Marcomer auf sich zustürmen sah. Ja, das konnte Reatinus recht sein. Soll er doch kommen. Jetzt würde bald sein Ende folgen! Reatinus musste nur an diesen Mann denken, um wütend zu werden. Wie er sich aufspielte, als sei er der Herr des Waldes, der sich das Recht nehmen konnte, Unschuldige zu plündern und zu töten. Vielleicht mangelte es den Räubern an Versorgung für den Winter. Doch nichts rechtfertigte die Toten, das sinnlose blutvergießen. Trotz der misslichen Lage, in der sich das Dorf damals befand, hätte es nicht so weit kommen müssen. Doch es kam so weit, und weiter sollte es nicht kommen. Dafür mussten sie sorgen...
    Die Dekadenz in diesem Wald nahm drastisch zu und Reatinus hatte vor, dieser ein klares Ende zu setzen. Der erste Schritt war Marcomers Tod. Und da der Artorier noch eine große Rechnung bei dem Anführer des Dorfes offen hatte und sein Gladius zwar blutig, aber geschärft war... nichts auf der Welt sollte den wutübermannten Optio jetzt in seinem Vorhaben stoppen. Nicht einmal eines dieser sinnlos großen, germanischen Langschwerter!


    Marcomer stürmte zumindest auf Reatinus zu. Dieser verstand die Beleidigung auf vangionisch zwar nicht, aber dass es eine Beleidung war, war Reatinus klar. Er schien provoziert und wütend, vergaß die Flucht schnell. Die Absichten Marcomers waren mehr als nur deutlich. Er wollte Reatinus an´s Leder, so wie es Reatinus bei ihm wollte. So hatten sich beide Männer nur bedingt unter Kontrolle.
    Das feuchte Projektil, welches durch die kalte Winterluft sauste landete auf Reatinus´ Scutum, welcher geistesgegenwärtig in Stellung ging. Jeder Atemzug hinterließ eine lange Rauchwolke, die schnell im Wind verschwand.


    Ein direkter Frontalangriff... ganz wie Reatinus erwartet hatte. Noch vor dem Aufprall der beiden wütenden Männer gab Reatinus einen zornigen Kampfschrei von sich, welcher weit hörbar war und wirklich Reatinus´ Zorn verköperte. Wären Außenstehende vorhanden gewesen, hätten diese wohl Herzrasen und schmerzende Ohren. Das Scutum des Artoriers wurde schnell weggestoßen, doch genauso schnell brachte Reatinus es wieder in Anschlag. Doch der Germane schlug schon zu, worauf der Optio jedoch blitzschnell - innerhalb weniger Millisekunden - reagierte. Sonst wäre für den Römer alles vorzeitig zu Ende gewesen. Schnell sprang Reatinus zur Seite und gab die kalte, stählerne Antwort an Marcomer weiter... in Form eines präzisen Stiches in die Seite...

  • Ich rannte den Banditen zusammen mit den anderen hinterher. Am Anfang holten wir sogar einige ein. Ohne viel Federlesen wurden sie von uns gnadenlos niedergemacht. Sie sollten büßen. Für alles was sie uns und den Bewohnern dieser Gegend angetan hatten. Doch es dauerte nicht lange und wir konnten ihnen nicht mehr folgen. Einerseits kannten sie das Gelände und wussten sich im Wald geschickt zu bewegen. Andererseits waren sie leichter als wir gerüstet, so dass sie auf Dauer schneller als wir rennen konnten. Als wir merkten, dass wir keinen mehr von ihnen erwischen würden, gingen wir zu den unseren zurück. Schweigend, denn den meisten von uns fehlte einfach die Luft zum Reden. Mir brannten jedenfalls die Lungen. So kamen wir nach einiger Zeit zu unseren Reihen zurück.


    Hatte vor kurzem an dieser Stelle ein erbarmungsloser Kampf geherrscht, der mit einem ohrenbetäubenden Lärm hin und her gewogt hatte, so herrschte jetzt fast gespenstische Stille. Nur das Stöhnen und das Ächzen der Verwundeten erinnerte daran. Und die Toten. In der zunehmenden Dunkelheit sahen die toten Banditen von weitem fast wie große Maulwurfshügel aus. Unter ihnen gab es scheinbar keine Überlebenden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts über den Befehl von Crispus, die schwer verwundeten Banditen zu töten. Und scheinbar waren einige Legionäre bei der Auslegung dieser Anweisung sehr großzügig gewesen. Wieviele von uns bei diesem Kampf gestorben waren, wusste ich nicht. Aber jeder war einer zuviel. Scheinbar waren doch nicht wenige von uns verletzt, denn ich sah, wie sie von ihren Kameraden versorgt wurden. Da fiel mir Drusus wieder ein. Ich hatte ihn seit dem Ausbruch der Schlacht nicht mehr gesehen. Hoffentlich war ihm nichts passiert. So machte ich mich auf die Suche nach ihm.


    Unterwegs sah ich die Toten, die teilweise in fast lächerlichen Posen auf den Boden lagen. Gliedmaßen, die abgehackt worden waren. Legionäre, die sich verzweifelt bemühten, ihre verletzten Kameraden am Leben zu erhalten. Mein Hochgefühl wich immer mehr einer inneren Leere. Mit Entsetzen erkannte ich langsam, woran ich beteiligt gewesen war. Und je mehr sich diese Erkenntnis in mein Hirn fraß, desto unfassbarer, unbegreiflicher kam es mir vor. Ich fing an zu zittern und mir wurde schlecht, so dass ich mich übergeben musste. Etwas wankend suchte ich weiter nach Drusus. Doch kurze Zeit später versagten mir die Beine und ich sackte auf den Boden. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich um mich und fing an bitterlich zu heulen. Ich warf mein Gladius und mein Scutum von mir. Mit vor das Gesicht geschlagenen Händen weinte ich hemmungslos, wie ein altes Waschweib.

  • Merowech ritt noch eine Weile neben Brigio her, um die Fliehenden aufzuspüren. Aber schließlich zeigte sich keiner mehr von ihnen. Er blickte sich kurz um und sagte dann zu Brigio: "Na, was meinst du? Kehren wir zurück zu Cupidus? Ich glaube, wir haben den Großteil von ihnen erwischt."
    Trotzdem blieb Merowech wachsam. Diesen germanischen Banditen war einfach nicht zu trauen.

  • Immer tiefer in den Wald hinein ritten die Equites der AlaII.
    Cupidus ließ seine Spatha auf den Nacken eines fliehenden Mannes niedersausen. Der Bandit fiel und stand nicht wieder auf.


    Sie hatten den Bach auf ihrer rechten Seite liegen lassen und hatten alle niedergemacht, die weiterhin flohen und sich nicht ergaben.
    Plötzlich tauchte vor den Reitern eine schäbige Palisade auf.
    Das musste das Lager sein, schoss es Cupidus durch den Kopf. Dann hatte also der Bauer im Dorf doch nicht gelogen.


    Die letzten fliehenden Feinde waren in diese Richtung gerannt, offenbar musste es irgendwo ein Tor oder eine Lücke im Wald geben.
    Cupidus gab ein Zeiche, auf die anderen Equites zu warten.

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