Die Luft roch anders, als sie diese in Erinnerung gehabt hatte, und so war jeder Schritt durch den kleinen Garten, der zum praetorium gehörte, eine Reise in die Vergangenheit, und gleichzeitig auch eine Neuentdeckung. Letztlich hatte sie sich in Italia nie wirklich heimisch gefühlt, sodass sie Hispania mehr als Italia vermisst hatte, wenn sie gereist war - aber es war auch nichts, was der Iulierin allzu sehr das Herz hätte schwer werden lassen. Sie hatte in ihrem Leben genügend Veränderungen erlebt und mitgemacht, sodass grundlegende Wehmut nie allzu lange andauerte, denn die Erfahrung, dass eine Veränderung nichts schlechtes sein musste, war ein stetiger Begleiter geworden. Manchmal mussten sich Dinge auch erst verändern, dass man Neues erkennen und lernen konnte.
Lächelnd nahm sie schließlich auf einer kleinen Bank Platz, die in Rufweite des Hauses stand und blickte in den klaren, blauen Himmel. Das Wetter war schön, wenngleich noch nicht so warm, wie es zu dieser Jahreszeit hätte sein sollen, aber zumindest regnete es nicht ... die Finger gelinde ineinander verschränkend, wartete sie ab. Bevor sie in den Garten hinausgetreten war, hatte sie Xamander gebeten, Tiberia Albina zu suchen und sie zu bitten, sie im Garten zu einem Gespräch zu treffen - und nun wartete sie entweder auf die selbige, oder aber auf ihren Sklaven, der ihr berichten sollte, dass die junge Tiberierin verhindert wäre, aus welchem Grunde auch immer. Sie mochte die junge Frau, und der Gedanke, sie bald an einen der Flavier und nach Hispania zu verlieren, sollte er dort weiterhin procurator sein und bleiben, gefiel ihr nicht unbedingt.
Nach ihrem Geschmack war diese Ehe keine glückliche Idee, aber ... sie war beschlossen, und es würde beiden Familien schaden, die Verlobung aufzulösen, auch wenn sie selbst kein gutes Gefühl dabei hatte. Sie hätte den Grund nicht einmal erklären können, wieso sie einen anderen Gemahl für Albina vorgezogen hätte, es war nur eine Ahnung, und auf Ahnungen ließ sich schlecht aufbauen, vor allem nicht, wenn Begründungen gefragt waren. Hoffentlich würde Albina dennoch glücklich werden, und darin wollte sie die junge Frau gern unterstützen. Sinnierend strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück und ließ die Gedanken wandern ...