Die Inspektionsreise des Iuridiculus – Auf dem Fluss

  • Herakleion >>>


    Der Iuridiculus Lucius Aelius Claudianus Marcellus wollte im Auftrag des Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus eine Inspektionsreise zu den Städten entlang des Nilus unternehmen. Er reiste nicht alleine, sondern in Begleitung der Patrizierin Tiberia Sabina und einer Centurie der XXII. Legion, mit dem Primus Pilus Quintus Octavius Augustinus Minor an der Spitze. Sie würden auf dem Fluss reisen und dafür lagen im Hafen von Herakleion vier Schiffe bereit. Es waren große Flussschiffe, die dem Ägypter Sechem gehörten, der im Dienste der Römer stand.


    Alles Gepäck und der Proviant für eine mehrwöchige Reise waren verstaut und die Soldaten hatten sich auf die vier Schiffe verteilt. Als Letzte gingen der Iuridiculus und seine Begleiterin an Bord des größten der vier Schiffe, dass den Namen 'Hapi' trug und auf dem Sechem persönlich das Kommando führte.


    Nacheinander liefen die Schiffe aus Hafen von Herakleion aus, der am Kanopos-Arm des Nilus lag. Die 'Hapi' machte den Anfang, dahinter folgte die 'Amset', dann folgte die 'Duamutef ' und zum Schluss die 'Kebechsenuef'. Jedes Schiff hatte einen Mast, der schon während der Ausfahrt aus dem Hafen aufgerichtet wurde. Dann wurden die Segel gesetzt, denn von Norden, aus Richtung des Meeres, wehte ein guter und stetiger Wind. Unterstützt von den Ruderern, die froh waren, sich nicht mit ganzer Kraft in die Riemen legen zu müssen, trieb er sie gegen die träge Strömung des Flusses nach Süden, ihrem ersten Ziel Naukratis entgegen.

  • Es war der erste Tag auf dem Fluss. Der Primus Pilus hatte die 15 Männer, die gerade Wache hatten folgendermaßen verteilt: 2 Miles begleiteten den Iuridiculus, im Abstand von zwei Metern. Die anderen 12 Soldaten waren auf dem Deck verteilt und der letzte Miles, war der Wachhabende Offizier, also der Primus Pilus, der Optio oder der Signifer, und befand sich meist auf der Brücke.


    Die anderen Miles waren unter Deck und trainierten, aßen oder schliefen. Ähnlich war das ganze auf den anderen Schiffen geregelt. Die Sicherheit jedes Schiff hatte der Primus Pilus einem 'Primus Legionarius' erteilt, der einen Stellvertreter hatte, den 'Secundus'...

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    Sechem stand auf dem leicht erhöhten Achterdeck der 'Hapi' und beobachtete mit konzentriertem Blick den Fluss. Hin und wieder gab er dem Steuermann mit ruhiger Stimme einen Befehl, oder dem Mann, der für das Trimmen des Segels zuständig war und Mitschiffs hinter dem Mast stand, ein Zeichen.


    So fuhren die vier Schiffe mit der 'Hapi' an der Spitze den Kanopos-Arm des Nilus aufwärts, bis hinter einer Biegung, am rechten Ufer, also linker Hand, die Stadt Naukratis in Sicht kam.

  • Marcellus wurde von einem Sklaven darüber informiert, dass sich der Schiffskonvoi dem ersten Ziel der Inspektionsreise, der Stadt Naukratis näherte. Kurze Zeit später stand er selbst an Deck, um sich ebenfalls davon zu überzeugen und mit dem Kapitän und dem Centurio die weitere Vorgehensweise nach der Ankunft zu besprechen. Als er den Kapitän auf dem Achterdeck erblickte, schritt er langsam auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem kurzen Kopfnicken.


    "Kapitän! Wie ich gehört habe ist das dort vorne bereits Naukratis."

  • Dass die Schiffe sich Naukratis näherten, bekam Vibulanus nicht mit. Seine Wache vor einer Stunde zu Ende gewesen, weshalb er und seine fünfzehn Männer abgelöst worden waren. Gelangweilt warf er einen kleinen Lederball immer wieder gegen das Holz der Wand und fing den appralenden Ball wieder auf. Wieder und wieder. Wie den anderen 30 Männern unter Deck war ihm langweilig, denn in dem beengten Schiff konnte man nicht viel tun und für ihn hatte es nichtmal mehr eine eigene kleine Koje gegeben. Fast fünfzig Soldaten sowieo die Manschaft des Schiffs und die Gäste des Iuridiculus mussten irgendwie untergebracht werden und da war Platzmangel nicht verwunderlich. Natürlich nur für die Legionäre und Matrosen. Den Gästen des aelischen Iuridiculus konnte man eine solche Unterbringung nicht zumuten.

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Claudianus Marcellus
    Marcellus wurde von einem Sklaven darüber informiert, dass sich der Schiffskonvoi dem ersten Ziel der Inspektionsreise, der Stadt Naukratis näherte. Kurze Zeit später stand er selbst an Deck, um sich ebenfalls davon zu überzeugen und mit dem Kapitän und dem Centurio die weitere Vorgehensweise nach der Ankunft zu besprechen. Als er den Kapitän auf dem Achterdeck erblickte, schritt er langsam auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem kurzen Kopfnicken.


    "Kapitän! Wie ich gehört habe ist das dort vorne bereits Naukratis."


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    “Ja, Herr, Naukratis.“, antwortete Sechem.
    “Wir werden gleich das Segel einholen. Dann dauert es nicht mehr lange, bis wir anlegen.“


    Er hob die Hand und rief einem Mann zu, der mit anderen bereits an den Wanten bereit stand: “Techsef! Refft das Segel!“


    Daraufhin erfasste die Männer aufgeregte Betriebsamkeit. Einem unvoreingenommenen Beobachter mochte es wie planlose Hektik vorkommen, doch war es ein hundertfach geübter Vorgang. Die Männer begannen unter den rhythmischen Anfeuerungsrufen Techsefs an den Seilen zu ziehen und verkleinerten damit die Segelfläche.


    Sechem wandte sich wieder dem Iuridiculus zu.
    “Das Wasser ist hier tief. Wenig Strömung. Es wird keine Schwierigkeiten geben.“

  • Gleich darauf trat Sechem an das Heck des Schiffes. Mit den Händen formte er um den Mund einen Trichter und rief etwas in Richtung des Schiffes, das ihnen als nächstes folgte – es war die ’Amset’.
    Dort wurde anschließend ebenfalls das Segel gerefft und kurz darauf auch auf der 'Duamutef ' und schließlich erreichte der Befehl die 'Kebechsenuef', die noch immer das Ende der kleinen Flotte bildete.


    Das ganze Schauspiel wurde am Ufer von einigen leichtgeschürzten Nilfischern mit Wurfnetzen beobachtet und eine Horde lachender Kinder lief ihnen am Ufersaum nach. Sie riefen etwas, was man nicht verstehen konnte, aber dass sie winkten konnte man gut erkennen.
    Scheinbar freuten sich die hier lebenden Menschen darüber, die vier Schiffe zu sehen, welche die Namen der vier Söhne des Horus trugen.

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