Übungen zweier Tribuni

  • Alienus war zufrieden mit der Art, wie der Tribun die Aufgabe gelöst hatte. Das sagte er ihm allerdings nicht, das würde der Philosophie der Ausbildung entgegen stehen.


    Verbesserungswürdig, aber das war erst der Anfang. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass du auf dem Schlachtfeld nicht einmal die Hälfte des Platzes haben wirst, die du nun hast. Der Gegner weiß mit Sicherheit auch, dass Reiter nur in Bewegung Gefährlich sind.


    Er schritt auf Ursus zu und stellte sich neben sein Pferd.


    Nun versuche, die Bewegungen schneller auszuführen. Schnelligkeit ist dein einziger Vorteil im Schlachtgetümmel. Ich werde nah bei deiner Flanke bleiben und musst versuchen, mit der Schwerthand an mich heran zu kommen. Ich bin allerdings wesentlich flexibler als ein Holzpfahl.


    Da die Sonne bereits aufging und bald die ersten Soldaten hier auftauchen würden, müsste der Tribun bis dahin entweder viel besser sein, oder sich blamieren.


    Sim-Off:

    Das ganze Prozedere wird von mir natürlich etwas gerafft, in Echtzeit würden wir die einzelnen Punkte viel deutlicher Erarbeiten, aber wir haben ja nicht ewig Zeit ;)

  • Sim-Off:

    In Ordnung ;)


    Ursus nickte ernst. Daß es verbesserungswürdig war, hatte er auch gemerkt. Doch immerhin hatte er inzwischen auch begriffen, welche Zeichen sein Pferd verstand und welche wirkungslos blieben. Natürlich würde es auch da noch eine Menge Übungsbedarf geben, doch seine Mißerfolge und kleinen Erfolge bis jetzt hatten ihm schon einige Erkenntnisse beschert.


    Schnelligkeit. Genau daran haperte es noch gewaltig. Um etwaige Zuschauer vor denen er sich blamieren konnte, machte Ursus sich im Moment nicht die geringsten Gedanken. Er war ganz auf die Aufgabe und das Pferd konzentriert. Seine Schenkelhilfen waren nun schon gezielter und auch Arbo reagierte inzwischen besser. Zum einen weil auch er verstanden hatte, was Ursus von ihm wollte und weil Ursus auch nicht mehr so viel herumzappelte in Unwissenheit, wie er dem Pferd sagen sollte, was er von ihm wollte.


    Doch auch wenn er sich schon wesentlich geschickter anstellte, als bei den ersten Versuchen, und auch schon deutlich schneller war, so genügte es doch nicht, um Alienus wirkungsvoll beizukommen. Irgendwie war der immer schon weg, wenn Ursus das Pferd passend dirigiert hatte. Es haperte noch immer an der Schnelligkeit. In einem realen Kampf wäre Ursus zu Pferd vermutlich hoffnungslos verloren. Doch er war ja hier, um zu lernen und nicht weil er schon perfekt war.

  • Alienus bewegte sich nicht einmal besonders schnell und doch kam Ursus nicht hinterher. Das lag allerdings nicht nur an ihm, sondern auch an seinem Pferd. Die beiden waren einfach noch nicht eingespielt, aber das würde sich ergeben. Nach einigen Minuten hatte Alienus genug gesehen.


    STOPP!


    Er ließ nun sein Pferd herankommen und schwang sich auf dessen Rücken. Dann nahm er sich das ihm dargereichte Holzschwert.


    Nun werden wir uns ein wenig bekriegen. Dabei sollst du vor allem versuchen, mich anzugreifen. Wenn du in einer guten Angriffsposition gegen einen Reiter bist, dann kannst du dich auch gut gegen ihn verteidigen.

  • Auch wenn die Übung nicht sonderlich gut klappte, so war Ursus doch ausgesprochen zufrieden mit seinem Pferd. Sie waren zwar noch nicht gut aufeinander eingespielt, doch die Geduld des Tieres war ganz erstaunlich. Auch schien dem Tier die ganze Sache irgendwie Spaß zu machen, denn es war eifrig bei der Sache und hielt seine Ohren aufmerksam nach vorne gerichtet.


    Nun wurde es noch eine Stufe schwieriger. Der direkte Kampf mit einem anderen Reiter. Nun mußte Ursus einen großen Teil seiner Konzentration dem Kampf widmen und die fehlte ihm natürlich bei der Handhabung des Pferdes. Trotzdem biß er fest die Zähne zusammen. Erstaunlicherweise war es gar nicht so schwer, Arbo neben das Pferd von Alienus zu dirigieren. Als würde das Tier ahnen, was von ihm erwartet wurde. Nur wählte es dabei leider erst einmal die falsche Seite, so daß Ursus mit seinem Schwertarm nicht an Alienus herankam. Doch beim zweiten Versuch klappte es. Arbo drängte sich an das Pferd von Alienus und Ursus konnte sich ganz darauf konzentrieren, Alienus anzugreifen. Die Position war perfekt und Ursus zögerte auch nicht, mit dem Holzgladius zuzustoßen, sobald er nahe genug heran war.

  • Alienus sah, wie sich Ursus positionierte und bereitete sich auf die Verteidigung vor. Die ersten Stöße, die von Ursus kamen, parierte er Mühelos, bevor er den Schwierigkeitsgrad erhöhte und selber anfing, sein Pferd zu manövrieren um Ursus ebenfalls dazu zu zwingen. Er wollte testen, wie gut der Aurelier das nun schon beherrschte und vor allem wie schnell.

  • Hatte Ursus erst gedacht, daß es doch überraschend gut funktionierte, so mußte er jetzt feststellen, daß dies nicht so wirklich der Fall war. Als Alienus nun seinerseits sein Pferd manövrierte und somit die günstige Angriffposition alles andere als eine solche wurde, hatte Ursus alle Mühe, halbwegs hinterher zu kommen. Hätte Alienus nun tatsächlich angegriffen, so hätte Ursus dem nichts entgegenzusetzen gehabt. Doch es wurde besser. Mit jedem einzelnen Versuch. Und Ursus war nicht gewillt, aufzugeben.

  • Alienus bemerkte die leichten Fortschritte bei seinem Schüler, intern nannte er ihn mal so, und freute sich innerlich darüber. Nun erhöhte er den Schwierigkeitsgrad noch einmal, als er seinerseits zum Angriff überging. Er machte dies allerdings ruhig und langsam, um Ursus nicht zu überfordern. Diese Lektion war sehr schwierig und würde sicherlich nicht auf Anhieb klappen, aber Alienus war da zuversichtlich.

  • Gerade hatte Ursus es geschafft, sein Pferd in eine halbwegs passende Position zu bringen, da sah er plötzlich das Holzsschwert auf sich zusausen. Eher im Reflex als aus Berechnung riß er sein eigenes Holzsschwert hoch, konnte den Angriff aber nicht so richtig abwehren. Doch wenistens berührten sich die Holzschwerter noch. Dann war Arbo schon wieder weitergelaufen und Ursus mußte ihn erst wieder so dirigieren, daß er an Alienus herankam. Dieses mal war es besser und Ursus versuchte einfach einen weiteren Angriff. Heranreiten und zustoßen, ein Versuch eben, um zu sehen, wie weit er damit kam.

  • Noch waren die Angriffe von Ursus gegen ihn nicht sonderlich erfolgreich, und auch diesen parierte Alienus recht fix. Nach einigen weiteren Minuten des Übens, hatte Alienus genug gesehen.


    STOPP!


    Er überdachte kurz seinen Plan, den er sich für den heutigen Morgen überlegt hatte.


    Tribun, ich denke das reicht für heute. Du hast ja selber gesehen, dass du den Kampf zu Pferd noch verbessern musst. Bis zu unserer Abreise an den Limes wirst du das nicht lernen, aber du kannst dich immerhin verteidigen falls wir angegriffen werden.
    Wenn du dies allerdings wünschst, dann würden die anderen Tribuni und ich weiterhin deine "Ausbildung" übernehmen, du hast noch viel zu lernen.

  • Natürlich wurde sein Angriff abgewehrt. Aber immerhin hatte er einen solchen zustande gebracht und das war doch schon mal was für einen blutigen Anfänger in Sachen Kämpfe zu Pferd. So langsam bekam er den Bogen raus. Doch natürlich war auch ihm klar, daß er noch ganz am Anfang stand und noch viel üben mußte.


    Das brachte Alienus dann auch zum Ausdruck und Ursus konnte dazu nur nicken. Der Terentier hatte ja vollkommen recht. "Ich wünsche es", bestätigte er erst einmal. "Am Schreibtisch versauern könnte ich schließlich auch in Rom. Und wer weiß, vielleicht verschlägt es mich eines Tages ein weiteres mal zum Militär. Ich wäre Dir - und auch den anderen Tribunen - sehr dankbar, wenn ihr mich ausbilden würdet, soweit es eure Zeit erlaubt." Es konnte auch nur nützlich sein und auf keinen Fall schaden, auch zu Pferd kämpfen zu können.

  • Gut, dann kümmern wir uns gemeinsam um die Aufgabe, dich zu einem Elitesoldaten zu formen. Ich denke, wir sollten das hier jetzt beenden, ich habe heute eine Menge zu tun.


    Er stieg von seinem Pferd und gab dieses, sowie sein Übungsschwert, dem Legionär der immer noch wartend neben ihnen stand.


    Wenn du Zeit findest zum üben, dann weißt du wo du mich finden kannst.

  • Auch Ursus stieg von seinem Pferd und mußte feststellen, daß seine Knie butterweich waren. So blieb er einfach einen Moment neben dem Pferd stehen und hoffte, daß niemand etwas davon bemerkte. "Ich werde gewiß bald auf Dein Angebot zurückkommen, Tribun Terentius. Hab Dank dafür, daß Du mir heute morgen schon so viel Deiner Zeit geopfert hast." Daß sie es schafften, einen Elitesoldaten aus ihm zu machen, das bezweifelte er dann ja doch. Aber einen brauchbaren, das hoffte er. Sie hatten dafür ein Jahr. Na, das sollte doch zu schaffen sein.


    Seine Worte hatten die Sekunden überbrückt, in denen seine Beine sich kaum noch so anfühlten, als könnten sie ihn tragen, doch dann war dieses Buttergefühl zumindest teilweise überwunden. Genug, um die Zügel des Pferdes und das Holzschwert an den Legionär zu übergeben. Dann machte er sich nach einem kurzen Abschiedsgruß auf den Weg zu seiner Casa, um sich zu waschen, eine frische Tunika unterzuziehen - und vor allen Dingen etwas zu essen, bevor er dann an seine Arbeit ging.

  • Ich bin sowieso fast jeden Morgen um diese Zeit hier und mit einem Kameraden zum Üben macht das doch deutlich mehr Spaß.


    Alienus beobachtete amüsiert, wie Ursus von seinem Pferd stieg und ein paar Momente des Sammelns benötigte. Er hatte das selber auch erlebt und verbarg daher seine Freude.


    Ursus machte sich auf den Weg in Richtung des Castellums, während Alienus den Legionär wegschickte und noch ein paar Runden um den Platz drehte, bevor er in seine Casa zurückkehrte.

  • Am folgenden Morgen stand Ursus wieder so früh auf, auch wenn es ihm sehr schwer fiel. Er war durchaus kein Langschläfer und hatte auch in Rom die Morgenstunden für das Training genutzt, doch gar so früh war das dann doch nicht gewesen. Und das sehr frühe Aufstehen war nun schon eine gewaltige Umstellung für ihn. Dementsprechend war er auch noch sehr müde, als er an diesem Morgen auf dem Exerzierplatz erschien und erst einmal mit Laufen und ein paar Übungen begann, um warm zu werden und seine Kondition zu erhalten…

  • Alienus hatte an diesem Morgen länger geschlafen als er es sonst tat und so war er, wider erwarten, nicht der Erste der heute hier seine Runden drehte.


    Fleißiges Kerlchen..., murmelte er in sich hinein, bevor er ebenfalls begann, seine Runden zu drehen um sich aufzuwärmen.

  • Es dauerte gar nicht lange, da tauchte auch Alienus auf dem Exerzierplatz auf und begann zu laufen. Ursus war ganz froh, daß er etwas früher hiergewesen war. Denn zum einen machte das hoffentlich einen guten Eindruck, zum anderen hatte er in den ersten Minuten eher ein Bild des Jammers abgegeben, da er doch noch sehr verschlafen gewesen war. Inzwischen hatte er seine Müdigkeit abgeschüttelt. Und die Tatsache, daß der Himmel sich langsam zu erhellen begann, hob seine Laune doch deutlich an.


    Er hatte dafür gesorgt, daß ihm sein Pferd gebracht wurde und als er einen Legionär mit Arbo auftauchen sah, beendete er das Laufen und trat auf ihn zu, um die Zügel zu übernehmen. Dann blickte er sich nach Alienus um. Ob er Zeit hatte, mit ihm zu arbeiten? Ansonsten würde er einfach üben, das Tier ohne Zügelhilfen zu beherrschen.

  • Alienus lief die letzte Runde deutlich schneller als die vorherigen und kam dann vor Ursus und seinem Pferd zum stehen. Nach einer kurzen verschnaufpause, der Jüngste war er ja auch nicht mehr, hatte er sich etwas überlegt.


    Salve Tribun, was treibt dich so früh hierher? Kannst du auch nicht schlafen?

  • Ursus grinste ein wenig schief. "Salve, Tribun. Och, ich hätte noch ganz wunderbar schlafen können. Aber die Notwendigkeit des Trainings treibt mich her. Die frühe Stunde ist praktisch. Nicht viele Zuschauer und die Gewißheit, von niemandem vermißt zu werden, der etwas dringendes von einem möchte." Er fand, das waren beides gute Gründe. Doch ob er das wirklich jeden Morgen durchhielt? Versuchen wollte er es zumindest. Denn nur regelmäßiges Training konnte echten Erfolg bringen. "Und Du konntest demnach nicht mehr schlafen?" Zumindest legte die Verwendung des Wortes "auch" diese Vermutung nahe.

  • Sehr löblich, sehr löblich. Tatsächlich ist es auch tagsüber für unsereins eher schwierig, sich von der Arbeit zu lösen und zu trainieren.


    Jaja, der Schlaf. Über das Thema hatte Alienus schon lange aufgehört nachzudenken. Es gab wichtigeres.


    So ist es. Seit meiner Zeit als Centurio kann ich nicht mehr bis zum Sonnenaufgang schlafen, ich habe mir das so angewöhnt und bis jetzt sehe ich keinerlei veranlassung, diese Gewohnheit wieder aufzugeben.

  • "Na, ich gebe zu, daß es mir schon ziemlich schwer fällt, derart früh aufzustehen. Obwohl ich auch in Rom nie so arg lange geschlafen habe. Ich habe auch dort schon morgens trainiert, da ist es auch im Sommer noch angenehm kühl und es kommt nichts dazwischen. Aber gar so früh... Naja, ich hoffe, ich werde mich halbwegs daran gewöhnen. Denn sinnvoll ist es auf jeden Fall." Er würde sich eben zusammenreißen müssen.


    Da Alienus seine Zeit als Centurio erwähnte, nahm Ursus an, daß er wohl ganz unten angefangen hatte. Als Probatus. Und hatte es dann vermutlich durch außergewöhnliche Leistungen in den Ritterstand geschafft. Das schafften wahrhaftig nicht viele!


    "Hättest Du denn Zeit und Lust, mit mir zu trainieren? Falls nicht, werde ich einfach mein Zusammenspiel mit meinem Pferd üben. Denn damit hapert es ja wirklich noch gewaltig."

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