• Kurz vor dem Aufbruch besprachen sie noch einmal kurz das Tagespensum.

    Also,...ich möchte nach Möglichkeit heute noch in Tarraco ankommen,...jedoch erklärtes Ziel für heute ist auf jeden Fall Colonia Faventia Iulia Augusta Pia Barcino.
    Die beiden sahen ihn konsterniert an und er sagte,...Barcino?

    Da hellte sich zumindest Lucius´Gesicht auf,

    Kenn´ich,...hab´ich schon von gehört,...ist nicht sehr weit bis Tarraco...
    ...etwa 70 Meilen! Entgegnete Primus.
    Die ganze Strecke macht etwa 240 Meilen,...aber ich denke, wir sollten nicht vollkommen erschöpft vor den Statthalter treten,...also Colonia Faventia Iulia Augusta Pia Barcino. Dort kümmern wir uns um die Pferde,...um uns und am nächsten Tag geht es weiter nach Tarraco.
    Sie sahen sich an und begannen dann ihre Pferde aus dem Stall zu führen.

    Das quirlige Leben welches sie als Geräuschkoulisse in der Nacht durchlitten hatten, war nun zu einem fröhlichen Chaos geworden und es dauerte fast eine halbe Stunde bis sie aus den Stadttoren in Richtung Hispania ritten.

    Der Ritt war angenehm und mit näherrückendem Ziel der Mission wurden die drei auch gesprächiger,...sie genossen den angenehmen warmen Wind der vom Meer herkam, atmeten die würzige Luft und manch einer fragte sich einmal mehr warum er nach Germania gegangen war.

    Rechts von ihnen tauchten plötzlich die Ausläufer der Pyrenäen auf, jenes Bergmassiv welches Gallia von Hispania trennte. Jetzt begegneten ihnen immer häufiger Ziegenherden am Wegrand und bei einem der Hirten erstanden sie einen Laib Ziegenkäse, welcher laut Lucius deliciös sein sollte.

    Sie ritten über geschichtsträchtigen Boden,...denn vor langer Zeit,...fast 360 Jahren machte sich ein genialer Stratege von hier aus auf um Rom das Fürchten zu lehren, Hannibal,...Jahrelang narrte er den Senat errang glorreiche Siege und scheiterte im Grunde nur, nicht als erster und sicher nicht als letzter Feldherr an korrupten Politikern. Hannibal,...ein genialer Stratege wie ihn die Welt bisher nicht mehr gesehen hat. Kämpfte ohne Nachschub, ernährte sich durch das Land welches er verheerte, hob Truppen unter den Gegnern Romas aus und vernichtete mehrere Legionen.

    Hatte er sich nicht das Leben genommen, irgendwo in Griechenland? Nein Roma hatte ihn nicht bekommen,....er hatte sich letztendlich endgültig entzogen...

    Ein Zug von Schwermut überzog Primus´Gesicht,...die nur allzu deutliche Vergänglichkeit des Menschen wurde ihm vor Augen geführt. Menschen kommen und gehen, ritzen ihre Initialen in den Baum der Geschichte, Imperien entstehen und werden vernichtet, Primus dachte daran, wie es wohl mit Roma, seinem Imperium weitergehen würde,...war dies hier ein Wendepunkt,...trug er vielleicht dazu bei, daß es zerbrach oder daß es gefestigt aus einer unsicheren Situation herauskam.
    Einmal mehr fragte er sich was die Briefe wohl enthielten,...

    Nach 8 Stunden Ritt hielten sie an und rasteten unter einer großen Zeder am Fuße eines kleines Flusses. Sie erfrischten zuerst die Pferde und dann sich selbst...Der Ziegenkäse war in der tat sehr schmackhaft, fast scharf,...jedoch lag er schwer im Magen und Primus war froh nicht allzuviel davon gegessen zu haben. Sie ritten weiter und kamen immer tiefer in die trockene Hispanische Landschaft bis sie endlich,...in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne die Türme von Colonia Faventia Iulia Augusta Pia Barcino sahen,...es wurde auch Zeit,
    ...sollten Andere irgendwelche Rekorde brechen,...sie ritten in die Stadt ein, die deutlich ruhiger war als die letzte und von deutlich dunkleren Menschen bewohnt wurde. Sie fanden kein geeignetes Quartier und so schlüpften sie für die eine Nacht bei der Garnison unter...die Legitimation des Legaten hatte hier zwar nicht ein ganz so großes Gewicht wie in Germania und Gallia,...jedoch half es auch hier zu einer Unterkunft und freier Kost.

    Sie schliefen über den Pferden im Heuschober, was ihnen aber nichts machte,...denn sie waren einfach hundemüde und schliefen nachdem sie die Pferde versorgt hatten kurz nach dem Hinlegen ein,...die wochenlange Reise und das veränderte Klima forderten ihren Tribut.

  • Noch vor dem Morgengrauen wurde Primus wach und stand auf,...er verlies den Stall und sah sich ein wenig um. Die kleine Garnison war in einem mäßig gepflegtem Zustand,...die paar Legionäre die er antraf waren schläfrig und nahmen kaum Notiz von ihm. Kopfschüttelnd ging er zurück in den Stall und weckte seine beiden Kameraden. Nach dem üblichen Prozedere des Wachwerdens und der morgendlichen Verdrieslichkeiten beschlossen sie eine Therme in der Stadt aufzusuchen.
    Nach kurzer Zeit fanden sie eine kleine aber wie sich herausstellte, feine Therme und ließen sich für den letzten Besuch bei einem Statthalter pflegen. Massagen, Enthaarungen und Rasieren machte wieder halbwegs ansehnliche Menschen aus ihnen.
    Nach zwei Stunden verließen sie die Therme und machten sich wieder auf den Weg,...Hispania ulterior oder Tarraconensis war geschichtsträchtiger Boden der sich mit der Mániana der hiesigen Bevölkerung kaum erklären ließ,...überall lagen Menschen im Schatten und begingen ihre Siésta. Vor mehr als 50 Jahren ging von hier aus der damalige Statthalter Galba seinen Weg nach Roma um die Nachfolge des wahnsinniger Nero anzutreten,...eine Nachfolge freilich, die nicht besonders lange währte.
    Sie ritten die 70 Meilen in 5 Stunden und waren hora undecima vor den Toren von Tarraco.
    Verdieslich stellte Primus fest, daß der Besuch der Therme am Morgen im Grunde für die Katz gewesen war,..sie waren vollkomen verschwitzt und vom Staub der Straße bedeckt...abher hier sahen fast alle so aus die sich auf der Strasse bewegten und so ritten sie in die Hauptstadt der Provinz ein.

  • Primus verließ den Statthalterpalast und ging nach draußen. Eine wunderbar warme Frühlingssonne schien ihm ins Gesicht. Er schloß kurz die Augen um diesen Eindruck auf sich wirken zu lassen. Da hörte er Schritte die rasch näher kamen,…er wandte sich von der Sonnenseite ab und öffnete die Augen, um sofort klare Sicht zu haben und nicht gegen die Sonne zu blinzeln. Er erkannte Lucius und Ocellus die mit beruhigenden Gesten auf ihn zukamen,
    Hoho, Primus,…wir sind es,…
    Da wurde ihm bewusst, dass er die Hand an der Spatha hatte und in einer Defensivposition verharrte. Er entspannte sich und sprach diese unbewußte Handlung seinen Nerven zu,…zu lange stand er schon unter Druck.
    Er räusperte sich kurz und fragte,
    Wo sind die Pferde?
    Ocellus antwortete, Sie stehen im Stall der hiesigen Garnison und werden nach allen Regeln der Kunst verwöhnt,…dein Siegel machts möglich…
    Primus nickte und Lucius sagte,
    Da wir annahmen, dass wir heute hier bleiben und erst morgen weiterreiten,…haben wir ein Quartier gesucht und Dank deines Siegels auch gefunden,…Offiziersquartiere in der Garnison,…nicht übel…
    Primus nickte erneut und sah seine Kameraden an,…dünner waren sie geworden,…hager im Gesicht,…er war sicher er sah nicht viel besser aus. Er hielt sein Gesicht in die Sonne und sagte,
    In Ordnung,…ich schlage vor, wir gehen in die Unterkunft, ziehen uns um und gehen zum Strand,…danach was Essen und vielleicht einen Schoppen Wein,…der soll hier ganz gut sein…
    Er wandte sich wieder seinen Kameraden zu, die ihn angrinsten.
    Danach werden wir uns über die weiteren Schritte unterhalten müssen,…vor allem über die Route für die Rückreise.
    Lucius fragte spontan,
    …wie,…Rückreise,…wars das mit der Mission?
    Primus sah ihn an und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Die Mission endet in der Regia in Mogontiacum,…im Officium des Legaten Vinicius,…
    Ocellus trat zu ihnen und sagte,
    …und du machst dir Sorgen über unseren Rückweg,…speziell durch Gallia?
    Primus nickte und entgegnete,
    Ja,…vielleicht sollten wir die Gegend um Gergovia meiden und eine andere Route wählen,…ich habe ehrlich gesagt keine Lust unter mehr Anspannung als nötig zurück zu reiten.
    Lucius meldete sich zu Wort und meinte,
    Ach was Leute,…lasst uns heute erstmal Tarraco genißen,…in der Sonne liegen, im Meer Baden,…was ordentliches Essen und vielleicht,…vielleicht ein zwei Herzen brechen…
    Ocellus und Primus sahen ihn verwundert an,…für Lucius schien das Leben andere Schwerpunkte zu setzen,…das machte ihn nicht weiser aber zweifellos eine ganze Ecke glücklicher.
    Sie zogen los zu ihrer Unterkunft und zogen sich um,…packten ein paar Sachen zusammen und gingen an der Strand,…sie erlebten einen unbeschwertebn Nachmittag am Mare internum und gingen am fr+ühenm Abend in die Thermen um sich ordentlich verwöhnen zu lassen,…wie erwartet ließ Lucius nichts anbrennen und schaffte es sogar drei Freundinnen zu finden, die bereit waren mit ihnen den Abend zu verbringen.
    Rs wurde ein schöner, heiterer Abend, sie lachten und fühlten sich jung und unbesiegbar.
    Spät in der Nacht fielen sie erschöpft aber glücklich auf ihre Pritschen und schliefen durch bis zum Morgengrauen.

  • Nach einer angenehmen Nacht und einem guten Frühstück saßen die drei zusammen und besprachen die Route,...dabei beugten sie sich über Primus Kartenmaterial und folgten seinem Finger über der ledernen Karte.

    Die Strecke bis Mogontiacum hat eine Länge von Knapp 900 Meilen,...wenn wir im Schnitt 180 Meilen pro Tag schaffen sind wir in 5 Tagen da,...
    Er sah seine Freunde an,...180 Meilen pro Tag,...das entsprach ungefähr dem Schnitt ihrer Reise hierher. Bisher hatte alles gut geklappt, abgesehen von dem Zwischenfall in Gergovia.

    Ich habe eine weiter östliche Route gewählt,...so tangieren wir Gergovia in einer Entfernung von rund 150 Meilen,...das dürfte uns also daher weniger unagenehme Überraschungen mit diesen Leibgardisten des Gallischen Statthalters bescheren,...wobei wir wachsam sein müssen,...alternativ dazu wäre noch die Route über die Alpen,...die ist jedoch ungleich länger.

    Die beiden Kameraden sahen sich an und Lucius entgegnete,

    Da eine Desertation ja ausgeschlossen ist und wir eh nicht hierbleiben können, schlage ich vor wir nehmen die Route durch Gallien,...Lumpenpack gibt es überall,...ob nun Leibgardisten mit Eigeninteresse oder Raubgesindel.


    Ocellus entgegnete,

    Ich halte diese Leibgardisten eher für wüste Schläger als für taktisch agierende Krieger,...ich meine auch wir sollten durch Gallien reiten....wir müssen eben wachsam sein.

    Gut! Entgegnete Primus,...dann los, unsere erste Station ist Narbo Martius,…wir kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und reiten dann in einer Stunde los.

    Jedoch blieb ihm ein ungutes Gefühl bei der Sache,...auch die Zusammenkunft mit Agrippa in Arausio .....

    Warum fragte damals dieser Thorwald oder Alwin....nach ihm,...gibt es da einen Zusammenhang? Jedoch verscheuchte er diesen Gedanken schnell wieder um sich seiner Ausrüstung zu widmen.

    Er prüfte seinen Bogen,...fettete seinen Lederpanzer, schärfte seine Waffen,...zum Schluß prüfte er die Lederne Tasche mit den drei Botschaften der Statthalter…alles ordentlich verstaut und am Pferd befestigt traten die drei ihren Weg zurück an,...den Weg zurück nach Germania.

  • Ihr Weg führte sie durch die Stadt zur Regia. Dort warteten Lucius und Ocellus während Primus in die Regia ging um beim Proconsul die letzte Botschaft für seinen Legaten abzuholen.
    Die beiden waren guten Mutes während sie auf Primus warteten.
    Sag´mal Ocellus?!...tut es dir nicht leid all das hier so ungenutzt zu verlassen?
    Er wies auf die jungen Frauen mit ihrem einzigartigem Teint und ihren graziösen Bewegungen.
    Ocellus warf einen Blick darauf und entgegnete,
    Ach Lucius,...in der Nacht sind alle Katzen grau,...mich interessiert viel mehr den Typ da hinten,...an Brunnen,...irgendwie kommt der mir bekannt vor.
    Wie beiläufig sah sich Lucius allgemein um und sah den Kerl,...ein Stich ging durch seinen Körper,...ja...
    Verdammt du hast Recht,...der sieht wie einer von diesen Leibwächtern aus,...so eine Narbe ist selten.
    Ocellus nickte zustimmend,...der Mann hatte eine Narbe quer über das Gesicht,...er sah fast wie ein Januskopf aus.
    Was meinst du,...sollen wir uns den schnappen?
    Wie denn, ohne Aufsehen zu erregen,...wir werden Primus fragen...
    So blieb ihnen nichts übrig als den Kerl unauffällig zu beobachten bis Primus wieder aus der Regia zurück kam.
    Bald war es soweit,...Primus kam heraus und ging mit federnden Schritten auf sein Pferd zu,...an den Gesichtern seiner Freund erkannte er, daß etwas nicht stimmte...er stieg auf und fragte,
    Was ist los?
    Wir haben ungebetenen Besuch! entgegnete Lucius.
    Da hinten,...am Brunnen,...es scheint einer dieser Leibwächter zu sein,...und er beobachtet uns schon eine ganze Weile,...
    Primus sah den Kerl.
    Umlegen? fragte Lucius.
    Primus zog sein Pferd herum,...
    Nein, wir sollten hier kein Aufsehen erregen,...außerdem wissen wir nicht ob er allein ist,...das regeln wir außerhalb der Stadt.
    Dann gab er seinem Pferd die Fersen, während Lucius zu Ocellus feixte.
    Sie ritten langsam aus Tarraco heraus und erhöhten dann das Tempo.
    Unaufällig beobachtend stellten sie fest, daß sie verfolgt wurden,...es waren drei Mann...

  • Sie ritten ein zügiges Tempo, forderten ihre Pferde holten aber nicht alles aus ihnen heraus,...dazu war die Via zu stark frequentiert und vor allem hatten sie ihre Wechselpferde mit ihrem Gepäck dabei. Primus war in Gedanken,...wie konnte es ihnen nur entgangen sein, daß sie verfolgt wurden?
    Irgendwas war faul an der ganzen Sache...
    Die Kerle hielten eine viertel Meile Abstand,...machten keinerlei Anstalten sie einzuholen ,...sie beobachteten nur wie es schien.
    Nach sechs Stunden Ritt machten sie eine kurze Rast, wechselten die Pferde und verstauten ihre persönliche Habe auf den ermüdeten Pferden.
    Das war für sie ein Vorteil,...ihre Verfolger konnten das nicht.
    Sie kontrollierten ihre Waffen und befestigten sie griffbereit an ihren Pferden. Primus packte seinen Langbogen aus,...mit diesen hatte er schon bei günstigem Wind eine Viertel Meile weit geschossen,...doch er erlag nicht der Versuchung es hier und jetzt wieder zu tun...bei solch einem Schuß spielten einfach zu viele Faktoren eine Rolle und bisher, so hoffte er schien es so als wähnten sich die Verfolger unentdeckt.
    Nach den üblichen Prozeduren einer Rast ritten sie nach 15 Minuten weiter,...in entsprechender Entfernung tauchten die Silhouetten der Verfolger wieder auf.
    Sie sprachen nicht viel,...jeder hing seinen Gedanken nach.
    Ob sie in jeder Stadt entlang der Via Agrippa ihre Spione hatten,...war es gar eine ausgeklügelte Organisation? Würden es also mehr werden,...je weiter sie ritten?
    Als ob irgendein Gott Primus Fragen gehört hatte,...bald wurden sie von vier Männern verfolgt. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und bald überquerten sie die Grenze nach Gallia...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!