An diesem Nachmittag wurde Lupus, der Procurator im Haus der Tiberier erwartet. Er würde die beiden neuen Fahrer mitbringen, die er für die Factio eingekauft hatte und Durus war gespannt, wie sie sich machen würden. Es waren zwei Männer, die Campus Calidus auf dem Rennen in Alexandreia gesehen hatte. Beide sollten recht gute Fahrer sein. Es war wirklich ein Jammer, dass er während der Equirria nicht selbst zugegen gewesen war - die Veneta hatte auf ganzer Linie gesiegt, wenn auch Dareios wegen einer Verletzung, die nun doch nicht ordentlich geheilt war, seine Karriere beendet hatte. Dort liefen bereits Verhandlungen, ob der alte Fahrer nicht als neuer Auriga-Trainer übernommen werden sollte.
Endlich erschien Caius Lupus, gefolgt von zwei Männern. Der eine war ein junger, blonder Gallier - vermutlich Casetorix. Daneben ging ein hochgewachsener Ägypter, dessen Kinn vor Stolz leicht nach oben gereckt war. Vielleicht betrachtete er aber auch nur die Verzierung am Rand der Decke...
"Princeps Tiberius, salve!"
begrüßte der Procurator seinen Princeps Factionis. Der Tiberier trat vor und reichte ihm die Hand, dann ging er zu dem Gallier.
"Du musst Casetorix sein, nicht wahr?"
Der Angesprochene nickte und verneigte sich leicht. Er wirkte weitaus bescheidener als der Mann neben ihm. Doch der Tiberier ging bereits weiter zu Mehaf.
"Mehaf, nehme ich an?"
Der Ägypter sah ihn stumm an. Durus sah zu Lupus.
"Ist er stumm?"
"Er spricht kein Latein!"
erwiderte dieser und Durus versuchte es erneut, diesmal auf Griechisch - das beherrschte er noch aus seiner Zeit in Alexandria.
"Chaire, Mehaf! Wie geht es dir?"
"Gut. Aber etwas kalt hier."
antwortete er dann, ohne im Geringsten verunsichert zu wirken. Durus lächelte. Vermutlich kam der Bursche geradewegs aus dem Süden von Aegyptus. Dort herrschte ständig eine sengende Hitze. Andernfalls wäre er sicher nicht auf die Idee gekommen, die Frühlingswärme Roms als kalt zu bezeichnen. Andererseits war es im Atrium wirklich etwas kühl...
"Gehen wir in den Hortus."
meinte Durus und bedeutete den Männern zu gehen.