Auf den Gängen der Regia

  • Gustav schluckte bei den Worten des Statthalters. Einerseits war er neu- und wissbegierig, aber andererseits mochte er sich auch nicht unbedingt an Regeln binden, die ihn in seinem Tatendrang hinderten. Gerade in seinem Alter wollte man viel unternehmen und die Welt um einen herum kennen lernen. Na ja, wenn ihn das nächste Mal die Neugierde überkommen sollte, würde er sich an die Worte des Lagaten erinnern. Soviel stand fest. Den Mann den der Statthalter mit Optio ansprach ansehend, wendete sich Gustav dann zum Mitgehen. Und draußen, vor dem Officium stehend, wurden zwei Wachen fortgeschickt, dann meinte dieser Optio grinsend dass er folgen sollte. Hm... das musste jetzt erstmal alles verarbeitet werden.... aber schon im Gehen sprach Gustav nun diesen Römer an. "Ist das dein Name, Römer? Heißt du Optio? Und der Statthalter heißt Legatus, ja?“ Die Neugierde des Jungen war einfach grenzenlos. Und das würde ihm vielleicht irgendwann mehr schaden als gut tun. Vielleicht würde ihn die Antwort des Optios neugierig auf die Legion machen und vielleicht würde das ihn später zum Castellum der Legio II Germanica führen?

  • Das Grinsen auf Drusus' Gesicht wurde noch breiter. "Nein, mein Freund", erklärte der Optio freundlich lächelnd. "Mein Name ist Tiberius Iulius Drusus, aber nenn mich nur Drusus und der Statthalter heißt Marcus Vinicius Lucianus. Legatus und Optio sind nur unsere Ränger bei der Legion." Der Iulier fragte sich, ob der junge Germane wusste was eine Legion überhaupt war... "Legatus, das ist der Kommandant einer Legion und Optio, das ist ein Offizier in der Legion, aber viel weiter unten als der Legat. Ich bin der Stellvertreter meines Centurios."

  • "Drusus? Wie viel ist eine Legion? Ist das größer oder kleiner als eine Schar?", wollte Gustav natürlich sofort wissen. In Sachen römische Militäreinheitengröße hatte er nun gar keine Ahnung, also sah nun im Weitergehen zu dem Römer eine Antwort erwartend auf. "Und wo wohnt eine Legion überhaupt, wenn sie nicht kämpfen?"

  • Drusus zögerte kurz. "Hm, ich weiß nicht wie groß eine Schar, oder wie das heißt ist, aber eine Legion ist schon sehr groß. So circa vier bis fünftausend Mann sind ein Legion", erklärte er dem Jungen gut gelaunt. "Wo eine Legion wohnt? Du kannst noch nicht lange in Mogontiacum sein, hm? In einem sehr großen Lager am Rande der Stadt, das wir Castellum nennen."

  • Gustav machte große Augen. Also das war bedeutend größer als eine Schar. "Puh! Das ist sehr viel größer als eine Schar.", erklärte der Junge sich nachdenklich am Hinterkopf kratzend. "Ja stimmt. Seit drei Monaten bin ich erst hier. Du? Kann man dieses Castellum auch besuchen?", wollte er wissen. Soviele Männer auf einem Haufen hatte Gustav noch nie gesehen und jetzt war natürlich das Verlangen in ihm rauszufinden wie sowas aussah.

  • Na, das hatte sich Drusus fast gedacht, dass so eine Schar doch bedeutend kleiner als die beeindruckenden römischen Legionen war. "Aha", gab der Iulier daher von sich. "Interessant. Und wie groß ist so eine Schar?" Ehrich interessiert blickte der Optio Gustav an. Anschließend folgte auch schon die nächste Frage des Germanen. Aus dem sprudelten die Fragen ja nur so. Man sollte eine Art Infozentrum in Mogontiacum einrichten, für Neuankömmlinge! Das wäre sogar eine nette Idee für die Zeit nach der Legion. Zehn Sesterzen die Auskunft... "Ich? Ach, ich bin hier in der Stadt geboren", antwortete Drusus bereitwillig. "Und bei der Legion bin ich... hm, schon drei, oder sind's sogar vier Jahre?"

  • "20 oder 30 Krieger", erklärte Gustav ungenau. Eine Schar war eben auch kein rein militärischer Ausdruck für die Truppengröße sowie es die Legion in Roms Feldheeren war. Und abgesehen davon hatte Gustav auch noch nie mehr als 30 oder 50 Krieger aufeinmal gesehen. "Warum bist Du zur Legion gegangen? Macht es Dir Spaß?", fragte er dann nach Drusus Beweggrund. "Und wie ist das mit dem Castellum jetzt? Ich habe noch nie soviele Männer auf einmal gesehen. Ich würde mir das gerne mal angucken. Ob das geht?"

  • Spaß? Nein, als Spaß konnte man das Leben bei der Legion nicht bezeichnen. Der Drill war mehr als hart, fast schon unmenschlich, das Essen schlecht und viel Geld bekam man, zumindest als Probatus, Legionär und Optio auch nicht. Dafür gab es etwas bei der Legion, was es sonst nirgendwo gab. Ein unvergleichliches Gefühl der Kameradschaft zwischen den Soldaten und eine Unterkunft, wenn diese auch nicht gerade luxuriös war. "Hm, Spaß?", erwiderte der Iulier daher zögernd. "Nein, das Leben in der Legion ansich nicht, außer die Ausflüge mit Kameraden vielleicht." Drusus grinste. "Aber es ist halt eine Möglichkeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Essen, Unterkunft und Gehalt bekommt man von der Legion, dafür riskiert man allerdings auch sein Leben. Die Legion hat mir da noch am Ehesten zugesagt. Die Verwaltung war mir immer zu langweilig und geneug Geld für einen Betrieb, oder sowas hab ich nicht gehabt. Außerdem war schon mein Vater bei der Armee, ist also Familientradition!" Nachdenklich blickte der Iulier den Gang entlang. Ob es wohl eine gute Entscheidung gewesen war in die Secunda einzutreten? Naja, eine schlechte war es jedenfalls auch wieder nicht...


    "Das mit dem Castellum ist so eine Sache", erklärte Drusus weiter. "Eigentlich geht sowas ja nicht, aber solang's niemand mekrt kann ich dich schon ein wenig durchs Lager führen." Drusus zwinkerte dem jungen Germanen verschwörerisch zu. "Wie heißt du eigentlich?" Über seinen Namen hatten sie sich ja ausführlich unterhalten.

  • Gustav hörte dem neben ihm gehenden Drusus zu und für den Moment war seine Wissbegierde befriedigt. Natürlich verstand er die eine oder andere Sache von dem Gesagten noch nicht, zum Beispiel wusste er nicht was Kameradschaft war, aber das würde er spätestens im Mannesalter noch erfahren. Dann kam Drusus zu dem Teil der ihn mehr interessierte, dem Castellum. Abschließend fragte der Römer nach seinem Namen, und der 14 Jährige antwortete "Gustav.", und sah lächelnd zu Drusus auf. "Wann können wir das machen? Kriegst Du das hin, dass es niemand merkt?", fragte er hartnäckig weiter und sah wieder nach vorne, wo sie dem Ausgang näher kamen.

  • Gustav also, ein germanischer Name, aber das war ja zu erwarten gewesen. Die beiden kamen dem Tor zur Regia, durch welches sie das Verwaltungsgebäude der Provinz verlassen würden indess imer näher. Drusus nickte um die folgenden Worte bildlich zu unterstreichen und meinte an den Jungen gewandt: "Klar, das werden wir schon hinbekomme. Im Castellum tummeln sich immer viele Boten, die Nachrichten an die Stabsoffiziere oder so zu überbringen haben, da wirst du gar nicht so auffallen. Komm einfach mal vorbei und sag denen an der Porta, dass du zu mir willst. Dann werden sie dich schon zu mir führen und dann machen wir das, ja?" Das versprach ja interessant zu werden...

  • JUHU!, freute sich Gustav innerlich und grinste selbstzufrieden, während er nun mit Drusus das Tor durchschritt und das Gebäude auf dem Weg zum Gehöft des Duumvir verließen. Gustav überlegte noch einmal wie der Römer neben ihm mit vollständigem Namen hieß und sagte ihn sich innerlich mehrmals um ihn sich einzuprägen. Das war ja wichtig wenn er dann bald beim Castellum vorbeischauen würde und wie Drusus sagte angeben musste zu wem er wollte. "Wenn die an der Porta fragen was ich bei dir will, soll ich dann sagen das ich ein Bote auf dem Weg zu dir bin?", erkundigte sich der Junge um sicher zu gehen das er Drusus verstanden hatte.


    Sim-Off:

    Würde sagen wir posten dann jetzt bei Gehöft Hadriani / Guthandson!!!!! weiter. Einverstanden? :)

  • Mittlerweile hatten die beiden das Tor erreicht und passierten es logischerweise auch. Auf die Bemerkung des kleinen Germanens hin nickte der Optio. Ja, der Junge besaß eine rege Auffassungsgabe... Bei der Legion würde er es sicher weitbringen, wenn er denn dort überhaupt eintreten würde. "Ja, genau", erklärte Drusus. "Das is 'ne gute Ausrede, denn Boten gibt's wie schon gesagt im Castellum nahezu tausende."


    Sim-Off:

    Äh, eigentlich hab ich im Officium des Duumvirs schon angefangen. :)

  • Phaeneas schritt durch die Gänge der Regia, in Richtung der Domus Legati Augusti und so weiter. Wie üblich fror er, im Moment besonders, weil er von draußen kam. Alle entgegenkommenden Scriba ignorierte er, wogegen kein Fenster seinen Augen entgehen konnte. Den Weg kannte er längst blind. Manchmal war es ihm selbst fast unheimlich, wie schnell er sich unter neuen Umständen zurechtfand, Heimstätte, Umgebung, Zuständigkeitsbereich wechselte wie ein Gewand.
    Genauso wusste er, hinter welcher dieser Türen sich sein Herr verbarg, samt Scriba etc. davor.
    Viele Türen, mit zugehörigen Zimmern und Gängen, und überall arbeitete jemand anderes. Verwaltung war schon etwas umständliches.
    All diese Türen – fast wie ein Abbild seines eigenen Lebens. Einzelne, verschiedene Abschnitte, die nicht immer unbedingt viel mit einander zu tun hatten. Manchmal erschien es ihm, als hätte er nicht ein, sondern mehrere Leben gelebt. Und als wäre es nicht immer die gleiche Person gewesen. Die Phaenease aus diesen verschiedenen Leben ähnelten sich, aber es waren nicht dieselben. Sie hatten etwas unterschiedliche Vorstellungen, ein anderes Lebensgefühl, legten auf verschiedene Dinge wert, schätzten und missbilligten unterschiedliches.
    In Phaeneas’ Erinnerung verschmolzen sie zur Ewigkeit, die einzelnen Abschnitte und die unterschiedlichen Leben, zu einem dicken, zähen Brei, sodass die verschiedenen Teile, aus denen sie bestand, manchmal schwer auseinander zu halten waren. Aber wer will es denn auch so genau wissen? Einzelne Ereignisse stachen sehr deutlich daraus hervor, schlechte wie gute, andere verloren sich im Dunkel seiner Erinnerungen.
    So wandelte Phaeneas durch sein Leben gleichsam wie durch dieses Stück Gang der Regia, während seine Schritte leicht auf dem Korridor hallten.
    Tja, sein Leben - anfangs war es geprägt gewesen von Willkür, dann von Gleichgültigkeit und Desinteresse –jedenfalls, es war ruhig gewesen zu dieser Zeit, friedlich ruhig. Dann war zu großes Interesse an ihm vorherrschend gewesen, ihm gewidmete Aufmerksamkeit, die wehtat, weil sie über kurz oder lang zugrunde richtete. Es war eine schwierige, dunkle Zeit gewesen, jene Zeit.
    Danach ein angenehmer Abschnitt, angenehm wie nie zuvor. Und dann – Normalität. Bestehend aus Gleichmut, Strenge, Überheblichkeit, Überwachung durch andere. Argwohn und Missgunst unter den Sklaven. Die Anonymität, das Untergehen in einem großen Haushalt. Die Leere, die unendliche Gleichgültigkeit, die ihn so oft erfüllte. Einfach nur dahinleben, ohne auf etwas zu warten, ohne auf etwas zu hoffen.
    So oft zwischen oder mitten in diesen Teilstücken seines Lebens kam es unvermeidlich zum Abschied, zum Übergang zu etwas Neuem, zu Trennung. Der bithynische Sklave hatte schnell gelernt, wie mit so etwas umzugehen war, egal ob es eine Trennung von Menschen, Orten, Gegebenheiten war. So ein Abschied verlief bei Phaeneas jedes Mal gleich, immer und immer wieder. Zuerst galt es Emotionen totzudenken und abschließen mit bisherigem. Erlebtes wurde in die Erinnerung einsortiert, die bisherige Lebenssituation, die momentane Gegenwart zur Vergangenheit erklärt. Und dann nur noch leer sein! Leer von dem, was bisher gewesen war, leer von Trauer, Schmerzen, Freude, Wehmut. Und damit frei sein für Neues, möglicherweise ganz anderes als davor.
    Phaeneas ließ den Blick über die Wände schweifen und blickte dann wieder geradeaus, in die Richtung, in die er ging. Wie schnell die Gedanken doch fließen. In Anbetracht dessen, dass gerade eben sein komplettes Leben an ihm vorbeigezogen war, müsste der Weg zur Porta Domus* ewig sein. War er aber nicht.
    Die bisherigen Jahre bei Lucianus waren eine wirklich schöne Zeit, angenehm wie nur einmal bisher. - Hm, sind Teile eines Lebens überhaupt vergleichbar? - Jedenfalls, ein wirklich bemerkenswerter Abschnitt seines Lebens, aber eben auch nur ein Abschnitt wie jeder andere davor. Ein Aufenthalt auf Dauer, etwas, das irgendwann beginnt und auch wieder ein Ende haben wird.
    So glaubte Phaeneas nicht daran, wirklich dauerhaft irgendwo zu bleiben, geschweige denn dort alt zu werden. Vorher war es nie so gewesen, warum sollte es jetzt so sein? Nein, Phaeneas schüttelte den Kopf. Dieser Abschnitt der Regia, in dem der Bithynier gerade unterwegs war, war momentan leer, da konnte man sich eine solch impulsive Unterstreichung seiner Gedanken leisten.
    Aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen rechnete Phaeneas mehr damit, früher oder später wieder von Normalität empfangen zu werden, mit einer Rückkehr zu dem, was er bisher überwiegend erlebt hatte.


    Sim-Off:

    *Am Rande erwähnt ein Genitiv 8)

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