[Civitas Vangionum] Die Schlacht bei Wigands Dorf

  • | Marcomer

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    ...
    Ein direkter Frontalangriff... ganz wie Reatinus erwartet hatte. Noch vor dem Aufprall der beiden wütenden Männer gab Reatinus einen zornigen Kampfschrei von sich, welcher weit hörbar war und wirklich Reatinus´ Zorn verköperte. Wären Außenstehende vorhanden gewesen, hätten diese wohl Herzrasen und schmerzende Ohren. Das Scutum des Artoriers wurde schnell weggestoßen, doch genauso schnell brachte Reatinus es wieder in Anschlag. Doch der Germane schlug schon zu, worauf der Optio jedoch blitzschnell - innerhalb weniger Millisekunden - reagierte. Sonst wäre für den Römer alles vorzeitig zu Ende gewesen. Schnell sprang Reatinus zur Seite und gab die kalte, stählerne Antwort an Marcomer weiter... in Form eines präzisen Stiches in die Seite...


    Die Spucke lief am Scutum herunter, während Marcomers Schlag abgewehrt wurde. Er hatte wohl doch ein wenig zu leichtsinnig angegriffen und bekam prompt die Quittung: Sein Schlag ging ins Leere, dafür griff Reatinus ihn mit einem Stich in die Seite an. Als er die Waffe nahen sah, konnte er nur noch beiseite rutschen, sodass Scutum und Rundschild aneinander vorbeirutschten und ein hässlich quietschendes Geräuch verursachten. Dennoch ritzte das Gladius das Hemd und die darunterliegende Haut des Vangionen, der Mühe hatte, nach dem überstürzten Sprung das Gleichgewicht wieder zu finden.





  • Tatsächlich tat sich vor den Reitern das Lager der Banditen auf. Es war auf einer Lichtung errichtet und mit einer Palisade umgeben, die jedoch eher locker gebaut war und daher eher wie ein großer Zaun mit kopfbreiten Auslassungen aussah.


    Wenn man näher kam, konnte man ins Innere des Lagers blicken: Die einstmalige Wiese war niedergetreten worden und braunem Erdboden gewichen, der hier und da (wo kaum jemand hintrat) von Schnee bedeckt war. Ebenso schneebedeckt waren die Hütten, die die Männer aus Holz, vor allem aber Strauchwerk gezimmert hatten, sodass sie einen ziemlich windschiefen Eindruck machten. Auf einer Seite des Lagers hatte man einen kleinen Pferch gebaut, in dem gestohlenes Vieh aufbewahrt wurde, während Bäume, die in das Lager integriert waren, als "Lagerhäuser" genutzt wurden, indem man gut belüftete Baumhäuser in ihren Kronen errichtet hatte.


    Das ganze Lager war in heller Aufregung. Überall rannten Banditen, aber vor allem deren Frauen und Kinder durch die Gegend und versuchten, aus dem Tor auf der anderen Seite zu entkommen, während sie versuchten, möglichst viele Habseligkeiten mit sich in Sicherheit zu bringen.


  • [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/brandulf.jpg]| Eques Brandulf, Ala II Numidia, Turma IV


    Brandulf und die restlichen sechs Equites der Turma IV erreichten Cupidus Position und hielten unmittelbar vor dem Duplicarius.


    Die Turma IV meldet sich vollzählig angetreten, Duplicarius Cupidus. Wir mussten Eques Eburnus bei der Legio zurücklassen, da seine Verletzungen keinen weiteren Kampf erlauben. Er meinte aber, wir sollten nach einem etwas älteren Mann Ausschau halten, der wahrscheinlich noch unverletzt ist und eine recht stattliche Erscheinung darstellen muss. Offenbar denkt Eburnus, dass der Anführer der Marodeure so aussieht. Ist das das Lager der Banditen? Wie lauten deine Befehle, Duplicarius?


    Die Männer warteten gespannt, wie es jetzt weitergehen sollte...

  • Brigio wollte gerade überlegen, ob sie Merowechs Rat die Suche abzubrechen befolgen sollten, als er Cupidus und einige Reiter weiter vorne stehen sah.
    Sie warteten an einer Art Wall. Im Hintergrund wurde nun das Lager sichtbar.
    Brigio machte Cupidus Meldung.


    "Cupidus, wir sind auf einige Banditen gestoßen. Die meisten hatten sich ergeben und wurden gefesselt nach hinten gebracht, alle anderen sind im Reich der Toten, oder auf dem Weg dorthin.


    Wie lauten deine weitern Befehle?"

  • Cupidus überblickte die Szenerie, sah die rennenden Frauen und Kinder, die verzweifelt versuchten, ihre Habseligkeiten zusammenzuraffen und um ihr Leben zu rennen.
    Was machen wir hier nur, dachte sich Cupidus. Seit Tagen waren ihm diese Gedanken immer wieder durch den Kopf gegangen. Als er getötet hatte, war sein Kopf leer gewesen, doch mit der Ernüchterung kam auch das schlechte Gewissen.
    Er hatte Männer getötet, die für ihr Überleben geraubt und gemordet hatten....Weil die Ernte schlecht war. Hätte er genauso gehandelt für sein Überleben???


    Die Meldung des Eques riss ihn aus seinen Gedanken.
    Cupidus blickte sich um, die meisten Männer waren versammelt und es konnte losgehen. Nun war es an ihnen, die Drecksarbeit zu übernehmen.
    "Turma IV reitet rechts um das Lager. Macht alle Banditen nieder, die sich nicht ergeben. Wir müssen das Tor finden und es abriegeln, damit keiner mehr fliehen kann. Haltet nach einem alten Mann Ausschau, er ist vermutlich der Anführer.
    Die Hälfte der Turma I kommt mit mir, links ums Lager herum, der Rest umringt das Lager, damit keiner der Banditen über die Palisade klettern kann.
    Und versucht die Frauen und Kinder zu schonen...."


    Damit gab er ein Zeichen und ritt mit der ersten Hälfte der Prima links am Lager vorbei, auf der Suche nach dem Tor.
    Auf dem Weg dorthin erschlugen sie noch vereinzelt sich wehrende Banditen, die meisten wurden jedoch gefangen genommen.

  • Merowech blieb bei der Hälfte der Turma I zurück, welche das Lager abriegeln sollte.
    "Also gut Männer, ihr habt den Duplicarius gehört: Frauen und Kinder werden verschont. Sofern sich jemand von den Banditen ergeben will, wird er gefangen genommen. Ansonsten wisst ihr, was zu tun ist."


    Merowech war noch vollkommen ihm Kampfesrausch. Das ganz Grauen, welche um ihn herum geschah und geschehen war, hatte er irgendwie nicht richtig war genommen... oder besser: Er hatte es nicht wahrnehmen wollen. Die Equites riegelten das Lager auf ihrer Seite so gut wie möglich ab. Nur vereinzelt versuchte eine Frau mit ihrem Balg zu fliehen, die anderen suchten ihr Heil vermutlich in der Flucht durch das zweite Tor. Bald müssten auch die ersten Legionäre anrücken.

  • [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/brandulf.jpg]| Eques Brandulf, Ala II Numidia, Turma IV


    Brandulf nickte dem Duplicarius zu und gab seinen Männern ein Zeichen, worauf die Turma IV ihre Pferde nach rechts um die behelfsmäßige Palisade lenkte. Sie hatten den Zaun noch nicht ganz zur Hälfte umrundet, als sie einen etwa anderthalb Schritt breiten Durchgang zwischen den dünnen Stämmen entdeckten.
    Brandulf zeigte auf vier Equites.


    Ihr reitet weiter um den Wall, bis ihr auf die Prima trefft. Haltet nach dem Anführer Ausschau und lasst alle Frauen und Kinder ziehen, die nicht angreifen. Jeder, der sich euch in den Weg stellt wird ausgeschaltet. Tötet aber nur, wenn es nicht anders geht!


    Nachdem sie sich in Bewegung gesetzt hatten, wandte er sich an den Rest.


    Wir dringen hier an dieser Stelle in das Lager ein. Lasst Frauen und Kinder ziehen, wenn sie fliehen wollen und verschont sie, wenn sie sich verstecken und nicht wehren. Tötet alle Männer, die sich nicht ergeben! Und schnappt diesen Anführer!! Ich will ihn lebend, keine Rache für unseren Duplicarius!!!



  • Volltreffer, dachte Reatinus stolz und schritt schnell wieder einige Schritte nach hinten, um in gedeckte Stellung zu gehen. Er riss sein Scutum schnell auf, wobei am Ende nur noch Reatinus´ Augen über den Rand des Schildes hinaus spähten. Der voreilige Angriff seitens von Marcomer machte sich für Reatinus bezahlt. Er hatte seinen Gegner nun verletzt und für´s Erste beeinträchtigt. Und die Wunde sah überhaupt nicht ohne aus. Wenn Reatinus Glück hätte, würde Marcomer bald seiner Wunde erliegen. Doch solange musste er ausharren oder dem übergelaufenen Germanen den letzten Todesstoß geben.


    Doch gab es bald genauso wenig Zeit für Spekulationen als auch für die Freude über Reatinus´ schnell verschafften Vorteil. Auf alles gefasst beobachtete Reatinus Marcomers Regungen, seine Gestik. Vielleicht konnte er abschätzen, wann der Dorfanführer zu seinem Gegenangriff ansetzen konnte. Reatinus beruhigte sich, indem er dem Rascheln der Gebüsche im Wind lauschte.


    "Na, was sagst du jetzt?!", provozierte Reatinus. Vielleicht konnte er einen blindwütigen Angriff hervor rufen...

  • | Marcomer


    Dass dies ein Volltreffer gewesen war, war wohl ein Irrtum. Zwar brannte der Kratzer ein wenig, doch im Eifer des Gefechts schien Marcomer wie Wunde gar nicht zu spüren. Vielmehr befeuerte sie noch seinen Zorn und er setzte zum nächsten Angriff an.


    Tatsächlich zeigte auch die neue Reizung ihre Wirkung, denn schon griff der Germane wieder an. Diesmal hieb er von oben in Richtung des Kopfes seines Gegners, während er den Schild schützend vor sich hielt. Der Schlag wurde mit solcher Wucht geführt, dass er möglicherweise den Helm des Optios spalten würde...




  • Zitat

    Original von Tiberius Germanicus Probus
    Unterwegs sah ich die Toten, die teilweise in fast lächerlichen Posen auf den Boden lagen. Gliedmaßen, die abgehackt worden waren. Legionäre, die sich verzweifelt bemühten, ihre verletzten Kameraden am Leben zu erhalten. Mein Hochgefühl wich immer mehr einer inneren Leere. Mit Entsetzen erkannte ich langsam, woran ich beteiligt gewesen war. Und je mehr sich diese Erkenntnis in mein Hirn fraß, desto unfassbarer, unbegreiflicher kam es mir vor. Ich fing an zu zittern und mir wurde schlecht, so dass ich mich übergeben musste. Etwas wankend suchte ich weiter nach Drusus. Doch kurze Zeit später versagten mir die Beine und ich sackte auf den Boden. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich um mich und fing an bitterlich zu heulen. Ich warf mein Gladius und mein Scutum von mir. Mit vor das Gesicht geschlagenen Händen weinte ich hemmungslos, wie ein altes Waschweib.


    Ich wusste nicht, wie lange ich dort gesessen und stumm vor mich hin geweint hatte. Irgendwann waren die Tränen versiegt und eine große innere Leere machte sich in mir breit. Das war es also, dachte ich. Das war die Quintessenz eines Lebens als Legionär. Töten oder getötet werden! Dafür trainierten wir jeden Tag hart. Würde ich mich damit abfinden können? In diesem Moment wusste ich es nicht. Alles war so unwirklich, so unfassbar. Ich starrte über das Schlachtfeld. Das Jammer und Klagen war abgeebbt. Scheinbar hatte man die Verwundeten weitestgehend versorgen können. Doch ich sah immer noch vereinzelte Legionäre den Platz nach Kameraden absuchen, die ihre Hilfe benötigten. Ich wischte mir an meiner Tunika die Tränen aus meinem Gesicht und rotzte auf den Boden. Natürlich würde man an meinen verquollenen Augen erkennen können, dass ich geweint hatte. Aber sollte sich jemand darüber lustig machen, würde er von mir eine geballert bekommen. Ich nahm mein Gladius wieder in die Hand und steckte es in die Scheide. Danach stand ich auf, nahm mein Scutum und ging zu einen der Legionäre, die suchend über das Schlachtfeld gingen. Während ich mich ihm näherte, kniete sich dieser auf den Boden. Scheinbar hatte er einen verwundeten Kameraden gefunden. Bei ihm angekommen, sah ich ihm über die Schultern. Für unseren Waffenbruder kam jede Hilfe zu spät. Sein Gesicht war nur noch eine dunkle, blutverkrustete Masse. Es sah so aus, als wäre es von einem Treffer mit einer Axt zermatscht worden. Ich musste bei dem Anblick ein Würgen unterdrücken. Der Legionär hatte mich bemerkt und bat mich ihm zu helfen, den Toten wegzutragen. Ich nickte nur matt und wollte die Füße des Toten greifen, als mir die Idee kam, ihn auf dem Scutum zu transportieren. Der Legionär war mit meinem Vorschlag einverstanden und so trugen wir den armen toten Kameraden auf dem Schild in Richtung zu unseren Reihen. Je näher wir ihnen kamen, desto deutlicher konnte ich Kampflärm weiter vor uns im Wald hören.


  • Als Quintus merkte, dass sich der Wald um ihn herum zu drehen begann, gab er leichten Druck auf Fuhons Flanken. Das Pferd schnaubte und machte ein paar Schritte, bis es dicht neben einem Baum stand.
    Quintus lächelte, er konnte stolz auf seinen Fuchs sein und auf die Jahre der Ausbildung, die er in ihn investiert hatte. All die Mühe hatte sich wirklich gelohnt.
    Der Eques lehnte sich gegen den Baum. Er wusste, dass er darauf vertrauen konnte, dass Fuhon ruhig stehen bleiben würde. Und so stützte der Baum den Germanen, während diesem langsam die Sinne schwanden. Der Wald wurde dunkel, ehe er ihn doppelt und dann dreifach sah. Er wusste nicht, ob es am Blutverlust lag oder daran, dass er seit über 24 Stunden kein Auge zugemacht hatte, aber ganz allmählich wurde die Verlockung, der drängenden Bewusstlosigkeit nachzugeben, immer größer und größer...

  • Zitat

    Der Eques lehnte sich gegen den Baum. Er wusste, dass er darauf vertrauen konnte, dass Fuhon ruhig stehen bleiben würde. Und so stützte der Baum den Germanen, während diesem langsam die Sinne schwanden. Der Wald wurde dunkel, ehe er ihn doppelt und dann dreifach sah. Er wusste nicht, ob es am Blutverlust lag oder daran, dass er seit über 24 Stunden kein Auge zugemacht hatte, aber ganz allmählich wurde die Verlockung, der drängenden Bewusstlosigkeit nachzugeben, immer größer und größer...


    Eburnus schwankte und hörte auch nicht das gallopieren der nahenden Pferde ... und kurz bevor es den jungen Equites aus dem Sattel hob wurde er gehalten .....


    Der Vexillarius Romanus war mit 5 Equites in den Wald geritten um nach weiteren Verwudeten Soldaten zu suchen die eventuell bei der Verfolgung verletzt oder getötet worden waren.....
    Eburnus wurde aus dem Sattel gehoben und dann von zwei Equites zur Signa gebracht .... die anderen suchten mit dem Vexilliarius nach weiteren Soldaten.

  • [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/brandulf.jpg]| Eques Brandulf, Ala II Numidia, Turma IV


    Als die vier Equites durch den Spalt in der Palisade in das Lager ritten, liefen im Innern des Unterschlupfs Frauen, Kinder und auch Männer wild schreiend durcheinander. Auf einem großen Findling, der etwa in Lagermitte halb im Boden vergraben lag, stand ein junger Mann mit einem Bogen und aus einer Hütte kamen drei Männer mit Speeren gelaufen, die die Flucht der Frauen und Kinder decken wollten. Diese strömten zu einem breiteren Durchlass in der Palisade, der rechter Hand am jenseitigen Ende des Lagers zu erkennen war.


    Die größte Gefahr ging von dem Bogenschützen aus, und so zögerte Brandulf keinen Moment und senkte die Hasta zum Angriff. Auf den wenigen Metern erreichte sein Schimmel fast den Galopp, und der Eques stach zusätzlich mit Wucht zu.
    Die Lanze bohrte sich in den Körper des Schützen, noch ehe dieser seinen Schuss abschicken konnte, trat aus dem Rücken wieder hervor. Brandulf ließ los und griff beim Vorbeiritt sogleich wieder nach dem vorderen Ende der Hasta und riss sie mit.
    Der Marodeur wurde fast völlig durchbohrt und vom Felsen herunter mitgerissen...

  • Zitat

    Original von Tiberius Germanicus Probus
    Ich wusste nicht, wie lange ich dort gesessen und stumm vor mich hin geweint hatte. Irgendwann waren die Tränen versiegt und eine große innere Leere machte sich in mir breit. Das war es also, dachte ich. Das war die Quintessenz eines Lebens als Legionär. Töten oder getötet werden! Dafür trainierten wir jeden Tag hart. Würde ich mich damit abfinden können? In diesem Moment wusste ich es nicht. Alles war so unwirklich, so unfassbar. Ich starrte über das Schlachtfeld. Das Jammer und Klagen war abgeebbt. Scheinbar hatte man die Verwundeten weitestgehend versorgen können. Doch ich sah immer noch vereinzelte Legionäre den Platz nach Kameraden absuchen, die ihre Hilfe benötigten. Ich wischte mir an meiner Tunika die Tränen aus meinem Gesicht und rotzte auf den Boden. Natürlich würde man an meinen verquollenen Augen erkennen können, dass ich geweint hatte. Aber sollte sich jemand darüber lustig machen, würde er von mir eine geballert bekommen. Ich nahm mein Gladius wieder in die Hand und steckte es in die Scheide. Danach stand ich auf, nahm mein Scutum und ging zu einen der Legionäre, die suchend über das Schlachtfeld gingen. Während ich mich ihm näherte, kniete sich dieser auf den Boden. Scheinbar hatte er einen verwundeten Kameraden gefunden. Bei ihm angekommen, sah ich ihm über die Schultern. Für unseren Waffenbruder kam jede Hilfe zu spät. Sein Gesicht war nur noch eine dunkle, blutverkrustete Masse. Es sah so aus, als wäre es von einem Treffer mit einer Axt zermatscht worden. Ich musste bei dem Anblick ein Würgen unterdrücken. Der Legionär hatte mich bemerkt und bat mich ihm zu helfen, den Toten wegzutragen. Ich nickte nur matt und wollte die Füße des Toten greifen, als mir die Idee kam, ihn auf dem Scutum zu transportieren. Der Legionär war mit meinem Vorschlag einverstanden und so trugen wir den armen toten Kameraden auf dem Schild in Richtung zu unseren Reihen. Je näher wir ihnen kamen, desto deutlicher konnte ich Kampflärm weiter vor uns im Wald hören.


    Der Centurio war inzwischen zwischen den Toten auf und abgegangen, hatte überschlagen, wie viele Verluste er wohl hatte. Glücklicherweise war er dabei nicht auf Probus gestoßen - es war seines Erachtens nicht angemessen für einen Soldaten, nach der Schlacht zu weinen. Genaugenommen gab es seiner Meinung nach überhaupt keinen Grund dazu und es fiel ihm auch nicht schwer, diese Meinung zu leben: Das brutale Leben in der Armee, die erbarmungslose Schinderei in der Grundausbildung und sein Vorbilds-Bewusstsein hatten ihm fast jegliches Zeigen von Emotionen ausgetrieben. So war seine Miene wie versteinert, während er zum Capsarius ging, der einem Soldaten, dessen Bein eine tiefe Wunde - vermutlich von einer Axt herrührend - zu stillen versuchte. Das Gesicht des Verletzten war käsebleich und er schrie nicht. Offensichtlich stand er total unter Schock. Einen Augenblick kam der Petronier sogar auf die Idee, den Capsarius anzuweisen, sich um hoffnungsvollere Fälle zu kümmern. Dann fuhr ihm jedoch das Mitleid dazwischen: Vielleicht wäre er das nächste Mal anstelle des Verwundeten. Der Mann würde wohl nie wieder für die Legion kämpfen, aber möglicherweise stand ihm eine Karriere als Schreiber oder Handwerker im zivilen Bereich bevor - wenn das Wundfieber ihn nicht umbrachte.


    Zwei Männer, die auf einem Schild einen toten Soldaten beförderten, kamen vorbei. Einer - der jüngere von beiden - hatte rötlich-verschwollene Augen. Crispus erkannte ihn als Probus, einen jungen Probatus.


    "Bringt die Toten hier rüber an den Waldrand!"


    Auch Crispus hörte nun wieder den Kampfeslärm, während gleichzeitig immer mehr Legionäre aus dem Wald kamen - manch einer stützte weitere verwundete Kameraden, andere sahen aus, als hätten sie nichts erwischt.


    Plötzlich kam einer der Centurionen auf ihn zu und fragte


    "Petronius, was ist mit dem Lager der Banditen?"


    Richtig! Crispus schlug sich an die Stirn und blickte sich um. Die Banditen besaßen doch ein Lager, das sie noch immer nicht gefunden hatten! Die Kundschafter waren ja kaum so weit gekommen, aber es musste ganz in der Nähe sein. Hatten sich die Flüchtenden dorthin verzogen? Standen seine Leute vor der Palisade und fragten sich, wo ihr Kommandeur war?


    Er nahm rasch seinen Helm auf und blickte den Centurio an.


    "Du übernimmst das Kommando hier. Ich nehme mir die restlichen Unverletzten und mache das Lager ausfindig."


    "Sollten wir nicht ein paar Leute als Wache hierbehalten? Falls die Banditen zurückkommen?"


    "Ja, nimm dir...20 Mann aus deiner Centuria. Es genügen aber auch Leichtverletzte. Ich glaube nicht, dass die zurückkommen."


    Damit blickte er sich um und befahl


    "Milites venite!"

  • Drusus selbst hatte das Gemetzel, Schlacht konnte man es ja eigentlich nicht nennen, dafür waren sie und ihre Gegner ja viel zu wenige Männergewesen. An seinem Schildarm, genauer gesagt dem linken Oberarm hatte er zwar eine Wunde, die ganz schön geblutet hatte abbekommen, aber der Capsarius, den der Iulier aufgesucht hatte, hatte ihm versichert, dass es nichts ernstes sei und ihm schnell ein Verband verpasst. Mit einem blutrot gefärbten Verband am linken Oberarm striff Drusus nun umher und suchte ebenfalls nach Kameraden die die Schlacht überlebt hatten und seiner Hilfe bedarften. Schießlich entdeckte er ein bekanntes Gesicht. Ein Schock durchfuhr den Iulier. Das blutverschmierte, reglose Gesicht gehörte zu seinem alten Freund, den er noch von seiner Grundausbildung her kannte, namentlich Antoninus! "Verdammte Barbarn!", fluchte Drusus deutlich hörbar, einen Capsarius für den Kameraden holen brauchte er nicht, Antoninus war unglücklicherweiser eindeutig tot. Er winkte einen zweiten Kameraden zu sich und trug Antoninus mit jenem auf seinem Scutum in Richtung Wald, wie es der Centurio befohlen hatte.


    Dort entdeckte er einen weiteren Kameraden, aber diesmal zum Glück einen der noch am Leben war. "Probus!", rief er erleichtert, dass wenigstens ein paar seiner Bekannten überlebt hatten. "Na, hast du's gut überstanden?" So war ja nichts zu sehen... Wenig später war jedoch schon die gewlatige Stimme des Petroniers zu hören. Schon wieder antreten... Jetzt würde es wohl zum Räuberlager. "Also, dann los!", meinte er mehr zu sich selbst und marschierte zu dem Sammelplatz, reihte sich bei den anderen ein und nahm automatisch Haltung an.

  • Bei den unseren angelangt, traf ich auch gleich auf den Centurio. Etwas verschämt, versuchte ich, ihn nicht anzuschauen. Ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich geweint hatte. Scheinbar hatte er nichts bemerkt oder war so freundlich nichts zu meinen verquollenen Augen zu sagen. Knapp gab er mir und meinem Kameraden den Befehl, den Toten an den Waldrand zu bringen. Ich nickte nur und machte ich auf den Weg. Je näher wir dem Waldrand kamen, desto stiller wurde es um uns rum. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. An der besagten Stelle konnte ich einige tote Legionäre liegen sehen, die man schon hierher gebracht hatte. Schweigend gingen wir zu ihnen und legten das Scutum mit dem Leichnam auf den Boden. Vorsichtig, als wäre der Mann noch am Leben, hoben wir ihn vom Schild und legten ihn neben seine Kameraden. Einige von ihnen schienen nur zur schlafen. Es waren diejenigen, die von dem Pfeilhagel der Banditen getötet worden waren. Ihre Wunden konnte ich nicht sehen. Nur bei einem konnte man erkennen, dass ihn der Pfeil im Hals getroffen haben musste. Pech musste der Mensch haben, dachte ich und erinnerte mich, an den Pfeiltreffer, der von meiner Lorica abgefangen worden war.


    Plötzlich hörte ich eine mir bekannte Stimme. Verwundert sah ich in die Richtung, aus der sie zu kommen schien. Erstaunt blickte ich in das Gesicht von Drusus und konnte er erst nichf fassen, ihn unter den Lebenden zu sehen. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit befürchtet, dass er tot wäre. „Drusus!“, rief ich laut. „Drusus! Ein Glück, du lebst!“ Am liebsten hätte ich ihn vor Freude umarmt. Aber ich streckte ihm nur die Hand zum Gruß entgegen. Dann fiel mir der Verband an seinem Arm auf. „Mir geht es gut. Soweit es geht. Aber du scheinst etwas abbekommen zu haben. Ist es schlimm?“, fragte ich besorgt.


    Kaum hatten Drusus und ich uns kurz das Wichtigste gesagt, erschallte die Stimme des Centurios durch den Wald. Ich nickte nur auf Drusus,Bemerkung, nahm mein Scutum auf und rannte ihm hinterher. Wieder war da ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch. Aber ich dachte nur an meine Kameraden. An die toten und an die lebenden. Die Toten galt es zu rächen. Und die Lebenden galt es zu schützen. So reihte ich mich kurze Zeit später neben Drusus in die Linie unserer Centuria ein und wartete auf seine Befehle.

  • Der Centurio wartete, während sich die Legionäre um ihn scharten. Er schätzte ihre Zahl auf etwa 100 Mann - der Rest war entweder noch im Wald unterwegs oder tot oder verwundet. Die Reiter waren alle im Wald - kein Wunder, sie waren ja auch am schnellsten und damit weitesten von hier weggekommen.


    Viele der Soldaten hatten Blutspritzer auf ihrer Ausrüstung, manch einer hatte den ein oder anderen Ritzer abbekommen. In ihren Augen war die Erschöpfung nach Kampf und Verfolgung abzulesen, sodass der Petronier fast Mitleid mit seinen Männern hatte. Sie wollten nur noch ins Bett - wie er auch.


    "Wir haben den Feind geschlagen, aber sein Nest haben wir noch nicht ausgeräumt. Das ist die letzte Aufgabe für heute - danach geht's ins Bett!"


    Damit deutete er auf eine Gruppe von Legionären, die beeinanderstand und einen besonders schlechten Eindruck machte.


    "Ihr bleibt hier und bewacht die Gefangenen und die Verletzten! Der Rest kommt mit mir! In agmen venite! Pergite!"


    Damit marschierte er los in die Richtung, in die sie zuvor unterwegs gewesen waren. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht, wo es lang ging, aber er hoffte, unterwegs auf römische Soldaten zu treffen, die zu ihm unterwegs waren, um Meldung zu machen.

  • Da Merowech sah, dass er genügend Leute hatte, um die Vorderseite des Lagers abzusichern, von den Legionären aber noch jede Spur fehlte, beschloss er, einen der Equites zurückzuschicken und den Fußtruppen den Weg zu zeigen. Er wählte dazu Bribrax aus, einen hervorragenden Reiter.


    Bribrax ritt zurück in Richtung Schlachtfeld und traff dort auf den Zenturio Crispus, der soeben im Begriff war, mit seinen Truppen aufzubrechen.
    "Salve Zenturio! Ich wurde vom Lager der Banditen hierhergeschickt, um dir den Weg dorthin zu zeigen. Es ist nicht sehr weit."

  • Kaum war ich in den Reihen angekommen, gab der Centurio schon die nächsten Befehle aus. Mit Entsetzen sah ich, dass die Gesamtzahl der Legionäre stark abgenommen hatte. Ich hoffte, dass die meisten der fehlenden Legionarii sich noch auf der Verfolgung der Banditen befanden oder schon weiter vorne im Wald waren. Die Erschöpfung spürte ich vor Aufregung kaum, denn nun würden wir in das Lager der Räuber vordringen. Mein Herz pochte wieder schneller und die Angst stieg in mir hoch. Doch dieses Mal mischte sich auch Wut dazu. Ich musste an das blutverkrustete Gesicht des toten Legionarius denken. An die anderen toten Kameraden. Dafür sollten sie büßen. Die Bilder des Kampfes traten vor meine Augen. Das Gewühl, das Chaos, das Entsetzen. Aber der Zorn spülte sie hinweg. Grimmig entschlossen marschierte ich mit meinen Kameraden dem nächsten Kampf entgegen.


  • Ach, was waren es doch für wünschenswerte Zustände, in denen sich die Männer aus der Truppe befanden. Zumindest aus Reatinus´ Sicht, denn dieser musste sich weiterhin mit Marcomer rumschlagen, der genauso wenig klein beigab wie er zimperlich vorging. Erneut kam ein Angriff des Germanen, dessen Verstand auszusetzen schien. Reatinus sah einen wuchtigen Schlag auf sich zukommen, war seinerseits erschöpft. Der Optio musste in Sekundenbruchteilen überlegen, was er zu tun hatte. Das Scutum jetzt aufzuopfern befand er als keine gute Idee.
    Die nächsten Momente vollzogen sich schnell, schneller als die beiden Kämpfenden wahrnehmen konnten. Schneller, als man mit dem menschlichen Auge genauer hinsehen konnte, was sich abspielte. In einem reflexartigen, beherzten Sprung sprang Reatinus beiseite, um dem zerstörerischen Schlag auszuweichen, der sich durch die Luft schnitt und auf Reatinus Kopf zuraste. Doch das Timing haute nicht so richtig hin. Es war zu spät, wie sich noch herausstellen sollte auch keine gute Idee!


    So kam es dazu, dass der finale Schlag gegen Reatinus´ Kopf zwar nicht den Kopf traf, dafür jedoch eine andere Stelle: Die Schulter. Noch im Flug stöhnte Reatinus schmerzerfüllt auf, als er einen plötzlichen Stoß auf seiner Schulter vernahm. Seine Füße hielten ihn nicht mehr, als sie wieder auf festem Boden waren, sondern ließen schnurstracks zu, dass Reatinus laut scheppernd in den winterkalten, dreckigen Boden krachte. Das wilde fuchteln mit dem Gladius war ein bloßer Akt der Verzweiflung, ehe er es wegschmiss und nicht mehr die Gelegenheit hatte, hinterher zu sehen. Den Verlust seines Kurzschwerts bemerkte der Artorier nicht einmal sonderlich. Und seine Sorgen waren andere. Die Wunde schmerzte fürchterlich, schien die Lorica Segmentata durchbrochen und einen tiefen Schnitt in Reatinus´ linker Schulter hinterlassen zu haben. Obwohl es kalt war, brannte die tiefe Wunde wie ein loderndes Feuer, welches auf ihm entfacht wurde. Gebeutelt von Schmerz und leicht zitternd lag Reatinus einen Moment lang da, regte sich kaum. Aus dem geschlagenen Spalt der Rüstung floss Reatinus´ warmer Lebenssaft, der sich mit dem schneebedeckten Boden vermischte und kurze, kleine Dampffäden hinterließ. Einen schmerzvollen Schrei unterdrückte der Optio mit großer Mühe.
    Panisch betrachtete Reatinus die Wunde, presste seinen nun freien Schwertarm gegen sie. Nun jedoch waren die Leiden des Soldaten groß. Ein schmerzerfüllter Schrei gellte zwischen die Bäume bis tief in den Wald, welcher sich kaum vermeiden ließ. Durch die Zwischenräume der Finger floss immernoch das Blut, welches Reatinus´ Handfläche vollkommen rot werden ließ. Nach dem Schrei nahm Reatinus die Hand von der Schulter und sah seine wörtlich genommen blutrote Handfläche. Mühevoll wandte sich Reatinus zu Marcomer. Reatinus verspürte keine Angst. Wenn er jetzt sterben würde, dann wie ein römischer Soldat.


    "Na los, du Bastard... worauf ... worauf wartest... du noch?", sprach Reatinus sichtlich angestrengt.

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