[Civitas Vangionum] Die Schlacht bei Wigands Dorf

  • Merowech musste ebenso entsetzt feststellen, dass Reatinus Atem immer schwächer wurde. "Cupidus, lass ihn uns dorthinüber zum Gebüsch bringen, damit sein Körper der Kälte des Windes nicht allzusehr ausgesetzt ist. Ich will dann weiterhin versuchen, seinen Körper mit der Decke zu wärmen, bis Hilfe kommt."


    Die Blutung ließ zumindest nach, was ein kleiner Hoffnungsschimmer war. Dennoch bezweifelte Merowech, dass für Reatinus die Hilfe rechtzeitig kommen würde...

  • Brigio salutierte kurz, wendete seine Stute und gab ihr die Sporen. Er mußte es schaffen, rechtzeitig Hilfe zu holen.
    Das fahle Licht der Sterne und des Mondes machten den Ritt nicht gerade einfacher. Ein um das andere mal peitschten ihn die Zweige und Äste ins Gesicht. Nach kurzer Zeit, die Brigio wie eine Ewigkeit vorkam, erreichte er das Lager.
    Von einem wacheschiebenden Legionär erfuhr Brigio, daß Centurio Crispus das Lager inspizierte und sich irgendwo dort aufhalten mußte.
    In der Nähe einiger Hütten konnte er einige Offiziere ausmachen. Brigio hielt auf sie zu. Hoffentlich war der Centurio dabei.

  • Jede Minute, die verrann, schien eine ewigkeit zu dauern und mit jeder Minute wurde die Chance geringer, dass Reatinus überleben würde. Merowech wandte sich an Cupidus:


    "Er ist jetzt schon ziemlich lang fort, oder kommt das nur mir so vor? Was können wir nur tun, um seinen Wechsel in die Anderswelt zu verzögern?"

  • "Bete für ihn, Merowech, zu allen Göttern die du kennst und die dir helfen können. Wir können ihn nur warmhalten, alles andere liegt nicht mehr in unserer Hand."


    Dann blickte er sich um, um die nähere Umgebung abzusuchen und vielleicht noch einen anderen Kameraden zu finden.
    "Ich bin gleich wieder da, ich glaube da hinten liegt noch jemand", meine er und ging langsam auf eine Gruppe niedriger Sträucher zu, an deren Wurzeln er einen römischen Mantel liegen sah.

  • Trotz der Dunkelheit hatte Brigio problemlos den richtigen Weg zurück gefunden.
    Er sah Merowech bei dem Verwundeten wachen, als sie um den letzten Baum herum geritten kamen.
    Sofort sprang er ab und zerrte den Capsarius vom Pferd herunter, ließ sich seinen Sack zuwerfen und führte ihn zu Reatinus.
    "Los, tu dein Bestes. Aber denke daran, daß der Centurio ein besonderes Interesse daran hat, seinen Optio wieder lebend zu sehen!"
    Der Capsarius schluckte nervös, machte sich aber sofort ans Werk.
    Brigio ging zu Merowech und grüßte ihn, erleichtert, daß sie es noch rechtzeitig geschafft hatten.

  • Brigio schaute zu, wie der Sanitäter anfing, den Optio zu versorgen. Nach wenigen Minuten hatte der Capsarius die Wunde an der Schulter fachmännisch verbunden, vorher hatte er sie mit einer übelriechenden Paste bestrichen.
    Dann begann er die kleineren Schnittwunden am Körper zu versorgen um zum Schluß einen kleinen Lederschlauch aus seinem Sack zu ziehen.
    Er entstöpselte ihn und bat Merowech und mich den Oberkörper von Reatinus vorsichtig etwas aufzurichten.
    Dann flößte er ihm langsam die Flüssigkeit in den Mund. Ich roch deutlich den Alkohol. Das mußte eine höllisch starke Mischung sein.
    Dann mußten wir ihn wieder in die zwei Decken einwickeln.
    Der Capsarius meinte, daß er nun wieder zu sich kommen müßte.

  • Und dem war auch so. Reatinus öffnete langsam die Augen, war jedoch desorientiert und irritiert. Langsam überkamen den Optio wieder die Lebensgeister. Doch die höllischen Schmerzen an der Schulter hätten Reatinus dazu verleitet, sich wieder in die Bewusstlosigkeit zu begeben. Reatinus´ Schulter war jedoch versorgt und verbunden, er selbst war eingewickelt in zwei Decken, welche wenigstens etwas Wärme spendeten. Die Reatinus jedoch noch nicht so recht von Kälte zu unterscheiden vermochte. Ein übler Nachgeschmack einer sehr starken alkoholischen Mischung lag ihm auf der Zunge. Reatinus sah sich um, als er dazu wieder die Kraft schöpfen konnte. "Was... wer seid ihr...?", fragte Reatinus deutlich geschwächt. Er sah Menschen, doch er konnte sie nicht recht zuordnen. Sie schienen ihm zu helfen, doch er wusste nicht, wie er sich bedanken soll. Verwirrt blickte er einfach nur umher und gab keinen Ton von sich. Die Wunde nahm ihn stark mit, doch dank des Capsarius würde er wenigstens nicht mehr sterben. Naja, folgte ja noch das Wundfieber, welches sich mit den Schmerzen paaren sollte.

  • "Willkommen zurück in der Welt der Lebenden, Optio. Scheint so, als wärst du Charon im letzten Moment von seinem Kahn gehüpft.
    Wir sind Reiter der Ala II. Mein Name ist Mamercus Brigio, das da drüben ist Merowech von Veldidena. Und dieser kleine Knilch hier ist ein Capsarius aus deiner Einheit. Sieht so aus, als hätte er gute Arbeit geleistet.
    Meinst du, du schaffst den Weg zum Lager? Oder sollen wir einen Melder hinschicken? Dein Centurio will sofort wissen, wie es dir geht."

  • Merowech war ein großer Stein vom Herzen gefalen, als Brigio mit dem Casparius zurückkehrte. Er erwiderte dessen Gruß und tat daraufhin alles, was der Casparius ihn anwieß zu tun. Und siehe: Der Optio erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit, wenngleich er offensichtlich nicht wusste, wie ihm geschah. Während Brigio mit dem Optio sprach, ging Merowech zu Cupidus hinüber und sagte:
    "Ich glaube, der Optio hat dort oben ein paar gute Freunde. Soeben ist er zu Bewusstsein gekommen.... Hast du hier noch jemanden gefunden?"

  • Cupidus deutete auf eine Leiche eines römischen Reiters, dessen Gesicht nur noch eine breiige Masse zu sein schien. Der Helm wies eine tiefe Scharte auf, wie von einem Axthieb.
    "Den da müssen wir wohl auch noch mitnehmen und bestatten. Kennst du ihn?" Fragend blickte er Merowech an.
    "Wenn nicht, können ihn vielleicht andere Kameraden noch identifizieren...
    Wenigstens scheint der Optio Glück gehabt zu haben, was man von einigen von uns nicht behaupten kann. Komm, sehen wir zu, dass wir zum Lager zurückkommen,"
    meint er dann.

  • Reatinus wurde gefragt, ob er zurück zum Lager konnte. Dies konnte er noch verstehen, und langsam kehrte auch seine Wahrnehmung zurück. "Zurück zum Lager...", wiederholte Reatinus nach einem Husten, "Liebend gern... aber nicht alleine... und auch nicht auf den Beinen...". Wieder durchfuhr Reatinus´ Körper ein blitzartiger Schmerz, der ihn zusammenzucken und laut aufstöhnen ließ. Mit dem Bewusstsein kehrte auch das Wissen zu Reatinus, dass er dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatte. Und das nur sehr knapp. Er hatte diesen Equites letztendlich sein Leben zu verdanken. "Danke.", murmelte er, während er den Schmerz strapaziert ertrug. Er spürte wieder Kälte, der kalte Wind, der unermüdlich durch den Wald fegte. Er spürte wieder Leben und zugleich auch die Verletzlichkeit eines Normal-Sterblichen. Seine Schulter erinnerte den Optio an jene Verletzlichkeit. Er hätte vorsichtiger gegen Marcomer vorgehen sollen.

  • "Nein, natürlich nicht alleine. Wir sorgen schon dafür, daß du dort gut ankommst."
    In diesem Moment kam Merowech mit Cupidus zurück. Brigio salutierte und berichtete kurz.
    "Salve Duplicarius. Der Optio ist anscheinend halbwegs wieder unter den Lebenden. Sollen wir ihn ins Lager transportieren? Der Centurio wollte gleich Bescheid wissen, wenn sein Zustand sich ändert."

  • Cupidus schleppte den Toten an beiden Armen mit sich, er hatte den gefundenen Militärmantel um den Kopf des Toten gewickelt, damit er nicht alles vollblutete.
    "Ja Mamercus, sorg dafür, dass er heil ins Lager kommt, am besten setzt du ihn auf dein Pferd. Ich komme auch mit und lade den Toten am Sammelplatz ab. Ich glaube das ist einer von den Ducciern, aber ich bin mir nicht sicher. Komm Merowech, helfen wir die Verwundeten und Toten zurückzubringen. Der Decurio muss halt noch warten."


    Wohl war ihm nicht bei der Sache, aber wie sollten sie auch einen gefangenen Decurio ausfindig machen, der womöglich schon tot war?
    Cupidus legte den Toten über seinen Hengst Stratos und führte ihn an den Zügeln zurück zum Lager, das nicht weit entfernt war.

  • Merowech konnte den Toten nicht erkennen, dessen Gesicht nur mehr eine breiige Masse war. Er kehrte mit Cupidus zu den übrigen zurück und verfolgte schweigend das Gespräch mit. Als ihn Cupidus aufforderte, mit ins Lager zu gehen, nickte er nur knapp, nahm sein Pferd Horsa an den Zügeln und führte es mit den übrigen zum Lager zurück. Er war erschöpft und müde, konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal geschlafen hatte. während sie durch den Wald gingen, nahm er schweigsam einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. Da fiel ihm Reatinus ein. Er wandte seinen Blick zu dem Verwundeten und fragte ihn erschöpft:
    "Hast du Durst? Willst du vielleicht einen Schluck Wasser?"

  • Reatinus ließ sich stumm auf das Pferd tragen. Dieser Eques sollte ihn also ins Lager bringen, der Centurio wollte über ihn bescheid wissen... also blieb sein Fehlen nicht unbemerkt. Vielleicht wurde eben deshalb der Capsarius entsandt, der Reatinus´ Wunde gekonnt versorgte. Reatinus hatte wohl Glück im Unglück. Ob der Petronier sich wohl Sorgen um ihn machte?
    Reatinus war schweigsam geworden nach diesem Kampf gegen Marcomer, obwohl er gerne und viel redete. Doch er hatte es geschafft. Er hatte Marcomer getrotzt und ihm das gegeben, was er verdiente. Der Gerechtigkeit war wohl Genüge getan. Natürlich hatte das alles auch seinen Preis. Und ein Blick auf Reatinus´ Schulter verriet ihm, dass Gerechtigkeit manchmal verdammt teuer sein konnte!
    Er sah sich auf dem Pferd liegend um, während Merowech ihn transportierte. Reatinus hoffte, sich irgendwie ablenken zu können. Nicht an die Schulter denken! Bloß nicht! Auf dem Pferd nahm man als Reiter eine komische Auf und Ab-Bewegung wahr. Scheinbar hatten sich diese Reiter, denen Reatinus sein Leben zu verdanken hatte schon daran gewöhnt. Für Reatinus war die Reiterei nichts, von daher war es ein unbekanntes Gefühl. Der Optio erinnerte sich an die Zeit als Probatus, seine formellen Reitübungen. Der Gedanke ließ ihn trotz seiner Lage ein Schmunzeln hervorbringen. Wie er sich damals nur angestellt hatte!


    Merochwechs Frage riss Reatinus aus den Gedanken, der seinen Kopf erschöpft zu ihm wandte. "Ja, gerne... wenn ich einen bekomme...".

  • Brigio wartete einen Moment, während Merowech dem verletzten Optio einen Schluck Wasser gab. Dann nahm er die Zügel und führte sein Pferd Justitia im Schritt weiter.
    Gemeinsam mit dem Duplicarius und Merowech ritten sie Richtung Lager.

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